Colnago V5Rs Test – Infos und Preise
Obwohl von einigen Pressevertretern und Fachleuten als zu schwer und zu wenig aerodynamisch kritisiert, hat das Colnago V4Rs unter Tadej Pogačar als Teambike bei UAE Emirates-XRG in den vergangenen Jahren dreimal die Tour de France und zahlreiche weitere prestigeträchtige Rennen gewonnen. Der Nachfolger V5Rs wurde deutlich erleichtert und aerodynamisch verbessert. Hier die Fakten zum neuen Competition-Rennrad der Italiener.
- Neu entwickeltes Carbonrahmen-Set
- Rahmen-Set 146 Gramm leichter als V4Rs
- Aerodynamisch besser als V4Rs (-9 Watt bei 50 km/h)
- UDH Schaltwerksaufnahme
- Leichtestes Komplettrad 6,81 kg
- Reifenfreiheit 32 mm in 700c
- Gewicht Rahmen 685 g (Größe 485, unlackiert, Herstellerangabe)
- Gewicht Gabel 342 g (Größe 485, unlackiert, Herstellerangabe)
- 7 Rahmengrößen 420, 455, 485, 510, 530, 550, 570
- Ausstattung 7 Modelle, ab Ultegra Di2/Force AXS aufwärts
- Verfügbar sofort
- Preis Komplettbikes ab 10.000 Euro bis 15.900 Euro
- Hersteller-Info www.colnago.com


Was ist neu?
Kurz gesagt, alles. Es handlet sich beim Colnago V5Rs um eine komplette Neukonstruktion, die wie bei vielen anderen Marken auch, von neuen Fertigungsmethoden im Carbon-Rahmenbau und genaueren Berechnungsmethoden profitiert. Zudem hat Colnago viel Geld in die Aero-Entwicklung und entsprechende Testtage im Windkanal investiert.
Einsatzbereich | Rennen |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 6,8 kg |
Stack | 557 mm |
Rahmengrößen | 420, 455, 485, 510, 530, 550, 570 (im Test: 510) |
Website | www.colnago.com |
Preisspanne | 10.000 - 15.900 |
Verbesserte Aerodynamik
Die Aerodynamik stand im Lastenheft des neuen V5Rs ziemlich weit oben. Colnago hat für die Entwicklung die gleichen Ressourcen wie beim aufsehenerregenden neuen Colnago Y1Rs angewandt und mit der Khalifa Universität in Abu Dhabi und der Politecnico di Milano Universität zusammengearbeitet.
Herausgekommen ist ein klar aerodynamisch verbesserter Rahmen, der bei einer Windgeschwindigkeit von 50 km/h rund 9 Watt einsparen soll. Laut den Windkanalmessungen von Colnago liegt das V5Rs damit ziemlich genau zwischen dem Vorgänger V4Rs und dem neuen Aero-Rennrad Y1Rs, welches wiederum das schnellste Bike in der gesamten WorldTour sein soll. Somit können die Renn-Teams und alle Colnago Kunden ab sofort zwischen dem reinrassigen Aero-Rennrad Colnago Y1Rs und dem aero-optimierten Superbike Colnago V5Rs wählen.
Im Gegensatz zu anderen Herstellern gibt es hierzu keine Empfehlung von Colnago, ab welchen Steigungen oder auf welchen Strecken welches Bike schneller ist. Auf Nachfrage gaben die Colnago-Techniker zu bedenken, dass der Einfluss des Fahrers und der Sitzposition zu individuell sei, um allgemeingültige Angaben darüber zu machen. Im Rennsport spielt zudem die angestrebte Renntaktik eine entscheidende Rolle. Wer plant, in eine Fluchtgruppe zu gehen oder sich gar auf eine lange Einzelfahrt ohne viele Höhenmeter einstellt, dürfte eher zum Y1Rs greifen, während man auf den richtigen Bergetappen sicher auch das V5Rs sehen wird.

