Man muss sich schon ziemlich blind stellen um nicht zu sehen das die UCI in den letzten 20 Jahren keine einzige wirklich grundlegende Reform gegen der Willen der (zahlenden) Veranstalter und Teams durchsetzen konnte
Die unrühmlich Rolle fängt nicht erst bei der Korruption um Dopingfälle wie Lance Armstrong an. Und hört nicht bei den finanziellen Millionenpleiten die nahezu jede WM die nicht gerade in Katar und Co stattfindet einfährt auf
Was ist denn mit der jahrzehntellang diskutierten Verkürzung von Vuelta und Giro zum Beispiel-hier im Forum seinerzeit ellenlang diskutiert? Heisser Wind. Dieses ganze Geschwafel von salary caps, Einkommensgrenze für grosse teams etc-was läuft denn da? Politiker reden und nichts passiert
Die Formel eins mässige Rennserie bei der die Gelder der TV Sender an die Teams fliessen, von UCI und Velon noch vor 10 jahren Thema Nr1. Null, zero.
Fakt ist nämlich das die UCI ausserhalb der Rad WM und ein paar kleinen Veranstaltungen die sich so gerade rentieren überhaupt keinen brauchbaren Einfluss auf diese Rechte hat
Das gross promotete neue Punktesystem der Worldtour-wer interessiert sich denn dafür? Thomas und Froome gehen nach der Tour in die Winterpause. Was die in Aigle verzapfen ist denen völlig egal. und den fans im Grunde auch
Biologischer Blutpass- auch so ein Ding. Seit Kreuziger und Co ein paar Verfahren gewonnen haben backt man schön kleine Brötchen. Themen die vom jeweils ametierenden Präsi aufgenommen werden und wieder in der Versenkung verschwinden
Das ist eine Liste die sich endlos fortsetzen liesse.
Und es lässt sich auch schwerlich einen Vorwurf draus machen. Sie KÖNNEN es nicht denn es ist kein Geld da
Da ist aber jetzt schön alles möglich schön durcheinander gewürfelt.
Richtig ist sicher die Feststellung, dass die UCI keine so herausgehobene Position hat, dass sie grundlegende Reformen gegen alle Interessengruppen durchsetzen kann. Das ist allerdings auch keine Besonderheit die nur im Radsport anzutreffen ist. Zudem ist sehr fraglich, ob es überhaupt zielführend ist, eine Reform gegen den Willen wesentlicher Interessengruppen erreichen zu wollen.
Bei der Einführung sozialer Mindeststandards im Frauen-Radsport hat die UCI nun gerade aber einmal klar Stellung zu Gunsten einer Interessengruppe bezogen. Genau hier trifft der Vorwurf der Untätigkeit also offensichtlich überhaupt nicht zu. Selbstverständlich hat die UCI das Recht und die Möglichkeit den Lizenznehmern von
Continental-, WT- oder WWT-Lizenzen entsprechende Vorschriften zu machen und diese auch durchzusetzen. Wie wichtig solche Regeln durchaus sein können, beweist jüngst wieder der Aqua Blue Sport wo die Fahrer seit Monaten kein Gehalt bekommen haben und nun auf die mit der Lizenzbeantragung hinterlegte Bankbürgschaft angewiesen sind.
Das ein Verband bei konkurrierenden Interessen "politische" Lösungen aushandeln muss, die dann möglicherweise nur zu geringfügigen Veränderungen an bestehenden Strukturen führen und sogar nur den Status Quo festschreiben ist auch kein Makel von "Politkern" oder der UCI, sondern das Wesen von Entscheidungsfindungsprozessen in freiheitlichen Gesellschaften. Deshalb ist auch dein "Politiker reden und nichts passiert"-Vorwurf ein ziemlich unappetitlicher Griff in die von Dir ja weiter oben vorgeblich kritisierte Populismus-„Trickkiste“. Der Vorwurf, dass Politiker reden und nichts passiere ist sonst etwas aus dem Repertoire rechter und linker Demagogen, die vorgeben, einfach Lösungen für komplexe Probleme zu haben.
Die Forderung nach einer Verkürzung von Giro und Vuelta kam soweit ich das sehe ursprünglich nicht von der UCI, sondern von Einzelpersonen wie Tinkoff. Dass die Rennveranstalter kein großes Interesse daran haben gehört zu deren legitimen Interessen. 3 Wochen Rundfahrten generieren nun mal mehr Einnahmen durch Übertragungsrechte, Sponsoring und Werbung als zwei Wochen. Eine Verkürzung von Giro und Vuelta würde das ohnehin bestehenden wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen den Rennveranstaltern dabei auch noch mehr zu Gunsten der ASO verändern. Das kann nicht nur für die UCI, sondern für niemanden der sich ernsthaft für den Radsport interessiert wünschenswert sein. Es wäre ein weiterer Schritt hin zu einer Monopolstellung der ASO.
Was den Blutpass angeht kann ich auch nicht erkennen, dass die UCI hier versagt habe. Außerdem ist hinlänglich bekannt, dass in Anti-Doping-Verfahren erhebliche juristische und damit wirtschaftliche Risiken für Verbände liegen. Der Britische Leichtathletik-Verband ist durch einen verloren gegangenen Prozesses vor einem ordentlichen Gericht im Zuge eines Anti-Doping-Verfahrens pleite gegangen. Wer meint, die UCI müsse mehr tun, kann ja sein Privatvermögen für die Abdeckung von Prozessrisiken stiften.