Cioa,
hier kommt mein Erstie-L'eroica Bericht in Wort und Bild
Kapitel 1 - Vorbereitungen und Radsuche
Eines Abends saßen meine Freundin Anne und ich vor der Bildergalerie der 2019er Eroica. Zu meiner Überraschung fand sie die Idee spannend da mitzufahren. Nicht gleich die 200er Runde, wie ich es ja sportlich gefunden hätte. Aber als Einstieg für unseren Urlaub ein guter Grund die Kilometer runter zu fahren. Also wurde der Urlaub von ihr eingereicht und in der Zeit hatte ich nach einer anstrengenden Saison sogar ein paar Tage frei. Die Anmeldung auf der Seite ist alles andere als "benutzerfreundlich" gestaltet. Aber nach ein paar Versuchen hat es geklappt und die 106er Runde stand. Damit ging die Suche nach passenden Rädern los, da wir nur Neo-Klassier haben, die eine handvoll Jahre zu jung waren.
Als Kleinanzeigen Hobbiest habe ich zufällig bei ihr in der Nähe ein altes Coronado mit einer
Shimano 600er Gruppe aus Columbus Rohren gefunden, welches gut fahrbar war. Außer putzen (dafür sehr viel) war es technisch in Ordnung. Allerdings stand es auf Schlauchreifen da, mit welchem ich noch nie Berührungspunkte hatte. Also wurden schnell noch 4x Gatorskins und Felgenklebeband gekauft um im schlimmsten Fall ausgerüstet zu sein.
Kleinanzeigen hat für meine bessere Hälfte ein tolles Trikot im Angebot gehabt. Bei Abholung hat mir die Verkäuferin dazu geraten ehr die kleine Runde zu fahren um mehr vom Festival zu haben und gesagt, dass 100 Kilometer sehr frustrierend werden können. Ganz besonders, da Anne noch nie mehr als 70km am Stück geradelt ist. Daraufhin haben wir die Route zumindest etwas gekürzt. Immerhin wollte ich sicher gehen, dass Anne an der Ausfahrt Spaß hat es auch ein nächstes mal gibt
Schwieriger gestaltete die Radsuche für meine Freundin. Rahmen in 58er Größe gibt es wie Sand am Meer, wenns kleiner werden soll, muss man schon gut die Augen aufhalten und sollte nicht wählerisch sein, wenn Geld eine Rolle spielt. Erst eine Woche vor Abfahrt habe ich einen passenden 54er Rahmen für einen schmalen Taler gefunden und mit
Lenkerband und neuen Bowtenzügen, die eigentlich für ein anderes Projekt gedacht waren, hübsch gemacht. Außerdem hat sie den LRS meines Stadtrenner mit einer 6-fach Kassette bekommen, was sich als weise Entscheidung raus gestellt hatte.
Am Freitag ging es für mich morgens von Berlin zum Bodensee los um Anne einzusammeln, die in Süddeutschland arbeitet. Nach 10h Fahrt mit dem Transporter und zwei abgesetzten Mitfahrern haben wir uns erschöpft aber Glücklich einen Wein geteilt. Samstag vor der Dämmerung ging es gleich weiter und hin und wieder sah man Autos mit verdächtig erscheinenden Rädern auf dem Dach. Anne nähte fleißig an meinem Streifentrikot. Ein langärmliges Unterhemd von der russischen Armee, von dem sie die Ärmel abgetrennt hat um diese wieder als Trikottaschen anzunähen. So ein schönes Trikot hat keiner und ist bedeutend luftiger, als ein Wolltrikot.
Kapitel 2 - Gaiole
Die Toskana und Gaiole war am Nachmittag erreicht. Überall tummeln sich Menschen in engen Radhosen und witzigen Mützen auf dem Kopf. Ein Traum. Da der berühmte Sportplatz schon voll war und im Dorf selbst P2+P3 kein Stellplatz frei gewesen sind, sind wir mit unserem Auto, ein teilausgebauter Fiat Transporter, ganz durch gefahren und haben uns am obersten Rand von P7 gestellt, so dass wir einen tollen Blick von unserem Castell ins Tal hatten.