Zu diesem Thema erläuterten die Colnago-Techniker auf der Präsentation zudem, dass sie dem neuen Y1Rs ein etwas aggressiveres Fahrverhalten als dem V5Rs mitgegeben hätten. Alleine deshalb sie es unwahrscheinlich, dass ein Teamfahrer das Y1Rs zum Beispiel bei Paris-Roubaix einsetzen würde.
Genau definierte Steifigkeit
Schon zu Beginn der Entwicklung war klar, dass die Steifigkeit und Effizienz des Rahmens weder unter der Gewichtsreduktion noch unter den aerodynamischen Gesichtspunkten leiden dürften. Denn hier war man auch von Teamseite uneingeschränkt zufrieden und wollte keine Kompromisse eingehen.
Davide Fumagalli, Head of R&D bei Colnago hat auf der Präsentation am Gardasee erklärt, dass Colnago die Steifigkeit seiner Rahmen auf eine etwas andere Art definiert und testet als manche Mitbewerber und Rennrad-Magazine. Die Italiener legen in erster Linie Wert auf eine hohe Effizienz beim Pedalieren. Das sei auch dem Input geschuldet, der von den Raceteams komme, die von Colnago ausgestattet werden. Hier hätten sich die Wünsche der Fahrer in den vergangenen Jahren etwas verschoben, so Fumagalli. Moderne Bikes müssen nicht nur im normalen Rennverlauf einwandfrei funktionieren, sondern auch bei den Höchstbelastungen im Sprint jedes eingesetzte Watt in Vortrieb verwandeln.



Deshalb sind die Italiener stolz darauf, dass man im Vergleich zum V4Rs nichts an der gewünschten Steifigkeit eingebüßt hat, obwohl der neue Renner deutlich leichter und aerodynamisch effektiver ist. Damit seien auch die Wünsche der Rennfahrer voll erfüllt worden.
Reduziertes Gewicht
Dank neuartiger Kerne für die Rahmenrohre lassen sich die Rahmen deutlich genauer und mit weniger Fehlern als noch vor einigen Jahren fertigen. Damit wissen die Ingenieure deutlich besser schon vor der Produktion, wie der Rahmen am Ende aussehen wird, und können die einzelnen Carbonlagen zudem mit weniger eingeplanten Sicherheiten als früher berechnen.


Musste man vor einigen Jahren noch Ungenauigkeiten bei der Fertigung durch ungenaue Rohrkerne berücksichtigen, lässt sich heute viel genauer kalkulieren und damit auch Material und somit Gewicht einsparen. Beim Colnago V5Rs führte das und ein Redesign von Rahmen und Gabel zu einer Einsparung von sage und schreibe 146 Gramm beim Rahmenset. Das mag für Laien nach nicht viel klingen, ist jedoch im modernen Rahmenbau, wo oft über wenige Gramm geredet wird, eine kleine Revolution.
- Innenlager-Bauart BSA – 68 mm
- Steuerlager 1-1/8″ (41x30x7) oben, 1-1/4″ (47x35x7) unten
- Bremsaufnahme Post-Mount 160 mm / Flat-Mount 140 mm
- Antrieb- /Schaltungs-Kompatibilität 1-fach und 2-fach, Umwerfer abnehmbar, nur elektronische Schaltungen
- Garantie 3 Jahre (bei Registrierung)
- Gewichtszulassung 110 kg Gesamtgewicht
Ausstattung: Nur Top-Gruppen
Colnago macht keinerlei Hehl daraus, dass man sich als Luxus-Marke betrachtet. Deshalb überrascht es auch nicht, dass man das neue V5Rs ausschließlich mit den jeweiligen Top-Gruppen von Shimano, SRAM und Campagnolo bei den Händlern in den exklusiven Showrooms der Italiener sehen wird. Selbst eine wirklich hochwertige Gruppe wie die Shimano Ultegra Di2 wird laut Auskunft von Colnago nur in homöopathischen Dosen an den Spitzenbikes der Italiener verkauft. Wer sich für einen Top-Renner von Colnago entscheidet, will in der Regel auch das Beste, was es an Schaltungen auf dem Markt gibt.
Um die Marke wirklich exklusiv zu halten, hat Colnago sogar den Verkauf von Rahmenkits eingeschränkt und liefert diese hauptsächlich an Händler und in eigene Stores, die entsprechend hochwertig ausgestattete Komplettbikes damit aufbauen. Zum Preis von 5.940 Euro bekommt man beim Rahmenset immerhin auch die Sattelstütze, Steuer-Lager, Flaschenhalter und das Cockpit mit im Paket.

