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Mein Meerglas Randonneur

Ich wüsste nicht, welchen Vorteil es haben soll, auf dem Oberrohr zu sitzen. Bei modernen Rahmen fällt das Oberrohr aus gutem Grunde nach hinten ab. Bei Klassikern muss man halt den Vorbau weiter rausziehen oder die Lenkerhöhe anderweitig anpassen. Ein Maßrahmen ist rausgeschmissenes Geld, wenn die Sitzposition passt. Dazu muss man sich gegebenenfalls von klassischen Sehgewohnheiten verabschieden und auf ein waagerechtes Oberrohr verzichten oder bei sehr kleinen Fahrern auf kleinere Räder ausweichen.
 
Bei modernen Rahmen fällt das Oberrohr aus gutem Grunde nach hinten ab. Bei Klassikern muss man halt den Vorbau weiter rausziehen oder die Lenkerhöhe anderweitig anpassen.

Ja und nein:
Abfallende Obrrohre gibt es so, oder so, und so dazwischen, nämlich
  • nach hinten abfallend als klassisches Sloping um beim ansonsten normalen Rahmen Gewicht zu sparen (Verkaufsargument, gern entkräftet durch die längere Sattelstütze) oder die Verschränkungsfreiheit zwischen Ross und Reiter bei artistischen Übungen zu erhöhen (MTB)
  • oder nach vorn ansteigend unter dem Gedanken des weniger weit rausgezogenen/gespacerten Vorbaus (Komfort-Sloping)
  • oder als Zwischending, um jedem Käufer die Einschätzung zu erschweren (heute gern Endurance genannt).
Technische Vorteile hat Sloping bei Straßenrädern eigentlich nie, weil es im Vergleich zum horizontalen Oberrohr immer Steifigkeit verschenkt. Gerade bei leicht gebauten Stahlrahmen für Reiseräder würde ich deutliches Sloping aus eigener Erfahrung lieber vermeiden.
 
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Hatte das Race across Germany verfolgt in der Klasse unsupported. 1100km von Flensburg nach Garmisch. Da fuhren die vorderen alle Carbon Aero Renner mit Disc, Specialized, Cervelo, Cube.
 
Danke, das ist ja mal eine überzeugende Aussage. Selbst fahre ich auch zwei Räder, die knapp im Schritt sind, ohne jemals ein Problem damit gehabt zu haben. Ist wohl eher eine Sache der persönlichen Vorlieben. Und in den Situationen, wo die Überstandshöhe ein Problem werden könnte, kommt es auf 3 cm mehr oder weniger nicht mehr an.

Anfang der 30er hat Louis Cointepas, ein damals sehr prominenter frz. Diagonalenfahrer, sich einen Rahmen mit offensichtlich negativem Überstand machen lassen.
https://bibliotheques-specialisees....4990/1933/n62/v0010.simple.selectedTab=record
Im Text wird unterschieden zwischen Rennfahrern, deren Rahmenhöhe von der Position des Lenkers begrenzt wird, und Cyclotouristen (mit Lenkern höher als der Sattel), wo zwischen Oberrohr und Sattel 4 bis 5 cm Platz sein sollte.
Die verlinkte Zeichnung aus deinem Beitrag vom 27.4.24 sieht mir nicht maßstäblich aus (Nachlauf ist ca. 0 und der Gabelkopfbereich sieht auch sehr merkwürdig aus (kollidiert mit dem Reifen)).
1761130566079.png
 
Apropos Überstandshöhe und Ultradistanzen...

hier gibt es die Bilder der Räder vom diesjährigen Transcontinentel Race
https://dotwatcher.cc/feature/bikes-of-transcontinental-race-no11?page=1

Man beachte die Räder mit wenig Überhöhung und Oberrohrtasche, bei denen wird das drüber stehen für die jeweiligen Fahrer auch schwierig und trotzdem scheint es kein Problem zu sein.
Wäre drüber stehen können ein ernsthaftes Problem, dann wäre so eine sperrige Tasche mit losen Teilen drin sicher nicht unproblematischer als ein Rohr.
 
Die verlinkte Zeichnung aus deinem Beitrag vom 27.4.24 sieht mir nicht maßstäblich aus (Nachlauf ist ca. 0 und der Gabelkopfbereich sieht auch sehr merkwürdig aus (kollidiert mit dem Reifen)).
Anhang anzeigen 1693369
Der Nachlauf war auch in echt Null. Genau so wurde das Rad auch auf sehr langen Strecken gefahren.

Um 1930 begannen sich bei Rädern zumindest in Frankreich (sonst weiß ich das nicht) die Rahmenrohre aufzurichten. Die Gabelvorbiegung wollte man aus Gründen der "souplesse" beibehalten, oder zumindest so groß wie möglich haben. Das Ganze lief unter dem Motto Verkürzung des Rahmens wegen der "stabilité". Die daraus resultierenden Probleme mit Vor- statt Nachlauf wurden auch in Zeitschriften diskutiert.

