Ich bin der Meinung, dass diese Rollwiderstandsmessungen zu einer Marketingstrategie gehören oder zumindest unnötig stark hervorgehoben werden. Bevor ich mich nach solchen angeblichen Wattzahlen richte, möchte ich erstmal Blindtests auf allen möglichen Untergründen von Popo-glattem Asphalt bis zu Gleisbettschotter mit einer ausreichend hohen Anzahl an Fahrern sehen. Selbst der Wind, Gefälle und Reifendruck spielen da noch mit rein.
Ich selbst hatte dieses Jahr im Berliner Stadtverkehr und asphaltierten Umland viel Pech mit einem Satz 25er GP4000SII. Von den 5 Platten auf ca. 1600km waren 2 in der Stadt und 3 über Land aufgetreten. Es waren jedes Mal eingefahrene Scherben. Ich habe im Frühling und Frühsommer lediglich einmal monatlich Scherben und Steine aus den Laufflächen gepickt. Das mache ich nun häufiger.
Wegen dem Zeitverlust durch die Schlauchwechsel und die Flickerei zu Hause, habe ich mich dann für 23er(vorn) & 25er(hinten)
Schwalbe Durano Plus entschieden. Während der 4700km die ich dann den Rest des Jahres mit dem RandoRenner gefahren bin, hatte ich mit der Bereifung nur einen Platten (schleichender Platten mit eingefahrener Scherbe, die ich wohl beim Rauspicken übersehen habe). Die Fahrten im Stadtverkehr setzen einem
Reifen natürlich extra zu, da schon viele Scherben und kleine scharfe/spitze Metallteile auf den Straßen und Radwegen rumliegen. Die Duranos sind jetzt gut zerschlitzt und haben auch viele kleine Steine eingesammelt. Der hintere
Reifen ist auch sichtbar abgefahren, könnte aber sicherlich noch mehr km vertragen. Der Preisunterschied zwischen dem GP400SII und den Durano Plus ist jetzt nicht riesengroß, aber für mich ist es jetzt ein "no-brainer" für das kommende Frühjahr zwei neue Durano Plus' aufzuziehen. Der alte Satz wird dann ein Backup, falls mir doch mal die Flanke aufreißt oder ein wirklich großes Loch entsteht.
Von den ca. 6300km die ich mit dem RandoRenner diese Jahr gefahren bin, sind ca. 2150km auf meine Pendelfahrten durch Berlin gefallen und der Rest auf Radtouren. In der Regel haben meine Touren 10-20% Anteil an losem Untergrund (Klassifizierung laut Komoot). Ausgedrückt hat sich das in Untergründen wie oben mit den drei Bildern gezeigt, außer das mit dem ganz groben Schotter. Sowas gab es nur mal als kurze 50-100m - Stücke.
Ich habe dafür keine genauen Zahlen, aber ca. die hälfte der Touren bin ich als Mehrtagestouren mit 1-2 Gepäcktaschen gefahren. So mal als Info, damit man die Nutzung einordnen kann. Probleme mit Rissen oder aufgeschlitzten Flanken hatte ich diese Jahr mit keinem
Reifen.
Ich bin keine Maschine auf dem Rad, aber einen 27-30er Schnitt durch die Stadt schaffe ich mit den Durano Plus' genauso gut wie mit den GP4000SII. Je leistungsfähiger man ist/wird, desto unwichtiger werden auch irgendwelche einstelligen oder kleinen zweistelligen Rollwiderstandsdifferenzen. Manches sollte man einfach nicht so heiß kochen und einfach fahren.
In früheren Jahren bin ich neben den GP4000S auch noch die 4Seasons in verschiedenen Breiten gefahren. Im Stadtverkehr hatte ich damit auch den ein oder anderen Platten. Auf einer Tagestour mit so einem groben Schotterstück, aber fast 2km lang, hatte ich mir auch bei dem die Flanke aufgerissen. Soweit ich mich erinnern kann, das einzige Mal, dass ich so einen Schaden hatte. Während meiner vergangene Radurlaube hatte ich keine Platten mit den 4Seasons. Die meisten der Touren gingen hauptsächlich über Asphalt oder geringfügig gröbere Waldwege als wie in dem Bild von der Waldautobahn. Die Radurlaube fahre ich in der Regel mit 4 Packtaschen und die letzten davon zusätzlich noch mit Kinderanhänger. Mal 50m grober Schotter sind auch dabei gewesen, aber da fahre ich mit Anhänger vorsichtiger, weil das Kind sonst unfreiwillig tanzt.
Also der 4Seasons hält schon einiges aus und auch ein GP4000SII hält einiges aus und ist über 10-15°C auf auf nassem Untergrund griffiger als der 4Seasons (meine Erfahrung aus meinen Pendelfahrten in Berlin). Für Radreisen finde ich den 4Seasons natürlich komfortabler, weil ich ihn in 32mm aufziehen kann. in den RandoRenner bekomme ich nichts über 26-27mm rein, weshalb der 4Seasons da keine Option war. Bei kaltem und regnerischem Wetter will ich jeden Platten vermeiden, sodass ich am RandoRenner so schnell keine GP4000S' mehr aufziehen werde. Jetzt im Winter fahre ich auf dem Reiserad die Conti Top Contact Winter Premium II und ab Frühling fahre ich meiner 2 Sätze aus 28/32mm 4Seasons runter. Das Reiserad ist meine erste Wahl, wenn ich im Regen zur Arbeit pendeln muss oder wenn das Kind mit auf Tour kommt. Auf diesen Fahrten möchte ich eher keine Platten haben. Wenn mich die 4Seasons da enttäuschen, dann probier ich mal sowas wie den Top Contact in 32mm oder Durano Plus in 28mm aus. Es kann natürlich gute und schlechte Zeiten geben. Das habe ich ja selbst mit dem GP4000S erlebt. Wer wirklich Pannensicher unterwegs sein will, kommt meiner Meinung nach nicht um einen
Reifen mit den richtigen hartgummi/kautschuck Pannenschutzeinlagen herum.
Und dann gibt es ja noch Tubeless bzw.
Dichtmilch kann man ja auch im
Schlauch fahren.
Dichtmilch im
Schlauch überlege ich in Kombination mit den 4Seasons im Stadtverkehr zu fahren. Wird natürlich unter Umständen eine Sauerei, wenn man dann doch ein so großes Loch hat, dass die Milch nicht mehr hilft. Das muss jeder für sich probieren und abwägen ob er damit umgehen kann.
Um nun eine kurze Antwort auf die ursprüngliche Frage zu geben: Ich setze bei Mehrtagestouren auf gemischtem Untergrund (Asphalt, feiner-mittlerer Schotter) auf mehr Pannenschutz. Das Vermeiden der Panne ist mir da wichtiger, als eventuelle Nachteile bei Rollwiderstand und Co. .