• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

Der "Doping in anderen Sportarten" Thread

Anzeige

Re: Der "Doping in anderen Sportarten" Thread
Wie geht man mit einem Weltmeister um, der schon mal wegen Dopings gesperrt war? Biathlet Arnd Peiffer spricht nach dem Sprint-Sieg des Russen Loginow über die schwierige Situation.
Aufgezeichnet von Saskia Aleythe, Antholz

Als Alexander Loginow am dritten Tag der Biathlon-WM mit der schnellsten Zeit im Sprint über die Zielllinie gleitet, bleibt das Stadion in Antholz fast stumm: Der schon einmal wegen Epo-Dopings gesperrte Russe ist aufgrund seiner Vergangenheit ein Weltmeister, den Zweifel umwehen. Erinnerungen an die WM 2017 in Hochfilzen werden wach, als Loginow mit der Mixed-Staffel Bronze gewann; im Anschluss verließ Frankreichs Martin Fourcade aus Protest die Siegerehrung. Arnd Peiffer gewann damals Gold mit der deutschen Staffel, in Antholz verpasst er diesmal mit einem siebten Rang im Sprint das Podest. In der Mixed Zone sprach Peiffer im Anschluss über den Verdacht, der bei Loginow mitläuft, und eine Olympia-Medaille, die ihm vermutlich bald zugeschickt wird.

Frage: Herr Peiffer, Alexander Loginow ist hier in Antholz recht überraschend Weltmeister im Sprint geworden. Wie denken Sie darüber?
Arnd Peiffer: Ich bin so ein bisschen hin und her gerissen. Einerseits schwingt natürlich ein gewisser Verdacht mit, weil der Kollege Loginow schon mal wegen Epo-Missbrauchs gesperrt war. Und jetzt wieder auf einem Niveau ist wie zu Zeiten, wo er eben diesen Epo-Missbrauch durchgeführt hat. Da ist natürlich schon immer so ein bisschen Geschmäckle dabei. Andererseits ist die Regel nun mal: Wer des Dopings überführt wird, wird zwei Jahre gesperrt, und kann dann zurückkehren. Das ist bei ihm der Fall. Deswegen muss man die Unschuldsvermutung walten lassen.

Wie einfach ist das?
Das fällt nicht immer leicht, muss ich sagen. Aber ich versuche, mich daran zu halten und zu hoffen, dass der Kollege sauber ist. Es würde mich auch eher ein bisschen blockieren. Ich muss ja auch gegen ihn laufen und wenn man das Gefühl hat, der spielt nicht fair, ist es ganz schwer, sich da wirklich zu motivieren. Wenn man das Gefühl hat, man ist von vornherein benachteiligt.

Inwiefern spielt es für dieses Gefühl auch eine Rolle, wenn man weiß, welche Bedeutung Staatsdoping im russischen Sportsystem hatte?
Eine ehemalige russische Athletin hat sich jetzt wieder geäußert und einen Verdacht gegen Martin Fourcade geschürt. Da scheint mir ein bisschen das Gedankengut verbreitet zu sein: Man kann nicht ohne Doping erfolgreich sein. Das scheint hier und da schon auch in den Köpfen zu sein. Ich kann das natürlich auch nicht beurteilen. Einerseits spreche ich kein Russisch und kann nicht alles verfolgen, ich habe wenig Kontakt mit den russischen Athleten. Ich maße mir nicht an, da Einblick in das System zu haben. Aber den Verdacht hat man vielleicht manchmal, dass dort hier und da die Einschätzung herrscht, man kann ohne Doping nicht erfolgreich sein. Da muss ich natürlich vehement widersprechen.


Wie ist das Verhältnis sonst zu den russischen Athleten?
Normal. Diesen Begriff "Biathlon Familie" finde ich ehrlich gesagt immer ein bisschen aufgebläht. Wenn wir in Ridnaun sind und da sind die Russen und dann sehe ich beim Klassisch-Laufen den Kollegen Jelissejew, dann grüße ich den, dann frage ich den, wie es geht und dann geht man wieder seiner Wege. Also ein ganz normales entspanntes, höfliches Miteinander. Durchaus auch freundlich. Aber es ist nicht so, dass wir uns einmal in der Woche zum Pizza essen treffen. Man grüßt sich und das ist einfach nur kollegial.

