Video: Das neue Scott Addict
Scott Addict 2026 – Infos und Preise
Scott sieht das Addict nicht als Competition-Rennrad sondern klar als typisches Endurance-Rennrad für viele Stunden im Sattel. Im Gegensatz zum Namensbruder mit RC will das Addict nicht um Sekunden feilschen, sondern in erster Linie Komfort bieten und sportlichen Fahrspaß vermitteln. Hier die Fakten:
- Neu entwickeltes Rahmen-Set
- 2 Carbon-Qualitäten HMX und HMF erhältlich
- Integriertes Staufach und Taschen-Konzept
- Um 50 % bessere Komfort-Werte als der Vorgänger
- 34 mm breite Reifen an allen Modellen
- UDH Standard
- Reifenfreiheit 38 mm in 700c
- Gewicht Rahmen 780 g (HMX Carbon), 980 g (HMF Carbon)
- Gewicht Gabel 355 g (HMX Carbon), 410 g (HMF Carbon)
- Gewicht Komplettrad ab 7,4 kg
- Ausstattung 6 Modelle, auch mit mechanischer Schaltung
- Verfügbar ab sofort
- Preis 2.599 Euro bis 7.499 Euro
- Hersteller-Info www.scott-sports.com


Was ist neu?
Einsatzbereich | Tour, Reise |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 7,8 kg |
Stack | 578 mm |
Rahmengrößen | XXS (47), XS (49), S (52), M (54), L (56), XL (58), XXL (61) (im Test: M (54)) |
Website | www.scott-sport.com |
Preisspanne | 2.599 Euro – 7.499 Euro |
Um es kurz zu sagen: Alles. Auch wenn es optisch gewisse Ähnlichkeiten zum Vorgänger geben mag, ist das neue Addict ein komplett neues Bike mit einem gänzlich neuen Rahmen in den viel Hirnschmalz floss. Der Fokus lag ganz klar auf Komfort und Langstreckentauglichkeit ohne dabei den Fahrspaß aus den Augen zu verlieren. Zudem ist der Rahmen des neuen Addict sogar ein wenig Aero-optimiert. Wichtiger waren jedoch andere Bereiche, die wir nachfolgend näher beleuchten werden.
Komfort: Breite Reifen und nachgiebiger Rahmen
Ein Großteil des erfahrbaren Komforts stammt natürlich von den 34 mm breiten Reifen, die bei entsprechend niedrigem Luftdruck von Haus aus eine gute Vibrationsdämpfung und Stoßdämpfung bieten. Flankiert natürlich von passenden Laufrädern mit entsprechender Maulweite. Scott hat sich jedoch auch umfassend Gedanken gemacht, wie sie den Rahmen so gestalten können, dass er lange Tage im Sattel möglichst gut unterstützt.

Bei der Konstruktion des Sitzrohres haben die Ingenieure auf die Technologie des Addict RC zurückgegriffen und eine ähnliche Sattelklemmung konstruiert. Diese zeichnet sich in erster Linie durch ein Carbonteil aus, das schon vor der Laminierung des Rahmens gefertigt und dann beim „Backen“ des Hauptrahmens eingeklebt wird. Dadurch ist nicht nur die Passung für die Sattelstütze sehr genau, sondern es gibt unterhalb der Klemmung auch etwas Spiel zwischen Sattelstütze und Sattelrohr, das einen relativ freien Flex begünstigt.
Als weiterer technischer Kniff verjüngt sich zudem das Sitzrohr nach der Anbindung der Sitzstreben nach unten. Dadurch kann es sich leichter „verbiegen“ und erlaubt somit einen deutlich stärkeren Flex als zum Beispiel beim Addict RC, dessen Rahmen diese Verjüngung nicht aufweist. Ein kleiner Nachteil dabei kann sein, dass die Sattelstütze gegebenenfalls individuell gekürzt werden muss.


