Rudergänger müsste ein "Kanalsteuerer" gewesen sein, das sind besonders erfahrene Steuerleute die auf dem NOK bei Schiffen ab einer gewissen Größe neben dem Lotsen vorgeschrieben sind. Hintergrund ist der Bernoulli-Effekt, der in engen, flachem Fahrwasser besonders zuschlägt und das Fahrverhalten von großen Schiffen verändert. Beim Begegnungsverkehr können sich die Schiffesrümpfe gegenseitig ansaugen grübel... oder heißt es Venturi Effekt? Egal, ist jedenfalls doof. Fahrt wegnehmen vermindert zwar das Ansaugen, aber auch die Ruderwirkung.
Maschinenausfall nehme ich auch an. Durch den NOK ist Revierfahrt, da sind alle möglichen Vorsorgemaßnahmen angesagt. Anker vorgefiert und klar zum Fallen als Notbremse, Rudermaschinenraum besetzt, Stress auf der Brücke. Stress nicht im Sinne von Hektik, aber besonders konzentrierte Aufmerksamkeit.
Kanalfahrt hatte mir immer richtig gut gefallen. Dabei hatte ich keine besondere Rolle (die Kollegen vom Rudermaschinenraum hatten Chance, sich bis auf einen bei gutem Wetter auf dem Achterdeck sonnen). Und es war mit keinem "Zur Übung: Feuer im Schiff! Es brennt in Abteilung..." zu rechnen, könnte ja doch irgendwas passieren. Wenn in meinem Abschnitt nix zu tun war, konnte ich in der Freiwache vom Peildeck den Eingeborenen in den Gärten zuschauen. Bilder kann ich leider nicht zeigen, hab ich nur in Erinnerung. Und in den Ohren den unvergleichlichen Klang von V16 Turbodieseln mit 150 Liter Hubraum in der Schleusenkammer beim Manöverieren.
Danke für die Bilder