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Ab wann gab es die ersten Alurahmen?

Alurohre brauchen halt eine andere Dimensionierung als Stahl. Vor Gary Klein waren Alurahmen durchgehend kurzlebiger, unterdimensionierter Schrott. Erst mit dem 'Oversizing' (im Vgl. zu Stahl) wurden sie dauerhaft haltbar.
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Wegweisend z.B. die Räder von Charlie Cunningham. Eines seiner ersten Räder wurde von seiner Frau Jacquie Phelan fast 20 Jahre bei Rennen und im täglichen Gebrauch ohne Schaden eingesetzt.

Ich bin Mitte der 90er mit einem Guerciotti-gelabelten Alan-Rahmen Rennen gefahren (der mit den dünnen, geklebten Rohren), habe das Rad später für den täglichen Weg zur Arbeit eingesetzt und als Winterrad geschunden. Inzwischen gehört das Rad meinem Nachbarn, der damit u.a. seine Sonntagsrunden fährt. Der Rahmen hält.

Der Rahmen war übrigens der Ersatz für einen gerissenen Oversize-Alurahmen...
 

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Re: Ab wann gab es die ersten Alurahmen?
Na, diese Dinger wurden ja noch erheblich länger hergestellt, und den späteren Exemplaren (bzw. denjenigen, deren Rahmen nach Bruch auf Garantie getauscht worden ist) würde ich in diesem Fall den Vorzug geben, da Kettler später das Aluminiumschweißen auch an "beweglichen Objekten" tatsächlich in den Griff bekommen hat, bzw. an hoch belasteten Stellen ein kompetenteres Material eingesetzt hat - die späteren Modelle hatten ja dann statt der hier erwähnten Aluminiumgabeln Stahlgabeln, alufarbig lackiert, wie hier an einem 1985er 'Nova' gut zu sehen.
Das stimmt, im Fall 2600 hat Kettler das Rad anno 2009 sogar wieder neu aufgelegt. Aber da ich nun einmal über ein 2600er aus dem Jahr 1977 gestolpert bin, nehme ich eben das in meine Sammlung auf. Es entspricht exakt den oben von mir eingestellten Anzeigen und wird mir beim Renovieren durchaus Spaß bereiten.
 
Aber da ich nun einmal über ein 2600er aus dem Jahr 1977 gestolpert bin, nehme ich eben das in meine Sammlung auf. Es entspricht exakt den oben von mir eingestellten Anzeigen und wird mir beim Renovieren durchaus Spaß bereiten.
Das glaube ich sofort; ein Rad aus dem ersten Baujahr ist auch aus meiner Sicht ein Sammlerstück und ein erhaltenswertes Zeitzeugnis (auch, wenn ich mir keines hinstellen würde - ich habe nur eine der rundgelochten lackierten (Pseudo-)Speichenschutzscheiben in meine Sammlung aufgenommen, weil sie so eine "bauhausartige" Schlichtheit und Eleganz in der Anmutung hat :) ).

Zudem denke ich, dass es wahrscheinlich seinerzeit tatsächlich nur einer (wenn auch auf anderen Gebieten - Kettcars, Gartenmöbel und Hollywoodschaukeln) bekannten und anerkannten deutschen Firma gelingen konnte, den "normalen" Deutschen solche Fahrräder aus einem (für den "Normalfahrradbereich") ungewöhnlichen Material zu verkaufen, und auch die wohl tatsächlich anfangs recht hohen Versagensquoten ohne bleibenden Imageschaden durchzustehen und damit letztlich dem Aluminium als Rahmenmaterial für Alltagsräder den Weg zu ebnen.
 
Geebnet wurde woanders.
Und Kettler ist aus den münchner Köpfen anscheinend nicht rauszukriegen. Die kaufen das Zeug nach wie vor in Massen und sind ansacheinendglücklich damit. Ich glaube, ohne die münchner Kunden wäre Kettler schon viel früher pleite gegangen.
 
Kettler ist aus den Münchner Köpfen anscheinend nicht rauszukriegen. Die kaufen das Zeug nach wie vor in Massen.
Lustig. Ich habe noch immer ein eher zögerlich-kritisches Verhältnis zu den Kettler-Rädern, aber die drei, die sich in meinem Fundus befinden (sind mir zugelaufen), sind wunderbar erhalten und fahren sich gut.

