Danke an alle für die Glückwünsche. Hier der ausführliche Bericht:
Das war, insbesondere im Vorfeld, eine aufregende Geschichte. Im Vorfeld, wegen den sich ständig ändernden Wettervorhersagen.
Donnerstag Mittag waren noch so 60mm Regen und Schnee auf dem Timmelsjoch vorhergesagt. Bei der Vorhersage wäre ich gar nicht erst nach Sölden gefahren. Freitag im Laufe des Vormittags wurde es dann besser. Die Kaltfront schien früher durch zu sein. Also doch losfahren. Kurz nach 12 aus der Firma raus, packen und um 15 Uhr war ich unterwegs. Toller Zeitpunkt. Da muss man fahren wenn alle fahren. Um 20.30 Uhr war ich in Sölden.
Wie sich heraus stellte, war die Pension sehr gut gewählt. Neben einen schönen ruhigen Zimmer lag sie auch nur ca. 150m von der Freizeitarena entfernt. Somit war alles perfekt zu Fuß zu erledigen. Nur der Wetterbericht war auf diversen Portalen schon wieder schlechter. Nur
www.meteoblue.com blieb hartnäckig auf trocken ab Sonntag 4 Uhr.
Nach gemütlichen Frühstück am nächsten Morgen ging es auf eine kleine 33 Km Einrollrunde durchs Tal. Das Wetter war noch perfekt. Ab 12 Uhr sollte es regnen und die Kaltfront durchziehen. Von der Möglichkeit eine Einrollrunde mit Ulle zu drehen habe ich leider erst später gehört. Schade, da wäre ich gerne dabei gewesen und hätte ihn mal kennen gelernt.
Nach der Einrollrunde habe ich mir die Startunterlagen geholt, die obligatorische Mittagspasta gegessen und bin noch etwas durch den Ort geschlendert. Von Regen keine Spur.
Zurück in der Pension alles bereit gelegt, das Rad fertig gemacht und im Anschluss einen faulen Nachmittag verbracht. Um 19.30 Uhr bin ich dann zur Pastaparty mit anschließender Fahrerbesprechung. Immer noch kein Regen. Somit hatte die Front schon einen halben Tag Verspätung. Ganz toll, die Chancen auf Regen am Start steigen. Nur Meteoblue sagte weiterhin trocken ab 4 Uhr voraus. Alle anderen Portale waren bei unterschiedlich starkem Regen am Start. Im weiteren Verlauf war alles dabei.
Zum Abschluss der Fahrerbesprechung stieg dann die Wettertante vom österreichischen Wetterdienst aufs Podest und stellte voller Überzeugung ihren Wetterbericht vor. Etwas weniger Überzeugung hätte ihr gut zu Gesicht gestanden, denn jedem Laien war klar, dass eine genaue Prognose nicht möglich ist. Dafür hatte sie die pessimistische Variante gewählt.
Beim verlassen der Freizeitarena schüttete es. Endlich.
Für meine Verhältnisse bin ich dann gegen 22.30 Uhr früh eingeschlafen nur um um 23.04 Uhr durch eine eingehende SMS mit guten Wünschen für morgen wieder geweckt zu werden. Das war es dann erstmal mit dem Schlaf. Dafür hatte ich bis ca. 2.30 Uhr Zeit mir zu Überlegen, ob ich überhaupt an den Start gehe.
Meine finale Entscheidung sah so aus, dass ich bei Regen nicht starte. Nieselregen wäre noch ok. Ich hatte keine Lust mir eine Erkältung zu holen und somit die Woche in den französischen Alpen zu gefährden. Eine Alternative hatte ich mir auch schon zurecht gelegt. Zimmer um eine Nacht verlängern und am Montag bei vorhergesagtem Sonnenschein aufs Timmelsjoch und im Anschluss die Ötztaler Gletscherstraße hoch.
Des weiteren verabschiedete ich mich von einer guten Startposition. Ich stell mich doch nicht eine Stunde in die Kälte.
Um 4.30 Uhr klingelte der Wecker. Das ist genau der Grund warum ich diese Radsportveranstaltungen so liebe und es für mich auch nur für besondere Events in Frage kommt. Erstmal auf den Balkon und das Wetter checken. Hoffentlich regnet es, dann kann ich gleich wieder ins Bett. Es regnete nicht. Sogar die Straße war schon weitestgehend trocken. Mist. Also doch nicht wieder ins Bett.
In Ruhe fertig gemacht und ordentlich gefrühstückt. So um 6.20 Uhr stand ich dann, ziemlich weit hinten, in der Startaufstellung. Immerhin waren es so 10°C. Also gut auszuhalten. Das Wetter blieb auch trocken. Nur in Innsbruck war mal die Straße nass. Allerdings war es mit 5 - 15°C recht frisch.
