Für mich war dein Beitrag insofern hilfreich, als ich gemerkt habe, daß die "Dämlichkeit" im Umgang mit 2x-Lösungen offenbar der Strategie der Hersteller geschuldet ist. Offenbar, um die 1x-Lösung besser im Vergleich aussehen zu lassen, oder einfach, weil die wirklich dämlich sind oder aus sonst irgendwelchen Verkaufstaktischen Gründen, gibt es dort eine Schwäche, die man durch eine andere Wahl beim Ritzelpaket locker umgehen könnte:
Die Ritzel im
unteren Mittelbereich (das ist wichtig, daß es eben nur ein Teil des mittleren Übersetzungsspektrums ist) umfassen bei beiden Kettenblättern das gleiche Spektrum, was aber möglicherweise beabsichtigt unter dem Redundanz/Schaltkomfort ist: Man kann dort dann auf dem Blatt weiterfahren, das gerade gewählt ist, egal, ob man "von oben" oder "von unten" kommt. Der entscheidende Fehler, und der ist unverzeihlich, ist, daß man in beide Richtungen im Anschluß erstmal eine Lücke vorfindet, wo auf beiden Blättern keine Übersetzung zur Verfügung steht.
Nach unten ist das kein Problem, aber nach oben, im
oberen Mittelbereich ist es
unsäglich, falsch und schlicht dämlich: Man müsste dort, egal ob man von den größeren Übersetzungen 50/..., 50/16, 50/17 kommt, oder von unten über 50/21, 50/19, auf das kleine Blatt wechseln, um den fehlenden 18er zu überbrücken und würde da mit dem "Ersatz" von 34/12 (für 50/18) auch noch einen Kettenschräglauf "einkaufen", der schon beim Zusehen weh tut.
Das ist wirklich klassisch
mit dem Arsch umgehauen, was man mit den Händen aufgebaut hat.
Sowas braucht kein Mensch, vor allem: die Lösung ist super-einfach. Statt
12-13-...17-19-21-23-25-27
nimmst du
12-13-...18-20-22-25-28
und gewinnst im unteren Bereich bei den in dem Bereich so wertvollen "Rettungsringen" noch hinzu, denn du bist mit dem 28er nicht nur noch ein Zacke dünner, sondern kann mit den dreifach-Sprüngen auch etwa eher einsetzen und hinten mit nem 4er Sprung noch einen "draufsetzen", das Ergebnis:
12 - 18 einfach wie oben, dann 20-23-26-30.
Ob das im Handel so erhältlich ist, weiß ich nicht, ist auch nicht mein Bier.
Ich fahre sowieso ganz andere Dinge und gurke auch nicht in den Alpen rum. Deshalb fahre ich im Moment diese drei Pakete mit den KB 53/39, Ritzelpakete 10fach:
12...19 (1er), 21-23
13...19 (1er), 21-23-25
14...21 (1er), 23-25
wobei letzteres eine Junior-Kassette und eigentlich ein Fehlkauf ist, denn den 20er braucht man eigentlich so nötig wie einen Pimmel auf der Stirn und im Bereich 53/19 bis 39/16 hat sich in der Praxis herausgestellt, daß es da dann doch viele Wechsel zwischen dem großen und dem kleinen Blatt gibt, weil man hier im Mittelgebirge (Odenwald) dann ja doch auf Strecken, wo die Steigung dauernd zwischen 0 und 5% schwankt, mal eher was dickeres als 39/15 braucht, während man auf dem kleinen Blatt ist oder was dünneres als 53/21 und da nicht immer in die extreme "Schräglauf-Kiste" greifen möchte.
Da wäre dann eine konsequent "berg-taugliche" Lösung wie 14-15-16-17-18-19-21-24-28-32 oder etwas "gemäßigt" 14-15-16-17-18-19-21-23-25-28, um beim kurzen Käfig zu bleiben, eine gute Wahl. Oder eben der Verzicht auf die Junior-Kassette.
Wenn ich dann irgendwann auf 11-fach umrüste, werden diese beiden Sachen angeschafft, und dabei bleibt es dann auch bis ans Lebensende:
- für den "normalen Alltag" inkl. Rennen: 12-13-14-15-16-17-18-19-21-23-25
- für Berge im Frühjahr (häh??) und Urlaub in Italien: 13-14-15-16-17-18-19-21-23-25-29.
Ich hoffe, das kann man auch kaufen.
Bei der Gelegenheit: Kann man 11fach mit einer 10fach-Nabe fahren?
Grundsätzlich stimmt das auch alles, wenn Du eben für alle anderen, jemals irgendwo vorstellbaren Fahrer, Fahrräder, Fahrweisen, Trainingsstände, Umgebungen und sonstigen Parameter
exakt Deine eigenen Voraussetzungen als gottgegeben, wahr und einzig richtig annimmst.
Dem ist aber nicht so.
