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Persönliches Roadmovie plus dem passenden Soundtrack

Sonne_Wolken

Klassikerfee
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Worum geht es in diesem Thread? Es geht um Urlaubsreisen und Touren (auch Tagestouren) mit dem Rad mit dem ihr eine bestimmte Platte (LP, Kassette, CD oder mp3) verbindet. Sozusagen der Soundtrack der eure Reise/Tour zum unvergesslichen Erlebnis gemacht hat.

Natürlich fange ich direkt auch mal mit einer meiner Geschichten an.

Es war Sommer 1980, genau gesagt Sommerferien. Ich hatte gerade meinen 15. Geburtstag gefeiert und war kurz zuvor von einem halbjährigen Schüleraustausch aus Südengland zurück gekehrt. Südengland war für mich schon weite Welt und hatte in mir so ein Gefühl von Freiheit geweckt. Diese Freiheit wollte ich weiter ausleben und nervte meine Mutter so lange, bis sie mir erlaubte mit einem guten Freund eine einwöchige Radtour durch die Niederlande zu machen. Dieser Freund sah aus wie der brave Junge von nebenan, war aber hochgradig Drogen süchtig. Das erzählte ich meiner Mutter natürlich nicht. Sie dachte er passte auf mich auf, dabei war es eher umgekehrt. So machten wir uns von Düsseldorf aus am Rhein entlang auf in die Niederlande. Ich hatte damals einen einfachen Randonneur von Peugeot. Zusätzlich zu meinen Packtaschen montierte ich auf dem Rennlenker einen batteriebetriebenen Kassettenrecorder. Darin befand sich eine 90 Minuten Kassette. Auf jede Seite der Kasette hatte ich mit meiner Hifi-Anlage eine LP aufgenommen. Die passten mit A und B Seite gerade so auf 45 Minuten pro LP. Das war der Soundtrack für unsere Tour. Die Kassette lief ununterbrochen. Ständig brauchten wir neue Batterien.
Auf der A-Seite der Kassette war Queen "The game".



Auf der Rückseite befand sich David Bowie mit "Scarry Monsters"



Immer wenn ich diese Platten oder einen Song von einer der Platten höre, denke ich an diese Radreise. Und NL war für uns damals wirklich die große weite Welt. Wir legten übrigens mit Gepäck schon 100 km pro Tag zurück. So kamen wir bis an die Westküste. Das war damals großes Kino. Das Wetter war etwas durchwachsen, was dem Spaß aber keinen Abbruch tat. Da wir einen internationalen Jugendherbergsausweis hatten, waren die Unterkünfte auch kein Problem. Was haben wir uns frei gefühlt. Nur eines haben wir leider beide vergessen: einen Fotoapparat mitzunehmen. So habe ich nur die 40 Jahre alten Bilder in meinem Kopf. Der Freund hat dann in den nächsten Jahren eine beispielhafte Drogenkariere hingelegt, flog zu Hause raus, verlor seine Lehrstelle und landete schließlich wegen Beschaffungskriminalität im Knast. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Aber dieser Sommer ist die letzte schöne Erinnerung die ich an ihn habe, bevor er komplett abdrehte.
 
Mein nächstes Roadmovie fand 22 Jahre später, im Juli 2002 statt. Damals fuhr ich mit einem Freund mit Auto und Fahrrad kreuz und quer durch Frankreich. Es war ein heißer Sommer, mit um die 30 Grad und die Klimaanlage von dem über 10 Jahre alten Peugeot 405, mit dem wir unterwegs waren, fiel teilweise aus. Natürlich hatten wir unsere Räder dabei. Die genaue Reiseroute bekomme ich nicht mehr zusammen. Wir waren auf jeden Fall in den Alpen, im Zentralmassiv, den Pyrenäen und einigen anderen Regionen. Auch zu dieser Reise gibt es einen Soundtrack. Ich hatte eine einzige CD mit, die wir unablässig hörten: Gentleman ",Journey to Jah"


Von dieser Reise gibt es ein paar Fotos, allerdings noch auf Papier. Muss die unbedingt mal einscannen. Wir fuhren zur gleichen Zeit wie die Tour de France durch Frankreich und konnten einige Etappen nachfahren und auch die Profis in Aktion sehen. Die Jahre davor waren wir teilweise komplett mit dem Begleittross der Tour mitgereist. Die Karawane die sich da jeden Abend durch Frankreich bewegte, war auch schon sehr beeindruckend. Aber auf eigene Faust zu reisen machte natürlich noch mehr Spaß.
 
Juli 2003 sollte meine bisher letzte Frankreichreise sein. Das wusste ich aber damals noch nicht. Der Peugeot hatte leider seinen Geist aufgegeben und wir waren mit einem Opel Omega Kombi unterwegs. Auf der 2 m Ladefläche lag eine Matratze. Dazu hatten wir alles was man zum camping so brauchte. Einschließlich einer mobilen Sattelitenschüssel und einem kleinen 12 V Fernseher. Wir reisten mit dem Tourtross mit und stellten uns immer an den Rand der Strecke. Auf dem Fernseher konnten wir Abends dann die Zusammenfassung der Etappe sehen. Viele Etappen fuhren wir selber nach, vor allem natürlich die in den Alpen. Damals waren wir rank und schlank und kamen problemlos mit unseren Rädern die Alpenpässe hoch. Logischerweise hatte ich zur Jubiläumstour eine besondere CD dabei, die wir rauf und runter hörten. Kraftwerk "Tour de France", die Neuauflage von 2003 zum hundertjährigen Tour-Jubiläum. Ursprünglich war das Album 1983 zur 80jährigen Tour erschienen.



Beim Wintertraining Anfang 2004 verletzte ich mich dann bei einem Sturz so schwer das ich länger nicht Rad fahren konnte. So war an die Tour de France 2004 gar nicht mehr zu denken. Trotzdem machte ich im Sommerurlaub 2004 in Garmisch meine ersten vorsichtigen Fahrversuche mit dem MTB. Das war zumindest unter Schmerzen wieder eingeschränkt möglich. Es sollte noch mehrere Jahre dauern, bis mein Knie wieder so belastbar war, das ich aufs Rennrad steigen konnte. Mit meinem Freund wollte ich auch schon längst mal wieder nach Frankreich, aber er verstarb vor ein paar Jahren nachdem er immer kränker wurde. Irgendwann in den nächsten Jahren werde ich im Sommer mal eine memorial Tour nach Frankreich machen.
 
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