Um 6.45 Uhr der Start. Ca. 10 Minuten später rollte ich über die Startlinie. Die Fahrweise im Feld war überaus zivil. Ganz anders als z.B. in Frankfurt. Scheinbar war jedem bewusst, dass der entscheidende Teil auf der Strecke erst später kommt.
In Oetz kam ich mit einem Schnitt von 46,4 an und fuhr erstmal 1 Km in den Berg rein bis ich die Klamotten verstaute. Der Stau am Beginn der Steigung hielt sich in Grenzen. Ich musste nur ein paar mal ein paar Tritte aussetzen. Sehr lobend muss ich das Publikum in Österreich erwähnen. Auf der ganzen Strecke herrschte eine super Stimmung und es wurde kräftig angefeuert. Von Klein bis Groß war alles auf den Beinen. Im radsportbegeistertem Italien ließ die Bevölkerung an der Strecke leider stark nach. Schade.
Kühtai hoch lief bei mir richtig gut. Leistung und Puls waren immer im gewünschten Korridor. An den Rampen machte sich zum ersten mal das dritte Kettenblatt bezahlt. Damit blieb auch bei 15% der Tritt locker.
Unterwegs 2 Gels gefuttert und oben an der Labe Flaschen aufgefüllt und noch einen Riegel und ein halbe Banane nachgeschoben. Mit knapp 5 Minuten Pause im geplanten Korridor geblieben. Nach ein paar Metern noch mal gestoppt und die Langfingerhandschuhe übergezogen. Mit 7°C war es doch etwas kühl.
Die Abfahrt nach Innsbruck habe ich dann leicht verbremst. Scheinbar hatte ich zu viel Respekt vor den möglichen Geschwindigkeiten. Dafür lief es dann hoch zum Brenner, nach der obligatorischen Entblätterungspause, richtig gut. So langsam fing das an Spaß zu machen. Das Futtern klappte auch wieder nach Plan, nur mit dem Trinken klappte es nicht so gut. Zwei Flaschen pro Anstieg hatte ich mir vorgenommen. Es wurde immer nur etwas mehr als eine.
In Sterzing noch einen schönen Schnitt von 29,7 gehabt. Mit Pausen ungefähr 1 Km/h tiefer.
Dann ging es zum Jaufen hoch und nach einen Drittel des Anstiegs verließen mich die Glücksgefühle. Sie wurden durch Erschöpfungsgefühle ersetzt. Mit der Leistung ging es bis zu 25% bergab. Die Labe, knapp 100 Hm unter der Passhöhe, erreichte ich mit butterweichen Beinen. Geschwindigkeit lag noch bei etwas über 8 Km/h. Demzufolge fiel die Pause diesmal mit 18 Minuten sehr lange aus. Zu allem Überfluss war es da auch noch kalt und windig. Während der Pause jede Menge warme Brühe und Cola getrunken.
Dann die letzten Meter hoch und noch etwas wackelig in die Abfahrt. Nach leichter Erholung lief es zumindest bergab wieder etwas besser.
Und jetzt kam ja nur noch das Timmelsjoch. 1800 Hm und ich war schon vor dem Ersten völlig platt. Fantastische Aussichten. Blieb nur noch eine Taktik. Kopf ausschalten und einfach treten. Zu allem Überfluss hat der Anstieg noch einige längere Rampen bis 12%. An der Labe in Schönau dann noch einmal 10 Minuten verloren. Das spielte aber schon keine Rolle mehr, da die angepeilte Zielzeit nicht mehr zu schaffen war.
Unangenehm war dann noch einmal der Wind. Der blies uns ordentlich entgegen. Insbesondere die Tunnel dienten als 1A Venturi-Düse.
Endlich oben angekommen wartete das letzte Hindernis. Wie zieht man bei dem Wind die Jacke an.
Die Abfahrt war dann von richtig heftigen Gegenwind gezeichnet. An der Stelle der Geschwindigkeitsmessung musste ich schmunzelnd an Cosmas Foto denken. Während er dort mit 95,5 Km/h runter gedüst ist, zeigt meine Aufzeichnung an dieser Stelle gerade mal eine Höchstgeschwindigkeit von 56,7 Km/h an. Die Differenz dürfte ungefähr der Windgeschwindigkeit entsprechen.
Noch den Gegenanstieg zur Mautstation und ab ins Ziel. Ankunft nach 10:36:06. Reine Fahrzeit 9:47:42.
Fazit: Insgesamt eine top organisierte Veranstaltung. Bis auf die fehlenden Salzstreuer an den Laben gibt es nichts auszusetzen. Persönlich habe ich mein Ziel von < 10h deutlich verpasst. Damit bin ich natürlich nicht zufrieden. Würde ich es wieder machen? Unterwegs im 2. Teil gefragt: Niemals. Mit etwas Abstand: Auf jeden Fall. Die Zeit muss verbessert werden. Da ist bei besserem Verlauf noch einiges drin.
Vielleicht das nächste mal in einer größeren Gruppe.
P.S.
Das kleine Kettenblatt hat sich mal wieder absolut bewährt.