Es gibt (ausser zum Zweck des spezifischen Trainings) keinen guten Grund, am Berg eine andere Trittfrequenz zu fahren als in der Ebene.
Das sehe ich nicht so, es gibt da klare physikalische Unterschiede: bergauf würde die Energie im “Trägheitsspeicher“ nur für sehr wenige Sekunden ohne treten reichen bis zum Stillstand, in der Ebene gefühlt eine halbe Ewigkeit. Das ist so ähnlich wie der Unterschied zwischen Rollentraining mit geringerer effektiver Schwungradmasse und mit höherer effektiver Schwungradmasse.
Das Tempo reagiert bergauf einfach viel stärker auf den Unterschied zwischen Totpunkt und dessen Gegenteil im Trittzyklus (Starkpunkt?). Auf den ersten Blick sollte man also meinen dass man bergauf sogar noch eine höhere TF treten möchte.
Aber davon am Totpunkt ganz konkret stehenzubleiben ist man bei Steigungen unter 20% auch mit TF40 noch weit entfernt, in den Fokus gerät etwas ganz anderes: die Arbeit die anfällt damit der Tritt nicht nur den Rahmen samt allem was dran festgeschraubt ist nach oben zu bringen sondern auch den Fleischhaufen oben drauf. Diese Arbeit ist zwar im Idealfall null, anfallende Kraft mal Weg im System “Fleischhaufen auf Rahmen“ die beim “wieder nach vorne ziehen“ gleichen sich auch im eierigen Fall aus mit gesparter Kraft beim treten während das Rad am Starkpunkt ein kleines Stück voraneilt, aber in der Physiologie sind Haltekräfte eben nicht egal, und vermeidbare Bewegungen erst recht nicht. Und im flachen sehr viel weniger ausgeprägt, da die Geschwindigkeit auch bei den allergröbsten Totpunkt/Starkpunkt-Unterschieden kaum variieren würde.
Die beste Fahrt hat man dann wenn es einem gelingt den Totpunkt/Kraftpunkt-Rhythmus nicht nur klein zu halten sondern vor allem auch die unvermeidbaren Differenzen möglichst unmittelbar mit einem gleichenlaufenden Haltekraft-Rhythmus aufzunehmen, Körperspannung präzise passend zum Trittrhytmus. Oder gar überzukompensieren, ich glaube dass das bei manchen Wiegetrittbewegungsabläufen der Fall ist (Körper bewegt sich am Kraftpunkt gegenüber dem Rad nach vorne, nicht Rad gegenüber Körper - das wäre dann gewissermaßen wie “gutes“ ovales Kettenblatt, andersherum wäre es quasi wie Biopace)
Bei welcher Trittfrequenz hat man nun diese “beste Fahrt“? Nun sind wir an dem Punkt wo es individuell wird. Sehr individuell. Der eine bringt seine Beine eher hochfrequent stark über die Totpunkte, der andere eher niedrigfrequent. Wieder ein anderer kann das weder noch besonders gut, aber er bringt in einem bestimmten Frequenzbereich die Körperspannung viel besser in Harmonie mit seinem ausgeprägten Totpunkt/Starkpunkt-Beat als in anderen. Wieder ein anderer tut sich vielleicht wahnsinnig schwer das alles hochfrequent noch gut zu koordinieren, hat aber leider nicht die Wahl weil die Knie sonst nicht mitmachen. Es ist eben individuell. Und weil es so vieldimensional ist (nicht nur Totpunkt/Kraftpunkt sondern auch deren Koordination mit der Körperspannung) gibt es immer wieder Leute die ihr persönliches Optimum neu entdecken und sich wundern warum sie das nicht viel früher getan haben - aber vielleicht lag dieses Optimum damals auch
tatsächlich ganz woanders. Der
perfekte Fahrer könnte natürlich jede TF exzellent fahren.
PS: zurück zu “was ist bergauf anders als im flachen“, tatsächlich hatte ich ja nur zu unterschieden zwischen Fahrern geschrieben: im flachen sind die koordinativen Anforderungen einfach viel niedriger. Jemand bei dem bei 8% die Tot/Stark-Unterschiede ab einer gewissen TF nur noch mit Mühe beherrschbar sind mag damit bei 0% auch in viel höheren TF-Bereichen kein Problem haben. Außerdem ist bergauf i.d.R. spätestens nach 2,8 kHm für's erste vorbei, flach muss man hingegen mitunter den ganzen Tag durchhalten.