AW: Grundlagenausdauer
Find ich einerseits schön, dass sich die Diskussion hier wieder (mal) eingefangen hat - andererseits macht mich das immer etwas ärgerlich, wie bestimmte Leute beim Wort GA1 in die Threads "reingrätschen", insbesondere wenn sie von "offensichtlichen Anfängern" eröffnet werden.
Ich gebe ja gerne zu, dass mein "Wissen" nur aus diesem Forum, diversen Büchern (ja, u.a. der Hottenrott), meinen alten Erfahrungen aus den frühen 90er Jahren sowie biologischen Grundlagen aus dem Studium stammt. Und deshalb finde ich diese Diskussionen auch immer sehr interessant und belehrend.
Aber - wie die beiden ja auch selbst schreiben - Trainingswissenschaft ist eben keine simple Sache und es gibt da ständigen Fortschritt - mehr oder weniger durch try and error, diverse Moden und Marketingstrategien interessierter Industrien (Nordic Walking kann nicht natürlich entstanden sein...
)...ist also für den typischen Einsteiger zu komplex, um da sein Training dran auszurichten.
Ich denke doch, wir können uns alle auf folgendes einigen:
Für den ambitionierten Rennradler ist eine Grundlagenausdauer unerlässlich. Was das genau ist überlassen wir Spezialistendiskussionen. Aber es hat was mit verbesserter Fettverbrennung, besserer Durchblutung der Muskulatur und ähnlichem zu tun. Effekte einer guten GA sind, dass man leichter länger fahren kann, schneller regeneriert und alle anderen spezifischen Trainingsreize desto besser wirken, je besser die GA ist.
Soweit für alle in Ordnung?
Trainieren tut man die GA dadurch, dass man relativ deutlich unter der maximal möglichen Dauerleistung fährt. Ob man das jetzt in Watt oder Herzfrequenz berechnet oder nach Gefühl fährt ist egal, man muss nur so fahren, dass man deutlich schneller hätte fahren können und sozusagen entspannt zuhause ankommt. Ich glaube, wir können uns auch noch drauf einigen, dass für ein "reines" GA1-Training keine steilen Berge im Weg stehen sollten und man auch auf zu harte Antritte besser verzichten sollte.
Ich denke, ob Grundlagentraining jetzt bei 60, 70 oder bis zu 80% der Hfmax oder der Wattleistung oder an der berühmten Laktatschwelle durchgeführt werden sollte und ob man 60 oder 90% der Zeit oder der Kilometer GA-Training machen sollte - das ist alles im freien Diskussionbereich des ungesicherten Wissens.
Wenn das auch noch von allen Zustimmung findet, dann können wir Goettes_Erbe und ähnlichen "Kandidaten", die bislang immer eher am Limit gefahren sind, doch eigentlich im Chor sagen:
"Richtig: fahr ganz viel ziemlich langsam! Und wenn Du bisher immer so fast nen 30er Schnitt bei 160er Puls hattest, dann wird dir das ziemlich lahm vorkommen. Aber schäm Dich dafür nicht! Das ist richtiges Training, für das es eben viel Selbstdisziplin braucht."
Wenn man das nämlich ne längere Zeit gemacht hat, merkt man wirklich bemerkenswerte Fortschritte. Und dann kann man sinnvoll anfangen, nach einem für sich selbst passenden Training zu suchen. Und da behaupte ich, dass das effektivste Training nicht unbedingt das beste sein muss - es muss nämlich erstens durchführbar sein, dem Hobbyradler hier im Forum auch noch ein bisschen Spaß machen und zum Typen passen.
Wer mit einem vorgegebenen Zeitbudget ein Maximum an Leistung erzielen will, der
muss sich mit LD, SST oder GA123-Intervallen im KA-Bereich halt wirklich ausgiebig beschäftigen und das passende für sich finden. Andere können das auch aus Spass an der Freude machen.
Aber auch ambitionierte Hobbyradler
können ohne den ganzen Klumpatsch auskommen. Wenn sie recht viel langsam fahren und dabei schnell treten, auch mal ziemlich schnell und bergauf fahren und möglichst oft auch mal möglichst lange fahren, werden die meisten in den ersten paar Jahren auf diese Weise kontinuierlich besser werden, dadurch die Freude am Radsport behalten und dadurch immer mehr fahren, wodurch sie schon wieder besser werden....und das alles mit recht geringen Risiko, sich was kaputtzutrainieren.
Wenns dann langweilig wird, mache ich bei pjotr ne LSD-Analyse!
Gute Nacht!