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Mein Meerglas Randonneur

Nachdem es einige Kommentare und Fragen zu meiner Meerglas Geo, und warum Massrahmen gegeben hat, hier ein paar Hintergründe:

Wie in den alten posts geschrieben, bin ich relativ klein bei einer Körpergröße von gerade mal 169 cm. Und dazu habe ich sehr kurze Beine mit einer Schrittlänge von 72 cm.

Mit Tom hatte ich deshalb eine sorgsam ausgewogene Rahmengeo ausgetüftelt, die es mir gerade noch so erlaubt über dem OR zu stehen, aber dem Ideal eines französischen Randonneurs mit waagrechten OR sehr nahekommt. Wer gute Augen hat, sieht dass mein OR minimal sloped.

Ausserdem war es mir wichtig ein großes Rahmendreieck zu haben für die Flaschen und trotzdem noch den Rahmen bequem auf der Schulter tragen zu können. Denn das Rad sollte für genau für diese Radfahrten konzipiert sein, die mich so begeistert haben beim Lesen über die frühen Jahre der französischen Randonneure und ihre Leistungen Und da musste das Rad auch mal getragen werden.

Da kam es meinen Wünschen zugute, dass damals nur ein geringer Sattelüberstand verwendet wurde. Das minimal slopende OR wurde genauso so ausgelegt, dass eine visuell annehmbare Sattelüberhöhung herauskam.

Leider hat sich erst im Nachhinein herausgestellt, als meine Unternehmungen immer länger und extremer wurden, und ich mit erfahrenen Bikefittern, die sich mit Ultradistanzfahrten auskennen, zusammengearbeitet hatte, dass ich meinen Sattel etwas niedriger nehmen sollte. Wie viele andere kleine Fahrer mit kurzen Beinen hatte ich es mir angewöhnt mit zu hohem Sattel zu fahren. Dies erschien mir völlig normal. Erst die Erfahrungen von tagelangen ambitionierten Fahrten hat mir gezeigt, dass dies ein limitierender Faktor ist.

Das Ende vom Lied war dass ich den Sattel inzwischen 17 mm niedriger fahre, als wir damals bei Tom geplant hatten. Da war dann auf einmal die gerade noch so ausgewogene Sattelüberhöhung für einen epochengerechten Look futsch. Ich muss gestehen in meinen Augen ist die Sattelüberhöhung jetzt zu gering. Einige Tränen habe ich da schon vergossen.

Zusätzlich habe ich von Tom inzwischen den dritten Vorbau, jedes Mal etwas tiefer. Geändert wurde dabei auch Einzelschrauben Lenkerklemme auf Doppelschraube, und von interner Vorbauklemme auf externe Klemmung.

Die Geo funktioniert für mich weiterhin traumhaft. Denn neben der Sitzgeo hat Tom durch die Auswahl geeigneter Rohre und Wandstärken es geschafft mir den für mich ideal flexenden Rahmen zu bauen. Da steif wo es sein muss, aber flexibel wo es fürs Fahren so angenehm ist. Zum Beispiel hat das OR deshalb eine 0,4 mm Wandstärke, für das UR haben wir 0,6 mm gewählt. Was Jan Heine mit „planing“ beschreibt, funktioniert an meinem Meerglas fantastisch gut.

Ich fahre auch Plastikräder. Und die fühlen sich wie ein sehr gut funktionierendes Werkzeug in meiner Werkstatt an. Alles passt und es tut, was es soll, ausgezeichnet.

Aber jedes Mal, wenn ich auf mein Meerglas steige, fühlt es sich wie eine magische Verlängerung meines Körpers an. Nur auf diesem Rad habe ich dieses irre Grinsen von einer Backe zur anderen im Gesicht, und will gar nicht mehr absteigen.
Danke, Gerd, für die sehr ausführlichen, aufschlussreichen Infos.
 
Der Nachlauf war auch in echt Null. Genau so wurde das Rad auch auf sehr langen Strecken gefahren.

Um 1930 begannen sich bei Rädern zumindest in Frankreich (sonst weiß ich das nicht) die Rahmenrohre aufzurichten. Die Gabelvorbiegung wollte man aus Gründen der "souplesse" beibehalten, oder zumindest so groß wie möglich haben. Das Ganze lief unter dem Motto Verkürzung des Rahmens wegen der "stabilité". Die daraus resultierenden Probleme mit Vor- statt Nachlauf wurden auch in Zeitschriften diskutiert.