Ein weiteres Komfort-Feature sind die deutlich nach außen gebogenen Sitzstreben. Durch die Vorbiegung können sie sich noch leichter verformen als gerade Streben und bieten gewollten Flex zur Stoßdämpfung und zum Filtern von feinen Vibrationen, wie sie zum Beispiel durch rauen Asphalt entstehen.
In Kombination mit dem ebenfalls überarbeiteten und schmäler gewordenen Oberrohr und der speziellen Sattelstütze mit Aussparung kann das gesamte hintere Rahmendreieck somit durch gezielte Verformung als „Stoßdämpfer“ dienen. Scott hat bei der Präsentation im Schwarzwald eigens einen Prüfstand aufgebaut, auf dem man die Verformungen durch ein angehängtes Gewicht sehr deutlich sehen konnte. Die Bewegungen sind dabei größer, als sich manch einer vorstellen dürfte. Die Carbonrohre verbiegen sich klar sichtbar um einige Millimeter.
Zwei Carbonqualitäten
Um das Angebot möglichst breit zu diversifizieren und jedem Anspruch gerecht zu werden, haben die Verantwortlichen bei Scott entschieden, das neue Addict in zwei unterschiedlichen Carbon-Qualitäten anzubieten. Die High-End-Variante mit den sogenannten HMX-Fasern kommt nur bei den beiden Top-Modellen Addict Premium und Addict 10 zum Einsatz, die HMF-Carbonfasern werden eingesetzt, um die etwas günstigeren (aber auch schwereren) Rahmen für die preislich weiter unten angesiedelten Varianten zu produzieren.
Deutliche Gewichtseinsparung
Dank der Erkenntnisse, die Scott bei der Neuentwicklung des Scott Addict RC gewonnen hat, und dem Einsatz der hochwertigen HMX-Carbon-Qualität konnte auch das Rahmengewicht des neuen Addict auf 780 Gramm gedrückt werden. Das sind sage und schreibe 260 Gramm weniger als der HMF-Rahmen des Vorgängers auf die Waage bringt und auch absolut betrachtet ein Top-Wert im Vergleich zu den Mitbewerbern. Selbst der neue HMF-Rahmen ist mit 980 Gramm noch 60 Gramm leichter als der direkte Vorgänger. So kommt das leichte Addict Premium auf ein Gesamtgewicht von lediglich 7,4 kg.
Transport: Integriertes Staufach und Taschenkonzept
Erstmals rüstet Scott das neue Addict mit einem im Rahmen integrierten Staufach aus. Anders als bei den meisten Mitbewerbern erfolgt der Zugang allerdings auf der Unterseite des Unterrohrs. Scott verspricht sich damit einen besseren Schwerpunkt und eine höhere Rahmenstabilität. Ein Nachteil ist jedoch, dass die Klappe direkt im Schmutz-Beschuss des Vorderrades liegt. Eine speziell gefertigte Aufbewahrungstasche sorgt dafür, dass ein komplettes Notfall-Kit Platz im Rahmen findet und während der Fahrt nicht mit negativen Klappergeräuschen auffällt. Serienmäßig ist das Notfall-Kit leider nur beim Addict Premium und Addict 10 an Bord. Für die anderen Modelle muss es extra gezahlt werden.


Wer gerne noch mehr Kleinteile, eine Regenjacke, Verpflegung oder was auch immer mitnehmen möchte, findet im hauseigenen Zubehörprogramm von Syncros passgenaue Taschen für das vordere Rahmendreieck. Bemerkenswert dabei ist, dass die Taschen jeweils für alle Rahmengrößen maßgeschneidert sind, um einen optimalen Sitz zu garantieren.
Komplettiert wird das interne Transportkonzept mit dem bereits vom Scott Addict RC bekannten Mini-Tool im Unterlenker des Scott Addict. Hier hat man das benötigte Werkzeug immer direkt griffbereit und läuft nicht Gefahr, es zu Hause liegenzulassen.

