Aus Deinen Beiträgen in diesem Forum lese ich viel Radsportkompetenz heraus. Bist du in der Wissenschaft oder als Trainer tätig?
Deine Warnung vor zu viel Training halte ich für richtig ..
Ganz ausgeruht sind die Beine heute nicht, aber ein paar Kilometer sollen auch heute noch dazukommen. Die Sonne lacht draussen bereits.
Greetz Bergfloh
Was soll ich dazu sagen? Die meisten
richtigen Antworten gibst du ja bereits selbst.
Und nein, ich bin kein Sportwissenschaftler oder sowas. Ich habe auch noch keine Spitzensportler über längere Zeit betreut. Allerdings halte ich mich auf dem Gebiet dennoch für recht qualifiziert: 44 Jahre Radrennen, ein halbes Medizinstudium und lebenslange Beschäftigung mit Trainingsmethodik bewirken schon einiges. Und wenn man nicht ganz doof ist, versteht man nach Jahrzehnten bestimmte Dinge einfach.
So z.B. die Belastungssteuerung im Hinblick auf die Reizwirksamkeit.
Bezogen auf diese Hammerwoche von Nordwind heißt das: Der wird davon nicht sterben. Aber Reize entstehen durch Mangelzustände. Wenn ich 4 Tage auf hohem Level gefahren bin und mich gut fühle und fahre am 5. Tag nochmal wahnsinnig intesiv, daß ich kotzen muß, stellt dies sicher einen Reiz dar. Ob er wirksam ist, ist eine andere Frage. Wenn ich aber, wie du das hypothetisch in den Raum gestellt hast, am 5. Tag "nur" genauso schnell fahre, wie vorher, geht davon nur ein sehr geringer Reiz aus. Nun könnte man sagen: Dann macht es ja nichts, ist ja nichts schlimmes passiert. Nur - das weißt du ja auch: Die Anpassung, d.h. die Verbesserung der Leistungsfähigkeit geschieht während der Regenerationsphase. D.h. "Spazierenfahren" ist ok, aber eine 150-km-Fahrt auf rel. hohem Niveaus ist der Regeneration nicht förderlich. Mein Vater hätte - bezogen auf den 5. Tag, wenn du so fährst - gesagt: "Du wirfst mit dem Hintern um, was du mit den Händen aufgebaut hast."
Nun noch zu dem, was der Körper tut, wenn du am 5. Tag intensiv fährst (vgl. oben): Er hat jetzt 2 Möglichkeiten, sich auf das, was er als permanente Überforderung ansieht, zu reagieren, die 3. Möglichkeit scheidet aus. Ich nehme sie trotzdem in die Aufzählung mit auf:
1. Auf den Reiz (Mangelzustand) positiv, d.h. kompensierend reagieren, in zumindest tw. zu beseitigen durch Steigerung der Leistungsbereitschaft. Das scheidet in diesem Falle aus, auch, wenn er in den Tagen danach nichts tut, ist der Körper viel zu sehr damit beschäftigt, überhaupt wieder "normale Verhältnisse" herzustellen.
2. Auf den Reiz (Mangelzustand) so reagieren, wie ein Anstreicher, der zwar viele Aufträge hat und die auch wahrnehmen will, aber weiß, daß er dazu eigentlich zu wenig Farbe auf Lager hat und die nächste größere Lieferung zu spät kommen wird: Der Anstreicher würde sparsam mit der Farbe sein - der Körper ist sparsam mit seinen Resourcen, er schaltet auf Para-Sympaticus-Modus - man nennt das Para-Sympathisches Übertrainingssyndrom.
3. Auf den Reiz (Mangelzustand) so reagieren, wie der selbe Anstreicher, der 3 Angestellte hat und keine weiteren Beschäftigten rekrutieren kann: Seine Jungs zu Höchstleistungen anspornen, ihnen Überstunden abverlangen usw. Im Sport würde man diese an die Substanz gehende Erhöhung der Leistungsanforderungen als Sympathisches Übertrainingssyndrom bezeichnen.
Fazit: Der 5. Tag bringt weder "locker zügig" gefahren noch intensiv gefahren was, allenfalls als Spazierfahrt unter 3 Std.
Da ich mir über den Druck eines Trainingslagers im klaren bin, habe ich diesen "Locker-Tag" dann aber in meinem Vorschlag am 2. Tag eingebaut.