Die steileren Rohre sind geblieben, die Vorbiegung der Gabel wurde reduziert. Heraus kam bei Cyclotourisme Rädern der Low Trail Ansatz bereits Mitte der 1930er Jahre, entstanden aus Fahrversuchen im Hause Hurtu (unter dem sz. Produktentwickler, auch ein Cylotourist, dessen Namen mir gerade entfallen ist) i.V.m. mathematischen Formeln aus dem Jahr 1900 (ca.). Diese Einflüsse fanden in den technischen Wettbewerben, Concours de Maschine, ihre Verbreitung unter den Constructeuren und Fahrern. Routens, Herse, Pitard und Singer waren alle selber Fahrer in den 30ern bevor sie nach dem Krieg ihre eigenen Räder so gebaut haben.

Cointepas' Reyhand-Nachfolgerrad von 1935 oder 1936 folgte der Entwicklung und hatte 2 cm Nachlauf.

Ich habe mir die Seite schon mal als pdf runtergeladen, und vergrößert ausgedruckt/kopiert, Faktor war glaube 1,41, wie bei A4 auf A3. Die Zeichnung schien mir in allen Belangen maßstäblich zu sein, die Zahlen weiß ich nicht mehr, der nicht vorhandene Nachlauf ist korrekt eingezeichnet. Er wird in dem Begleitext nicht erwähnt, aber viele Jahre später in einem anderen Artikel von Cointepas, über die "stabilité" meine ich, in dem dieses Rad "vom guten Bourotte" beschrieben wird.
 
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Nachdem es einige Kommentare und Fragen zu meiner Meerglas Geo, und warum Massrahmen gegeben hat, hier ein paar Hintergründe:

Wie in den alten posts geschrieben, bin ich relativ klein bei einer Körpergröße von gerade mal 169 cm. Und dazu habe ich sehr kurze Beine mit einer Schrittlänge von 72 cm.

Mit Tom hatte ich deshalb eine sorgsam ausgewogene Rahmengeo ausgetüftelt, die es mir gerade noch so erlaubt über dem OR zu stehen, aber dem Ideal eines französischen Randonneurs mit waagrechten OR sehr nahekommt. Wer gute Augen hat, sieht dass mein OR minimal sloped.

Ausserdem war es mir wichtig ein großes Rahmendreieck zu haben für die Flaschen und trotzdem noch den Rahmen bequem auf der Schulter tragen zu können. Denn das Rad sollte für genau für diese Radfahrten konzipiert sein, die mich so begeistert haben beim Lesen über die frühen Jahre der französischen Randonneure und ihre Leistungen Und da musste das Rad auch mal getragen werden.

Da kam es meinen Wünschen zugute, dass damals nur ein geringer Sattelüberstand verwendet wurde. Das minimal slopende OR wurde genauso so ausgelegt, dass eine visuell annehmbare Sattelüberhöhung herauskam.

Leider hat sich erst im Nachhinein herausgestellt, als meine Unternehmungen immer länger und extremer wurden, und ich mit erfahrenen Bikefittern, die sich mit Ultradistanzfahrten auskennen, zusammengearbeitet hatte, dass ich meinen Sattel etwas niedriger nehmen sollte. Wie viele andere kleine Fahrer mit kurzen Beinen hatte ich es mir angewöhnt mit zu hohem Sattel zu fahren. Dies erschien mir völlig normal. Erst die Erfahrungen von tagelangen ambitionierten Fahrten hat mir gezeigt, dass dies ein limitierender Faktor ist.

Das Ende vom Lied war dass ich den Sattel inzwischen 17 mm niedriger fahre, als wir damals bei Tom geplant hatten. Da war dann auf einmal die gerade noch so ausgewogene Sattelüberhöhung für einen epochengerechten Look futsch. Ich muss gestehen in meinen Augen ist die Sattelüberhöhung jetzt zu gering. Einige Tränen habe ich da schon vergossen.

Zusätzlich habe ich von Tom inzwischen den dritten Vorbau, jedes Mal etwas tiefer. Geändert wurde dabei auch Einzelschrauben Lenkerklemme auf Doppelschraube, und von interner Vorbauklemme auf externe Klemmung.

Die Geo funktioniert für mich weiterhin traumhaft. Denn neben der Sitzgeo hat Tom durch die Auswahl geeigneter Rohre und Wandstärken es geschafft mir den für mich ideal flexenden Rahmen zu bauen. Da steif wo es sein muss, aber flexibel wo es fürs Fahren so angenehm ist. Zum Beispiel hat das OR deshalb eine 0,4 mm Wandstärke, für das UR haben wir 0,6 mm gewählt. Was Jan Heine mit „planing“ beschreibt, funktioniert an meinem Meerglas fantastisch gut.