Ausstattung: 6 Komplettbikes, 2 Carbon-Qualitäten
Mit sechs unterschiedlichen Komplettbikes in zwei Carbonqualitäten bietet Scott das neue Addict in einem breiten Spektrum an Ausstattungen in insgesamt neun Farben an. Damit dürfte für fast jeden ein passendes Bike zu finden sein. Auffällig ist eine Konzentration auf Shimano-Gruppen, mit denen fast alle Komplettbikes ausgerüstet werden, lediglich das Addict 10 kommt mit der neuen SRAM Force AXS Gruppe. Alle anderen Modelle werden mit Shimano Gruppen ausgeliefert.
Den Einstieg markiert mit 2.599 Euro das Addict 50 mit der mechanischen Shimano 105 Gruppe und Aluminium-Laufrädern und Komponenten von der eigenen Zubehör-Marke Syncros. Weitestgehend gleiche Komponenten gepaart mit einer elektronischen 105 Di2 finden sich am Addict 40 für 3.199 Euro.
Wer serienmäßig Carbon-Laufräder möchte, muss mindestens zum Addict 30 greifen, das für 3.799 Euro mit Syncros Capital 1.0 40 Disc Carbonlaufrädern und Shimano 105 Di2 Gruppe immer noch fair eingepreist ist. Mit 8,5 kg ist es zudem auch deutlich leichter als die günstigeren Modelle und damit unser klarer Tipp für Performance orientierte, aber preisbewusste Addict-Kaufinteressenten. Den nächsten Sprung nach oben in der Ausstattungsleiter markiert das Addict 20 mit Ultegra Di2 Gruppe und Fulcrum Wind 42 DB Laufrädern zum Preis von 4.999 Euro.
Das Addict 10 ist von den Komponenten her betrachtet nahezu gleich ausgestattet, kommt jedoch mit der neuen SRAM Force AXS Gruppe und profitiert in Sachen Gewicht von dem deutlich leichteren Rahmen mit HMX-Fasern. So bringt es mit 7,8 kg locker 400 g weniger auf die Waage als das Addict 20. Dafür muss man jedoch mit 6.399 Euro auch mehr investieren.


