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Nein, Doping ist bewusster Betrug. Fertig, aus. Da sind in erster Linie die Schuld, die den Betrug begehen und erst in zweiter Linie die, die ihn nicht verhindern bzw. ihn begünstigen oder vertuschen.
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Warum? Wer betrügt da wen? Die Sportler die Zuschauer? Weil da noch welche gibt, die - nach 100 Jahren TdF, sonstwieviel Jahren russischer Kugelstoßerinnen, norandrolonhaltiger Zahnpasta und andern Merkwürdigkeiten - an fairen Wettkampf und das Gute im Menschen im bezahlen Sport glauben? Das ist aber nicht weit vom Glauben an den Osterhasen entfernt.
Betrügen die Sportler ihre Kollegen? Wo jeder weiß, dass jeder alles tun wird, um vorne zu sein? Betrügen die, die das Geld zum Dopen haben, die, die keines haben? Oder die Nerven nicht haben?
Weil Doping die Chancengleichheit zerstört? Welche Chancengleichheit? Die zwischen dem millionenschweren Team mit Privatjet und dem, das in der Jugendherberge absteigt?
Ich weiß nicht, wie hoch der Etat das "ärmsten" TdF-Teams ist und der des "reichsten". Faktor zwei halte ich für sehr wahrscheinlich, Faktor zehn für nicht unmöglich. Die einen können 100 Windkanalstunden und 100 Tage Sauerstoffmangel-Training zahlen, die anderen nur 10 und 10. Ist das Chancengleichheit?
Doping wird man nicht verhindern können, solange der massive finanzielle Anreiz da ist und Menschen vom Sport leben. Die Kontrolleure werden immer hinterherlaufen, weil es sich lohnt, zu dopen.
Weil Doping illegal ist ist, hat die Zuliefer-Industrie mafiose Strukturen und ganz mächtige Gewinn-Spannen.
Weil Doping illegal ist, etablieren sich kriminelle Strukturen, denen man seine Gesundheit nicht anvertrauen sollte (Hinterhof-Labore in Ländern mit rechtsstaatlichem Nachholbedarf).
Wir sind in anderen Bereichen genauso scheinheilig:
Rauschdrogen: Da stören doch keinen die Drogentoten, sondern die Beschaffungskriminalität. Wenn Drogentote störten, müssten wir bei Alkohol und Tabak anfangen.
Lotterien, staatliche: Hier veranstaltet der Staat Glückspiele, deren Einnahmen zu 80% aus deutlich unterdurchschnittlichen Einkommen stammen und subventioniert damit die Hochkultur, die zu 95% Beziehern höherer Einkommen zugute kommt. Indem der Staat als Veranstalter dem Bürger sagt "Du könntest ohne Arbeit Millionär werden! Mit ein paar Euro Einsatz und ein bisschen Glück!" Wenn das kein zynischer Betrug ist!
Müssen wir den volljährigen Berufsradfahrer (darf heiraten, wählen, SUV fahren und bei der Bundeswehr im Ausland töten) per Gesetz davor schützen, seine Gesundheit zu ruinieren? Wäre die Gesundheit so viel gefährdeter, wenn Doping legal und qualitätskontrolliert (weil ohne Hinterhoflabore) stattfände?
Wäre der Vorbildcharakter ein Problem? Wenn der U18-Amateur mit brennendem Ehrgeiz sagt: "Wenn Profi X darf, warum ich nicht?" Dem kann man dann nicht mehr sagen "Weil Du Dich kaputt machst, weil es unfair ist, viel zu teuer und außerdem verboten!" Da müsste man auch mal mit dem Trainer reden, der seinem 14jährigen Talent ein Glas Sekt gibt, damit er etwas lockerer ins Rennen geht.
Da weiß ich auch nicht weiter.
Wenn so richtig klar wäre, dass alle TdF-Fahrer nicht nur ihr Fahrrad, sondern auch den Körper bestmöglich tunen, schauen dann weniger Menschen TdF?
Wenn weniger Menschen TdF schauen, bröselt das Geschäftsmodell: Weniger Einschaltquoten, weniger Werbemöglichkeiten, weniger Sponsorgelder, weniger Einkommen,...
Dient vielleicht der große Zauber "Wir werden alle Doper brutalstmöglich verfolgen und den Sport wieder sauber machen!" vor allem zur Erhaltung eines Geschäfttsmodells?