Der Biathlon-Weltverband hat am Samstag den nicht mehr aktiven Jewgeni Ustjugow für schuldig befunden, unter anderem im Olympia-Zeitraum von Sotschi 2014 mit anabolen Steroiden betrogen zu haben. Der Olympia-Sieg der russischen Staffel könnte nun tatsächlich gestrichen werden und Sie nachträglich Gold bekommen. Wie fühlt sich das für Sie an?
Ich freue mich ehrlich gesagt, dass wir das Thema dann abhaken können. Mich hat gerade ein russischer Kollege gefragt, was das jetzt für mein Leben ändert. Wenn ich jetzt diese Gold-Medaille per Post zugeschickt bekomme, ändert das für mein Leben gar nichts. Ich habe da wiederum total gemischte Gefühle. Einerseits finde ich es total traurig, wenn es wirklich bestätigt wird, dass wir dort betrogen wurden. Ich hätte nie ein Problem damit gehabt, dass die Russen vor uns waren. Wir standen da auf dem zweiten Platz, das ganze Stadion hat die russische Nationalhymne gesungen, da habe ich Gänsehaut gekriegt, weil es schon auch cool war.

Und jetzt erscheint alles in einem anderen Licht?
Im Nachhinein ist diese ganze Situation irgendwie vergiftet. Das vergiftet auch so ein bisschen die Erinnerung. Weil man sagt: Ja gut, die waren halt besser, wir wurden da um 0,2 Sekunden geschlagen, haben Silber gewonnen, aber wir haben es da erlebt, die haben uns mit fairen Mitteln geschlagen. Dann wäre es für mich trotzdem rund gewesen. Man muss nicht immer Gold gewinnen, damit so eine Sache rund ist und Spiele rund sind. Im Nachhinein haben wir vielleicht Gold und für mich ist es irgendwie unrund. Wenn wir die jetzt bekommen, dann ist es so.
In Kontiolahti habe ich Gold gewonnen mit der Staffel (2015, Anm. der Redaktion), daran werde ich natürlich viel bessere Erinnerungen haben. Da haben wir uns durchgesetzt, da war alles super. Da haben wir gefeiert, das war einfach schön. Auch wenn das jetzt ein Olympiasieg wäre, wäre der immer mit negativen Erinnerungen verknüpft.
 
....und wieso durfte der jetzt da starten..?...dachte die wären doch nun alle gesperrt. Alles sehr komisch, genauso wird M. City auch weiterhin in der CL spielen, aber anderes Thema...
 
....und wieso durfte der jetzt da starten..?...dachte die wären doch nun alle gesperrt. Alles sehr komisch, genauso wird M. City auch weiterhin in der CL spielen, aber anderes Thema...
Zweijährige Dopingsperre ist vorbei. Also kann er wieder starten.

Oder verwechselst du da was mit Olympia?
 
Felix Sturm wurde heute ua auch wegen Körperverletzung verurteilt, weil er bei einem Boxkampf gedopt war.
Interessante Auslegung der Rechtslage finde ich.

Sturm machte sich auch des Vorwurf der Körperverletzung schuldig. "Beim Boxen gibt es zwar immer Körperverletzung", sagte der Richter. Doch durch die Anwendung des Dopingmittels sei die Abmachung, die Sturm mit Schudinow getroffen hatte, ignoriert worden. "Also haben wir keine Einwilligung von Schudinow mehr, es liegt eine Körperverletzung vor", so das Gericht.
https://www.n-tv.de/sport/Felix-Sturm-muss-fuer-drei-Jahre-ins-Gefaengnis-article21751521.html
 
Körperverletzung beim Boxkampf, was ein Quatsch, Doping hin oder her

die Gerichte werden immer kreativer was Straftatbestände angeht, wir nähern uns amerikanischen Verhältnissen an. Manche Urteile sind je nach Gericht, Straftat und Täter erstaunlich mild und andere drakonisch hart.
 
