AW: Puls/ Blutdruck in versch. Trainingsbereichen
Wo liegt mein Denkfehler?:ka:
Es sind mehrere Denkfehler.
... Ich verstehe gerade nicht, wieso es sinnvoll ist die IANS prozentual von der Maximalleistung nach oben zu verschieben...
Du hast es im Folgenden ja schon ganz richtig gesagt, erstmal geht es überhaupt darum, die Dauerleistungsgrenze (ich versuch im Moment, mir diesen Begriff statt iANS anzugewöhnen, vgl. unten) nach oben zu verschieben.
Es ist aber so, daß bei den meisten Sportlern die Dauerleistungsgrenze schneller nach oben geht als die Maximalleistung. Die Maximalleistung wird hier auch nur als "Provisorium" gewählt, für solche "relativen" Angaben der Dauerleistungsgrenze ist die VO
2max besser geeignet.
Warum? Sie spiegelt wieder, wieviel aerobe Leistung der Gesamtorganismus bringen kann. Wenn nun an der Dauerleistungsgrenze wesentlich weniger von dieser Leistung auf die Straße kommt, liegt dies daran, daß a. der Wirkungsgrad schlecht ist (viel besser als 28% kann er ohnehin nicht werden) und b. die gesamten Prozesse noch so "unrund" laufen, daß er diese Leistung nur sehr kurze Zeit aufrechterhalten kann.
Zusammengefaßt: Je mehr % ein Sportler von der VO2max-Leistung oder Maximalleistung dauerhaft erbringen kann, desto besser ist sein Trainingszustand.
Deshalb ist das als
Ziel definiert (vgl. unten).
Aber wenn ich danach noch die Fähigkeit habe mehrere Stufen durchzutreten ist das doch gar nicht schlecht. Es zeugt doch von einer sehr gut ausgeprägten anaeroben Ausdauer, oder?
Was du hier ansprichst, betrifft die unterschiedlichen Fahrertypen und Radsport-Disziplinen. Wenn jemand oberhalb seiner Dauerleistungsgrenze noch einiges mobilisieren kann (wichtig für Klassikerspezialisten usw.), ist das gut. Aber wieviel er da über einen längeren Zeitraum als 3 - 10 sek. mobilisieren kann, hängt eben auch wieder von seiner aeroben Ausdauer ab.
Ich glaube, hier haben wir es nicht mit
deinem Denkfehler, sondern mit einer über Jahre gepflegten falschen Sichtweise zu tun. Aerobe und anaerobe Stoffwechselwege stehen eben nicht isoliert und werden alternativ "an- oder abgeschaltet", sondern laufen immer gleichzeitig. Und eine hohe Dauerleistungsgrenze beruht auf großen Teilen eben nicht ausschließlich in einer guten Fettverstoffwechselung, sondern mindestens ebenso auf einer guten Laktatverwertung, insgesamt aber vor allem
Koordination der Stoffwechselweg und die kann immer nur Ergebnis eine sorgfältig geplanten und ausgeführten Trainings sein.
Das ist auch der Grund, warum man nicht die Laktatschwelle so absolut sehen sollte: Was im Zusammenhang mit der Laktatschwelle jedenfalls richtig ist, ist, daß es einen relativ präzisen Punkt gibt, an dem das Gleichgewicht zwischen Laktat-Verwertung und -Produktion zusammenbricht. Wenn man die Leistung fortwährend steigert, wie im Laktat-Stufentest.
Was aber ist, wenn man sie nicht steigert, sondern kurz vor oder kurz nach diesem Punkt aufrechterhält und nicht steigert? Das ist doch wohl die viel realistischere Ausgangssituation? Dann wird nämlich aus diesem Zeitpunkt ein Zeitraum, der umso kürzer ist, je höher die Leistung ist. Und aus der Dauerleistungsgrenze (DLG) wird eine "Dauerleistungsgrenze in Abhängigkeit von der Dauer". Im Klartext: Ein Stundenweltrekordler kann kaum dauerhaft über der durch Laktattest bestimmten DLG fahren, ein 4000-m-Mann schon, ein 1000-m-Mann unbedingt. Alle drei in diesen Fällen geltenden DLGs sind Dauerleistungsgrenzen, aber sie sind unterschiedlich hoch. Im allgemeinen Sprachgebrauch gibt man aber hier immer nur die an, die sich an einer etwa 20 - 30-minütigen Fahrt orientieren.
Mein Erklärugsversuch:
Der Test fand im März statt, nach den konventionellen Trainingsmethoden verliert man einiges an der Leistung oberhalb der Schwelle über den Winter, da ja hier vermehrt die aeroben Fähigkeiten trainiert werden. -> Der prozentuale Anteil der anaeroben Leistung im Stufentest sinkt.
Aber das ist doch eigentlich nicht das Ziel des Trainings.
Da hast du nicht berücksichtigt, daß von einem "Ziel" die Rede war. Das Ziel soll sein, den Organismus in einen besseren Trainingszustand zu versetzen. Das ist an dem %-Satz DLG zu Max.-Leistung ablesbar, zu jedem Zeitpunkt. Das andere betrifft den Trainingsaufbau im Jahresverlauf. Das sollten wir vielleicht mal separat besprechen.
Gruß
k.