• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

Bambus-Randonneur: Bau und Aufbau

Ist das mit den großen Dellen am Sitzrohr, unterhalb der Sattelmuffe und an anderen Stellen gewollt, oder ist das dem Bambusrohr geschuldet?
 
Ich glaube, Du meinst die sogenannten „Nodien“, die ringförmigen Verdickungen, die ein Bambusrohr in etwa regelmäßigen Abständen hat. Wo möglich, hab ich die an den Übergängen zu den Rohverbindungen „versteckt“. Man sieht das in der Toralen, wenn man genau hinsieht. Auch an den Rohrsätzen zu Beginn des Fadens ist das erkennbar. Am Sitzrohr und am Unterrohr musste jeweils eins sichtbar bleiben. Am Unterrohr weil der freie Abstand zu groß ist und am Sitzrohr, weil ich genau diesen Abschnitt aus den zwei zur Verfügung stehenden gleichartigen Bambusstangen nehmen musste. Alternativ hätte ich eine andere Stange nehmen können, dann hätte die Farbe dort nicht gepasst. Also hab ich mich für das einheitliche Gesamtbild entschieden. Konzeptionell ist es auch ganz schön, den Rahmen aus einem einzigen Stück Bambus (aus Transportgründen in zwei Teilen geliefert) zu bauen.

Gruß, svenski.
 
Da ist wahrscheinlich die Gewindebuchse für den Flaschenhalter. Hätte man wahrscheinlich auch das Gewinde in Bambus schneiden können.
 
Deswegen mag ich Diskussionen im Forum. Darauf wäre ich nicht gekommen. Ich spreche Dan mal darauf an. Vielleicht hat er das Thema aber auch schon durch.
Und: Ja, das ist für den Flaschenhalter. Am Unterrohr sin die Gewinde von innen eingesetzt. Am Sitzrohr ging das nicht, weil es längs gespalten wurde wegen des Umwerfers. Dann kann man natürlich auch nicht in die Nodien bohren.
Jedenfalls gibt es noch genügend Punkte, über die sich nachdenken lässt.
Insgesamt ist ein Rahmen mit allen Features wie Schaltung, Umwerfer, Flschenhalter, Schutzblechen usw. so komplex, dass man es beim ersten Mal kaum alles integrieren kann. Aber das wird dauern...;)

Gruß, svenski.
 
7bff735b85e610c06a778968ab05c2e2.jpg

Den Bildern von den Bambusrädern begegnet man im Netz immer mal wieder. Um so schöner und interessanter fand ich es dem Werdegang zu folgen.
Trotz Zwischenskepsis bin ich von Deinem Ergebnis begeistert!
Schön ist es geworden!

Bin auf den Aufbau und auf Dein Fahrzit gespannt!
 
...Aufbau und Fahrzit. Ja. Den Aufbau git es weniger detailliert als den Rahmenbau. Einerseits steckt da weniger Neues drin als im Rahmenbau, andererseits gibt es kaum Bilder von Zwischenständen. Ich wollte einfach das Rad sehen und fahren.
Also spanne ich Euch mit ein paar Gedanken zum wie und warum auf die Folter.
Anbauteile silber war die Devise, um die Gabel zu integrieren. Und dann Braun. Zum Bambus muss man dann nix hinzuerfinden. Also Leder für Sattel und Lenkerband. Und braune Flanken für die Reifen. Das fand seine Grenzen schon bei Bremsen, Felgen und Naben. Ob das dann noch geht? Ich habs probiert.
Als Gruppe war Campa Favorit. Fahre ich gern. Eine letzte Athena günstig ergattert. Bei den Ergos das Dilemma: Silberne Potenza Hebel mit Escape Mechanismus (Haltbarkeit erwiesenermaßen begrenzt) oder Chorus aus Carbon? Die konnte ich gebraucht aus der Bucht fischen (und um einen Bremshebel ergänzen). Falls jemand noch silberne Bremshebel (nur der lange Hebel) liegen hat, freue ich mich über ein Angebot.
TRP Spyre Bremsen. Hoffe, sie funktionieren gut. Kurbel Sugino Mighty mit TA Blättern, schön leicht und chic. Lenker und Vorbau Ritchey Classic. Als Sattel gönn ich mir einen Gilles Berthoud. Möchte wissen ob Leder wirklich so toll ist.

Der Zusammenbau war schwierig. Umwerferbasis zurechtfeilen und anpassen. Und die Kabelstops annieten und -schrauben und kleben.
Die Scheibenbremsaufnahme an der Gabel war etwas zu nah am Rad. Zurechtfeilen. Und das hintere Schutzblech sollte zum Transport teilbar sein. Zum Glück hatte ich Reste eines 700C Blechs aufbewahrt. Mit Blechschere und der gerade in Betrieb gegangenen Fahrradecke in unserer Genossenschaftswerkstatt (Standbohrmaschine! Schraubstock!) entstand so etwas wie ein 1:1-Modell, das erstmal eine Weile funkioniert.

