Ja was willst Du jetzt von mir lesen? Unser Gewerbe ist - dem muß mensch sich stellen - toter als tod. Wenn auf der einen Seite der Produktionsstrasse ein ganzer Baum eingeschoben wird und am anderen Ende das fertige Möbel heraus fällt. Und was mal unsere Stärke war - das passgenaue Herstellen eines Möbels - je nun, heute ein wenig drehen an den Parametern und schon ist das Gewünschte produziert.
Was wir
NOCH haben ist das Auge. Bei der Auswahl der Rohware zu erkennen wie die Bohle gewachsen und gemasert ist um im Zuschnitt und Abrichten ein rundum stimmiges Bild zu haben. Falls nötig - Verleimregeln, das habe ich bislang bei keinem einzigen Teil aus Massenproduktion gesehen. Warum auch? - treibt ja nur die Kosten nach oben. Was ich so an Leimholzplatten im Baumarkt sehe - jetzt mal ganz abgesehen von der Qualität der Rohware - ist schlicht eine Frechheit.
In der Restauration, ja, durchaus. Hier behaupte ich mal ganz kühn - das kann keine Maschine.
Ich durfte mal einen sog. Kabinettschrank aus Bj ca. 1700 - 1730 restaurieren. Mit einer Unzahl teils sehr filigran gearbeiten Geheimladen. Material simpel - Fichte als Basis, mit gesägtem Furnier belegt. Und ein bißl was Gedrechseltes. Geht heutzutage immer noch, Materialaufwand durchaus überschaubar.
ABER: Grob geschätzte Arbeitszeit auf damaliger Fertigungsbasis ein gutes halbes Jahr.
Das ist das Eine.
Das Andere ist die Wertschätzung der p.t. Kundschaft welche ein handgefertigtes Möbel auch bezahlen kann und will.
So, jetzt muß ich irgend wie den Spagat zum Thema schaffen - ja, geht doch - das Restaurieren dieses Schrankes hat mir sehr gut gefallen. Und noch mehr - da habe ich ein paar Münzen gefunden. Waren dann eindeutig einem unter Napoleon Buonaparte "dienenden" deutschem Duodenzfürsten zuzuordnen. Faszinierend.
Gruß aus dem Wein/4, André.
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