Wer keinen Bock auf Polemik hat, kann gleich unten bei "Versuch einer Essenz" anfangen zu lesen.
Daß man sich von einem Forum keine vernünftige Antworten auf mehr oder weniger vernünftige Fragen versprechen darf, ist bekannt. Daß aber selbst gute Ansätze wieder zerlabert werden wie hier, muß nicht unbedingt sein.
Daß man bei etwas schwierigeren Themen seinen Beiträgen, wenn sie sich nicht gerade auf einen sehr kleinen Ausschnitt aus der Problematik beziehen und entsprechend einfach und klar gehalten sind, eine Art "Umschreibung" (manche sagen Definition, halte ich aber höchstens für die 2.-beste Lösung) der wichtigsten Begriffe voranstellen sollte, müßte sich eigentlich rumgesprochen haben.
Es geht also kurz und gut darum:
Sag, von was du überhaupt sprichst.
Wie gesagt: Man kann "richtige" Definitionen benutzen, man kann einfach versuchen, zu umschreiben, was man meint und was nicht. Eine solche Umschreibung kann sehr einfach gehalten sein.
Demgegenüber ist es armselig, Forderungen nach Klarheit über dieses "Worum geht's?" als "wissenschaftlich" zu desavouieren und sich über den Gegenüber lustig zu machen, von Diffamierung à la "verbitterter alter Mann" ganz zu schweigen.
Wer fordert, es solle einfach sein und noch nichtmal eine einzige
einfache Umschreibung dessen, wovon er spricht, hingekriegt, sollte lieber im Keller pinkeln. Das gilt nicht nur für den Mann mit den leeren Augen, aber auch für ihn.
Alles wesentliche wurde schon geschrieben, leider durch einen Haufen blödsinniger Beiträge aber wieder verwässert. Deshalb:
Versuch einer Essenz
- Es geht beim "Runden Tritt" nicht um etwas, was real existiert, sondern um eine Ideal- bzw. Modellvorstellung. Als Modellvorstellung wird sie meistens ähnlich wie in der Hillebrecht-Studieals
- im großen und Ganzen annähernd gleichmäßige Krafteinwirkung
- tangential, also stets senkrecht zur Kurbel auf einer Kreisbahn ohne nennenswerte Kräfte in andere Richtungen (physikalisch als "radiale Komponente" beschrieben)
- mit beiden Beinen
dargestellt. Im Gegensatz zu anderen "Phänomenen" kommt man hier mit dem Modellansatz aber nicht weiter. Die Realität, daß hat die Hillebrecht-Studie gezeigt, ist nämlich nicht "ein wenig", "relativ weit" usw. davon entfernt, sondern meilenweit. Von 8 Bahn-Spitzenfahrern wies keiner auch nur ein bisschen Ähnlichkeit zu diesem Bewegungsmuster auf.
- Ein überragendes Prinzip im Sport ist die Regeneration. Diese beginnt aber eben nicht mit Abschluß des Trainings/Rennens, sondern schon während der Ausübung. Mehr noch: Sie findet bereits während jedem einzelnen Pedalzyklus statt. Deshalb ist es Unfug, Ziele wie "mit dem hochziehenden Bein das in der Druckphase befindliche unterstützen" o.ä. zu verfolgen. Das Bein hat in der Aufwärtsbewegung nur eine einzige Aufgabe: Sich zu erholen.
Aus 1. und 2. folgt: Wir haben nicht den Vollkreis, sondern nur den Halbkreis von 180° zu betrachten.
