AW: l'eroica
moin kollegen,
ich bin dann gestern abend, wie ihr weiter oben schon sehen konntet, auch wieder gut zuhause eingelaufen.
gestartet bin ich um 6:25 als lichtschmarotzer auf die 135er, die dann wohl eine 142er war. also ungefähr ganz genau ;-) wie eben alles. legere ordnung, charme & letztlich alles super gut.
meine taktik nach einem sehr fahrschwachen september war kleine brötchen backen. dank meiner zuhause vergessenen arm- & beinlinge gingen die ersten kilometer bergab im kleinen gang teilweise gegen die bremse tretend einigermaßen kühl von statten. nach der ersten ca. 5km langen mäßigen steigung und dem dezenten hellerwerden des himmels war das bekleidungsmanko vergessen & die haxen warm um auf die erste strada bianche einzubiegen. ich hätte wohl ein schwarzes windjäckchen im gepäck gehabt, aber ich putz mich doch nicht fein raus um dann mein trikot zu verstecken ;-) anyway, da oben war's mir dann schon warm.
nachdem sich die sonne recht pünktlich in bezug auf die amtliche sonnenaufgangszeit mal kurz gezeigt hatte. wurde das grau von der seite dicke dunkel. mental fand ichs dann schon in ordnung bei der ganzen prüfung auch nochmal geduscht zu werden. das blieb aber wohl den spätstartern vorbehalten, wie man ja schön an martls goldvariantionen erkennen kann. die frühaufsteher bekamen nur mal einen feinen hauch niesel ab und mußten auf die gediegene patina verzichten.
die kleine brötchen taktik war korrekt. in richtung alimentatione bei km 84 setzte der streckenwart ein paar heftige schotteraufstiege satt im zweistelligen bereich. glücklicherweise hatte meine heldenkurbel ein zusatzblatt im ärmel und so konnte ich alle buckel bis dahin mit 36/26 im sitzen hochdrücken. zwar hätte ich mir dabei fast meine letzten zähne ausgebissen, aber zu meinem glück blieb ich unversehrt im
sattel, denn genau dort waren die eventphotographen positioniert um unsere leiden zu dokumentieren. im weiteren verlauf bemerkte ich dann, daß ich wohl an den bremsgriffen bergauf zerrend und bei den nicht erholsamen abfahrten auf dem gerüttel der kurzen querrillen beim heftigen unterlenkerdrücken beim
bremsen meinen lenker verdrehrt hatte. das konnte ich später mit einem freundlicherweise geliehen imbus wieder korrigieren und es blieb der einzige mangel am gerät. verluste gab es trotzdem. einmal erwischte ich meinen bidon noch beim absprung aus dem halter, ein weiteres mal entfernte er sich unbemerkt. naja, früher fuhr man schließlich auch trocken ;-). den fest verschnürtten ersatztubolari konnti ich wieder einfangen & noch fester verschüren. zum glück benötigte ich ihn aber nicht. im gegensatz zu etlichen kollegen die am straßenrand mit schlauchreifen oder schläuchen am hantieren waren. meine reifenwahl war offensichtlich gut für alle beläge und meine fahrweise im wesentlichen nicht verkehrt.
meine dicken knie nach den üblen aufstiegen betäubte ich an der 84er alimentazione erstmal am rotweinausschank. pane et vino tat den rest. frohgemut das dem hören nach härteste stück mit bravour noch ebenso überstandene stück bestanden zu haben startete ich weiter. bereits nach kurzer zeit zeigte sich das allerdings als trugschluß und nach etlichen mühen mußte ich mich dem ersten berg geschlagen geben. von wegen lieber schlecht gefahren als gut gelaufen ... das erging noch zwei weitere mal so und ich vemied mir im inneren die fragestellung ob ich im nächsten jahr wieder kommen wolle. aber nach dem rennen ist bekanntlich vor dem rennen ... ;-)
es folgten mehrere hundert kilometer strade bianche auf denen auch bergab nicht an regeneration zu denken war. an der letzten cateringstation rund 30 km vor gaiole war ich kaum noch in der lage etwas zu essen, dafür pflanzte ich mich ins kaffee an die piazza und dopte mit koffein & nikotin alles beiseite.
am vortag war ich probeweise die kleine steigung nach gaiole reingefahren, ganz easy auf dem großen blatt. mit meinem achtel korn an restsubstanz, die sich auch auf der fantastischen kilometerlangen kurvigen abfahrt nicht mehr aufstocken wollte, "sprintete" ich mit anderen im harten wettkampf auf 36/23 in richtung des ortsschildes. alles ist halt relativ. und als ich an der stempelstelle im ziel mich anstellte war ich sowas von platt & zufrieden zwischen all den anderen dampfenden mitstreitern. und mit dem ersten cappuccino im caffé am platze setzte sich so etwas wie ein breites, fettes inneres grinsen in mich wie ich es auch in den vielen anderen erschöpften gesichtern erkennen konnte.
nach der heißen dusche im sportheim & ein paar kaffeetassen voll roten auf dem camping ging ich gaaanz langsam wieder zu start & ziel um die immer weiter eintreffenden kollegen in ihren tollen monturen und mit ihren tollen kisten zu begucken.
tutte bene, phantastico. mit worten eigentlich nicht zu transportieren.
grande emotione ciclismo oder wie auch immer der italiener das nennen würde. gracie !
gruß
klaus