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Laktat
Meine Erfahrungen mit Radsporttraining im Allgemeinen und Speziellen:
Als ich mit dem Radsport vor knapp 20 Jahren anfing, habe ich nach der Maxime trainiert, möglichst viel zu fahren. Das habe ich jahrelang so betrieben. Da ich ausschließlich ohne Trainer autodidaktisch trainiert habe, machte ich auch eine Menge Fehler. Zum Beispiel machte ich Fehler Nr.1 bei allen Hobbysportlern, viel zu große Gänge zu fahren.
Dann bildete sich eine Trainingsgruppe von bis zu vier Fahrern, die sich bis zu fünfmal in der Woche 1-2 Stunden traf und die dann 40 -60 km auf Tempo fuhren und zwar ausschließlich. Das Ziel war im allgemeinen Straßenverkehr möglichst nah an den 40er Schnitt zu kommen. Aus meiner heutigen Sicht komplett hirnverbrannt und kontraproduktiv. Ich muss aber eins sagen, ich habe dabei gelernt Tempohärte zu entwickeln, da niemand von denen auf Abgehängte gewartet hat, b.z.w. man dadurch zur Lachnummer wurde.
Als mir das alles zu blöd wurde, habe ich angefangen RTF's und Marathons zu fahren. Da lag dann der Schwerpunkt darauf, möglichst viele Kilometer zu schruppen und hinterher Bier zu saufen.
Dann fing mein Sohn an in einem Verein zu trainieren. Da habe ich gesehen, was ich all die Jahre verkehrt gemacht habe. Mir wurde durch meinen Sohn klar, dass die Bandbreite der verschiedenen Möglichkeiten Radsport zu betreiben und der ständige Wechsel zwischen den verschiedenen Möglichkeiten und Sportarten, als erstes mehr Spaß bringt und zweites mehr Leistung bringt. Auch die Vorstellung haben, man könne mit Selbstkasteiung besser werden. Von dieser Vorstellung habe ich mich gänzlich verabschiedet. Ich sehe es an meinen Sohn und da haben uns Kinder einiges voraus. Man muss nur genau hinschauen. Mein Sohn trainiert nach dem Spaßprinzip und ich unterstütze ihn dabei. Er trainiert nur dann, wenn er ein Ziel vor Augen hat und gleichzeitig Lust hat zu fahren. Er ist ehrgeizig und zielorientiert, aber gleichzeitig muss alles Spaß machen. Nebenher macht er mehrere andere Sportarten (Judo, Athletik, Laufen, Schwimmen und Fussball). Irgendwie ist er immer am Sportiven. Aber nur nach dem Spaßprinzip. Er geht nicht zum Judo, wenn er keine Lust hat. Dann spielt er eben Fussball oder er geht mit einem Freund laufen oder er fährt Rad. Er sitzt auch mal einen ganzen Nachmittag auf dem Sofa und glotzt Fernsehen.
Immer dann wenn für ihn ein wichtiges Rennen bevorsteht, fordert er mich auf, mit ihm bestimmte Dinge, von denen er meint, dass er dort Defizite hat das zu trainieren: "Papa der Sprint im letzten Rennen war Scheiße, laß uns mal sprinten üben." oder " Das nächste Rennen ist ein Bergzeitfahren. Wir müssen zum Feldberg fahren."
Alles das, was ich da mit ihm mache steht konträr zur Philosophie des Schüler und Jugendtrainings in unserem Verein. Da heißt es, mit Kindern macht man ausschließlich Grundlagentraining, auf keinen Fall spezielles Training. Das bedeutet im Klartext, es wird die immer gleiche Strecke im flachen Kreis gefahren. Training für Training, Jahr für Jahr. Die Erfolge bleiben aus. Denn die Kinder, die dort sind, haben zumeist keinen Daddy, der außerdem mit ihnen noch trainiert. Wenn die Kinder dann in der U 13 sind, unternimmt der Trainer ein bis zweimal in der Woche ein Training, wo auch fast immer die gleiche 60 km Strecke ausschließlich Grundlagenausdauer betrieben wird. Die Erfolge der Jugendlichen bleiben aus. Kein einziges Rennen hat niemand von denen dieses Jahr gewonnen. Aber laut Vereinschef macht der Trainer zu 80% alles richtig. Ich werde dafür ziemlich angefeindet, da ich es mit meinem Sohn, wie beschrieben aufziehe.
