AW: Rennradtreff ESSEN
@ Werner bist Du gestürzt?! Oh mist, gute Besserung!
Wie versprochen hier ein paar Eindrücke zum
Münsterlandgio
Der Tag fing natürlich erstmal beschissen an: 3:30 Uhr Aufstehen - eindeutig sittenwidrig! Aber ich brauch morgens einfach ein bißchen länger .... 3 Stunden später gings per Rad los zum HBF und per Zug nach Münster. Mit im Zug waren auch zwei Kollegen vom Sven (oder nur einer? war noch in zivil).
In Münster dann erstmal die Startunterlagen abgeholt, Transponder gecheckt, Kleiderbeutel abgegeben, Aufwärmründchen gefahren, Pinkelpause gemacht, noch einen Riegel reingschoben, zur Sicherheit gleich noch einen hinterher, um dann um Punkt 9 Uhr Aufstellung im Startblock B zu beziehen. Das war dann zwar zugegebenermaßen sehr früh, aber das Ziel war ja auch, an die erste Gruppe ranzufahren, um es in die Top 100 zu schaffen (was in Bochum ohne den Platten und einem besseren Start möglich gewesen wäre).
So sicherte ich mir also einen Platz in Reihe 3 - optimal also! Zwei Reihen vor mir stand dann zu meiner Überraschung - eigentlich mit der Lizenz für Block A - Jens Volkmann. Ok - hab heimlich mal das Gespräche belauscht: er wollte das Rennen also wirklich nur ein bißchen zum Spaß mitfahren und den Kollegen Windschatten geben Beruhigend!
Wie blöd es ist, morgens um 9 in einer fremden Stadt für eine halbe Stunde von lauter Musik, einem Sprecher und dem Bürgermeister zugedrönt zu werden, könnt ihr euch ja wahrscheinlich vorstellen. Stattdessen hier noch die Infos zur Strecke: 125 km (je nach Plan 124,x-126,x), knapp 800 hm mit zwei angeblich nennenswerten Anstiegen dem Coesfelder und dem Daruper Berg. Die Runde führte gegen den Uhrzeiger Sinn über Havixbeck und Billerbeck nach Coesfeld .... ach, schauts euch einfach selbst an :
http://www.sparkassen-muensterland-giro.de/modules.php?name=html&f=jedermann/strecke.htm&menuid=339 Höhenprofil im Downloadbereich
Zurück zum Start: Punkt 9:30 wurde der A-Block losgelassen. Der mußte dann erst einen nahegelegenen Kreisverkehr passieren um "Stausituationen" vorzubeugen - aber etwa 1-2 Minuten später waren wir dann dran. Wie kaum anders zu erwarten hat sich der Volkmann erstmal vor's Feld geklemmt, als gäbs kein morgen mehr! Hab ordentlich kämpfen müssen, um vorne in der Gruppe dranzubleiben. Nach 2 Kilometern kamen uns schon die ersten Scherzkekse aus dem A--Block entgegen - fröhlich mitten auf der Straße. Jens' Tempovorgabe lag zunächst bei moderaten 44-48 kmh, später wurd's dann aber auch noch etwas schneller. Oha!!! Laut Pulsanzeige (170 bis 185) und Körpergefühl war ziemlich schnell klar, dass ich hier gerade zu Brei gefahren werde. Trotzdem wollte ich so lange wie möglich dranbleiben, in der Hoffnung, dass es irgendwann doch bitte wieder langsamer würde... Wurde es dann glücklicherweise auch, weil wir Block A eingeholt hatten - ob tatsächlich schon die Spitze konnte ich nicht erkennen, dafür war der Block zu groß und ich somit zu weit hinten. Ach so, da schlimme an dem Tempo, war übrigens nicht das Tempo sondern dieser ständige Tempowechsel zwischen den Kurven und den Geraden. Und natürlich diese Vollidioten, die meinen, sie wären alleine unterwegs und könnten jede Kurve erstmal fröhlich am Scheitelpunkt schneiden. Ach so - die Straßen waren noch naß und es lag viel Laub drauf. War in Kombination mit diesen weißen Strichen ebenfalls nicht ungefährlich.
Kurz hinter Havixbeck an der ersten milden aber etwas längeren Steigung muß dann wohl spätestens die spätere Führungsgruppe weggefahren sein (so wir sie denn tatsächlich eingeholt hatten). Bin dort ganz passabel hochgekommen und somit zumindest in der zweiten großen Gruppe geblieben. Hab mich unterwegs auch mal an der Führungsarbeit beteiligt oder das eine oder andere sich abzeichnende Loch zugefahren. Mag taktisch blöd sein, entspricht aber meinem Gerechtigkeitsempfinden.
So ging es dann halt nach Coesfeld , dem ersten richtigen Wendepunkt (Schnitt bis hierher knapp 41). Die Stelle hatte ich mir im vorhinein ausgeguckt, weil es einige eklige Passagen direkt nacheinander gibt: 1. Die Stadtdurchfahrt, sehr verwinkelt mit Pflastersteinen und Verengungen, 2. dann Richtung Osten der Coesfelder Berg (echt ein Witz! Das hat man im Felderbachtal 5 mal hintereinander) und 3. dann ganz besonders der Knick nach Süden, wo ich mir sicher war, dass hier auf Windkante gefahren werden würde. Hab mich dementsprechend früh nach vorne orientiert, was auch unproblematisch war, da die vier Leute von Coratec glaube ich (Team 3?), die bis hierher die Hauptarbeit gemacht hatten, keine Lust mehr hatten.