- Aber auch in diesem Halbkreis hat die Pedalkraft weder gleichmäßig noch in Tangentiale Richtung gerichtet zu sein. Die Gründe dafür besprechen wir unter 4. Zunächst begnügen wir uns einfach damit, festzustellen, daß sie das einfach nicht sind, nicht nur nicht bei uns mehr oder weniger "Hobbyisten", sondern auch bei den besagten 8 Bahn-Spitzenfahrern. Ersatzweise wird nun oft gefordert, daß in diesem Halbkreis die Pedalkraft "möglichst" gleichmäßig sein solle, daß die Bewegung "geschmeidig" sein solle, die Übergänge fließend usw. usf. Außerdem wird gefordert, daß es möglichst wenig Kraftanteile gibt, die "radial" sind, die Gesamtrichtung der Krafteinwirkung also von der tangentialen Richtung abweicht. All das ist zunächst einmal unsinnig, aber wir müssen wissen, warum:
- Es wird ein klein wenig "wissenschaftlich", aber im Grunde für jeden verständlich: Wir sprechen bei der Tretbewegung von einer geführten Bewegung. Das bedeutet: Die Bewegungsrichtung kann ohne Energieverlust gegenüber der Richtung der "Kraftquelle" geändert werden. Das ist bspw. bei der Verwendung von Umlenkrollen für Seilzüge der Fall, bei Führungsschienen usw. – und eben auch bei der Bewegung von in den Clickpedalen fest verbundenen Füßen. Um diesen Sachverhalt möglichst einfach, aber auch quantitativ nachvollziehbar darzustellen, bedient man sich der Analyse der Kräfte/Bewegung nach der Vektor-Geometrie: Die bspw. gegen Ende der Schubphase ("1 Uhr") senkrecht auf das Pedal wirkende Kraft wird als Resultierende einer tangential gerichteten Komponente und einer radial gerichteten Komponente aufgefaßt und in diese beiden Kräfte zerlegt. Dabei darf die radiale Komponente keine nennenswerte Bewegung bewirken, deren Energiebetrag nicht elastisch zurückgegeben wird. Das wäre z.B. der Fall, wenn die Kurbel kurzfristig durch Stauchung/Biegung verformt unelastisch verformt würde. Ein solcher Energieverlust tritt bei den im Radsport verwendeten Kurbeln nicht auf, insofern muß bei der Kraftausübung darauf auch keine Rücksicht genommen werden. Solange die tangentiale Komponente der Kraft nicht negativ ist, ist jede Kraftausübung ohne Energieverlust vortriebswirksam.
- Allerdings darf man nun das Kind nicht mit dem Bade ausschütten: Theoretisch könnte man nun mit der Kraftausübung wenige Grad/Zentimeter hinter dem oberen Totpunkt beginnen und ausschließlich senkrecht treten, praktisch funktioniert das so nicht, weil der Mensch keine Maschine ist. Dem Kolben eines Otto-Motors ist es relativ egal, ob er mit einer Kraft "gegen den Totpunkt" keine Bewegung bewirkt, er baut einfach mehr Druck im Zylinder auf und kann so anschließend effizient Kraft ausüben. Der Muskel hat insbesondere Probleme mit dem Teil des Kurbel-Zyklus, der sich dem oberen Totpunkt anschließt, weil hier relativ zur tangentialen Komponente eine um ein vielfaches höhere Kraft ausgeübt werden müsste. Es ist deshalb zielführend, die Richtung der ausgeübten Kraft in dieser Phase grob tangential auszurichten und allmählich in die senkrechte Ausrichtung überzuleiten. Das Ganze könnte man mit einem Schreiten mit Sieben-Meilen-Stiefeln durch tiefen Morast vergleichen.
Tatsächlich sollte man aber all dies – sobald es verstanden wurde – schnellstens vergessen. Es dient nur dem Zweck,
falsches Denken abzustellen und damit unsinnige Trainingsmethoden wie bewußtes an-den-Pedalen-ziehen, Einbein-Pedalieren usw. usf. zu unterlassen. Was keineswegs heißt, daß es nicht doch Übungen gäbe, die zur Verbesserung des Bewegungsmusters beitragen. Das steht aber hier nicht zur Debatte.
Ansonsten gilt:
Bitte nicht denken!