Und die Einstellerei! Der Umwerfer war nicht nah genug an den Rahmen zu bekommen. Aber immerhin schleift kein Kettenblatt am Rahmen und auch die Kurpel geht gut an der Kettenstrebe vorbei. Und klein/klein rattert 3 Gänge weit an den Steighilfen. Puuuh. Durchatmen. Und dann die Idee: das Konzept von radplan delta mit der 103 mm kurzen Tretlagerachse ist wohl Murks, wenn man das Ritzelpaket durch eine 135 mm Achse nach außen schiebt. Also ein etwas längeres Innenlager geordert. Was man nicht alles lernt! ;-)
Außerdem klemmt ein stramm angezogener Sicherungsring am Freilauf eine Dichtung gegen die Nabe. So dass es nicht sehr frei läuft. Da muss noch eine Lösung her!
Aber egal... wird schon.
So sieht es jedefalls aus:

Testaufbau:

f66d3c442fee563ad3f8393e6a660f9a.jpg


Version 0.9 mit kleinen funktionalen Einschränkungen (s.o):

4dfd3370cd51f61ffc593f6bba266ac9.jpg


Und hier die Schokoladenseite:

4c20d5348a0fdebbc7d02f75bf5ef10d.jpg


Bessere Bilder in einigen Tagen. ;-)

Gruß, svenski.
 
Sehr schick geworden. Kann man auf jeden Fall machen.

Lediglich das silberne Schutzblech hinten gefällt mir nicht 100%ig. Vorn passt es zur gabel, aber hinten beisst es sich aus meiner Sicht etwas mit dem blauen Rahmen.
 
Schickes Rad. Der Rahmen wirkt für mich ziemlich klein, kann aber täuschen. Die Gabel passt gut.
 
Ich war sehr skeptisch, aber das Ergebnis überzeugt mich. Nur die Ergos würde ich höher ansetzen.
 
Tja, wie fährt's?

Großartig! Wider jedes Erwarten großartig!
Erstmal sind die breiten Schlappen der Hammer. Man bügelt über alles hinweg und die Beschaffenheit des Untergrundes wird deutlich unwichtiger als beim Rennrad. Auch in viel größerem Maße als auf recht schlapp gepumpten 32ern beim Croix de Fer. Manchmal schwingt es sich ein wenig auf, dann wechselt man den Gang und gut is'.
Die viel gößere Überraschung aber ist etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ja, es gibt so etwas wie "gleiten". "Planing". Ein Rad, das auf wundersame Weise mit dem eigenen Pedaltritt arbeitet und nicht dagegen. Anfahren in recht großen Gängen ist keine Qual mehr. Irgendwie geht das richtig gut. Auch bergauf entsteht nie das Gefühl dass die eigenen Muskeln gegen etwas "hartes" arbeiten. Schon das "gegen" trifft kaum zu. Wenn man dann auf freier Strecke auf 38 beschleunigt hat, dann brennen die Beine nicht und man ist so richtig schön in Schwung. Es ist auch nicht mehr so wichtig, genau die richtige Übersetzung zu treffen. Der Drezahlbereich, bei dem sich die Beine gut anfühlen, ist irgendwie größer geworden, und zwar eher nach unten.
Gegenüber den Überlegungen von Jan Heine zu diesem Thema war ich immer skeptisch und hielt das für etwas esoterisch. Aber: Das Phänomen existiert, und zwar bei diesem Rad! (Beim CAAD9 ein wenig...)
ich kann es kaum erwarten, mal eine längere Runde zu drehen...

Gruß, svenski.
 
Das ist wirklich sehr schön geworden!

Anfangs war ich wegen der filigranen Gabel etwas skeptisch, aber die fügt sich perfekt ein. Nicht trotz, sondern gerade wegen des Kontrastes zwischen den voluminösen Bambus-Rohren und der Gabel. Einfach Material-gerecht.

Auch schön zu sehen, dass man mit nur geringfügig verkleinerten ( relativ gesehen) Rad-Durchmessern auch mit dicken Reifen einen knapp gehaltenen Vorderbau realisieren kann.

Nur zwei Kritikpunkte, die aber gar nichts mit dem Rad zu tun haben: Aktuelle "Powershift-Hebel" haben mit den alten Escape-Rundhöckern ncihts gemein.
Auch wenn Du so etwas wie "Planing" wahrnimmst: Es gibt es immer noch nicht, da hat sich Heine einfach verhoben. Die Ursache dürfte viel einfacher sein und hat mit der Konfiguration des Antriebes zu tun: Die leicht abweichenden Entfaltungen, die dickeren, aber eben im Vergleich leicht laufenden Reifen, die etwas mehr Traktion bieten usw.
Egal, Du weißt ja, dass ich da nicht zu überzeugen bin...... :D

Wirklich ein gelungenes, tolles Projekt in mehrerer Hinsicht......
 
Hochachtung!
Tolles Projekt, tolles Rad am Ende - jedenfalls m.M.n.