Das Top-Modell markiert schließlich das Addict Premium für 7.499 Euro. Es hat als einziges Komplettbike das einteilige Syncros IC-R100-SL Carbon-Cockpit. Dieses ist schon aus dem Addict RC bekannt und passt auch auf alle anderen Addict-Modelle. Die Laufräder sind die gleichen wie beim Addict 30 und 20, lediglich die Reifen sind mit den Schwalbe Pro One höherwertiger als die ansonsten verbauten Schwalbe One. Dank dem HMX Rahmen, der leichteren Komponenten und der Shimano Dura-Ace Di2 Gruppe kommt das Addict Premium auf ein Gesamtgewicht von lediglich 7,4 kg.
Passend zum Komfortanspruch verbaut Scott an allen Modellen Reifen mit einer Breite von 34 mm serienmäßig. Darauf ist auch die Rahmengeometrie des neuen Addict optimiert. Ebenso passend sind die Abstufungen der Antriebe. Bei Shimano durchweg mit 50/34 Kettenblatt-Kombo vorn und einer 11-34 Kassette, beim SRAM Modell mit 46/33 vorn und 10-36 Kassette.
Unser Testbike Addict 10 profitiert vom leichten HMX Rahmen und kommt zudem als einziges Modell mit einem einseitig messenden Powermeter serienmäßig. Mit 33 zu 36 bietet es zudem eine echte Untersetzung, die an steilen Anstiegen – man denke: Hochgebirgs-Marathon – durchaus willkommen sein dürfte.
In unserer Tabelle seht ihr alle Addict Komplettbikes in der Übersicht:
Addict Premium | Addict 10 | Addict 20 | Addict 30 | Addict 40 | Addict 50 | |
---|---|---|---|---|---|---|
Preis | 7.499 € | 6.399 € | 4.999 € | 3.799 € | 3.199 € | 2.599 € |
Gewicht | 7,4 kg | 7,8 kg | 8,2 kg | 8,5 kg | 8,8 kg | 8,9 kg |
Gruppe | Shimano Dura-Ace Di2 | SRAM Force AXS | Shimano Ultegra Di2 | Shimano 105 Di2 | Shimano 105 Di2 | Shimano 105 |
Übersetzung | 50/34 - 11-34 | 46/33 - 10-36 | 50/34 - 11-34 | 50/34 - 11-34 | 50/34 - 11-34 | 50/34 - 11-34 |
Laufradsatz | Fulcrum WIND 42 DB Carbon | Fulcrum WIND 42 DB Carbon | Fulcrum WIND 42 DB Carbon | Syncros Capital 1.0 40 Disc, Carbon | Syncros RP2.0 Disc | Syncros RP2.0 Disc |
Reifen | Schwalbe PRO ONE 700x34C | Schwalbe ONE 700x34C | Schwalbe ONE 700x34C | Schwalbe ONE 700x34C | Schwalbe ONE 700x34C | Schwalbe ONE 700x34C |
Carbon | HMX | HMX | HMF | HMF | HMF | HMF |
Geometrie: 7 Rahmengrößen – viele Anpassungsmöglichkeiten
Die Geometrie des neuen Addict wurde natürlich auf die Verwendung der 34 mm breiten Reifen abgestimmt. Scott war es wichtig, auf dem Addict eine bequeme Sitzposition mit einem agilen, sportlichen Handling zu kombinieren. Deshalb wurden im Vergleich zum Vorgänger der Stack um 5 mm erhöht und der Reach um 5 mm reduziert. Dadurch ergibt sich natürlich eine deutlich entspanntere Sitzposition.
Um die Agilität ein wenig zu erhöhen, wurden die Kettenstreben um 2 mm verkürzt. Zudem wurden die Tretlagerabsenkung und der Gabelnachlauf feingetunt, um das gewünschte Handling mit 34 mm breiten Reifen erzielen zu können. Im Vergleich zum Addict RC ist die Sitzposition natürlich deutlich entschärft. Scott sagt, dass man auf dem Addict ohne Spacer unter dem Vorbau so sitzt, wie auf dem Addict RC mit 35 mm hohem Spacer-Turm.
Wer das neue Scott Addict individuell anpassen möchte, wird sich darüber freuen, dass es gleich mehrere Sattelstützen mit unterschiedlichem Versatz und natürlich jede Menge Vorbauten und Lenker zur Auswahl gibt. Hinsichtlich Lenkerbreite und Kurbellänge zeigt sich Scott genauso innovativ wie in Sachen Reifenbreite und verbaut relativ schmale Cockpits und etwas kürzere Kurbeln als der übliche Branchenstandard. Am Testbike in Größe M (54) zum Beispiel einen 40 cm breiten Lenker und 170 mm lange Kurbeln.
Der Scott Addict Rahmen verfügt über den UDH Standard.
In unserem Geometrics Tool könnt ihr alle Daten des neuen Scott Addict sehen und sie mit anderen Rädern eurer Wahl vergleichen:
Rahmengröße | XXS (47) | XS (49) | S (52) | M (54) | L (56) | XL (58) | XXL (61) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 372 mm | 378 mm | 382 mm | 386 mm | 389 mm | 394 mm | 402 mm |
Stack | 522 mm | 534 mm | 557 mm | 578 mm | 599 mm | 619 mm | 638 mm |
STR | 1,40 | 1,41 | 1,46 | 1,50 | 1,54 | 1,57 | 1,59 |
Lenkwinkel | 71,3° | 71,8° | 72° | 72,2° | 72,5° | 73° | 73° |
Sitzwinkel, effektiv | 75° | 75° | 74,5° | 74° | 73,5° | 73,1° | 73° |
Oberrohr (horiz.) | 511 mm | 521 mm | 536 mm | 551 mm | 566 mm | 582 mm | 597 mm |
Steuerrohr | 104 mm | 115 mm | 139 mm | 161 mm | 182 mm | 201 mm | 221 mm |
Überstandshöhe | 742 mm | 758 mm | 780 mm | 801 mm | 821 mm | 840 mm | 865 mm |
Kettenstreben | 418 mm | 418 mm | 418 mm | 418 mm | 418 mm | 418 mm | 418 mm |
Radstand | 984 mm | 991 mm | 1.000 mm | 1.009 mm | 1.016 mm | 1.022 mm | 1.036 mm |
Tretlagerabsenkung | 74 mm | 74 mm | 73 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm |
Gabel-Offset | 47 mm | 47 mm | 47 mm | 47 mm | 47 mm | 47 mm | 47 mm |
Andere Bikes mit ähnlicher Geometrie sind zum Beispiel das Giant Defy, Focus Paralane, Pinarello Dogma X oder das Lappiere Pulsium.
Scott Addict auf dem Kurs
Wie zu erwarten, fühlt sich die Sitzposition auf dem neuen Scott Addict recht aufrecht und entspannt an. Mit 10 mm verbauten Spacern komme ich auf eine Überhöhung von lediglich 70 mm. Klingt für mich persönlich erst mal nach wenig, liegt aber bei genauerem Hinsehen dann doch im Bereich der üblichen Werte, wenn ich mit anderen Rädern aus dem gleichen Segment fahre. Somit nichts Ungewöhnliches zu vermelden.