Das günstigste Komplettbike kostet 10.000 Euro und wird mit einer SRAM Force AXS Gruppe sowie Vision SC45 Laufrädern ausgestattet. Für unser Testbike mit Dura-Ace Di2 und den Enve SES 4.5 Laufrädern ist nochmal ein Aufpreis auf 15.900 Euro fällig. Damit erhält man aber auch ein sehr ähnliches Set-up , wie es auch von Tadej Pogačar und seinen Teamkollegen eingesetzt wird. Wobei die Profis noch ein paar Edelteile von Carbon-Ti verbaut haben, die den Preis noch weiter in die Höhe treiben würden.
Hier eine Übersicht aller zum Marktstart angebotenen Komplettbikes:
Colnago V5Rs Dura-Ace Di2 | Colnago V5Rs Dura-Ace Di2 | Colnago V5Rs Dura-Ace Di2 | Colnago V5Rs Ultegra Di2 | Colnago V5Rs Red | Colnago V5Rs Force | Colnago V5Rs SR Wireless | |
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Preis | 15.900 € | 14.700 € | 12.800 € | 10.800 € | 11.800 € | 10.000 € | 15.400 € |
Gewicht | 6,81 kg (gewogen Größe 510) | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. |
Gruppe | Shimano Dura-Ace Di2 | Shimano Dura-Ace Di2 | Shimano Dura-Ace Di2 | Shimano Ultegra Di2 | SRAM Red AXS | SRAM Force AXS | Campagnolo Super Record wireless |
Übersetzung | 52-36 / 11-30 | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. |
Laufradsatz | Enve SES 4.5 | Shimano C50 | Vision SC45 | Vision SC45 | Vision SC45 | Vision SC45 | Bora Ultra WTO |
Reifen | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. |
Cockpit | Colnago CC.01 | Colnago CC.01 | Colnago CC.01 | Colnago CC.01 | Colnago CC.01 | Colnago CC.01 | Colnago CC.01 |
Geometrie: bewährt, aber modernisiert
Die Racing-Geometrie des neuen V5Rs basiert auf den bewährten Daten des V4Rs. Allerdings hat man mit dem Nachfolger auf aktuelle Entwicklungen wie kürzere Kurbeln und weiter nach vorn orientierte Sitzpositionen reagiert und die Geometrie leicht angepasst. Sitz- und Lenkwinkel wurden zudem moderat steiler und auch der Nachlauf wurde angepasst, um das Lenkverhalten etwas direkter und aggressiver zu gestalten.
Unter Berücksichtigung aktueller Fitting-Daten wurden auch andere Parameter einzelner Rahmengrößen leicht angepasst. Mit sieben Rahmengrößen stellt sich Colnago sehr breit auf und bietet ein breites Spektrum, um für (fast) jeden Kunden das passende Bike zu bieten. Dank zweier Sattelstützen mit und ohne Offset und unterschiedlicher Cockpit-Abmessungen gibt es natürlich weiteren Spielraum, um das neue Colnago V5Rs beim freundlichen Colnago-Händler maßzuschneidern.