Bei der Durchsicht von Hans-Erhard Lessings "Das Fahrradbuch" (ISBN 9783499171789) fiel mir auf, dass kein anderes Rad so häufig erscheint wie das Kettler 2600. Zum einen galten in den frühen 1980ern Räder mit Aluminiumrahmen in bravbürgerlichen (Münchner) Kreisen tatsächlich als etwas ganz besonders Feines -- auch wenn sie im Kaufhaus vertickt wurden --, zum anderen kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass Herr Lessing von Kettler seinerzeit ein wenig, na, sagen wir, Unterstützung erhalten hat. Anders kann ich mir die folgenden Seiten nicht erklären. Aber vielleicht war er ja auch einfach nur überzeugt, denn seine Frau fuhr mit genau dem Kettler, das links unten zu sehen ist und im Buch zur Demonstration von Packtaschen herangezogen wurde.

DSCN4080.JPG Kettler in Fahrradbuch 1986 (1).JPG Kettler in Fahrradbuch 1986 (2).JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
Alles mehr oder weniger.... @Ansichtssache.
Oder auch nicht:
kettler2.jpgkettler1.jpg
Wo jedoch das widerspenstige Material die diagnostizierten "Kinderkrankheiten" überdauert hat,
können wir uns endlich an der vollendeten Schönheit erfreuen:
Vorbei sind jetzt die Zeiten, in denen wir hechelnd auf die Knie fielen, um demütig den Staub vom Pedal eines Colnago Master zu lecken. Und was ist denn schon ein überteuertes Masi oder ein sackschweres Koga Miyata Fullpro gegen die göttliche Anmutung des federleichten Kettler Alpha ? Oder das wunderbare Kettler Strato, das gerade auch in diesen Zeiten jedem Twitter-Angriff standhält und auch vor der Eisdiele eine gute Figur macht ?
Das Gute ist manchmal so nah. Unser Dank geht nach 59469 Ense-Parsit. Danke Heinz Kettler.
 
Wo jedoch das widerspenstige Material die diagnostizierten "Kinderkrankheiten" überdauert hat, können wir uns endlich an der vollendeten Schönheit erfreuen.
Ha ha, lustiger Post. Ja, Kettis, wir lieben euch.

Der Museumstext allerdings ist irreführend, da ja Kettler -- wie hier lange diskutiert -- zwei Verfahren angewendet hat: Press-Schraub-Kleb mit Muffen (Strato, Alpha, Romeo.) und stumpfes Schweissen (der Rest). Zu schreiben, dass bei dem ausgestellten Modell die Kinderkrankheiten überwunden waren, stimmt in dieser Vereinfachung nicht, weil diese Methode zwar ab und an mal ein paar wacklige Verbindungen zeitigte, aber sonst von Anfang an zuverlässig war. Bei den geschweissten Typen wie dem 2600 ab 1977 war die Bruchquote höher.
 
mal wieder ein schöner und geschichtsrelevanter thread
mit tollen beiträgen und informationen
was bislang meiner ansicht nach ein wenig bei den ganzen beiträgen und der entwicklung der alu räder vergessen wurde
sind die zeitlichen rahmenbedingungen (fast im doppelten wortsinn)
sowie der wahrscheinlich erste grosserienhersteller von alurahmen (wenn man davon absieht das gabel und hinterbau aus
stahl sind - siehe auch später die ersten carbonrahmen - alles wiederhohlt sich) Meca Dural - 40er und 50er jahre.

Bei der entwicklung und dem ggf scheitern, erfolg sind einmal die strassenverhältnisse der einzelnen jahrzehnte zu betrachten und deren änderung was nicht unwesentlich zu den verschiedenen entwicklungen des fahrrads, der rahmengeometrie beigetragen hat
zum anderen die wirtschaftlichen und ökologischen verhältnisse der verschiedenen epochen einhergehend
mit den technischen möglichkeiten und den einsatzzwecken.
 
...Durch Oversizing kann man afaik prinzipiell alle Rohrkonstruktionen leichter machen, weil ein Rohr mit größerem Durchmesser aber geringerer Wandstärke bei gleicher Stabilität leichter sein kann als ein dünneres. ...
Das ist - nebenbei bemerkt - etwas "schief":
"Oversizing" bedeutet natürlich nicht, daß alle Rohrkonstruktionen "dadurch" leichter werden.
Da der Fahrradrahmen im Betrieb dauerhaft Biegebelastungen ausgesetzt ist, geht es beim "oversizing"
vorrangig um die Erhöhung der Biegesteifigkeit. Hier ist der Werkstoff Aluminium dem Stahl um den Faktor drei unterlegen. Erst durch die Rohrdimensionierung - nämlich durch die Erhöhung des Durchmessers -
wird dieser Nachteil kompensiert: Die Vergrößerung des Rohrdurchmessers geht mit der dritten Potenz in die Steifigkeitsberechnung ein, d.h.: Doppelter Durchmesser ergibt achtfache Biegesteifigkeit.
Durch das "oversizing" wird der Alurahmen überhaupt erst fahrbar. Mit "minimiertem Gewicht" hat oversizing deshalb beim Alurahmen zunächst einmal eher wenig zu tun.
Hier sind diese Zusammenhänge kurz zusammengefaßt:
http://www.downhillschrott.com/dhs/wissen/rahmenmat_d.html
 
Ha ha, lustiger Post. Ja, Kettis, wir lieben euch.