Finde es auch insgesamt stimmig, außer den schwarzen Ergos, aber das hast du ja schon selber auf dem Schirm ;).

Wie viele Arbeitsstunden stecken in dem Rahmen?

Edith sagt noch, dass das hintere Schutzblech erstaunlich kurz ist, v.a. verglichen mit dem ordentlich langen am VR.
 
Hochachtung!
Tolles Projekt, tolles Rad am Ende - jedenfalls m.M.n.

Finde es auch insgesamt stimmig, außer den schwarzen Ergos, aber das hast du ja schon selber auf dem Schirm ;).

Wie viele Arbeitsstunden stecken in dem Rahmen?

Edith sagt noch, dass das hintere Schutzblech erstaunlich kurz ist, v.a. verglichen mit dem ordentlich langen am VR.

Danke für die Blumen ;)

Es waren 10 ganze Arbeitstage à 9 Stunden für den Rahmen, und vielleicht 2 Tage in kleinen Dosen zur Montage. Und die Recherche... keine Ahnung.

Während des Rahmenbaus war ich zeitweise etwas abgegessen und dachte, das ist definitiv zu viel Arbeit. Aber dann gab es auch wieder Momente mit dem Gefühl: "ich will das Rad so, und das ist jetzt so und soviel Arbeit und die mach ich halt.

Mit noch etwas mehr Einsatz wären einige Details noch perfekter geworden, aber wäre es das wert gewesen? Für mich momentan eher nicht.

Die Bewertung des ganzen wird sich in der nächsten Zeit noch verändern. Sicher aber ist: Wenn ich das nochmal machen sollte, wird noch vieeeel zeit vergehen bis dahin. ;)

Jetzt freu ich mich erstmal auf den Weg zur Arbeit ;)

Gruß, svenski.

P.S.: Das hintere Schutzblech, ja. Das ist derzeit eher ein "proof of concept" Um die Teilbarkeit zu testen, hab ich Reste alter Bleche benutzt, bevor ich das schöne Stück Inox zerschneide. Der hintere Teil ist ein vorderes Blech. Wenn das Detail an den Sitzstreben funktioniert, kommt das Originalstück ran, und dann passt die Länge. Wird aber etwas Schlosserpraktikum ;)
 
Gegenüber den Überlegungen von Jan Heine zu diesem Thema war ich immer skeptisch und hielt das für etwas esoterisch. Aber: Das Phänomen existiert, und zwar bei diesem Rad!
Sch...egal wie es zustande kommt. Das Rad passt scheinbar perfekt zu Dir - das ist wichtig. Glückwunsch, hat sich gelohnt.
 
…Ja, es gibt so etwas wie "gleiten". "Planing". Ein Rad, das auf wundersame Weise mit dem eigenen Pedaltritt arbeitet … Anfahren in recht großen Gängen ist keine Qual mehr.… bergauf entsteht nie das Gefühl dass die eigenen Muskeln gegen etwas "hartes" arbeiten… und man ist so richtig schön in Schwung. … Das Phänomen existiert…
Klingt toll, aber kann es sein, dass Du einfach gut Rückenwind hattest? Solche Worte fallen mir auch manchmal ein. In der Regel stelle ich dann irgendwann ernüchtert fest, dass ich Rückenwind habe ;)

Ganz im Ernst: Kannte die Planing These noch nicht und angefixt von @svenski und @lagaffe habe ich mal kurz nachgelesen. Als technisch versierter Quasi-Physiker, erklärter kritischer Rationalist und absoluter Esoterik-Allergiker kann ich dennoch die These keinesfalls spontan als Voodoo abtun. Mich würde zwar noch interessieren, wie und warum die als als elastische Verformung vom Rahmen aufgenommene Energie so wieder frei gesetzt wird, dass sie auch als Vortrieb wirkt. Aber vor vornherein ausschließen kann man das nicht. Eins stimmt allerdings nicht: Rahmen erwärmen sich sehr wohl, da sie ja nicht ideal elastisch sind. Bei jeder Verformung gehte aufgrund der inneren Dämpfung definitiv etwas Energie verloren. Und zwar als Wärme, bloß eben so wenig, dass man es nicht merkt (es ließe sich messen). Nun dürfte gerade beim Bambus Rahmen die innere Dämpfung eher höher sein, als z.B. bei Stahl- oder Titanrahmen…

Ich habe zugegebenermaßen das Forum jetzt nicht nach vorangegangenen Diskussionen zum Thema durchsucht, die es vermutlich gab. Wenn ja, kann man die gerne mal hier verlinken. Und ich möchte auch diesen Thread nicht zu sehr in diese Richtung bringen. Aber eine Anmerkung ist diese interessante These schon wert.

Bin jedenfalls auch sehr fasziniert von dem Projekt und habe großen Respekt vor der Arbeit. Aufgrund unserer geografischen Nähe werde ich es sicher mal in Natura bewundern können.

Grüße! Marc
 
Zurück
Oben Unten