Schade nur, dass es lediglich ein Original-Cockpit zur Auswahl gibt. Aber das wird schließlich von den meisten Herstellern so gehandhabt. Und Colnago betonte auf unsere Nachfrage, dass viele Nachrüst-Cockpits auf den eigenen Rahmen passen. So zum Beispiel die Varianten von Enve, die auch von Pogi und Co genutzt werden.
Hier alle Daten in der Übersicht. Dank unseres komfortablen Geometrics-Tools könnt ihr die aktuellen Daten per Knopfdruck mit anderen Bikes oder dem V4Rs vergleichen. Außerdem helfen die Daten und Vergleiche, die passende Rahmengröße auszuwählen, denn Colnago geht bei der Benamung der Größen einen etwas anderen Weg als die meisten anderen Hersteller.
Rahmengröße | 420 | 455 | 485 | 510 | 530 | 550 | 570 |
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Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 371 mm | 377 mm | 384 mm | 390 mm | 397 mm | 404 mm | 411 mm |
Stack | 509 mm | 523 mm | 539 mm | 557 mm | 575 mm | 593 mm | 612 mm |
STR | 1,37 | 1,39 | 1,40 | 1,43 | 1,45 | 1,47 | 1,49 |
Lenkwinkel | 70,6° | 71,5° | 72,3° | 72,5° | 73° | 73° | 73,5° |
Sitzwinkel, real | 75,5° | 73,5° | 74,8° | 74,5° | 73,8° | 73,5° | 73,5° |
Oberrohr (horiz.) | 503 mm | 514 mm | 530 mm | 544 mm | 564 mm | 578 mm | 595 mm |
Steuerrohr | 101 mm | 112 mm | 127 mm | 146 mm | 162 mm | 181 mm | 199 mm |
Sitzrohr | 420 mm | 455 mm | 485 mm | 510 mm | 530 mm | 550 mm | 570 mm |
Überstandshöhe | 683 mm | 714 mm | 743 mm | 766 mm | 784 mm | 801 mm | 820 mm |
Kettenstreben | 408 mm | 408 mm | 408 mm | 408 mm | 408 mm | 408 mm | 408 mm |
Tretlagerabsenkung | 74 mm | 74 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm |
Einbauhöhe Gabel | 377 mm | 377 mm | 377 mm | 377 mm | 377 mm | 377 mm | 377 mm |
Gabel-Offset | 47 mm | 47 mm | 47 mm | 47 mm | 43 mm | 43 mm | 43 mm |
Colnago V5Rs auf dem Kurs
Der erste Eindruck beim Losfahren hält eine kleine Überraschung bereit: Das Cockpit fühlt sich recht hoch montiert an. Und tatsächlich, ein Blick in die Geometrietabelle (nach der ersten Ausfahrt mit rund 70 km) bestätigt diesen Eindruck. Mit einem Stack von 557 mm ist das Colnago V4Rs tatsächlich etwas höher an der Front als viele Mitbewerber aus dem gleichen Segment. So baut etwa ein Specialized Tarmac SL8 in Größe 54 ganze 23 mm tiefer, ein Propel in Größe M immerhin noch 12 mm flacher an der Front.
Der Reach liegt mit 390 mm hingegen auf dem Niveau vieler anderer Competition-Rennräder. Das Colnago baut im Vergleich zum SL8 genau 3 mm länger, beim Giant Propel beträgt der Unterschied nur 2 mm Länge, die Colnago dem V5Rs mehr mitgibt.
Der recht lange Vorbau tut sein Übriges, um die Sitzposition ziemlich gestreckt wirken zu lassen. Da ich auch gerne etwas weiter vorne sitzen möchte, denke ich mir schon nach wenigen Kilometern, dass die Rahmengröße 485 wohl etwas besser zu meinen Vorlieben gepasst hätte, als die 510er Rahmengröße am Testbike, das ich von Colnago bei der Vorstellung des neuen Bikes am Gardasee bekommen habe. Mit den 15 mm hohen Spacern unter dem Cockpit ergab sich bei meiner Sitzhöhe eine moderate Überhöhung von 105 mm. Ohne Spacer käme ich also auf rund 120 mm Überhöhung.

Da sich die Rahmengrößen von Colnago aufgrund einer anderen Messweise der Italiener ohnehin stark von den gewohnten Größen unterscheiden, gilt es die persönliche Rahmengröße besonders gewissenhaft zu wählen und sich dabei am besten von einem Colnago-Händler beraten zu lassen. Es sei denn, man fährt schon länger Bikes der traditionsreichen Marke und ist mit deren Rahmengrößen vertraut.
Doch jetzt endlich zum Fahren: Freilich fühle ich mich nach einigen Minuten Fahrzeit auch auf dem 510er Rahmen sehr wohl und genieße die äußerst flinke Beschleunigung des neuen V5Rs. Die immerhin 50 und 56 mm hohen Enve SES 4.5 Laufräder lassen sich so leicht beschleunigen, dass man schnell versteht, warum die meisten Fahrer des Teams UAE Team Emirates-XRG so häufig genau auf diesen Laufradsatz setzen und nur auf extremen Bergetappen zu flacheren Felgen greifen.

