Das Jammern der Händler trifft ja nur dann zu, wenn tatsächlich ihre Einkaufspreise beim Großhandel/Zulieferer so hoch lägen. Da Versandhändler an den Endkunden ja auch nur Einzelteile verkaufen, können sie auch nicht günstiger operieren, als der Zulieferer des lokalen Radhändlers. Ergo kann man annehmen, dass der Netto-Endverkaufspreis des Versenders gleich oder eher etwas höher liegt, als der Einkaufspreis des lokalen Händlers. Wenn dies anders ist, dann wurde der Händler (und damit dann auch der Endkunde) durch den Zulieferer geschröpft. Wie viele Freiheiten aber ein Händler in der Auswahl der Zwischen-/Großhändler überhaupt hat, oder ob er gar vertraglich an einen Zwischenhändler gebunden sein könnte, da fehlen mir die Einblicke.
Meine Position wäre: Geld für Leistung. Service ist Leistung und darf daher auch kosten. Wenn aber der lokale Händler seine Eigenleistung verschleudert (Tretlagermontage für 5 € in die Kaffeekasse und solche Spässe) und dafür dem Kunden zur Kompensation überteuerte Ersatzteilkosten berechnet, dann darf sich auch der Händler nicht wundern, dass der Kunde seine künftigen Ersatz- oder Neuteilkäufe auf das Internet verlagert. Momentan scheinen aber die Händler mit diesem Konzept noch besser (oder besser gesagt "weniger schlecht") zu fahren, als wenn sie für die Montage eines 140 €-Schalthebels samt Zugset und neuem
Lenkerband einfach 70 € an Werkstattkosten berechnen.
Die richtig jammernden Händler sind in ihrer Sicht oft auch etwas eingefahren, bzw. haben z.T. selber keinen Überblick über den Markt. So viel vorweg.
Auch wenn es hier schon erwähnt wurde: Die meisten Teile, auch und gerade kleine Ersatzteile für Schaltungen etc. sind lokal keineswegs teurer als online. Es gibt auch immer noch genug Großhändler und Hersteller, die auf Einhaltung der UVP bestehen.
Im Grunde gilt das nur für ein paar "prominente" Produkte: Bekannt ist
Shimano. Hier haben die wirklich Großen den Markt quasi okkupiert. Und das sind auch genau die Teile, die gerne, statt in "After-Market" Verpackungen, eben ganz prosaisch in Tüten ( OEM) versendet werden. Wer keine Stückzahlen in Größenordnungen abnimmt, kann wirklich nicht mehr mit
Rose und Co. konkurrieren.
Das andere sind die "Lockangebote" wie just die immer wieder gern genannten Conti 4000S. Die können kaum nennenswert günstiger geordert werden als es der lokale Händler kann, werden aber als "Einstiegsgeschenk" für den weiteren Einkauf zum Kampfpreis abgegeben. Versuch mal den selben
Reifen in einer anderen Breite oder Größe zum gleichen Preis zu bekommen. Wird nicht ganz so einfach.
Dann gibt es noch eine Menge Sonderangebote. Das können "gut abgelagerte"
Reifen sein, die, schon weil der Kunde die nicht sieht, auch ein wenig die Wahrnehmung der Preise beeinträchtigen können. Oder, wie im Beispiel des TE, ein Modell aus alter Serie ( Chorus 10-fach), die der betreffende Online-Händler aus dem Lager haben will, bei dem Einen oder anderen Großhändler oder über Campa direkt aber noch zum normalen Preis erhältlich ist.
Übel sind die richtigen Preiskämpfe, wenn die Margen der Vielverkäufer bis zur Schmerzgrenze dezimiert werden um die Konkurrenz zu unterbieten, in letzter Zeit gesehen bei Brooks, gelegentlich bei Campa und
SRAM. Das ist nur auf Zeit für den Kunden gut.
Aber hier wäre eigentlich die Chance der lokalen Händler und Schrauber. Und um Dir gleich recht zu geben: Die Leistungen korrekt abrechnen und deutlich machen, dass gute Arbeit gutes Geld kostet. Denn damit hat man nicht zuletzt ein wenig Kompensationsmasse und kann dem Kunden, der auf die Internetangebote schielt, dann auch entgegenkommen. Nennt man bekanntlich "Mischkalkulation".