Also es gibt da wie immer eine mehrere Aspekte, die du berücksichtigen solltest.
Ich versuche es mal inhaltlich etwas zu gliedern und hoffe, dass du dir daraus ein eigenes Bild machen kannst.
Tourenplanung und Navigation
Mit dem Fortschritt wird dich vermutlich irgendwann das Bedürfnis überkommen, dass du Strecken fahren möchtest, die du so noch nicht kennst - möglicherweise in fremden Gefilde. Das wird der Punkt sein, an dem du in irgendeiner Art und Weise navigieren musst und möchtest.
- Auswendig lernen: Die klassischste Möglichkeit wäre natürlich, dass du dir die Tour so gut einprägst, dass du weißt, wie du fahren musst. Selbst wenn das klappt, hast du dann größeren Aufwand, wenn dir doch mal ein Fehler unterläuft.
- Smartphone: Der nächst-günstigere Schritt wäre eine Navigation mit dem Handy. Da gab es für mich immer zwei Probleme: Wenn ich das Handy in der Tasche hatte und mich z.B. über ein Headset anweisen lies, waren Navigationsfehler nicht zu vermeiden, wenn mal mehrere Kreuzungen kurz nacheinander kommen, oder aber wenn die Kreutzungen komplizierter werden und mann dann überlegt, ob eine Richtung noch geradeaus oder schon halb-rechts ist. Dazu kommt, dass man durch ein Headset ein Stück weit die Umwelt ausblendet, weshalb viele (einschließlich mir) davon abraten. Wenn man das Handy stattdessen auf eine Halterung packt und z.B. eine App wie Komoot nutzt, hat man eigentlich schon einen Radcomputer, allerdings ist dann die Akkudauer sehr begrenzt. Da dein Handy dein Retter in der Not sein kann, solltest du es daher nie riskieren, dass du mal keinen Akku mehr hast. Andere Aspekte wie Dichtigkeit solltest du ggf. auch berücksichtigen
- Radcomputer: Der Radcomputer vereint die guten Möglichkeiten eines Handys mit einer langen Akkulaufzeit und kompletter Toleranz gegen Wind und Wetter. Zusätzlich unterstützt der Radcomputer in der Regel auch von Haus aus Protokolle wie ANT+, die heutzutage oft verwendet werden. Es gibt aber auch zahlreiche Produkte, die BLE (Bluetooth Low Energy) verwenden, weshalb du dieses Argument eher nicht zu hoch wichten solltest.
Echtzeitdaten zur Trainingssteuerung
Du hast geschrieben, dass du ambitioniert fahren würdest - Trainingssteuerung spielt bei dir daher sicher eine Rolle. Zunächst einmal würde ich dir kurz raten, dass du dich über die Unterschiede von watt- und pulsgesteuertem Training informierst - während man vor 100 Jahren noch nach Gefühl gefahren ist, arbeitet eigentlich heute jeder Profi, Semiprofi und viele Amateure mit Leistungsmessern. Egal, was du davon am Ende nutzen möchtest: Du solltest die Daten immer schnell verfügbar haben.
- Die Smart Watch könnte dir das ermöglichen, allerdings kann ich im konkreten Fall der Apple Watch bei mir sagen, dass die mir beim Radfahren gar nichts bringt. Das Display schaltet sich automatisch weg, es kommen ggf. Push-Notifications, der Pulsmessung bei Bewegung traue ich auch nicht wirklich und abgesehen davon muss man eigentlich immer den Arm leicht eindrehen. Wenn du minimalistisch unterwegs sein willst, kann das schon klappen - ich würde dir davon abraten - vor allem auch weil ich glaube, dass es mit dem Handling der Smart Watch schnell zu gefährlichen Situationen für dich kommen kann.
- Dein Smartphone kann dir mit einer Halterung schon mal die entsprechenden Daten in dein Sichtfeld bringen, womit das Hauptziel erfüllt ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es Apps gibt, die dir sowohl Navigation als auch Leistungsdaten auf einem Schirm anzeigen können - falls nein, hättest du natürlich ein Problem, wenn du immer wechseln müsstest. Außerdem hast du auch hier wieder die Probleme mit Akku und Wetter.