Die exklusiven Laufräder aus den USA verhielten sich im Test auch bei starkem Seitenwind und abrupten Böen geradezu vorbildlich und reagierten auffällig gutmütig auf diese sonst oft ungemütlichen äußeren Bedingungen. Im Zusammenspiel mit der recht moderaten Geometrie-Auslegung des V5Rs ergibt sich so ein sehr vorhersagbares und Vertrauen einflößendes Fahrverhalten. Im Vergleich zum Beispiel zu einem Pinarello Dogma F wirkt das V5Rs fahrstabil und beruhigt, ohne jedoch auf ein direktes Lenkverhalten zu verzichten.
Wer schnell und aggressiv einlenken will, kann das auf Wunsch auch mit dem Colnago V5Rs machen. Es bleibt jedoch immer stabil und berechenbar. Alles in allem eine sehr gelungene Abstimmung, die Sicherheit vermittelt und zum Beispiel bei starkem Wind die Nerven schont. Umso mehr würde ich mir an diesem Bike einen deutlich schmaleren Lenker als die verbaute Version mit 41 cm an den Hoods wünschen. Auch die Form des einzig von Colnago angebotenen Cockpits ist recht traditionell, ohne Flare gehalten. Schade, ich könnte mir eine progressivere Aero-Auslegung der Bedienzentrale am V5Rs sehr gut vorstellen. Dem Handling würde es vermutlich keinen Abbruch tun, die Aerodynamik und die Ergonomie aber zusätzlich verbessern.

Wir haben zum Test die Top-Version mit Shimano Dura-Ace Di2 Schaltgruppe und den Enve SES 4.5 Laufrädern erhalten, die ohne Pedale lediglich 6,81 kg auf unsere Redaktionswaage gedrückt hat. Dass ausgiebiges Klettern mit diesem Bike richtig Spaß macht, liegt zum einen natürlich an diesem niedrigen Gewicht, zum anderen aber auch an der hohen Rahmensteifigkeit. Nicht dass ich mit meinen 68 kg und dünnen Journalisten-Beinchen den Rahmen an seine Belastungsgrenze bringen könnte, aber dennoch fühlt sich das V5Rs auch für mich auffallend effektiv beim Treten an. Es spornt auch bergauf förmlich an und fordert einen geradezu auf, mit durchgetretenem Gaspedal den Berg hoch zu powern. Denn man hat stets das angenehme Gefühl, dass mehr Aufwand aus den Beinen auch direkt in mehr Geschwindigkeit und Höhenmeter umgesetzt wird.
Dieses positive Gefühl lässt es schon beim Bergauffahren vermuten und die Praxis bestätigt es auch bergab. Das Colnago V5Rs liegt auch bei hohen Geschwindigkeiten sehr stabil. Weder Wind noch schlechte Straßen können es aus der Ruhe bringen. Das Bike fährt sich dabei stets sehr stabil und spursicher und erfreulicherweise wirkt es dabei kein bisschen träge, sondern vermittelt auch auf den engen Serpentinen-Abfahrten am Gardasee mit alles andere als perfektem Asphalt pure Fahrfreude.