Die steileren Rohre sind geblieben, die Vorbiegung der Gabel wurde reduziert. Heraus kam bei Cyclotourisme Rädern der Low Trail Ansatz bereits Mitte der 1930er Jahre, entstanden aus Fahrversuchen im Hause Hurtu (unter dem sz. Produktentwickler, auch ein Cylotourist, dessen Namen mir gerade entfallen ist) i.V.m. mathematischen Formeln aus dem Jahr 1900 (ca.). Diese Einflüsse fanden in den technischen Wettbewerben, Concours de Maschine, ihre Verbreitung unter den Constructeuren und Fahrern. Routens, Herse, Pitard und Singer waren alle selber Fahrer in den 30ern bevor sie nach dem Krieg ihre eigenen Räder so gebaut haben.

Cointepas' Reyhand-Nachfolgerrad von 1935 oder 1936 folgte der Entwicklung und hatte 2 cm Nachlauf.

Ich habe mir die Seite schon mal als pdf runtergeladen, und vergrößert ausgedruckt/kopiert, Faktor war glaube 1,41, wie bei A4 auf A3. Die Zeichnung schien mir in allen Belangen maßstäblich zu sein, die Zahlen weiß ich nicht mehr, der nicht vorhandene Nachlauf ist korrekt eingezeichnet. Er wird in dem Begleitext nicht erwähnt, aber viele Jahre später in einem anderen Artikel von Cointepas, über die "stabilité" meine ich, in dem dieses Rad "vom guten Bourotte" beschrieben wird.
Danke für die Infos. Ich kenne mich mit Low trail nicht wirklich aus, hatte dafür aber Nachlaufwerte um die 20-40 mm im Gedächtnis abgespeichert. Ich hatte angenommen, dass 0 mm Nachlauf nicht praktikabel ist.

Dennoch bleibt meine Kritik bzgl. Massstäblichkeit im Bereich des Gabelkopfes.
 
Bei 650B-Rahmen muss man also 2-4 cm dazurechnen?
Ich meine nein. Man muss das nicht kategorisch. Die Rahmenhöhe sollte zu dir inkl. des geplanten Einsatzzwecks passen.
Es geht ja nicht um einen besonders kleinen Rahmen, bei dem man schon eher mal einen Kompromiss bzgl. der Rahmenhöhe macht.
 
macht den rechner aus und geht fahrrad fahren und danach wird sich die welt anders anfühlen.
Vollkommen korrekt!
Wenn du DEIN Rad konzipierst, dann musst du dich fragen, was für DICH wichtig ist.
Es ist nicht verkehrt, herumzuschauen, was es alles gibt und was geht und was nicht. Aber dann musst du Abstand nehmen und dich auf DEIN Projekt konzentrieren. Manchmal dieselben Fragen öfter stellen. Wenn immer dieselbe Antwort rauskommt, hast du den Punkt klar, wenn nicht, dann musst du abwägen.
Wer heutzutage ein Rad mit Felgenbremsen, Rahmenschaltern und 1"-Steckvorbau will, der weiß, was er will.
 
es scheint nach wie vor themen zu geben die sich wie ein Perpetuum mobile duch die fahrradwelt ziehen.
das sind zum bspl. scheibenbremse vs. felgenbremse, stahl vs. carbon vs alu vs titan, und anscheinend nun auch rahmenformen.
diese immer wieder leidenschaftlich geführten diskusionen die darauf beruhen das es eine absulute wahrheit gibt, sind alle absuluter bullshit!!! kann ich nicht mehr hören/lesen.
das was wirklich zählt ist folgender punkt:
dein rad auf dem du grade sitzt, welches du dir aus dem und dem grund zu gelegt hast, auf dem du gut sitzt , was gut bremst, etc. ist das beste rad was es jetzt in dem moment für dich gibt. wenn dieses gefühl vorherscht hast du alles richtig gemacht. du kannst dich endlich von dem fahrrad als komplexe maschine frei machen und tutst das was dich glücklich macht: fahrrad fahren. wenn jemand daher kommt und sagt deine bremsen sind scheiße, einfach aus dem grund weil sie nicht zu seiner geliebeten gattung gehören, und du dir anfängst darüber gedanken zu machen ob er vieleicht recht hat, hat er dir das glück des zufriedenen fahrradfahrens versaut. ---die bremse ist da nur ein beispiel.
wen dein fahrrad dich etwas anderes wünschen läst, weil der po weh tut, weil deine zähen einschlafen, weil dein nacken schmärzt, und auch weil deine bremse dir nicht das nötige sicherheitsgefühl gibt, dann änder was.
aber lass dir nicht von unzufriedenen im kopf eingespärten menschen erzählen was richtig und falsch ist.

