Hab gerade extra früher Feierabend gemacht, damit ich noch ein Paket von der Post abholen kann. Ich rase bei 30 Grad im Schatten und kräftigem Gegenwind 18 Kilometer durch die Stadt, um dann schweißgebadet, völlig außer Atem und fassungslos starrend vor verschlossener Tür zu stehen, an der ein Zettel die "lieben Kunden" darauf hinweist, dass "diese Filiale am 20.6. aus betriebstechnischen Gründen schon um 15 Uhr schließt".
Nicht genug damit, dass dieser Ex-Staatsbetrieb noch immer Öffnungszeiten wie 1952 hat (Mo.-Fr. von 9-12 und 13-18 Uhr, am Samstag großzügig von 9-12 Uhr), man beim Betreten immer mindestens 30 Minuten Wartezeit einplanen muss, auch wenn man nur einen Menschen vor sich hat und eigentlich zwei Schalter geöffnet sind, da die Dame am zweiten Schalter immer am Telefon hängt und laut lachend mit Cousine Erika tratscht, während Kollege Karl, mit der Zustellbenachrichtigung des Kunden vor einem, verwirrt vor den zwei Regalen im hinteren Bereich auf und ab geht und sich verzweifelt ein Navigationsgerät zur Auffindung der Sendung wünscht - nein. Wir müssen auch regelmäßig mindestens zwei mal im Monat "aus betriebstechnischen Gründen" entweder früher schließen, später öffnen oder gar nicht die Türe aufsperren! Der Wisch, der die berufstätigen "lieben Kunden" darauf hinweist, wird auch frühestens am Nachmittag des vorherigen Tages an die Tür gepappt. Denn man hat als "lieber Kunde" schließlich nichts besseres zu tun, als jeden Morgen und jeden Abend an der Post vorbei zu schlendern und nach Zetteln mit kleinen Nachrichten zu suchen. Es könnte ja sein, dass man eine Sendung von DHL erwartet, die der Fahrer lieber in der Postfiliale mit den zufällig ausgewürfelten Öffnungszeiten abwirft, anstatt sie beim DHL-Paketshop an der Ecke abzugeben, der Öffnungszeiten zu bieten hat, die auch für normalsterbliche Angestellte zumutbar sind.
Hatte zwar eigentlich nichts mit dem Thema zu tun, musste aber kurz raus.