Klolektüre. Das ADAC-Heft 10/2017 titelt mit "Der große Streß der Pendler". Aufgezogen wird
der Artikel am Beispiel dreier Personen.
Eine der Personen ist eine Pendlerin, die mit der Bahn von Nürnberg nach München fährt. 160km einfache Fahrt. Ein weiterer Pendler ist früher auch mit der Bahn gependelt, fährt jetzt aber seine 90km einfache Strecke mit dem Auto. Ist natürlich besser als die Bahn, weil zuverlässiger. Bezeichnend finde ich, dass die beiden Pendelbeispiele zu der Gruppe derer gehören, die mehr als 50 Kilometer Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsstätte zurücklegen. Dieser Klasse gehören dem Artikel nach 4,4% aller Pendler an. Und dass bei einer solchen Distanz für die meisten Menschen nicht so viel andere Verkehrsmittel infrage kommen, ist selbstredend. 95,6% pendeln aber kürzere Strecken...
Eine kleine Grafik (nicht im Online-Artikel enthalten) trägt den Titel "Auto-Alternativen werden selter genutzt" und gibt bei dem Anteil der Verkehrsmittel auf Strecken von 5 bis 10 Kilometern bei PKWs 70% an. Hier wäre meiner Meinung nach logischerweise der Hebel anzusetzen, wenn man etwas erreichen möchte. Aber welcher Politiker würde es sich mit einem so großen Anteil an Wählern verscherzen wollen?
Wer hat aufgepasst? Richtig. Der dritte Pendler fehlt noch. Zu meiner eigenen Überraschung wird dann noch ein Fahrradpendler vorgestellt. Im kurzen Steckbrief unter dem Foto, das ihn mit seinem Crosser zeigt, wird als einfache Strecke mindestens(!) 18km angegeben

Und im Text selbst geht er meiner Meinung nach als klarer Gewinner hervor. So wie auch wir meiner Meinung nach klare Gewinner sind!
Jetzt wäre es aber nicht das ADAC-Heft, wenn hier nicht doch auf subtile Weise der Leser gelenkt würde. Von jedem der drei Pendler wird in der Printausgabe ein Zitat in einem umrahmten Fenster groß hervorgehoben.
Die bedauernswerte burnoutbedrohte Bahnpendlerin wird zitiert mit: "Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich aus dem Zugfenster starre und mich einfach nur nach Hause sehne"
Der Autopendler leidet durchaus auch, hat aber alles unter Kontrolle: "Ich versuche, die Fahrt so effizient wie möglich zu gestalten, damit die Zeit nicht komplett verloren geht"
Der Fahrradpendler bekommt den Zitatstempel: "Auf meinem Arbeitsweg hatte ich schon zwei Unfälle, zum Glück ohne Folgen. Ich schwöre auf meinen
Helm!"
Welches ist das beste Verkehrsmittel?