Weniger erfreulich ist der vergleichsweise niedrige Komfort. Das neue Colnago V5Rs wirkt sowohl an der Front, als auch im Sattel recht hart und gibt den aktuellen Straßenzustand sehr direkt und ungefiltert an den Fahrer weiter. Hier dürfte auch das rechte tiefe Rohrprofil der Sattelstütze mit einwirken, die dadurch zwar aerodynamisch aber nicht sehr nachgiebig ist. Nicht zuletzt kennen wir den Prologo-Sattel mit Carbonschienen bereits aus anderen Tests nicht gerade als Komfortwunder.
Keine Kritik gibt es wenig überraschend an der verbauten Shimano Dura-Ace Di2 Gruppe zu äußern. Die Top-Schaltung der Japaner agiert sowohl beim Gangwechsel, als auch beim Bremsen gewohnt souverän und erfüllt auch höchste Erwartungen.
Dass es so viel Performance kombiniert mit niedrigem Gewicht nicht zu einem Schnäppchenpreis gibt, ist bei Colnago klar. Doch wer bereit ist, den Kaufpreis von 15.900 Euro für die getestete Top-Version auszugeben, bekommt dafür auch ein rundum gelungenes Gesamtpaket mit kaum vorhandenen Schwächen.

Das ist uns aufgefallen
- Colango bekennt sich klar zum Luxus-Segment und bietet unterhalb von Ultegra Di2 und SRAM Force keine Einsteiger-Version an. Das ist sehr konsequent, aber schade für weniger betuchte Colnago-Fans.
- Dem hohen Anspruch folgend wirken die Lackierungen des V5Rs sehr hochwertig. Selbst die Steuerkopf-Abdeck-Kappe wirkt extrem wertig. Schön dass die Italiener auch auf kleine Details achten.
- Für wen? Für Performance-orientierte Sportler und Liebhaber von Luxus-Marken.
- Für wen besser nicht? Für Pfennigfuchser und Komfort-Liebhaber gibt es sicher passendere Angebote.

Fazit – Colnago V5Rs
Auch wenn es von vereinzelten Magazinen und einigen Ex-Pros zum Teil deutlich kritisiert wurde, hat schon das Colnago V4Rs unter Tadej Pogačar und anderen Top-Piloten eine sehr beachtliche Liste an Erfolgen eingefahren. Der Nachfolger V5Rs ist nicht nur 146 Gramm leichter, sondern auch aerodynamisch deutlich effizienter. Damit bekommen nicht nur die UAE-Teamfahrer eine deutliche geschärfte Waffe im Kampf um Siege an die Hand, sondern auch jeder ambitionierte Kunde, der bereit ist den stattlichen Preis zu zahlen, einen rundum gelungenen Race-Allrounder für (fast) jede Lebenslage, allerdings mit kleinem Komfort-Abstrich – auch im Vergleich zu anderen Race-Rennrädern.

Colnago V5Rs – Pro / Contra
Stärken
- Ausgewogenes Fahrverhalten
- Niedriges Gewicht
- Top-Performance
Schwächen
- Hoher Preis
- Vergleichsweise wenig Komfort

Was sagt ihr zu Pogi’s neuem Bike für die Berge?
So haben wir das neue Colnago V5Rs getestet:
Ich konnte das neue Colnago V5Rs im Rahmen einer Presse-Vorstellung am Gardasee knapp 75 km auf bergigem Terrain mit eher schlechtem Asphalt fahren. Zusätzlich stand mir das Testrad vier weitere Tage zu Hause zur Verfügung. Während dieser Zeit konnte ich weitere rund 150 Kilometer auf bekannten Hausstrecken im Spessart zurücklegen.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, Triathlon-Rennen, Trainings-Einheiten auf dem Rollentrainer
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich, nicht zu lang
Noch mehr Rennrad-Neuheiten auf Rennrad-News:
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125 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumEmotional ist zumindest die Diskussion hier 😁
Beim Gewicht muss ich mich aber auch am Kopf kratzen. Im Artikel werden für das fertige Rad 6,8 kg aufgerufen. Ich habe mir ein Colnago V3RS selber aufgebaut mit SRAM Red 2x11 HRD und komme auch auf 6,8 kg (und bei meinen Laufrädern könnte man auf jeden Fall nochmal leicht 300 g einsparen).
Auf jeden Fall kann man sich auch Colnago leisten - wenn man denn Geduld hat und Angebote abwartet.
Edit: Die derzeitigen Lackierungen finde ich aber auch langweilig und würde ich nicht kaufen.
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