Die klassiche Lehrmeinung geht auch nach diesem Prinzip. Das heißt Erfolge sollen durch immer mehr Training erzwungen werden. So arbeiten die meisten Vereine und Radsportverbände. Das zentrale Training ist dabei das Grundlagenausdauertraining. Ich kenne einige Vereine, die diesem Prinzip ausschließlich folgen. Ich halte das für falsch und der Erfolg meines Sohnes gibt mir derzeit recht. Wobei es bei uns im Verein heißt, dass die Fahrer, die am Anfang ihrer Laufbahn Erfolge haben, später nichts mehr reißen. Auf die Frage, woran das den liegt, folgt ein knappes: "Das ist immer schon so gewesen." Deshalb ist natürlich das, was mein Sohn da an Ergebnissen einfährt nicht das Maß, sondern das was er in 5-6 Jahren so einfährt. Mich ärgert das ziemlich, denn der anfängliche Erfolg, aber spätere Mißerfolg haben Gründe, die meiner Ansicht sehr vielfältig sind. Also von Fahrer zu Fahrer unterschiedlich. Es kann auch sein, dass es meinem Sohn ähnlich geht. Ist mir aber völlig schnuppe, denn für mich ist nur wichtig was ihm gefällt. Radrennen fahren und vor allem Radrennen gewinnen macht ihm tierischen Spaß. Jetzt und heute.
Ich meine auch nicht, dass Kinder und Jugendliche ausschließlich nach ihren Erfolgen im Sport zu beurteilen sind, sondern vielmehr an dem Spaß den sie am Sport haben und was sie eben durch den Sport für's Leben lernen. Aber zum Spaß haben, gehört eben auch manchmal wenigstens Erfolg haben. Wie auch immer man diesen Erfolg definiert. Dabei macht es einem 10-15 jährigen Kind keinen Spaß, wenn es stundelang immer die gleiche Runde mit gleichem Tempo im Kreis fährt. Dabei macht es einem Kind keinen Spaß, wenn es Rennen fahren muss, obwohl es keine Rennen fahren will, so wollen es oft nur die jeweiligen Eltern. Wenn das Kind dazu noch immer hinterher fährt ist das doppelt schlimm.
Man kann Leistungssport, ausgerechnet für Kinder, stark in Frage stellen. Wenn jemand sagt, ich will nicht, dass mein Kind an Radrennen teilnimmt, kann ich das voll und ganz akzeptieren. Aber wenn ein Kind diese Herausforderung sucht, braucht es auch Erfolge. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man einem Kind damit einen Gefallen tut, wenn man es jahrelang auf's Rad quält und es dann auch noch ständig im Rennen hinterher fährt. Damit hat man dann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens das Selbstbewußtsein des Kindes ruiniert und zweitens ihm das Radfahren komplett vergrault.
Mein Sohn ist dieses Jahr freiwillig und mit Spaß dreifacher Hessenmeister( Straße, Cross und Bergzeitfahren) geworden. Er hat 13 Rennen insgesamt von 20 Rennen gewonnen, ist 3 mal Zweiter, 2 mal Dritter und 1 mal Vierter geworden. Einmal hatte er einen Defekt, dadurch wurde er Siebter. Wer sich auskennt weis, dass diese Rennen alles andere als leicht zu fahren sind.
Ich führe diese Leistung größtenteils auf unser gemeinsames Trainingskonzept zurück. Viel bringt viel, stimmt eben nicht. Spaß machen muss es. Das bringt dann auch Erfolge, die eben auch Spaß machen.
Dieses Jahr habe ich mich selbst nicht an Trainingsplänen orientiert, sondern ich bin nur gefahren, wenn ich Lust hatte. Bestimmte Kilometerleistungen haben mich nicht interessiert. Mal schnell, mal langsam, auch möglichst abwechlungsreich.Lange Strecken, kurze Strecken, unterschiedliche Streckenprofile nach dem Lustprinzip. Siehe da, ich bin besser als letztes Jahr, als ich noch über 10 000 km teilweise genau nach Plan absolvierte.
Mein Sohn hat mich gelehrt, mehr auf mich selbst zu hören und das Quantitätsprinzip einfach aufzugeben.
