AW: Der Radsport und öffentliche Meinung
Bis auf die Leichtathletik wird sehr viel weniger überhaupt auf Doping getestet. Die Leichthathletik hat eine lange Geschichte des Dopings, ist gibt vielen Disziplinen in denen der Weltrekord für sehr lange Zeit bestehen wird.
Im Fußball wird sehr wenig getestet.
Lies Dir das mal durch. Danach braucht man sich nicht mehr zu wundern, warum es so gut wie keine positiven Dopingtests im Fußball gibt.
Es geht in diesem Thread um die öffentliche Meinung, und diese wird nun einmal maßgeblich von Presseberichten und Dopingskandale bestimmt. Dopingskandale kann es aber nur dann geben, wenn man überhaupt Dopingkontrollen durchführt. Wo sind die unangekündigten Dopingtests für Profifußballer? Die EUFA vermeldet im obigen Bericht stolz, daß zum erstem mal Trainingskontrollen durchgeführt wurden. Wenn man Doping bekämpfen will, ist dies die einzige Möglichkeit überhaupt professionelles Doping nachweisenzukönnen.
Kannst Du Dir vorstellen, daß nach einer typischen "Party" der FCB Spieler montags an der Säbener Straße die Dopingkontrolleure unangekündigt antreten und allen einen Bluttest abnehmen? Wenn das eintritt, dann kann man von einer Gleichbehandlung der Sportarten reden. Solange dies nicht der Fall ist, wird vorallem Stimmung gegen den Radsport gemacht, weil man sich hierbei als Redakteur keine blutige Nasen holen kann. Wenn man so über den FCB schriebe wie über Jan Ullrich, dann wären längst die Anwälte tätig.
Ähnlich ist es in Spanien tatsächlich gewesen, da wurde kurz darüber spekuliert, welcher Fußballprofi involviert sein könnte und schon wurde alles von den Anwälten der großen Klubs abgewürgt.
Noch einmal die "Informationen" die zur Zeit in der Presse fluktuieren, sind bisher nicht auf ihre Beweiskraft überprüft worden. Es gibt aus dem Prozeß gegen Saiz Hinweise, daß nicht alles was in den Zeitungen stand der Wahrheit entspricht. Da die Richter in Spanien vorerst die Unterlagen nicht rausrücken wollen, kocht die Gerüchteküche immer weiter. Gerüchte können ein Eigenleben entwickeln.
Versuch wenigstens einmal einen Augenblick lang, rein als akademisches Gedankenexperiment, anzunehmen, daß Ullrich nicht gedopt hat. Seine mißlungen Auftritte im Fernsehen sind jedenfalls kein Eingeständnis oder Beweis eines Dopings. Wie hätte er reagiert, wenn er nicht gedopt hat? Vergiß dabei nicht seine Charakter und seine fehlende Eignung zum Star.
Ich weiß nicht, ob er gedopt hat. Ich kann nur darüber spekulieren, und zum Schluß kommen, daß die Wahrscheinlichkeit hoch ist. Aber das trifft auf JEDEN Leistungssportler zu. Ich kann mir nämlich genauso gut vorstellen, daß das jemand absichtlich Fehlinformationen verbreitet hat und einige Personen auf die Namenslisten geschrieben hat, die gar nicht involviert waren.
Warten wir es ab, der DNS-Abgleich wird hoffentlich bald vorgenommen, dann kommt Klarheit in die Sache.
Wenn es wirklich sein Blut ist, dann hat er aber die dümmsten und unfähigsten Anwälte der Republik genommen. Ja, auch das halte ich für möglich.
Eine Reihe kleinerer Nörgeleien:
Ich habe den eindruck , dass Du, tjp, mein post falsch interpretierst (nein, nicht, das, wo de b-r-m eins auf die Mütze bekommt, sondern das davor).
Es steht außer Frage, dass Doping nicht auch in der Leichtathletik umfangreich eingesetzt wird und dort eine lange Tradition hat. Keine Frage, dass sich zB der Fussball dem Problem noch stellen muß. Und wenn ich "Vorreiter" sage, impliziert das durchaus, dass andere hinterhergaloppiert sind (und mittlerweile vielleicht mit vorne traben).
Dopingskandale kann es aber nur dann geben, wenn man überhaupt Dopingkontrollen durchführt
Einspruch. positve Kontrollen führten lange erst mal zu gar nix. Der Fahrer wird sanktioniert - früher einSchubs im Tagesklassement, dann kurze, schließlich lange "Schutzsperren", danach schwingen sich die Kollegen wieder in den
Sattel, als wär nie was gewesen. Prominente Fälle wie Hamilton, Landis u.a, dei sehr wichige rennen gewinnen, sind da die AUsnahme. Die ganz großen Skandale sind aber nicht durch popelige Kontrollen ausgelöst worden, sondern durch das Auffliegen großer, professsionell operierender mafia-artiger Netzwerke (nach: Zufallsfunden?verdeckten Ermittlungen? Denunziationen? Kombination all dieser Faktoren?): Festina, Balco, Cofidis, Fuentes, Staatsdoping im Ostblock.
Dein Vergleich mit dem FCB hinkt ebenfalls, weil die Gleichung Dopingkontrolleure=Medienleute nicht stimmt. Und "Wenn man so über den FCB schriebe wie über Jan Ullrich, dann wären längst die Anwälte tätig." - das ist doch absurd. Ulles Anwälte
sind ja bereits tätig. Sie lassen aber m.E. einige offensichtliche Schritte aus, und man wundert sich, warum.
Interessieren würden mich die "Hinweise, dass nicht alles,was in der Zeitung stand,der Wahrheit entspricht". Was genau? Oder ist das auch nur ein Gerücht, das ein Eigenleben führt. Wenn da so viel faul ist, warum wird die angebliche Aussage Fuentes', dass die Fussballer fehlten, von vielen vorbehaltlos geglaubt?
Du hast natürlich Recht, dass man aus ner schlechten Medienperfrormance nicht notwendig ableiten kann, dass Ullrich gedopt hat.
Wenn er im "Menschelteil" des bBckmanninterviews bekennt, wie "beschissen" das war, als er nicht fahren konnte, ist das authentisch und tausend mal angenehmer, als so ein weichgespülter und frisch gegegelter Fußballer, der sich am Sportphrasenduden abarbeitet.
Aber: Von einem Sportler der nicht gedopt hat und zu Unrecht beschuldigt iwird, würde man doch (sogar dann, wenn er nicht nur starkult-ungeeignet, sondern auch geistig stark beschränkt ist) einen ganz andern Auftritt erwarten. Ein klares "Nein" bezüglich der Kontakte zu Fuentes. Ein klares "Doping ist Medizin, mit derm an sich auf Kosten der andern eine vorteil verschafft" sowie, (an anderer Stelle) "Wenn es stimmt, dass Armstrong gedopt war, wäre das ne Riesensauerei, weil er mir damit den toursieg geklaut hat [als ich 99 nicht am Start war]" .
Gerade weil er sich im zweiten Teil des Interviews durchaus souverän bewegt hat, ist sein Rumgeeiere im Teil eins nur schwierig mit dem Bild der Unrecht verfolgten Unschuld in Einklang zu bringen.
Abschließend: Wer hier beklagt, dass "die Medien" oder "die Medienleute" den ganzen Radsport pauschal ins schlechte Licht rücken, sollte zunächst mal begründen müssen, warum er "die Medien" oder "die Medienleute" pauschal ins schlechte Licht rückt....