Körperverletzung beim Boxkampf, was ein Quatsch, Doping hin oder her

die Gerichte werden immer kreativer was Straftatbestände angeht, wir nähern uns amerikanischen Verhältnissen an. Manche Urteile sind je nach Gericht, Straftat und Täter erstaunlich mild und andere drakonisch hart.
vllt geht der Richter davon aus dass er ohne Doping auf die fresse bekommen haette xD ... voellig banane
 
Körperverletzung beim Boxkampf, was ein Quatsch, Doping hin oder her
... voellig banane
Nö, nix Banane. Ich vergleiche das mal mit dem Medizinrecht. Jeder medizinische Eingriff ist per se eine Körperverletzung. Ein Patient muss dazu seine Einwilligung erteilen. Damit er das qualifiziert tun kann, ist eine umfassende Aufklärung notwendig. Unterbleibt diese Aufklärung oder erfüllt nicht die Richtlinien, ist die nachfolgende Therapie eine Körperverletzung.
Man kann davon ausgehen, dass Sturms Gegner den Vertrag zum Kampf nicht unterschrieben hätte, wenn er gewusst hätte, dass der Gute gedopt ist. Also Körperverletzung, weil kein wirksames Einverständnis, weil er über die Umstände nicht informiert war.
 
An der strafrechtlichen Beurteilung als Körperverletzung ist auch überhaupt nichts neu. Für Kampf- und Kontaktsportarten galt das immer schon so. Die Beteiligten willigen ein, dass der Gegner sie im Rahmen der Regeln malträtieren darf und (nur) deshalb ist es keine strafbare Körperverletzung. Regelüberschreitungen sind dabei unschädlich, solange sie unbeabsichtigt sind und sich im Rahmen des normalen Wettkampfgeschehens halten. Beim Boxen ist der verbotene Tiefschlag deshalb von der Einwilligung umfasst und keine Körperverletzung, denn man muss damit rechnen, dass das auch im Rahmen eines nach den Regeln geführten Kampfes ausnahmsweise schon mal passieren kann. Benutzt aber einer einen Handschuh mit Hartplastikeinlage (den Fall gab es schon), dann ist es Körperverletzung, denn der Gegner hat nur eingewilligt, nach den Regeln geschlagen zu werden, nicht aber, dass der andere ihn mit bewusst und absichtlich regelwidriger Ausrüstung bearbeitet. Und beim bewusst regelwidrig gedopten Gegner ist es genauso.
 
Zuletzt bearbeitet:
Körperverletzung beim Boxkampf, was ein Quatsch, Doping hin oder her

die Gerichte werden immer kreativer was Straftatbestände angeht, wir nähern uns amerikanischen Verhältnissen an. Manche Urteile sind je nach Gericht, Straftat und Täter erstaunlich mild und andere drakonisch hart.

Das ist nicht kreativ.
Wenn z.B. bei einem Fußballspiel jemand seinen Gegenspieler mit der Absicht foult, ihm einen Schaden zuzufügen, ist das eine KV. I.d.R. kann man die Absicht nicht nachweisen.
Ich war Zeuge in einem Strafverfahren. Auf dem Platz hatte der Beschuldigte nach dem Foul rumgeblökt, dass der Gefoulte selbst Schuld sei, er lässt sich nicht verarschen (er wurde getunnelt). In der Kabine hat er nochmal gesagt „dem habe ich es gezeigt, mit mir macht er das nicht mehr“. Die geladenen Zeugen bestätigten vor Gericht dies. Somit konnte die Absicht nachgewiesen werden und er wurde wegen einer KV verurteilt.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ all

gut erklärt, wieder was dazu gelernt. Danke für die Aufklärung
 
IMHO ist jeder Verletzung der körperlichen Unversehrtheit (Grundrecht) eine Körperverletzung. Selbst das Setzen einer Spritze durch den Arzt. Darum braucht es dafür auch eine Zustimmung des Patienten.
Einfache vorsätzliche und fahrlässige Körperverletzungen sind aber Antragsdelikte.
 
Zurück
Oben Unten