Der Museumstext allerdings ist irreführend, ... Zu schreiben, dass bei dem ausgestellten Modell die Kinderkrankheiten überwunden waren, stimmt in dieser Vereinfachung nicht, weil diese Methode zwar ab und an mal ein paar wacklige Verbindungen zeitigte, aber sonst von Anfang an zuverlässig war. Bei den geschweissten Typen wie dem 2600 ab 1977 war die Bruchquote höher.

Und fernab jeder Ironie glaube ich....nein...ich weiß, daß das einzig Zuverlässige bei diesen ollen Alurahmen die Bruchquote ist.:D Die Schwachstellen waren damals sowohl das Material als auch die Fügetechniken.
Dies allerdings durchaus "herstellerübergreifend", und man muß der Fa. Kettler hoch anrechnen,
hier wichtige Pionierarbeit geleistet zu haben. Man wundert sich ja, daß heute im Alltag bewegte "Neuräder" oftmals > 15 kg mitbringen. Dafür ursächlich mögen die aktuellen Regeln zur Produkthaftung sein, die es früher so noch nicht gab.
 
Trek1992.JPG
Ich habe einmal den Fehler begangen, ein Alurahmen-Neurad zu kaufen. 5,5 Jahre später war der Rahmen gebrochen -- was mich nicht davon abhält, mir alte (billige, geschenkte) Aluräder hinzustellen. Würde mich auch ärgern, wenn jetzt eines meiner Kettler oder Trek (siehe oben, Baujahr 1991/92) brechen würde, aber rein finanziell wäre es zu verschmerzen.
1992 war es offensichtlich noch verkaufsfördernd, auf "aluminum" hinzuweisen.
 
Zuletzt bearbeitet:
...(wenn man davon absieht das gabel und hinterbau aus
stahl sind - siehe auch später die ersten carbonrahmen - alles wiederhohlt sich) Meca Dural - 40er und 50er jahre.

Bei der entwicklung und dem ggf scheitern, erfolg sind einmal die strassenverhältnisse der einzelnen jahrzehnte zu betrachten und deren änderung was nicht unwesentlich zu den verschiedenen entwicklungen des fahrrads, der rahmengeometrie beigetragen hat
zum anderen die wirtschaftlichen und ökologischen verhältnisse der verschiedenen epochen einhergehend
mit den technischen möglichkeiten und den einsatzzwecken.

Schön gesagt, würde ich auch so unterschreiben. Und da sind die frz. Nachweltkriegsalurahmen eben sehr interessant. Mit der kleinen Einschränkung, dass es die Meca-Durals mit Hinterbau aus Aluminium gab (so zumindest der bei mir herumliegende Rahmen).
Gibt es zu den Teilen weitergehende Informationen (Halt- und Fahrbarkeit, Beachtenswertes bzgl. der Muffen,...) oder schöne Aufbaubeispiele, die über die üblichen Netzfunde hinaus gehen?
 
Ich kenne die auch nur mit Alu-Hinterbau, das ist ja der Witz bei diesem Baukastensystem. Einzig die Gabeln waren wohl mal kritisch, meine haben beide Stahlgabeln.
 
bei den französischen kollegen gabs auch schon mal so ein thread - mit sehr interessanten
infos und links
da gabs wohl in den 30ern und 40ern nicht nur barra der schon geschweist hat

http://forum.tontonvelo.com/viewtopic.php?f=32&t=24782&start=60

und wie das glück so will konnte ich heute so nen restbrocken von nem vorkriegsrad
- geschweist nicht gemufft - ala barra rad ergattern - freu mich

stell ich dann mal hier rein -
 
Da bin ich mal gespannt!

ich auch - das wird sicher einiges an recherche und spekulationsarbeit
denn ich denke das es von einem der frühen mitbewerber von barra stammt ala emeriau
da das auch ziemliches neuland ist wie auch schon das thema frühe cyclocrosser wirds sicher spannend

jetzt muss ich erstmal ne freundin fragen mir die inhalte des verlinkten threads zu übersetzen -
denn mein französisch läst mich max ein drittel verstehen
 
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