Schnell wurden die Räder aufgebaut um nach Gaiole rein zu rollen und Anne mit ihrem Rad bekannt zu machen. Komplett Reizüberflutet ging es einmal durchs Dorf zur Anmeldung. Wahrscheinlich hat es durch die Reizüberflutung ein wenig länger gedauert, die Startnummer aus dem Gemeindehaus zu holen und dann die Box mit Pasta, Wein und Tomatensoße an der Zieleinfahrt zu holen. Neue Socken für meine Schöne waren auch noch drin. Mit Hopfenkaltschorle und Essen versorgt saßen wir einfach rum und haben das Treiben in der Dämmerung beobachtet. Im letzten Licht ging es raus aus dem Dorf, zurück zu unserem Castell. Schnell eine Packung Nudeln und Pesto auf dem Gaskocher gekocht um etwas carboloading zu betreiben und gleichzeitig etwas zum Frühstück zu haben. Getreu dem Motto "Eat pasta ride fasta"
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Kapitel 3 - Abfahrt
Der Wecker geht, es ist dämmert, aufgeregt stehen wir auf. Wir machen die Schiebetür auf und sind erstaunt über die Schlange an Autos, die sich mühevoll auf dem morgentau benetzten Acker die Schräge hochschiebt. Anscheinend waren wir doch nicht die letzten, die gekommen sind. Während die Sonne aufgeht und wir die letzten Nudeln aufessen fülllt sich der Parkplatz. Ich mache Anne mit A-Creme (Antifriction-cream) bekannt. Die Italienplaylist spielt kitschig schöne Italo-Klassier während ich noch schnell Tubelessdichtmilch in die
Reifen, Nummern an die Renner und frisches Öl auf die Kette gebe. Die Sonne drückt sich über den Hügel, es singt
Luciano Pavarotti 'O sole mio aus den Lautsprechern des Autos, eine handvoll Italiener stimmen mit ein und der Parkplatz hält inne. Gänsehaut. Es ist 08:30 Uhr, Zeit loszurollen, dass wir pünklich auf die Strecke kommen. Noch ein Foto vorm Start und mit einem Stempel in unserem Manifest ging es auf die Strecke.
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Kapitel 4 - Vormittag
Wir rollen entspannt aus Gaiole ab und ich freu mich über die ersten Sonnenstrahlen und Anstiege. Die kühle Morgenluft, die um meinen frisch rasierten Schnäuzer wirbelt, vertreibt die letzte Müdigkeit. Nach gemütlichen zehn Kilometern kommen wir am Castello di Brolio. Mir geht der Mund gar nicht mehr zu, wie schön die Gegend ist. Also schnell eine Handvoll Bilder und ab gehts in die erste Strada Biancha Abfahrt. Da alle anderen auch etwas vorsichtiger die Abfahrten nehmen halte ich mich mit meinem Kamikazefahrstil zurück, obwohl es sich auf den 22mm Contis ganz gut den Berg runter gleiten lässt. Es geht in einen wunderschönen, welligen Abschnitt der einfach nur purer Genuß ist. Anne fährt lieber Bergauf als schnell Bergab. Umso bemerkenswerter ist, dass die Zeit, in der ich mich ausbremsen muss, dass sie wieder aufholt immer kürzer und kürzer. Nach 30 Kilometern kommt uns der erste große Schotterabschnitt entgegen. Es wird der Schleichgang aktiviert und mit Kette links kneten wir uns die Anstiege hoch. Gegenüber Anne bin ich in den Anstiegen etwas fixer, so dass ich sie hin und wieder aus den Augen verliere. Nach einem Anstieg hab ich sie komplett aus den Augen verloren. Nach fünf Minuten warten schwarnt mir übles und ich rolle zurück. 500 Meter später bin ich wieder bei ihr und helfe die Kette loszubekommen, welche sich zwischen den Zahnkränzen beim Schalten verkeilt hat. Ab aufs Rad und weiter.
Gegen Mittag wird es immer wärmer und wir halten an einen kleinen Brunnen an um den Kopf drunter zu halten und das Wasser aufzufüllen. Unsere Befürchtung, und die der anderen Durstigen ist, dass man davon kein Durchfall bekommt hat sich zum Glück bestätigt.
Nach 42 Kilometern sollte die erste große Raststation in Vagliagli kommen. Als wir nach der Essensstation suchend an der Kabelung der 46km Strecke und der 81km Strecke standen kam uns eine Fahrerin mit mehren Papiertüten entgegen. Auf Nachfrage meinte sie, dass die Station 500 Meter den Hügel runter sei. Also eine schnelle Abfahrt den Schotterweg runter und wir standen mit großen Augen vor hunderten geschmierten Broten, Früchten, Süßgebäck, Wasser und Wein. Mit Aussicht auf einen Olivenhain aßen wir soviel wie nur ging, und ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Anne brauchte einen kleinen Mittagsschlaf. Das hat mich insgeheim etwas beunruhigt, wenn nach der Hälfte die Müdigkeit schon einsetzt. Aber so hatte ich etwas Zeit mich um unsere Ersatzteiltasche zu kümmern. Dummerweise ist ein Lederriehmen von Annes Lenkerradtasche auf der Buckelabfahrt gerissen. Der Mechaniker und ich habe das Problem fachmännisch mit einem alten Fahrradschlauch und einem ordentlichen Knoten gelöst. Mit einem Schluck Wein und aufgefüllten Wasserflaschen ging es die massive Steigung wieder zur Weggabelung Richtung Radar.
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Fortsetzung folgt...