Wie die meisten Verschwörungstheorien leidet auch Deine "Diagnose" unter fehlendem Bezug zur Wirklichkeit. Vor 22 Jahren hat Jan Ullrich die Tour de France gewonnen. Da gab es den großen Hype um Telekom, Radsport war medial in Deutschland ganz groß und hoch angesehen. Jeder zweite Freizeitradler ist mit einem Magenta-Trikot durch die Gegend gefahren und die Werbewirtschaft hat den "Radsporthelden" die Bude eingerannt. Von wegen "Schmuddelkind unter den Sportarten". Da haben sich sogar Bundesminister im Ansehen von Ullrich, Zabel, Bölts etc. sonnen wollen. Davor waren in den 60er-Jahren Altig und in den 70ern Thurau die großen Helden und in der öffentlichen Wahrnehmung alles andere als Schmuddelkinder. Da wollen wir von Frankreich, Belgien, Italien gar nicht reden, wo Radsport immer eine hoch angesehene Sportart war.... Ist der Radsport deshalb immer der Übeltäter Nummer eins, weil es vor über 20 Jahren eine Zeit gab, wo man ihn quasi gar nicht "wahr" genommen hat? Er war nicht populär, eigentlich so ein richtiges Schmuddelkind unter den Sportarten. Irgendwie gab es immer nur Fußball ...
Den schlechten Ruf hat sich der Radsport schon selbst erarbeitet. Und um ehrlich zu sein, nach dem, was in den letzten Jahrzehnten alles vorgefallen ist, ist der Ruf derzeit doch eigentlich besser als er sein dürfte. Die Tour und der Giro sind immer noch höchst erfolgreiche Sportveranstaltungen, was nicht selbstverständlich ist. Und dass die Thuraus, Ullrichs, Zabels in Wirklichkeit durchaus Schmuddelkinder waren, ist eigentlich erst einmal gründlich verdrängt worden. Solange die erfolgreich waren, hat kein Aas danach gefragt, mit welchen Methoden ihre Erfolge erzielt wurden. Nicht die missgünstige Journaille oder gar die bösen Fußballer haben deren Ruf ruiniert, das haben die schon selbst zustande gebracht.
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