L.
Als ich mit dem Radsport vor knapp 20 Jahren anfing, habe ich nach der Maxime trainiert, möglichst viel zu fahren. Das habe ich jahrelang so betrieben. Da ich ausschließlich ohne Trainer autodidaktisch trainiert habe, machte ich auch eine Menge Fehler. Zum Beispiel machte ich Fehler Nr.1 bei allen Hobbysportlern, viel zu große Gänge zu fahren.
Dann bildete sich eine Trainingsgruppe von bis zu vier Fahrern, die sich bis zu fünfmal in der Woche 1-2 Stunden traf und die dann 40 -60 km auf Tempo fuhren und zwar ausschließlich. Das Ziel war im allgemeinen Straßenverkehr möglichst nah an den 40er Schnitt zu kommen. Aus meiner heutigen Sicht komplett hirnverbrannt und kontraproduktiv. Ich muss aber eins sagen, ich habe dabei gelernt Tempohärte zu entwickeln, da niemand von denen auf Abgehängte gewartet hat, b.z.w. man dadurch zur Lachnummer wurde.
Als mir das alles zu blöd wurde, habe ich angefangen RTF's und Marathons zu fahren. Da lag dann der Schwerpunkt darauf, möglichst viele Kilometer zu schruppen und hinterher Bier zu saufen.
Dann fing mein Sohn an in einem Verein zu trainieren. Da habe ich gesehen, was ich all die Jahre verkehrt gemacht habe. Mir wurde durch meinen Sohn klar, dass die Bandbreite der verschiedenen Möglichkeiten Radsport zu betreiben und der ständige Wechsel zwischen den verschiedenen Möglichkeiten und Sportarten, als erstes mehr Spaß bringt und zweites mehr Leistung bringt. Auch die Vorstellung haben, man könne mit Selbstkasteiung besser werden. Von dieser Vorstellung habe ich mich gänzlich verabschiedet. Ich sehe es an meinen Sohn und da haben uns Kinder einiges voraus. Man muss nur genau hinschauen. Mein Sohn trainiert nach dem Spaßprinzip und ich unterstütze ihn dabei. Er trainiert nur dann, wenn er ein Ziel vor Augen hat und gleichzeitig Lust hat zu fahren. Er ist ehrgeizig und zielorientiert, aber gleichzeitig muss alles Spaß machen. Nebenher macht er mehrere andere Sportarten (Judo, Athletik, Laufen, Schwimmen und Fussball). Irgendwie ist er immer am Sportiven. Aber nur nach dem Spaßprinzip. Er geht nicht zum Judo, wenn er keine Lust hat. Dann spielt er eben Fussball oder er geht mit einem Freund laufen oder er fährt Rad. Er sitzt auch mal einen ganzen Nachmittag auf dem Sofa und glotzt Fernsehen.
Immer dann wenn für ihn ein wichtiges Rennen bevorsteht, fordert er mich auf, mit ihm bestimmte Dinge, von denen er meint, dass er dort Defizite hat das zu trainieren: "Papa der Sprint im letzten Rennen war Scheiße, laß uns mal sprinten üben." oder " Das nächste Rennen ist ein Bergzeitfahren. Wir müssen zum Feldberg fahren."
Alles das, was ich da mit ihm mache steht konträr zur Philosophie des Schüler und Jugendtrainings in unserem Verein. Da heißt es, mit Kindern macht man ausschließlich Grundlagentraining, auf keinen Fall spezielles Training. Das bedeutet im Klartext, es wird die immer gleiche Strecke im flachen Kreis gefahren. Training für Training, Jahr für Jahr. Die Erfolge bleiben aus. Denn die Kinder, die dort sind, haben zumeist keinen Daddy, der außerdem mit ihnen noch trainiert. Wenn die Kinder dann in der U 13 sind, unternimmt der Trainer ein bis zweimal in der Woche ein Training, wo auch fast immer die gleiche 60 km Strecke ausschließlich Grundlagenausdauer betrieben wird. Die Erfolge der Jugendlichen bleiben aus. Kein einziges Rennen hat niemand von denen dieses Jahr gewonnen. Aber laut Vereinschef macht der Trainer zu 80% alles richtig. Ich werde dafür ziemlich angefeindet, da ich es mit meinem Sohn, wie beschrieben aufziehe.
