Rennerin38
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Da ausdrücklich der Wunsch geäußert wurde (und das Prinzip eines Forums ja grundsätzlich ist: wer Erfahrungen hat, möge diese bitte teilen), nachfolgende von mir ein paar Worte und Eindrücke zum Granfondo Algarve und allgemein dem Rennradrevier Algarve.
Alles begann mit einem Bericht in der RennRad, in der das Radrevier, der Granfondo und v.a. auch der Reiseanbieter "bikesul" recht positiv dargestellt wurden. Hier im Forum erfuhr ich dann noch, dass Landschaft und auch Verpflegung bei der Ausgaben 2024 hervorragend und landestypisch gewesen seien. Was also hielt mich als Reise- mehr noch als Rad-Aficionada dann noch auf?
Zunächst einmal ließen sich weder der Anbieter noch die Veranstaltungallzu leicht im Internet ausmachen. Der Kontakt kam schließlich nach vielem Googlen (und ein bisschen Nachfragen im Forum) über Facebook zustande. Ich buchte meine Reise (und nochmal extra die Anreise mit dem Flugzeug), bekam einen Voucher für die Renn-Anmeldung (freie Streckenwahl zwischen Medio- und Granfondo), und dann ging es los.
Der Flug von einem nord- oder ostdeutschen Flughafen aus ist leider weder kurz/direkt, noch günstig zu haben. Ich flog schließlich hin über München und zurück über Amsterdam und entschied mich für die Variante "nur Handgepäck". 8 kg reichen für 2x Radklamotten, -schuhe, eigene Pedale und ein wenig persönlichen Bedarf aber aus.
Einmal angekommen, wurden die Bikes unserer Reisegruppe von bikesul zum Hotel gebracht. Größe und gebuchte "Klasse" passten. Pedale hatte ich zum Glück selbst dabei. Denn die angebotenen sahen doch reichlich rostig und abgenutzt aus, ich hätte ihnen ungern vertraut. Auf gings durch die laue Luft (~18 Grad) für einen kleinen Ausflug. Die Aussichten auf den Atlantik von verschiedenen Stellen aus waren beeindruckend:
An obige Bucht gelangt man aber nicht zwangsläufig mit dem Rennrad. Man fährt hin, genießt die Aussicht und fährt wieder weg.
Einen längeren Stopp legten wir dann im Büro/der Werkstatt von bikesul ein, wo man mir freundlich, aber nach langem Hin und Her endlich mit ein wenig Tape zur Anbringung meines Garmin an den Lenker half.
Sprung ans Ende der Woche. Es ist Samstag, der große Tag, an dem der Granfondo stattfindet. Vom Hotel bekommen wir ein Frühstück (Sandwich, Apfel, Saft, Süßigkeit) in der Tüte. Dann geht es mit dem Transporter eine gute Stunde nach Faro. Dort angekommen, müssen wir unsere Räder noch selbst wieder zusammenbauen. Unterdessen holt jemand vom Veranstalter unsere Startnummern und Startpakete. Ich erhalte ein weißes "Granfondo"-T-Shirt (recht gute Qualität, im Preis inbegriffen) sowie nach etwas Hin und Her das bei der Anmeldung dazubestellte und bezahlte Jersey. Für 25 Euro ist es ein wirklich angenehm anliegendes Produkt in der Trendfarbe schwarz.
Wir sind spät dran, so dass ich es gerade schaffe, die Startnummer an Trikot und Rad anzubringen. Zuvor habe ich erfahren, dass unsere Reisegruppe (aus Gründen, die sich sportlich nicht nachvollziehen lassen) im vordersten Startblock starten darf. Darauf verzichte ich stillschweigend und reihe mich mit zwei weiteren Leuten aus dem Forum an irgendeiner Stelle weiter hinten ein. Die Startaufstellung insgesamt verläuft leicht chaotisch.
Bald nach der Startzeit kommt Bewegung ins Feld. Es geht zunächst auf breiten, teils gesperrten Straßen durch Faro. Nach ca. 10 Kilometern lassen wir die Stadt hinter uns, und es beginnen Kampf und/oder Erlebnis in den Hügeln. Die Landschaft ist abwechslungsreich: mit großen Häusern bestandene Hügel (wo die Bewohner uns freudig zujubeln und jede*n freundlich beklatschen) gehen über in eine von Pinien und Korkeichen bestandene Mittelgebirgslandschaft.