Also bleibt unterm Strich nur übrig, dass einige werksseitig angebotene Übersetzungen für manche Anwendungsfälle ungeeignet sind - und das eigentlich für alle Gangstufen, Baujahre und Systeme gleichermaßen gilt.
Das führt wiederum dazu, dass immer nur der einzelne Fahrer für sich selbst entscheiden kann, was zu ihm passt - und zwar für jeden Anwendungsfall = Radtyp, Trainingsstand, Umzug in eine andere Topographie usw. neu.
Ich persönlich sehe z.B. alle Übersetzungen oberhalb von ca. 4:1 im größten Gang für die meisten Hobbyfahrer als überflüssig an, weil das realistisch und sinnvoll kaum jemand von ihnen nutzen kann bzw. dort, wo entsprechende Geschwindigkeiten ausnahmsweise mal erreicht werden, meistens nicht mehr nutzen
will.
Für die allermeisten Fahrer, Situationen und durchschnittlichen Trainingsstände würde 52-13, 48-12 oder 44-11 völlig ausreichen, auch bergab.
Ich selbst kann (oder konnte früher) z.B. ziemlich hoch drehen und brauchte nicht mal 4:1, um deutlich über 60 zu kommen, will das aber ganz ausdrücklich nicht verallgemeinern.
Andererseits könnte man aber auch sagen:
Hey, der Schaltfaule findet in heutigen Standardabstufungen dann eben 34-12 oder 34-11 als irgendwie noch nutzbare Kombinationen vor und kann auf dem kleinen Blatt insgesamt etwas schneller werden.
Dann käme als nächste Frage direkt die nach dem Sinn und der Harmonie von Compact-Abstufungen mit 16 Zähnen Unterschied der Blätter, alles von Dir ebenfalls schon völlig richtig auf den Punkt gebracht und ausführlich erklärt - aber eben auch wiederum die Sache jedes Einzelnen.
Ich persönlich finde da ja auch: Sinnvoll ist das nicht, war es nie, geht (und ging) deutlich besser.
Ich persönlich fand in meiner Jugend und bei gutem Trainingsstand z.B. auch:
Ja, man braucht am Rennrad
unbedingt ein 18er.
Heute finde ich eher, dass mir das scheißegal ist, weil ich sowieso nicht mehr zielgerichtet trainiere, manchmal auch überhaupt nicht, und ziemlich unterschiedliche Räder eben auch ziemlich unterschiedlich fahre.
Ich persönlich fand als Schüler, dass man am Rennrad über 21 Zähne hinten nirgends braucht.
Vorne dann 42 oder 39 als kleines. Das hat mir wirklich gereicht, damit war ich in guten Jahren nicht langsam oder überfordert. 51-39 mit 13-21 hatte ich jahrelang an verschiedenen Rädern. Das ging.
Heute finde ich, dass ich froh bin, die selben Steigungen überhaupt noch irgendwie hochzukommen und pfeife dabei auf die Übersetzung (bzw. eher auf dem letzten Loch). Sie ist mir egal.
Ich persönlich finde auch, dass an einem Straßenrad zwei Kettenblätter immer die bessere Wahl sind - gern mit möglichst vielen Ritzeln hinten, und die sogar alle möglichst dicht beisammen.
Ziemlich gut fand ich aber auch einen "Maiskolben" mit 13-23 und einer gerade noch irgendwie schaltbaren Dreifachkurbel 52-38-26. BÄM. Damit muss man dann halt auch wirklich mal schalten, vorne und hinten. Und natürlich ist sowas nicht frei von Nachteilen, aber irgendwie halt auch mit irrer Bandbreite und feiner Abstufung. Wer keine Rennen fährt, wo er in ständig wechselnden Stresssituationen auf der allerletzten Leistungsrille immer sofort den passenden Anschluss finden muss, kann das durchaus mögen.
Und das einzelne Kettenblatt am Acker- oder Stadtrad finde ich genauso gut, nur eben nicht für alles.
Da haben mir vor ein paar Jahren Begleiter mit Tachos bestätigt, dass ich im leichten Gefälle trotz breiter
Reifen und gerade mal 42-11 im größten Gang bei 65 Klamotten an ihnen vorbeigezogen bin, mit einem locker 35 Jahre alten Rad. Tacho? Hab ich nicht. Schließlich bin ich schon alt. Hätte ich auch nicht erwartet, hab ich nicht so eingeschätzt. Aber ja, stimmen wird das wohl.
Ich finde auch, dass niemand jemals irgendwo eine Untersetzung braucht, weil er dann zu Fuß meist nicht mehr langsamer wäre (also gerade auch im Gelände). Trotzdem mag es ja Leute und Anwendungsfälle geben, die das brauchen und wo es sinnvoll ist. Lange, steile Steigungen mit großem Gepäck zum Beispiel.
Nicht jeder Rennradfahrer ist ein Radrennfahrer, und nicht jeder Radrennfahrer fährt, wie Du.