AW: Zeig her, deine(n) Klassiker!
Ein Fahrrad hat keinen einzigen Wert, sondern viele.
Es hat einen Marktwert der sich zum Beispiel über Eba herausfinden lässt, indem man es verkauft. Der ist bestimmt durch Angebot und Nachfrage und wird relevatn wenn der Besitzer dem Rad keinen anderen Wert zumisst.
Es hat auch einen Gebrauchswert und der ist oft diametral entgegengesetzt dem Marktwert, im Extrem sind das die Kneipenräder und Stadtschlampen, respektabel nutzbare Räder die bewusst auf niedrigen Verkaufswert und geringen Begehrlichkeitsfaktor gezüchtet werden.
Es hat einen ideellen Wert der mit dem Rad als solches materiell nichts zu tun hat- es ist ein Rad wie der besitzer in der Kindheit hatte oder gerne gehabt hätte zum Beispiel und erlaubt ihm sich wieder jung und frei zu fühlen oder entschäfigt ihn für die Kränkung, als Kind sich keines leisten gekonnt zu haben.
Es ist ein Statussymbol und erlaubt die Distinktion ebenso wie die Integration in einer Gruppe in der bestimmten Rädern ein Status zugeordnet ist. Der Bsitzer fühlt sich dann innerhalb einer Gruppe von -sagen wir- Colnago Carbonrädern zugehörig und als Besitzer des -sagen wir- hochpreisigsten hebt er sich innerhalb der Gruppe heraus (Distinktion).
Je nachdem wie man ein altes Rad betrachtet bekommt es einen Wert oder eben keinen. Fährt man ein altes italienisches Rennerchen in einem Szeneviertel (Schanzenviertel in Hamburg), wird man bewundernde Blicke und Nachfragen ernten. In anderen Hamburger Vierteln wird man damit überhaupt keine Beachtung finden oder sogar abgewertet werden (die
Felgen meine Autos waren teurer als Dein ganzes Rad...).
Campateile sind für den einen Ausdruck perfekter italienischer Feinmechanik, für andere Symbol von überteuertem Mainstream (das mal zur Erklärung warum ich nicht so auf Campa stehe, ich akzeptiere aber durchaus, dass die Teile schick sind und andere sie mögen).
Ein Rad mit einfachem Cromor Rohrsatz kann man abwerten als schwer und billig. Man kann es aber auch so sehen, dass es stabil, flatterfrei und gut fahrbar ist. Dem einen ist es dann halt "Wasserrohr" dem anderen ein schnelles günstiges Rad. Beide haben recht und eigentlich könnte man die Diskussion auch einfach lassen bis es um den Statusaspekt geht.
Ich würde bei einem Gebrauchsrad dazu neigen die einfachere Qualität zu kaufen, besseres Preis/Leistungsverhältnis und robuster. So ein Rad hat dann weniger Pestige aber hohen Nutzwert und es kann dem Besitzer erheblich wertvoller sein als ein seltenes Einzelstück dass dann nicht bewegt wird und mehr oder minder nur Platz wegnimmt, sonst aber für nichts gut ist als zum Fotografieren und einmal im Jahr ein paar Kilometer bei einer Klassikerausfahrt bewegt zu werden.
Meiner Ansicht nach sollte man mindestens zwei Räder auf jeden Fall haben, ein einfaches das man mal abstellen kann ohne sich Sorgen zu machen und ein gutes schnelles Gebrauchsrad.
Wenns um's sammeln geht, würde ich dazu neigen wirklich nur sehr gute Exemplare zu kaufen. Die Definition von sehr gut kann nach verschiedensten Kriterien erfolgen und ist Erfahrungssache. Irgendwann schälen sich Kriterien heraus die der Sammler für sich selber festlegt, in der Anfangsphase kaufen viele- und bei mir war das so- was sie kriegen können.
Zum Basteln sind einfache Räder wunderbar wenn man sie hinterher wieder weggeben will. Ist eine schöne Beschäftigung. Behalten wird man aber im Endeffekt nur, was einem selber gefällt und je nachdem wie lang und intensiv man bastelt und sammelt, werden einfache Räder bei den meisten irgendwann obsolet und es kommt zu einer Verfeinerung bei der Auswahl.
Bei mir ging der Trend in letzter Zeit in Richtung Einzelstücke, Serienräder bekannter Hersteller fand ich nicht mehr so spannend. Die Details an Rahmen vom Rahmenbauer sind interessant und meist muss man die Rohrsatzaufkleber gar nicht angucken, weil bei teurer Handarbeit in der Regel keine Einfachstrohre verwendet wurden.
Wenn einem die Gewichte von Rahmensets wichtig sind, ist Stahl allgemein keine gute Idee, weil man für den Preis eines leichten Stahlrahmens einen funktionell steiferen, erheblich leichteren und ebenfalls sehr schönen Alurahmen bekommen kann. So gesehen ist das Gewicht eines Stahlrades egal, wenn es dem Besitzer gefällt. Und auch Kaufhausräder aus den 70ern
brechen in der Regel nicht.