Der Zustand der Straßen ist überwiegend gut - zumindest gut genug, um keine ständige Sturzangst auszulösen.
Nicht so gut ist die Verpflegungssituation unterwegs: Während der erste (und auch nur mit Supermarkt-Süßigkeiten und (gut schmeckenden) Orangen bestückte VP bei ca. Kilometer 30 kommt, wurde der nächste nicht etwas etwas VOR dem Anstieg auf den Cerro de Sao Miguel platziert, sondern nach ca. 80 Prozent dieses steilsten Stücks.
Mir egal, ich bin hier im Urlaub und gönne mir trotzdem noch mehr wohlschmeckende Orangen und Süßigkeiten. Dann geht es recht unspektakulär wieder bergab, und wir sind wieder in den Vororten von Faro, dieses Mal allerdings den weniger malerischen. Nur einseitig gesperrte, flache Landstraßen führen uns durch Obstplantagen und Industriegebiete, bis es schließlich unter der Autobahn hindurch Richtung Stadt und dann ins Ziel geht.
An dieser Stelle bin ich kaputt, das merke ich, als ich nach nur knapp 90 Kilometern keinen Endspurt mehr hinlege. Die Strecke erinnere ich nicht als besonders hart - nicht nur für Februar. Vielleicht haben auch die drei Tage im Sattel zuvor etwas Power zurückgebracht.
Außer der wohlverdienten Medaille erwartet alle Ankommenden jedoch eine böse Überraschung im Ziel. Denn dieses befindet sich nicht einmal in der Nähe des Starts, sondern ca. 3 Kilometer durch das Straßenlabyrinth von Faro entfernt. Nicht nur ich werde mich auf dem letzten Stück Rückweg noch einmal kräftig verfahren, den eine Beschilderung wurde natürlich nicht aufgestellt.
Im Startbereich dann Licht und Schatten: zu den Duschen ist es vom Parkplatz aus wirklich weit, der Weg auch alles andere als selbsterklärend über das wenig gepflegte Gelände eines Sportstadions. Dafür hat die Zielverpflegung den Status einer Mahlzeit. Freundliche und zahlreiche Freiwillige bieten unterschiedliche Arten, Nudelsalat, gemischten Salat und Desserts an. Das mit Abstand beliebteste Getränk im Zelt ist das heimische Bier in den 0,25-Liter-Flaschen (man darf so oft nachholen, wie man will). Auch die Motorradstaffel der Polizei, die aus meiner Sicht die Strecke überall dort gesichert hat, wo es nötig war, greift hier nun zu ;-)
Als (von mir nicht so empfundenes) Hightlight wartet unsere Reisegruppe jeden Tag auf die Profis und hat auch Zugang zum VIP-Bereich. Dass es dort vor Auto- bzw. Busabgaben flirrt, wusste ich vorher und kann sich jede*r denken:
Würde ich also wieder an der Algarve Radfahren und gar am Granfondo teilnehmen?
Uneingeschränkt ja, denn es ist eine Region mit toller Landschaft, die zumindest von Rennradfahrern noch nicht überlaufen ist, und im Februar wärmeres und zuverlässigeres Wetter bietet als "Malle".
Würde ich den Reiseveranstalter/Radverleih empfehlen? Hier gibt es Licht und Schatten. Über die Qualität der Bikes und des Service habe ich bereits Anmerkungen gemacht. Auffällig fand ich auch, dass ich eine mechanische 105 buchen musste, um in der (vom Veranstalter so beschriebenen) bergigen Region 50:34 und 34:11 zu haben. Die Di2 hatten alle maximal 32:11.
Die Gesamtorga war gerade noch ok, wobei ein Zu-Knapp-Kommen zum Highlight-Event in meinen Augen schon irgendwie strange ist. Schön waren die Ausfahrten, Orte, kleinen Sehenswürdigkeiten und Speiselokale, die ich sicherlich als Touri auf eigene Faust nicht gefunden hätte. Ein paar Impressionen:
Fazit: Fahrt unbedingt (im Frühjahr oder Herbst, wenn es nicht zu heiß ist) an die Algarve. Nehmt eigene Räder mit. Ladet GPS-Tracks runter und guckt links und rechts. Es lohnt sich, auch und wahrscheinlich gerade auf eigene Faust!
