AW: Glocknerkoenig und Bergtraining
Zwei verschiedene Kraftausdauern gibt es nicht. Beide Formen der Kraftausdauer (Schnitt bei schneller Fahrt in der Ebene und Steigleistung in den Bergen) sind über den Parameter der Leistung und des Gewichtes recht eng miteinander verknüpft. Duch die Performance in der Ebene (nicht GA-Fahrten, sondern schnelle Fahrt!!) kann man also recht gut eine zu erwartende Performance am Berg angeben.
Habe ich irgendwie auch gedacht, war mir aber nicht "sicher".
Trotzdem verunsichert mich dabei etwas. Warum sind Bergfahrer im Flachen eher im Mittelfeld oder hinten? Spielt da die Masse eine Rolle? Das kann ich mir nicht erklären. Mein Ex (A, hatte Berge sehr viel lieber als Flaches) hat sich immer beklagt, wie die anderen "im Flachen Druck machen". Am Berg war er dann wieder vorne....und bei Bergzeitfahren auch vorne dabei, und die "anderen" nicht. Das mit dem Flachen hat sich erst gebessert durch vermehrtes Training dort (Kraftausdauer im Flachen).
Ein bissel einschränkend könnte am Berg ganz oben vielleicht noch die dünnere Luft hinzukommen.
Du klingst wie jemand, der mir weißmachen sollte, im Winter ist man langsamer, weil da die Luft dichter ist (höherer Widerstand)....
Oder ... halt... da müsste man ja ganz oben wieder schneller werden?!?
Es spricht nichts gegen eine 80er oder 90er Kadenz am Berg - wen man die dafür erforderlichen leichten Gänge an Bord hat. Hätte der OP was von Zweifach-Heldenkurbel gesagt, dann wäre das analoge Ebenentraining tatsächlich noch mit einer Trittfrequenz-Restriktion zu verbinden. Da aber leichte Gänge vorhanden sind, kommt *er* netterweise auch ohne Berücksichtigung dieser Randbedingung aus.
Stimmt. Er soll erstmal hochfahren, wenn er dann nächstes Jahr nochmal will, soll er aber vorher bissel trainieren, mit Kraft un so, gelle ?
Wir lassen uns hier aus und er kriegt wohlmöglich nur noch Panik, was ihm nich weiter hilft.
Vorsicht, unter maximalkräftigen Belastungen versteht man in der Trainingslehre eigentlich Belastungsintensitäten bei denen man max. 3Wiederholungen durchhält. Ob diese Schnellkraft-ähnliche Belastung wirklich die richtige Basis ist, wage ich mal sehr zu bezweifeln, da der damit hervorgebrachte Fasertyp nicht der richtige für Ausdauer und Kraftausdauer ist. Auch sind maximalkräftige Belastungen vorwiegend anaerob. Wer den Glockner anaerob hochfahren will, der kommt mit kristallinem Laktat im Blut nirgends an. Wichtig ist es vielmehr, den Laktat-Abbau zu trainieren, damit der Muskel nicht nach den ersten Paar hundert Höhenmeter schon total zumacht. Also Intervalle trainieren, die dann verlängert und in eine Kraftausdauer umgemünzt werden. Dazwischen aber auch genügend Grundlagenausdauer im aeroben Bereich bzw. mit genügend Reserven vor dem Ansäuern.
Also ich hab in meinem Lindner dazu Folgendes gelesen, ausprobiert und für (für mich) zutreffend empfunden, ich zitiere:
"...so kann festgestellt werden, dass höhere Geschwindigkeiten nur möglich sind, wenn entweder die Tretfrequenz oder die Übersetzung oder beides erhöht wird."
Ergo: Am besten mehr Kraftpotential und höhere Tretfrequenz (klar, schwererer Gang bei gleicher Frequenz). Mehr Kraft krieg ich aber nur durch ein dem entsprechendes Training. Nur durch hochkurbeln mit ner 90er Frequenz bekommt man nicht mehr Kraft, zumindest hab ich davon effektiv nichts gemerkt...
Weiter im Zitat, jetzt speziell zur Art des Krafttrainings im Studio, im Winter:
"Die ersten 4 Wochen steht die Ausprägung der Maximalkraft, die zweiten vier Wochen das Schnellkrafttraining und in der dritten vierwöchigen Periode das Kraftausdauertraining als Zielstellung auf dem Plan."
Lindner führt das dann noch weiter ziemlich exakt aus, also was, wie usw.
Also unterscheidet Lindner zwischen Maximal- und Schnellkraft, das wird auch an den unterschiedlichen Gestaltungen der Trainingsbereiche deutlich, dazu ist im Buch eine Tabelle, weiter vorn im Buch gibt es dazu auch unterschiedliche Definitionen.
Mir ist klar, dass ich am Berg mit Schnellkraft nicht viel anfangen kann. Mein Punkt war, dass ich, um am Berg bessere Ergebnisse zu erreichen, erstmal ein bestimmte Kraftniveau aufbauen, bzw. das vorhandene im Rahmen des sinnvollen erhöhen muss. Maximalkraft allein ist natürlich widersinnig. Da diese aber vorwiegend in der trainingsarmen Zeit trainiert wird, "nur" dem Aufbau eines höheren Kraftpotentials dient und immer in Verbindung mit dem darauf folgenden K-Ausdauertraining zu sehen ist, habe ich keine Bedenken, dass es kontraproduktiv ist.
Meine Erfahrung war bis jetzt immer, dass fehlendes (Maximal)Krafttraining sich in der Saison bitterböse rächt. Bitte lege mir das nicht als Eitelkeit oder sonstwas aus, aber am Berg bin ich der weiblichen Konkurrenz in meiner "Klasse" fast immer davongefahren. (dazu muss ich sagen, bergab haben sie mich dann oft wieder eingeholt...

)
Ich will unserm Neuling keineswegs einreden, er soll mal schön Maximalkraft bis zum Erbrechen machen und so den Glockner hoch. Eben gerade nicht!!! Es kommt auf einen sinnvollen Trainingsaufbau an, dazu gehört - auch - Maximalkrafttraining. Fragt sich halt nur, ob das jetzt noch sinnvoll wäre, außerdem scheint es ja nicht wirklich am Kraftpotential, sondern eher an der Ausdauer zu liegen (oder zu hohem Tempo am Berg...).
Und dass er mit wenig Blut im Laktat (oder so

) den Glockner nicht schafft, hab ich implizit mit "eigenen Rhythmus finden" und "ruhig überholen lassen" und "keine Zwischensprints" ja auch irgendwie gesagt...
Ähm, ja das wars erstmal.