AW: RRN Triathleten - Trainingsgruppe(n)
Hey Trias,
so jetzt komme ich auch mal dazu, mal über meinem langen Ironman-Tag zu berichten.
Nachdem ich die ganze Woche um 20.00 Uhr ins Bett bin und um 4.00 Uhr aufgestanden bin, viel es mir nicht schwer am Wettkampfmorgen um 3.45 Uhr auszustehen. In unserem Apartment war schon was los, die Jungs hatten schon Kaffee gemacht und wir haben unsere "letzte" Mahlzeit eingenommen.
Es war noch stockdunkel, draußen am Balkon war allerdings das Meer sehr deutlich zu hören! Bis zum ersten Tageslicht wussten wir jedoch nicht, was da an Wellen auf uns zukommt. Um so ernüchternder war dann der doch sehr erhebliche Seegang am Strand, als wir das Meer sehen konnten. Nach dem Frühstück hab ich noch eine Stunde relaxed und mich auf den Wettkampf konzentriert, dann bin ich gemütlich zur Wechselzone gegangen, war alles bequem zu Fuß erreichbar.
Dort dann der erste Schock beim Rad. Ich hatte einen 3 cm langen Riss im Hinterreifen. Und noch nie auf die Schnelle einen Schlauchreifen gewechselt. Zum Glück waren die vom Bike-Service sehr fix und haben es noch hinbekommen, 10 min. vor dem Start habe ich mein Rad zurück in den
Ständer gestellt. Dann war ich erst mal überrascht wegen meiner Seelenruhe in der Situation, das sollte nicht das letzte Mal sein an diesem Tag.
Der Schwimmstart war eigentlich ein Wahnsinn. Die 2.500 Athleten sind vom Strand gestartet und in die erhebliche Brandung hinein. Das war irrsinnig. Dann waren zwei Runden zu schwimmen, zunächst 900 m geradeaus auf das Meer hinaus, 100 m nach links und dann 900 m zurück zum Strand, anschließend die selbe Runde noch einmal. Hier habe ich erst mal gemerkt, welche gigantische Entfernung 900 m auf das offene Meer hinaus sind. Der Blick von der Wendeboje zurück zum Strand war erschreckend. Interessant waren auch die vielen Quallen, die teilweise beeindruckend geglitzert und geschillert haben, zumindest soweit sie weiter unten im Wasser waren. Andererseits aber auch ziemlich ekelhaft, soweit sie an der Oberfläche bei uns Schwimmern waren. Von den roten Quallen hat mich zum Glück keine berührt, und der Anzug bietet ja auch einen guten Schutz. Nach 1:16 Std. konnte ich den Ozean verlassen, was angesichts der schwierigen Bedingungen und der mangelnden Vorbereitung durchaus erfreulich war.
Am Schwimmausstieg waren sehr viele begeisterte Zuschauer, die Helfer oder wie man sagt die "Wetsuit-Peeler" haben jedem Athleten aus dem Anzug geholfen bzw. Ausziehen komplett übernommen. Dann wurde man "zwangsgeduscht" indem einfach über dem Weg in die Wechselzone dutzende Duschköpfe aufgehängt waren, die Sand und Salzwasser abgespült haben. In der Umkleidehalle war es viel zu voll und genaugenommen ein einziges Chaos. Die lange Wechselzeit von 9:45 min. liegt aber eher an meiner gründlichen Fußreinigung und Abtrocknung, was zwar gedauert hat, aber nach meinen Erfahrungen mit Blasen an den Füßen wohl das kleinere Über darstellt.
Auf dem Fahrrad ging es zunächst gemütlich los, habe erst mal ausführlich getrunken und ein Gel genommen. Nach rund 10 Meilen kam der erste nennenswerte Anstieg, einer giftigen Rampe auf eine Fährenbrücke. Da ging es wie von selbst hoch, in der Folge habe ich dann das Tempo etwas erhöht. Nach rund 40 km dann der nächste Dämpfer, von einem der Schiedsrichter habe ich eine rote Karte bekommen, also eine Verwarnung mit Zeitstrafe, ich weiß bis jetzt nicht warum und was das sollte. Ich wurde von einer größeren Gruppe überholt als ich gerade getrunken habe. Als ich gerade hinten rausgefallen bin kam der Referee und hat mit die Karte gezeigt. Das bedeutete nicht nur 4 Minuten Wartezeit in der nächsten Penalty-Box, sondern auch dass ich Verwarnt war und bei der nächsten Kleinigkeit das Rennen für mich ein jähes Ende finden würde. Die folgenden 140 km bin ich also mehr als vorsichtig und korrekt gefahren, und habe im Zweifel immer sofort rausgenommen und mich zurückfallen lassen, wenn vor mir jemand reingezogen ist. Darüber hinaus habe ich nacheinander Trinkflaschen, Flaschenhalte und Luftpumpe verloren, habe bei der Verpflegung eine noch versiegelte Trinkflasche erhalten und das hat alles viel Zeit und Nerven gekostet. Die Radzeit hatte ich ohnehin abgeschrieben, denn neben den vielen Problemen hatte ich nach der langen Pause einfach nicht die Kraft, länger einen großen Gang durchzudrücken und nicht die Stabilität, in der Aero-Haltung auf dem Rad zu liegen. Die Radzeit von 5:58 Std. bzw. ein Schnitt von gut 30 km/h ist sicher nicht ausreichend auf der Strecke. Da müsste mehr drin sein.
Der zweite Wechsel dauerte wieder, wo ist nur die Zeit hin. Ich habe 5:28 min. in der Wechselzone verbracht um den Beutel zu holen, Schuhe zu wechseln,
Helm gegen Visor zu tauschen und kurz auf die Toilette zu gehen.
Die Zurückhaltung beim Radfahren habe ich beim Laufen sofort gemerkt. Die ersten 10,5 km bin ich gleich mal in 1:10 Std. angelaufen. Dann habe ich eine längere Gehpause gemacht und mich mal ordentlich verpflegt, der Rückweg der ersten Runde war dann relativ zäh, 1:31 Std. für die nächsten 10,5 km. Auf der zweiten Runde lief es dann besser und ich bin die zweiten 21 km relativ konstant und ausgeglichen dahin gelaufen, wenn auch nicht sonderlich schnell. Dabei waren die letzten 7 km die "schnellsten" in rd. 43 min. immerhin eine Steigerung am Ende eines langen Rennens. Dann kam die Finishline und die tobende Stimme von Mike Riley "You are an Ironman!" und alles war bestens und die Schmerzen vergessen.