Alles begann mit einem Bericht in der RennRad, in der das Radrevier, der Granfondo und v.a. auch der Reiseanbieter "bikesul" recht positiv dargestellt wurden. Hier im Forum erfuhr ich dann noch, dass Landschaft und auch Verpflegung bei der Ausgaben 2024 hervorragend und landestypisch gewesen seien. Was also hielt mich als Reise- mehr noch als Rad-Aficionada dann noch auf?
Zunächst einmal ließen sich weder der Anbieter noch die Veranstaltungallzu leicht im Internet ausmachen. Der Kontakt kam schließlich nach vielem Googlen (und ein bisschen Nachfragen im Forum) über Facebook zustande. Ich buchte meine Reise (und nochmal extra die Anreise mit dem Flugzeug), bekam einen Voucher für die Renn-Anmeldung (freie Streckenwahl zwischen Medio- und Granfondo), und dann ging es los.
Der Flug von einem nord- oder ostdeutschen Flughafen aus ist leider weder kurz/direkt, noch günstig zu haben. Ich flog schließlich hin über München und zurück über Amsterdam und entschied mich für die Variante "nur Handgepäck". 8 kg reichen für 2x Radklamotten, -schuhe, eigene Pedale und ein wenig persönlichen Bedarf aber aus.
Einmal angekommen, wurden die Bikes unserer Reisegruppe von bikesul zum Hotel gebracht. Größe und gebuchte "Klasse" passten. Pedale hatte ich zum Glück selbst dabei. Denn die angebotenen sahen doch reichlich rostig und abgenutzt aus, ich hätte ihnen ungern vertraut. Auf gings durch die laue Luft (~18 Grad) für einen kleinen Ausflug. Die Aussichten auf den Atlantik von verschiedenen Stellen aus waren beeindruckend:
An obige Bucht gelangt man aber nicht zwangsläufig mit dem Rennrad. Man fährt hin, genießt die Aussicht und fährt wieder weg.
Einen längeren Stopp legten wir dann im Büro/der Werkstatt von bikesul ein, wo man mir freundlich, aber nach langem Hin und Her endlich mit ein wenig Tape zur Anbringung meines Garmin an den Lenker half.
Sprung ans Ende der Woche. Es ist Samstag, der große Tag, an dem der Granfondo stattfindet. Vom Hotel bekommen wir ein Frühstück (Sandwich, Apfel, Saft, Süßigkeit) in der Tüte. Dann geht es mit dem Transporter eine gute Stunde nach Faro. Dort angekommen, müssen wir unsere Räder noch selbst wieder zusammenbauen. Unterdessen holt jemand vom Veranstalter unsere Startnummern und Startpakete. Ich erhalte ein weißes "Granfondo"-T-Shirt (recht gute Qualität, im Preis inbegriffen) sowie nach etwas Hin und Her das bei der Anmeldung dazubestellte und bezahlte Jersey. Für 25 Euro ist es ein wirklich angenehm anliegendes Produkt in der Trendfarbe schwarz.
Wir sind spät dran, so dass ich es gerade schaffe, die Startnummer an Trikot und Rad anzubringen. Zuvor habe ich erfahren, dass unsere Reisegruppe (aus Gründen, die sich sportlich nicht nachvollziehen lassen) im vordersten Startblock starten darf. Darauf verzichte ich stillschweigend und reihe mich mit zwei weiteren Leuten aus dem Forum an irgendeiner Stelle weiter hinten ein. Die Startaufstellung insgesamt verläuft leicht chaotisch.
Bald nach der Startzeit kommt Bewegung ins Feld. Es geht zunächst auf breiten, teils gesperrten Straßen durch Faro. Nach ca. 10 Kilometern lassen wir die Stadt hinter uns, und es beginnen Kampf und/oder Erlebnis in den Hügeln. Die Landschaft ist abwechslungsreich: mit großen Häusern bestandene Hügel (wo die Bewohner uns freudig zujubeln und jede*n freundlich beklatschen) gehen über in eine von Pinien und Korkeichen bestandene Mittelgebirgslandschaft.