Ich fahre auch Plastikräder. Und die fühlen sich wie ein sehr gut funktionierendes Werkzeug in meiner Werkstatt an. Alles passt und es tut, was es soll, ausgezeichnet.

Aber jedes Mal, wenn ich auf mein Meerglas steige, fühlt es sich wie eine magische Verlängerung meines Körpers an. Nur auf diesem Rad habe ich dieses irre Grinsen von einer Backe zur anderen im Gesicht, und will gar nicht mehr absteigen.
 
Die Frage ist, ob das kausal zusammenhängt :idee:
Moderne Rennräder sind selbst gegen die Generation von vor 10 Jahren schon wesentlich schneller. Das wird bei um die 40 Std Fahrzeit gegenüber einem Stahlrad schätzungsweise schon eine Differenz im Std Bereich ausmachen. Deshalb wird keiner mit Ambitionen das testen wollen. 😉
 
Bosoni vermutlich ein Papiergewicht auf seiner Metallschlurre. Sollen wir ernsthaft über den Rest diskutieren? über chicken rasmussen und seine Kinder? man muss es nur glauben wollen.
 
Bei meinem Meerglas kann ich ebenfalls noch gerade so drüberstehen, so dass ich auf dem Oberrohr fast schon "aufsitze".

Üblicherweise fahre ich Rahmenhöhen zwischen 56 und 58 cm (c-t), das Meerglas hat hingegen knapp 60 cm (also ebenfalls "french fit").

Wobei man nicht vergessen darf, dass es sich dabei um einen Rahmen mit 650B-Laufrädern handelt, während die Angabe zu meinen anderen Rahmen, welche mit 700C-Laufrädern gemeint sind.

Ausnahme ist mein graugrüner Soma Rando, welcher RH 55 cm hat, der jedoch auch etwas anders gebaut ist und demnächst durch den blauen Cycles Toussaint in RH 58 cm ausgetauscht wird.
Bei 650B-Rahmen muss man also 2-4 cm dazurechnen? Dann ist Deiner leider doch nicht genau das, was ich suche...
 
Bei 650B-Rahmen muss man also 2-4 cm dazurechnen? Dann ist Deiner leider doch nicht genau das, was ich suche...
Ob das pauschal so zutrifft, kann ich Dir leider nicht sagen.
Aber einen Rahmen für 650B-Laufrädern würde ich persönlich tendenziell ein wenig größer wählen, als einen für 700C-Laufrädern.
 
es scheint nach wie vor themen zu geben die sich wie ein Perpetuum mobile duch die fahrradwelt ziehen.
das sind zum bspl. scheibenbremse vs. felgenbremse, stahl vs. carbon vs alu vs titan, und anscheinend nun auch rahmenformen.
diese immer wieder leidenschaftlich geführten diskusionen die darauf beruhen das es eine absulute wahrheit gibt, sind alle absuluter bullshit!!! kann ich nicht mehr hören/lesen.
das was wirklich zählt ist folgender punkt:
dein rad auf dem du grade sitzt, welches du dir aus dem und dem grund zu gelegt hast, auf dem du gut sitzt , was gut bremst, etc. ist das beste rad was es jetzt in dem moment für dich gibt. wenn dieses gefühl vorherscht hast du alles richtig gemacht. du kannst dich endlich von dem fahrrad als komplexe maschine frei machen und tutst das was dich glücklich macht: fahrrad fahren. wenn jemand daher kommt und sagt deine bremsen sind scheiße, einfach aus dem grund weil sie nicht zu seiner geliebeten gattung gehören, und du dir anfängst darüber gedanken zu machen ob er vieleicht recht hat, hat er dir das glück des zufriedenen fahrradfahrens versaut. ---die bremse ist da nur ein beispiel.
wen dein fahrrad dich etwas anderes wünschen läst, weil der po weh tut, weil deine zähen einschlafen, weil dein nacken schmärzt, und auch weil deine bremse dir nicht das nötige sicherheitsgefühl gibt, dann änder was.
aber lass dir nicht von unzufriedenen im kopf eingespärten menschen erzählen was richtig und falsch ist.

wenn du ein carbon rad brauchst weil dich das motiviert das beste zu geben um am ende die letzten sec raus zu kitzeln, mega, jeder der dich davon abbringt ist ein idiot.

zerstört andreen durch unsinnige diskusion nicht die motivation. helft euch mit ratschlägen wenn jemand ein problem hat.

ich sehe grade sehr sehr vieler socher diskusionen um mich rum. das internet hilft euch nicht weiter. macht den rechner aus und geht fahrrad fahren und danach wird sich die welt anders anfühlen.

man ey!!
 
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