AW: RRN Triathleten - Trainingsgruppe(n) - Teil 8
Sonntag früh um 06:00 Uhr war es soweit: Raceday Ironman 70.3 Wiesbaden 2010.
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es auf die Autobahn Richtung Wiesbaden - schon auf der Fahrt gab es schlimme Regenfälle, die keinen sonnigen oder trockenen Ausblick auf den Tag zugelassen. Interessanter wurde es dann noch auf dem Weg vom Auto zur Wechselzone 1 bzw. zu
meinem Fahrrad. Viele Starter haben Ihre Raeder wieder ausgecheckt und waren auf dem Weg Richtung Ausgang. Denen war wohl die Radstrecke zu gefährlich. Das soll aber kein Kritikpunkt sein: ich finde das Verhalten nur vernünftig. Das hat mich aber dann auch zum Grübeln gebracht. DNS und Richtung Heimat? Oder zumindest mal das Schwimmen abwarten? Da meine Frau in der Zwischenzeit auch schon besorgt geschaut hat, habe ich für mich den Entschluss gefasst zumindest die 1,9km zu Schwimmen und dann zu sehen was der Himmel so runterbringt. Die Wolken haben aber weiterhin keine Hoffnung auf Besserung zugelassen.
Naja...ich bin dann um 08:45 in der M30 gestartet. Und mit dem Startschuss hat es zu Regnen angefangen. Im Wasser ist das zwar egal, aber ich hatte ja zuvor ne Abmachung mit mir selbst getroffen. Ich habe mich dann aus dem großen Getümmel raus gehalten und bin locker die Strecke abgeschwommen. Mehr liess meine derzeitige Schwimmform aufgrund mangels Training aber auch nicht zu.
Nach dem Ausstieg auf dem Weg zum Rad hatte ich den Eindruck, dass das Wetter vielleicht besser werden könnte - zumindest der Regen hatte aufgehört. Der Blick aufs nasse Rad, die dünnen
Reifen und später auch die nasse Straße hat mich.....na was? Auf's Rad steigen lassen. Das Schwimmen hatte ich ja schon hinter mir, oder? Gegen meinen Plan, aber was soll’s?
Aufgrund von einigen schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit bin ich nicht mehr der beste Abfahrer und ich wollte nun die gesamten 90km "piano" machen.
Der erste kernige Anstieg nach 10km nach Hausen hoch war dann auch schon die erste Prüfung. Auf dessen "Gipfel" hatte ich dann nach ca. 20km nur noch einen 21er Schnitt. Dort wurde auch ein Kollege von Sanitätern mit einer Wärmedecke versorgt....Unterkühlung. Die Regenfälle wurden auch immer heftiger. Die nächsten 50km ging es weiter langsam durch den Reihngau. Ich muss allerdings sagen, dass der Großteil der Starter wie die Verrückten mit absoluten High-Speed die Abfahrten runter ist..war für mich erschreckend, aber jedem das Seine. Ich habe insgesamt 2 Leute auf dem Boden liegend und einen Fast-Sturz 25m vor mir gesehen.
Ich kann mich nicht mehr an die genaue Stelle erinnern, aber in zwei kleinen Serpentinen in eine Ortschaft rein (ca. Mitte des Rennes) haben Leute ihr Rad geschoben. Beim 300m Anstieg "The Hammer" 20km vor dem Ziel kam allerdings Gänsehaut auf. Um ehrlich zu sein: da ist der Heartbreak Hill in Frankfurt ein Kindergeburtstag dagegen. Man hat ja nur ne Einstellige Durchschnittsgeschwindigkeit drauf und die Leute brüllen einen da richtig hoch. Das war einer der schönsten Momente, die ich generell bisher auf dem Rad erleben durfte. So ne Begeisterung bei einen solchen Wetter.....ich hätte am liebsten jeden Einzelnen dort umarmt.
Die Abfahrt von der Wiesbadener Platte 10km ins Ziel empfand ich persönlich als am "schlimmsten"; Meine Höchstgeschwindigkeit an diesem Tag war 46,7 km/h. Schnitt im Ziel knapp über 24 km/h. Gesamtzeit ca. 3:40, was ca 1:10h über meinem schnellsten MD-Radsplit liegt.
Die 90km an diese, Tag haben mich fast zur Aufgabe gezwungen - diesen Radsplit werde ich so schnell nicht vergessen.
Laufen war die ersten 10km eigentlich ganz ok, aber dann ging nicht mehr viel. Ich habe 500m Gehen mit 500m Laufen abgewechselt. Da kam dann die Vorbelastung durch die schwere Radstrecke, das Wetter und natürlich v.a. auch das fehlende Training und die mangelnde Vorbereitung ins Spiel. Aber wie immer: Aufgeben gibts bei mir nicht. Egal ob ich bis auf die Unterhosen durchgenässt bin, oder ob es ständig zwickt und zwackt: DNF is not an option.
Dank der Unterstützung meiner Frau (die 8 Wochen vor der Geburt unseres Sohnes trotzdem den ganzen Tag als Supporterin dabei war) sowie der Anwesenheit unserer besten Freunde bin ich dann nach 7:12h ins Ziel gekommen. Natürlich habe ich auch mal ans RRN-Forum gedacht und war mir sicher, das von dort auch Unterstützung kommt. Der WK war sehr wichtig für mich und hat mir wieder mal gezeigt was alles möglich ist.
Es war auch cool das Wochenende über Walter, Christoph, Max, Jens (+Papa) und Michael zu treffen....alles anständige Buben.
Fotos folgen, sobald ich am Wochenende von Brüssel wieder zuhause bin.
Immer wenn ich an Wiesbaden 2010 denke, wird mir nicht nur die Regenschlacht in Erinnerung bleiben, sondern ich muss auch den Sportkameraden denken, der beim Schwimmen einen Herzinfarkt erlitten hat und leider nicht mehr wieder belebt werden konnte.