Der Zustand der Straßen ist überwiegend gut - zumindest gut genug, um keine ständige Sturzangst auszulösen.
Nicht so gut ist die Verpflegungssituation unterwegs: Während der erste (und auch nur mit Supermarkt-Süßigkeiten und (gut schmeckenden) Orangen bestückte VP bei ca. Kilometer 30 kommt, wurde der nächste nicht etwas etwas VOR dem Anstieg auf den Cerro de Sao Miguel platziert, sondern nach ca. 80 Prozent dieses steilsten Stücks.
Mir egal, ich bin hier im Urlaub und gönne mir trotzdem noch mehr wohlschmeckende Orangen und Süßigkeiten. Dann geht es recht unspektakulär wieder bergab, und wir sind wieder in den Vororten von Faro, dieses Mal allerdings den weniger malerischen. Nur einseitig gesperrte, flache Landstraßen führen uns durch Obstplantagen und Industriegebiete, bis es schließlich unter der Autobahn hindurch Richtung Stadt und dann ins Ziel geht.
An dieser Stelle bin ich kaputt, das merke ich, als ich nach nur knapp 90 Kilometern keinen Endspurt mehr hinlege. Die Strecke erinnere ich nicht als besonders hart - nicht nur für Februar. Vielleicht haben auch die drei Tage im Sattel zuvor etwas Power zurückgebracht.
Außer der wohlverdienten Medaille erwartet alle Ankommenden jedoch eine böse Überraschung im Ziel. Denn dieses befindet sich nicht einmal in der Nähe des Starts, sondern ca. 3 Kilometer durch das Straßenlabyrinth von Faro entfernt. Nicht nur ich werde mich auf dem letzten Stück Rückweg noch einmal kräftig verfahren, den eine Beschilderung wurde natürlich nicht aufgestellt.
Im Startbereich dann Licht und Schatten: zu den Duschen ist es vom Parkplatz aus wirklich weit, der Weg auch alles andere als selbsterklärend über das wenig gepflegte Gelände eines Sportstadions. Dafür hat die Zielverpflegung den Status einer Mahlzeit. Freundliche und zahlreiche Freiwillige bieten unterschiedliche Arten, Nudelsalat, gemischten Salat und Desserts an. Das mit Abstand beliebteste Getränk im Zelt ist das heimische Bier in den 0,25-Liter-Flaschen (man darf so oft nachholen, wie man will). Auch die Motorradstaffel der Polizei, die aus meiner Sicht die Strecke überall dort gesichert hat, wo es nötig war, greift hier nun zu ;-)
Als (von mir nicht so empfundenes) Hightlight wartet unsere Reisegruppe jeden Tag auf die Profis und hat auch Zugang zum VIP-Bereich. Dass es dort vor Auto- bzw. Busabgaben flirrt, wusste ich vorher und kann sich jede*r denken:
Würde ich also wieder an der Algarve Radfahren und gar am Granfondo teilnehmen?
Uneingeschränkt ja, denn es ist eine Region mit toller Landschaft, die zumindest von Rennradfahrern noch nicht überlaufen ist, und im Februar wärmeres und zuverlässigeres Wetter bietet als "Malle".
Würde ich den Reiseveranstalter/Radverleih empfehlen? Hier gibt es Licht und Schatten. Über die Qualität der Bikes und des Service habe ich bereits Anmerkungen gemacht. Auffällig fand ich auch, dass ich eine mechanische 105 buchen musste, um in der (vom Veranstalter so beschriebenen) bergigen Region 50:34 und 34:11 zu haben. Die Di2 hatten alle maximal 32:11.
Die Gesamtorga war gerade noch ok, wobei ein Zu-Knapp-Kommen zum Highlight-Event in meinen Augen schon irgendwie strange ist. Schön waren die Ausfahrten, Orte, kleinen Sehenswürdigkeiten und Speiselokale, die ich sicherlich als Touri auf eigene Faust nicht gefunden hätte. Ein paar Impressionen:
Fazit: Fahrt unbedingt (im Frühjahr oder Herbst, wenn es nicht zu heiß ist) an die Algarve. Nehmt eigene Räder mit. Ladet GPS-Tracks runter und guckt links und rechts. Es lohnt sich, auch und wahrscheinlich gerade auf eigene Faust!