wenn du ein carbon rad brauchst weil dich das motiviert das beste zu geben um am ende die letzten sec raus zu kitzeln, mega, jeder der dich davon abbringt ist ein idiot.

zerstört andreen durch unsinnige diskusion nicht die motivation. helft euch mit ratschlägen wenn jemand ein problem hat.

ich sehe grade sehr sehr vieler socher diskusionen um mich rum. das internet hilft euch nicht weiter. macht den rechner aus und geht fahrrad fahren und danach wird sich die welt anders anfühlen.

man ey!!
Vielen Dank für Deine offenen und ehrlichen Worte, lieber Tom. :daumen:
Manchmal ist so etwas hier durchaus angebracht.
 
es scheint nach wie vor themen zu geben die sich wie ein Perpetuum mobile duch die fahrradwelt ziehen.
das sind zum bspl. scheibenbremse vs. felgenbremse, stahl vs. carbon vs alu vs titan, und anscheinend nun auch rahmenformen.
diese immer wieder leidenschaftlich geführten diskusionen die darauf beruhen das es eine absulute wahrheit gibt, sind alle absuluter bullshit!!! kann ich nicht mehr hören/lesen.
das was wirklich zählt ist folgender punkt:
dein rad auf dem du grade sitzt, welches du dir aus dem und dem grund zu gelegt hast, auf dem du gut sitzt , was gut bremst, etc. ist das beste rad was es jetzt in dem moment für dich gibt. wenn dieses gefühl vorherscht hast du alles richtig gemacht. du kannst dich endlich von dem fahrrad als komplexe maschine frei machen und tutst das was dich glücklich macht: fahrrad fahren. wenn jemand daher kommt und sagt deine bremsen sind scheiße, einfach aus dem grund weil sie nicht zu seiner geliebeten gattung gehören, und du dir anfängst darüber gedanken zu machen ob er vieleicht recht hat, hat er dir das glück des zufriedenen fahrradfahrens versaut. ---die bremse ist da nur ein beispiel.
wen dein fahrrad dich etwas anderes wünschen läst, weil der po weh tut, weil deine zähen einschlafen, weil dein nacken schmärzt, und auch weil deine bremse dir nicht das nötige sicherheitsgefühl gibt, dann änder was.
aber lass dir nicht von unzufriedenen im kopf eingespärten menschen erzählen was richtig und falsch ist.

wenn du ein carbon rad brauchst weil dich das motiviert das beste zu geben um am ende die letzten sec raus zu kitzeln, mega, jeder der dich davon abbringt ist ein idiot.

zerstört andreen durch unsinnige diskusion nicht die motivation. helft euch mit ratschlägen wenn jemand ein problem hat.

ich sehe grade sehr sehr vieler socher diskusionen um mich rum. das internet hilft euch nicht weiter. macht den rechner aus und geht fahrrad fahren und danach wird sich die welt anders anfühlen.

man ey!!
Das sind sicherlich richtige Gedanken, einerseits.
Aber andererseits lebt ein Forum wie dieses hier auch gerade von solchen Diskussionen.
Die Frage von @aledran war bestimmt nicht ketzerisch oder verunsichernd gemeint und @_Gerd_ ist bestimmt keiner, der sich verunsichern lässt.
Und ohne die Frage hätten wir @_Gerd_ ‘s sehr interessante Darstellung, wie sich alles entwickelt hat, nicht bekommen. Und wie begeistert er immer noch von seinem Meerglas ist 😍
 
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