Scott zeigt sich im Hinblick auf Lenkerbreite und Kurbellängen durchaus bereit, den aktuellen Trends zu folgen und verbaut am Testbike in Größe 54/M einen recht kompakten Lenker. Nominell 40 cm breit, habe ich zwischen den Hoods ziemlich genau 39 cm gemessen und in den Drops genau 44 cm. Das fühlt sich in der Praxis sehr passend an. Zudem lässt sich der Syncros Carbon-Lenker in nahezu allen Positionen gut greifen. Auch die 170 mm kurzen Kurbeln kommen meinen persönlichen Vorlieben und dem aktuellen Trend zu kürzeren Kurbeln entgegen.
Mit 7,8 kg ist das Scott Addict 10 zwar kein Leichtgewicht, aber auch alles andere als ein schwerer Brocken. Das spürt man auch direkt beim Losfahren, denn das Bike lässt sich sehr leicht beschleunigen. Was ebenfalls schon nach wenigen Kilometern auffällt, ist, wie leicht die 34 mm breiten Schwalbe One mit einem Luftdruck von 3,2 bar vorn und 3,4 bar hinten rollen und wie gut sie kleine sowie größere Löcher und Unebenheiten im Asphalt abfedern.

Auf den weiteren Testfahrten offenbart sich auch, wie effektiv die breiten Pneus rauen Asphalt, der ansonsten viel Energie schluckt und durch Vibrationen nervt, einfach galant überspielen. Auf teilweise recht schlechten Straßen rund um Freibug im Schwarzwald wird auch deutlich klar, dass die Scott-Ingenieure ihre Hausaufgaben erledigt haben. Der Komfort am Sattel ist außerordentlich hoch. Hier spielen breite Reifen und der schlau konstruierte Rahmen Hand in Hand und liefern zusammen außerordentlichen Komfort. Selbst am Lenker werden große und kleine Unebenheiten von der Straße gut gefiltert und abgemildert.
Umso erfreulicher ist dabei, dass sich der hohe Komfort nicht unangenehm auf die sonstige Steifigkeit des Rahmens auswirkt. Auf den doch recht langen und stellenweise steilen Anstiegen im Schwarzwald hat man keinesfalls den Eindruck, dass Tretenergie in Verwindung des Rahmens umgewandelt wird und verloren geht. Auch auf den schnellen Abfahrten überzeugt das Scott Addict mit spurstabilem Fahrverhalten und sehr stabilem Handling beim Bremsen. Das Einlenkverhalten ist durchaus sportlich, aber im Vergleich zu reinen Race-Bikes wie etwa der Schwester aus eigenem Hause mit dem „RC“ im Namen spürbar entschärft.

Beim Tempobolzen auf der Geraden fühlt sich das Addict ebenfalls nicht träge oder gar langsam an. Geht es bergab, ist man zwar schnell am Ende der 46 – 10 Übersetzung angelangt, aber dafür gibt es auf steilen Anstiegen auch immer den 33 – 36 „Rettungsanker“ serienmäßig mit an Bord. Womit wir auch bei der neuen SRAM Force AXS Gruppe angelangt wären, die am Testbike verbaut war.
Hier gilt das, was ich schon in unserem großen SRAM Force AXS im 1.000 km Test-Artikel geschrieben habe. Schalt- und Bremsperformance auf sehr hohem Niveau und keine nennenswerten Probleme im Test. Lediglich immer mal wiederkehrend an einem Gang wollte die Kette nicht sofort auf das nächst höhere Ritzel an der Kassette springen, aber das werde ich mal unter „unsauber eingestellt“ verbuchen. Ansonsten hat die US-Gruppe nicht nur mit guter Performance, sondern auch mit sehr leisem Lauf überzeugt. Die Übersetzung ist recht kurz, passt jedoch ideal zur Positionierung des neuen Addict, das mehr Wert auf Spaß im Sattel als auf Sekunden auf der Uhr legt.

