AW: Der Radsport und öffentliche Meinung
Ich bin ja ein wenig an der Basis involviert. Im Verein und was so vom Landesverband beschlossen wird, bekomme ich auch mit.
Was auffällig ist, das in den Vereinen das Thema Doping wenig gründlich diskutiert wird. Bei vielen wird es als Kavaliersdelikt abgetan und bei anderen widerrum togeschwiegen. Die Kinder und Jugendlichen diskutieren überhaupt nicht drüber. Die sind nur mit sich selbst befasst, wollen Rennen fahren und gute Leistung zeigen.
Es ist eine sehr subtile Situation. Einerseit wird verkündet, dass die Kinder und die Jugenlichen Zeit brauchen, sich zu entwickeln. Auf der anderen Seite schlägt das System erbarmungslos zu. So kommen beim HRV eine Auswahl in ein bezahltes Trainingslager. Nach welchen Kriterien hier ausgewählt wird, habe ich allerdings noch nicht so richtig geschnallt. Einmal hieß es, die Erfolgreichsten, dann tauchen aber zwischendrin andere auf, die bestimmt nicht zu den Besten gehören. Wo der Vater aber Vereinvossitzender ist.

Andere, die man ganz klar als nicht erfolgreich bezeichnen könnte, werden dann wieder nicht eingeladen. Also eine Tendenz ist sichtbar aber wird auch nicht konsequent verfolgt.
Ich verstehe es allerdings überhaupt nicht. Wenn man so etwas macht, sollte man alle einladen oder garnicht. Denn was soll das? Man kann bei einem 10 Jährigen garnichts sagen. Der befindet sich in einem körperlichen und geistigen Entwicklungstadium, wo das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Dabei ist jedes KInd unterschiedlich weit.
Aber die Herrschaften nehmen sich so wichtig, dass belohnt und bestraft nach Gutdünken wird. Anstelle die aufzufangen, die in den Wettkämpfen nicht glänzen, kriegen die noch eins drüber und das höchst willkürlich, als wenn man zu viele Kinder im radsport hätte.

Ich finde das dermaßen Panne.
So geht das weiter bis zur Elite------ Leistung, Beziehung, Mauschelei, Inkonsequenz, Schieberei, Vorteilsnahme. Pöstchenschieberei ---hilfst du mir, helf ich dir. Dazu der Dillentantismus auf der ganzen Linie.
Trainer mit Null-Ahnung werden auf Kinder losgelassen. Vorurteile werden von Generation zu Generation weiter kultiviert. Vereinvorsitzende scheeren sich einen Dreck um den Nachwuchs und wissen nicht mal, welche Meisterschaft dieser gewonnen hat. Nur wenn es der eigenen Profilierung und dem Weiterkommen dient, wird drauf zurückgegriffen.
Eine Festellung bleibt am Schluss. Der Sportler wird zwischen diesen ganzen Spielchen zerrieben und kann wenig dagegen tun. Es sind ja auch nicht wenige die da sozusagen ehrenamtlich ihr Unwesen treiben. Manchmal habe ich das Gefühl, das ebenso viele Funktionäre wie Sportler was vom Kuchen abhaben wollen.
Je mehr ich da hinterschaue, desto mehr bin ich geneigt meinen Sohn aus dem Lizenz-Leistungssport herauszunehmen. Ich finde so viele Dinge inzwischen falsch und sehe so wenig positive Entwicklung, dass ich ganz arg dazu neige. Jedenfalls habe ich im Umgang mit dem ganzen Scheiss, den verbalen Relativierungprozess längst gegenüber meinem Sohn eingeleitet. Die kleinste Regung in Richtung Verweigerung, wird mich zu Maßnahmen, weg vom seinem Leistungssport Radsport treiben.
L.