Habs dann gar nicht richtig mitbekommen aber irgendwie muß sich unsere Gruppe hier tatsächlich geteilt haben. Wir sind dann vorne bei ziemlichem Gegenwind einfach weitergefahren, erst Dülmen, dann eher gemütlich nach Hiddingsel (hab mich hier auch nicht mehr an der Arbeit beteiligt, gab genug Lutscher in der Gruppe, die auch mal was tun konnten) und von dort mit Rückenwind nach Darup.
Der Rückenwind ansich war zwar schön, leider gabs aber auch ewig diese ätzenden Kurvensprint- das hat echt Saft gekostet, besonders in Buldern. Da hat dann auch das erste Mal die Wade gezwickt. Kurz vor Darup dann das selbe, Abzweig auf einen asphaltierten Feldweg, Linkskurve, Links-Rechtskombination - die Krämpfe hatten sich in die Oberschenkel vorgearbeitet.
Wenig später bei km 90 kam kam der Daruper Berg - ebenfalls eine Steigung, die eher in die Kategorie "War da was?" fällt, für mich aber das temporäre aus bedeutete: Rien ne va plus!
Krämpfe in beiden Oberschenkeln, Krampfe in beiden Waden. Echt ein geniales Gefühl! Habs gerade noch ohne Sturz und ohne einen solchen zu verursachen rechts ran geschaft. Einfach nur zum Kotzen. Da stehst Du bei Puls 150 am Rand, könntest das Tempo normalerweise locker mitgehen, und kannst Dich vor Schmerzen fast nicht mehr rühren... Und neben Dir fährt Deine Gruppe in ihrer ganzen Pracht an Dir vorbei. Super!
Als besonders wenig hilfreich empfand ich in dieser Situation übrigens auch die Bemerkung eine etwa 4 jährigen Jungen, ich solle doch schneller fahren... :droh:
Nach gefühlten 2 Stunden gings dann wieder wie auf Eiern weiter. Hab auf den nachfolgenden Kilometern ein paar zurückgefallene Leute aufgesammelt, die sich aber nicht an einer Führungsarbeit beteiligen wollten oder konnten. An einer Stelle hätte ich dann auch fast einen Unfall gebaut, weil ich einfach keinen Bock mehr hatte vor jeder Kurve abzubremsen und dann wieder Krampfanfälle zu bekommen. In der Kurve gabs dann ziemlich viel Laub und weißen Krams, so dass ich mich nicht richtig getraut habe zu lenken. So bin ich mit dem Vorderrad dann in den ziemlich aufgeweichten Grünstreifen geraten und hab mich wirklich schon auf der Straße gesehen. Komischerweise war mir das in dem Moment echt egal - hätte zumindest ein Päuschen bedeutet. Anscheinend hatte ich beim Versuch die Gruppe wieder einzuholen völlig überzogen und keinen Sauerstoff mehr fürs Hirn übrig :ka:- auch ne Erfahrung.
Wie auch immer - sind dann noch ein paar weitere Leute aufgefahren, von hinten kamen auch noch welche und irgendwann hatten wir zumindest eine viertelwegs funktionierende Gruppe (so 10-12 Leute). Mit der gings dann über die Kopfsteinpflasterpassage in Nottuln und weiter Richtung Ziel. Dann irgendwo kurz vor Schapdetten ein völlig unerklärlicher Sturz auf völlig gerader Strecke. Konnte gerade noch ausweichen, war aber echt knapp. Da ich soetwas ja noch nie erlebt habe, war ich ziemlich geschockt. Bemerkenswerter Weise hats die anderen in der Gruppe nicht die Bohne interessiert, die sind einfach weiter. Dem Gestürzten ist zum Glück nix passiert, ein anderer hatte bei dem Manöver aber seinen Schlauchreifen durchgebremst. Für mich war jedenfalls auch diese Gruppe erstmal weg.
Glücklicherweise kam dann noch bald eine große Gruppe von hinten. Hab, als ich die von Ferne gesehen habe, das Tempo rausgenommen. Die einleuchtende Idee war, Kraft zu sparen und bei denen mitzufahren! -
Soweit die Theorie. Habt ihr schon mal versucht auf einen fahrenden Zug aufzuspringen? So ungefähr stell ich mir das vor... Windkante von rechts - ich Dumpfbacke bin natürlich auch vorschriftsmäßig rechts gefahren - und dann versuchen Tempo aufzunehmen und ein Hinterrad zu erwischen. Na toll, wenn ich das Tempo im Wind hätte fahren können, hätten die mich ja gar nicht erst eingeholt! Habe dann gerade noch, wirklich mit allerletzter Kraft das allerletzte Hinterrad bekommen - und das beim unglaublichen Tempo von 34

. Glück gehabt!
Die Gruppe, die mich da eingeholt hatte war übrigens wieder die mit Coratec, die wir wohl vor Dülmen abgehängt hatten und keine aus dem Startblock C wie befürchtet. Also immerhin etwas. So sind wir dann halt mehr oder weniger gemütlich und unspektakulär ins Ziel gerollt.
Am Ende steht nun Platz 216 mit einer nicht gerade überzeugenden Zeit von 3:19:51 - gerade mal 37,5 kmh, geschlagende 15 Minuten hinter der ersten großen Gruppe mit etwa 92 Leuten. 5 Minuten wären vielleicht noch drin gewesen, Platz 100 auf gar keinen Fall.
Wie Erwin Pelzig schon sagte: "Vorne ist verdammt weit weg!". Bin letztlich trotzdem ganz zufrieden, hatte immerhin keinen Platten - ist ja auch ein Novum für mich.
Gruß Jörg