Die klassiche Lehrmeinung geht auch nach diesem Prinzip. Das heißt Erfolge sollen durch immer mehr Training erzwungen werden. So arbeiten die meisten Vereine und Radsportverbände. Das zentrale Training ist dabei das Grundlagenausdauertraining. Ich kenne einige Vereine, die diesem Prinzip ausschließlich folgen. Ich halte das für falsch und der Erfolg meines Sohnes gibt mir derzeit recht. Wobei es bei uns im Verein heißt, dass die Fahrer, die am Anfang ihrer Laufbahn Erfolge haben, später nichts mehr reißen. Auf die Frage, woran das den liegt, folgt ein knappes: "Das ist immer schon so gewesen." Deshalb ist natürlich das, was mein Sohn da an Ergebnissen einfährt nicht das Maß, sondern das was er in 5-6 Jahren so einfährt. Mich ärgert das ziemlich, denn der anfängliche Erfolg, aber spätere Mißerfolg haben Gründe, die meiner Ansicht sehr vielfältig sind. Also von Fahrer zu Fahrer unterschiedlich. Es kann auch sein, dass es meinem Sohn ähnlich geht. Ist mir aber völlig schnuppe, denn für mich ist nur wichtig was ihm gefällt. Radrennen fahren und vor allem Radrennen gewinnen macht ihm tierischen Spaß. Jetzt und heute.
Ich meine auch nicht, dass Kinder und Jugendliche ausschließlich nach ihren Erfolgen im Sport zu beurteilen sind, sondern vielmehr an dem Spaß den sie am Sport haben und was sie eben durch den Sport für's Leben lernen. Aber zum Spaß haben, gehört eben auch manchmal wenigstens Erfolg haben. Wie auch immer man diesen Erfolg definiert. Dabei macht es einem 10-15 jährigen Kind keinen Spaß, wenn es stundelang immer die gleiche Runde mit gleichem Tempo im Kreis fährt. Dabei macht es einem Kind keinen Spaß, wenn es Rennen fahren muss, obwohl es keine Rennen fahren will, so wollen es oft nur die jeweiligen Eltern. Wenn das Kind dazu noch immer hinterher fährt ist das doppelt schlimm.
Man kann Leistungssport, ausgerechnet für Kinder, stark in Frage stellen. Wenn jemand sagt, ich will nicht, dass mein Kind an Radrennen teilnimmt, kann ich das voll und ganz akzeptieren. Aber wenn ein Kind diese Herausforderung sucht, braucht es auch Erfolge. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man einem Kind damit einen Gefallen tut, wenn man es jahrelang auf's Rad quält und es dann auch noch ständig im Rennen hinterher fährt. Damit hat man dann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens das Selbstbewußtsein des Kindes ruiniert und zweitens ihm das Radfahren komplett vergrault.
Mein Sohn ist dieses Jahr freiwillig und mit Spaß dreifacher Hessenmeister( Straße, Cross und Bergzeitfahren) geworden. Er hat 13 Rennen insgesamt von 20 Rennen gewonnen, ist 3 mal Zweiter, 2 mal Dritter und 1 mal Vierter geworden. Einmal hatte er einen Defekt, dadurch wurde er Siebter. Wer sich auskennt weis, dass diese Rennen alles andere als leicht zu fahren sind.
Ich führe diese Leistung größtenteils auf unser gemeinsames Trainingskonzept zurück. Viel bringt viel, stimmt eben nicht. Spaß machen muss es. Das bringt dann auch Erfolge, die eben auch Spaß machen.
Dieses Jahr habe ich mich selbst nicht an Trainingsplänen orientiert, sondern ich bin nur gefahren, wenn ich Lust hatte. Bestimmte Kilometerleistungen haben mich nicht interessiert. Mal schnell, mal langsam, auch möglichst abwechlungsreich.Lange Strecken, kurze Strecken, unterschiedliche Streckenprofile nach dem Lustprinzip. Siehe da, ich bin besser als letztes Jahr, als ich noch über 10 000 km teilweise genau nach Plan absolvierte.
Mein Sohn hat mich gelehrt, mehr auf mich selbst zu hören und das Quantitätsprinzip einfach aufzugeben.
L.