cbk schrieb:
Na, aber wenn die Tourleitung jetzt mal wirklich aufräumt, könnte das die Sternstunde werden. Das im Radsport gedopt wird, ist doch allen Zuschauern klar (zumindest allen, die sich nichts selber ins Hemd lügen).
Genauso sehe ich das auch. Ich bin zwar ebenso geschockt, wie alle anderen, aber auf der anderen Seite wußte man schon immer, dass nahezu jeder Profi irgendwie dopt. Seien es nur die üblichen vom Arzt verschriebenen Asthma-Mittelchen (2/3 der Fahrer), die Medikamente zur Krebsnachbehandlung (LA), EPO (LA), Blutdoping (fast alle) oder andere Möglichkeiten. Wir wußten es und haben es immer wieder in die hinterste Ecke unseres Radsportherzens verdrängt. Nun sind wir geschockt und das ist trotz des Wissens um Doping ganz natürlich. Wir haben nun eben die Gewissheit, in welchem Umfang und wie viele Radsportprofis dopen. Meiner Meinung nach kann das dem Sport nicht wirklich schaden. In Sachen Doping sind die Zuschauer auch in Zukunft erstklassige Verdrängungskünstler. Radsport wird also auch in Zukunft beliebt sein und im Fernsehen übertragen. Außerdem wird`s dieses Jahr vielleicht recht spannend, da die großen Favouriten nicht am Start stehen. Ich werde nun erst Recht am 18. Juli in Alpe d`huez stehen. Ich hoffe nur, dass die Profis in Zukunft mehr Schiss vor einer eventuellen Doping-Enthüllung haben werden und sich nach dieser 58 Fahrer umfassenden Razzia dreimal überlegen, ob sie sich von irgendjemandem zum Dopen überreden lassen. Jeder ist sein eigener Herr und ich halte es für unfair, den Großteil der Schuld an Pevenage zu vergeben.
Ich habe noch immer die Hoffnung, dass es irgendwann einen Doping-freien Radsport gibt. Das mag zwar etwas blauäugig klingen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass dies möglich wäre. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die UCI abgelöst oder reformiert wird. Die statten die Dopingkontrolle mit viel zu geringen Mitteln (Geld, nicht Stoff!

) aus und das mit Absicht. Sie hätten mehr Geld zur Verfügung, aber die wollen gar nicht, dass viel entdeckt wird. Da fließen Gelder zwischen Profis (LA) und Vorstandsmitgliedern, unnachvollziehbare Regelungen verabschiedet (C-Probe ist nichts wert) und man will den Sport attraktiv gestalten (das ist die Krönung!). Meiner Meinung nach wird der Sport von den Athleten gestaltet, nicht von irgendeinem Verband. Diese Zielsetzung hat nämlich zur Folge, dass:
a) Die Kontrollen werden beschnitten, damit das Image nicht zu stark leidet UND die Tour/Rundfahrt schnell bleibt.
b) Die Kopfsteinpflaster-Abschnitte sind unter Profis durch die Bank gefürchtet und seit Jahrzehnten gibt es den Wunsch, diese Idiotie abzuschaffen. Nein, die UCI hält daran fest, da es für den Zuschauer attraktiv ist. Dass dann aufgrund von Leichtbaugeschichtchen und ähnlichem öfter mal Gabelschafte brechen (Pais-Roubaix 2006 z.B.) und sich bereits einige Fahrer schwer verletzten, wird dabei nur am Rande zur Kenntnis gekommen. Aber dieses am Rande zur Kenntnis nehmen bringt wiederum das nötige Salz in der Suppe. Die "Radsportfans" können dann sagen: "Oh, der Arme! Hat er sich wehgetan?" -JA, verdammt! Und er wird womöglich eine Weile lang ausfallen, aber das seht Ihr ja nicht.
Und die Kopfsteinpflasterstrecken sind nur ein Beispiel, wo die Attraktivität vor der Sicherheit der Fahrer steht...
c) Vorstandsmitglieder halten die Hand auf, wenn mal die eine oder andere Probe positiv getestet wurde, aber nicht veröffentlicht werden soll.
etc., etc., etc.
Dieser Mißstand im Radsport hat System! Ein System kann man verändern oder abschaffen!
Gruß,
fear