- Der Radcomputer leistet auch hier das ähnliches wie dein Smartphone, jedoch mit den bereits erwähnten Vorteilen. Die Kombination von Navigation und Trainingssteuerung funktioniert sehr gut - zumindest mein Garmin Edge 830 blendet mir die Navigation im Zweifel kurz vorher ein und blendet sie nach dem Abbiegen aus.
Zusatzequipment
Für ein zielorientiertes Training ist es am besten, wenn du zu jeder Zeit möglichst viel über deinen Körper im aktuellen Augenblick weißt. Daher gibt es mittlerweile Sensoren für sehr viele Merkmale, die dir einen möglichst guten Überblick über deinen Zustand geben sollen:
- Ein Herzfrequenzsensor (Brustgurt) wird dir das Leben sehr erleichtern - die Messung dort ist m.M.n. regelmäßiger und präziser als bei Smart Watches. Falls du bei deiner Smart Watch bleiben willst, solltest du dich in jedem Fall prüfen, ob eine Darstellung der Herzfrequenz in Echtzeit auf einem anderen Gerät (Handy, Radcomputer) möglich ist. Der Preis liegt bei circa 50 EUR.
- Trittfrequenzsensoren gehören aus meiner Sicht auch zur Standardausrüstung für Radfahrer, sowohl während der Tour als auch in der Auswertung. Falls du dein Handy nutzt, solltest du auch hier schauen, ob der Sensor mit dem Handy kompatibel ist (also z.B. BLE unterstützt). Der Preis liegt bei 30-40 EUR.
- Geschwindigkeitssensoren hat man oft auch noch am Rad, weil es für viele ein sehr interessanter Wert ist. Zur eigentlichen Trainingssteuerung verwende ich diesen Sensor gar nicht, sondern freue mich nur ab und zu mal, wenn ich besonders schnell unterwegs war. Der Preis liegt auch bei bei 30-40 EUR.
- Das Powermeter ist wohl das hilfreichste Werkzeug für deine Trainingssteuerung, allerdings auch mit Abstand das teuerste. Der Umgang damit ist eine Wissenschaft für sich, zu der du hier auch schon viele Informationen findest. Der Preis liegt ungefähr bei 500 EUR aufwärts.
- Insgesamt würde ich sagen, dass jedes Teil an Zusatzequipment deinen Bedarf für einen Radcomputer etwas vergrößert.
Modelle
Auf dem Markt gibt es fast so viele Radcomputer wie Räder. Was du am Ende kaufst, wird wohl sowohl von deinen Anforderungen als auch von deinem Budget abhängen. Die Unterschiede sind teils riesig: Farbdisplay oder Schwarz-Weiß, Touchscreen oder Knöpfe, Mini-Display oder Wohnzimmer-Flatscreen (okay, letzteres war übertrieben), Markenhersteller oder No-Name: Da ist dir keine Grenze gesetzt.
Aus einer persönlichen Erfahrung kann ich dir den
Garmin Edge 830 empfehlen - da gibt es auch gleich Herzfrequenz-, Trittfrequenz- und Geschwindigkeitssensoren dazu. Ich habe das Modell vor allem wegen des Touchscreens gewählt, der
Garmin Edge 530 ist etwas günstiger und hat Knöpfe - kann aber weitestgehend dasselbe.
Falls du genauere Anforderungen hast oder schon weißt, in welche Richtung du dich bewegen willst, können dir hier sicherlich viele Leute mit Erfahrungsberichten und Empfehlungen helfen.
Disclaimer:
Hier sind einige Leute unterwegs, die letztes Jahr vermutlich mehr Kilometer auf dem Rad gesammelt haben als ich zusammen auf Rad und Auto. Falls jemand irgendwelche Unschlüssigkeiten oder Fehler findet, bitte unbedingt korrigieren.