Abschließend noch ein paar Worte zur Rahmentasche von Syncros: Deren Bedienung ist kinderleicht, der Reißverschluss lässt sich problemlos während der Fahrt öffnen und schließen und das linke Fach ist schnell zugänglich für zum Beispiel Gels oder Riegel. Zudem sitzt die Tasche fest und wackelt und klappert nicht. Auch das Notfall-Kit im Unterrohr fiel nicht durch störende Geräusche negativ auf.
Und da ich jetzt so viel Lob ausgeschüttet habe, wenigstens noch eine kritische Anmerkung: Obwohl ich gleich zwei Sättel von Syncros im privaten Fuhrpark habe, die ich liebe und von einem Bike zum nächsten mitnehme, konnte mich der am Testrad verbaute Syncros Tofino nicht wirklich begeistern. Obwohl penibel justiert, wurden wir einfach nicht zu Freunden – was jedoch nicht bedeuten muss, dass er für jemand anderen ganz wunderbar funktionieren kann. Sattelwahl ist eben sehr individuell.

Scott Addict mit 38 mm breiten Reifen
Serienmäßig werden alle Scott Addict mit 34 mm breiten Reifen ausgeliefert, und die Geometrie des Bikes wurde speziell für Pneus mit diesen Abmessungen entwickelt. Was dazu führt, dass sich das Addict in jeder Lebenslage wie ein ganz normales Rennrad anfühlt und so fährt, wie es die Ingenieure wollten.
Auf Empfehlung von Frank Oberle, der bei Scott seit vielen Jahren für alle Road-Bikes verantwortlich ist, bin ich auf dem Presse-Launch im Schwarzwald auch eine 1,5 Stunden lange Runde mit den maximal passenden 38 mm breiten Reifen gefahren. Also mit identischem Set-up, gleichen Laufrädern, aber eben um 4 mm breiteren Reifen.
Das ist optisch zunächst sehr ungewohnt, aber schon nach wenigen Metern verfliegen die Bedenken. Der Komfort-Eindruck steigt gegenüber den 34 mm breiten Reifen noch einmal deutlich spürbar. Wo die 34er Schwalbe Pro One rauen Asphalt entschärfen, bügeln ihn die 38er einfach glatt. Mit diesen „fetten Schlappen“ kann man wirklich über fast alle üblen Asphalt-Stellen hinweg bügeln, ohne große Auswirkungen zu spüren.
Interessanterweise verändert sich das Handling dabei nur unwesentlich. Freilich sind die Reifen ein ganzes Stück schwerer und machen das Einlenken etwas träger, aber der Effekt ist deutlich geringer, als ich erwartet hätte. Zudem kann der Luftdruck nochmals um gut 0,2 bar abgesenkt werden und hilft damit nicht nur Löcher glattzubügeln, sondern auch den Rollwiderstand im Gesamtsystem zu senken. Über mögliche Aerodynamik-Einbußen will ich an dieser Stelle nicht schreiben, denn die Aero-Performance spielt beim Scott Addict nur eine untergeordnete Rolle.
Alles in allem eine kurze Erfahrung, die bei mir durchaus Lust auf mehr geweckt hat. Wer maximalen Komfort möchte und kein Gewichtsfetischist ist, sollte sich nicht scheuen, einen solchen Aufbau mal selbst zu testen. Wichtig ist natürlich, dass die Geometrie des Bikes auch dafür geeignet ist und nicht nur genug Platz im Rahmen vorhanden ist.

Das ist uns aufgefallen
- Geradliniges Design Alle Lackierungen des neuen Scott Addict sind einfarbig und clean gehalten. Das Scott Logo ist jeweils klein und meist unauffällig. Mit „vivid yellow“ und „flame orange“ gibt es nur für die zwei günstigsten Bikes „laute“ Farbgebungen.
- Breite Reifen Frank Oberle, der Product Manager Road bei Scott, ist überzeugt von den Vorteilen breiter Rennrad-Reifen und forciert den Einsatz auf den hauseigenen Bikes. Die entsprechenden Scott Rennräder zeigen, dass er damit bei entsprechender Rahmenauslegung und passendem Einsatzgebiet alles andere als auf dem Holzweg ist.
- Für wen? Für alle, die mit bequemer Sitzposition und viel Komfort dennoch sportlich fahren möchten, denen aber die Jagd nach Sekunden nicht wichtig ist.
- Für wen besser nicht? Für Racer, Gewichtsfetischisten und Gravel-Freaks hat Scott besser passende Rennräder und Gravel Bikes im Angebot.

Fazit – Scott Addict
Scott hat mit dem Addict ohne „RC“ ein tolles Rennrad auf die breiten Reifen gestellt. Der Komfort ist außergewöhnlich hoch, dennoch wirkt das Bike in jeder Lebenslage sportlich und agil. Wessen Ego also stark genug ist, auf ein Race-Bike verzichten zu können, bekommt hier ein langstreckentaugliches Rennrad mit durchdachten Detaillösungen und einem integrierten Transportkonzept. Dass die Preise schon bei 2.599 Euro starten und sich auch im Vergleich zu Direktanbietern gut machen und dass zahlungskräftigere Kunden dennoch einen leichteren Rahmen wählen können, rundet das Angebot nach allen Richtungen ab.

Scott Addict – Pro / Contra
Stärken
- Hoher Komfort
- Reifenfreiheit von 38 mm
- Integrierte Transportlösungen
Schwächen
Was sagt ihr zum neuen Komfort-Renner der Schweizer?
So haben wir das Scott Addict getestet
Scott hat das neue Addict in den Bergen des Schwarzwaldes vor den Toren Freiburgs vorgestellt. An drei Tagen konnte ich rund 160 Kilometer und 2.900 Höhenmeter auf dem Schweizer Komfort-Renner sammeln. Mit dabei steile Anstiege, schnelle Abfahrten sowie gute und auch eher schlechte Straßen und kurze Schotterpassagen.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, Triathlon-Rennen, Trainings-Einheiten auf dem Rollentrainer
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich, nicht zu lang
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27 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumBike gefällt mir gut.
@Harry_E: Könntet ihr bitte versuchen, bei diesen Endurance/Allroad Rädern mit anzugeben, ob die auch für ASTM Level 2 ausgelegt sind?
Na weil dieses Bike irgendwie new school ist, oder? War ja auch nicht despektierlich gemeint.
Beim Ultegra-Modell ist die Kassette "Nur" von der 105er und die Kette sogar nur eine 6100er.
Leute die nicht genau hinschauen merken das nicht, für mich ist sowas eine klassische Mogelpackung. Das relativiert die auf den ersten Blick annehmbaren Preise wieder.
Jemand der keine Zeitschriften liest, wird sowas wahrscheinlich nicht groß hinterfragen.
Ansonsten ist das schon ein Thema.
Für leichte Personen mehr Komfort und schwere Personen steifer.
Also wo geht steif los und wo hört es für manche auf.
Ganz wenige Hersteller passen den Flex mit wachsender RH an.
Wenn ich ein Rahmen steif finde, ist das für eine 65kg leichte Person wahrscheinlich unbequem steif.
Ich bin daher immer erstmal skeptisch, wenn ich solche Flex Innovationen sehe, leichte Personen brauchen sich darüber weniger Gedanken machen.
Zumal das Addict hier garnicht so viel Felx braucht, weil es ja ein Road Bike ist und die Auswahl an 30mm/+ breiten Slick Reifen sich in Grenzen hält. 35mm Reifen sind im Gravel Bereich auch schon stark zurückgefahren wurden.
Sportlich ist das was man draus macht.
Wenn ich mir Heute die Radgruppen ansehe, wie bund die sind und was da alles mitfährt.
Disc, Felgenbremse, Gravel, Race, Stahl, Alu, Aero Felgen, none Aero.
Da staunt man manchmal und hintrerfragt sich selbst.😄
Davon abgesehen, wurde ja bereits gesagt, dass sich die Geo einem Addict Race annähert.
Von dem Sloop Style darf man sich nicht irritieren lassen, die haben durchaus das Potenzial schnell zu sein.
Ich fahre sowas schon seit über 10 Jahren und da ist es völlig Wurst, ob jemand mit einem Race Bike fährt.
Ich bin eher konventionell unterwegs, also steif, leicht und flache 30mm Felgen.
So handhabe ich das auch beim Gravel, daher ist es auch Wurst, ob ich RR oder Gravel fahre, die sind bei mir beide leicht und lassen sich schnell fahren.
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