... beim Radfahren habe ich eigentlich nie "Hunger" im Kopf und auch keinen Appetit. Gerade wenn es anstrengend ist. Ich merke wirklich wie es die Berge schwerer hochgeht und wenn ich dann einfach weitermache wird irgendwann das Blickfeld eng und die Welt schwarz/weiß.
Sorry, da war wohl etwas mißverständlich.
Klar kann man sich bei Schwellen-naher Fahrt problemlos in 1,5-2 h in Richtung Hungerast schießen. Das geschieht aber mit oder ohne GA-Training in gleicher Weise.
Man muss zwei Dinge etwas getrennt betrachten: die Hungerast-Vermeidung bei geringer bis moderater Durchschnittslast und das Zufuttern eines möglichst hohen Anteils der während einer Fahrt verstoffwechselten Kalorien.
Erster Fall - geringe bis moderate Durchschnittslast:
Das Fahren in diesem Modus erfordert recht wenig KH-Zustupf. Das gilt für weniger intensive Grundlagenfahrten und lustigerweise auch für Flachland-Rennen bei Fahrten im Feld mit dem typischen Belastungsprofil von abrupten Wechseln zwischen 600 und 0 Watt. Hierbei ist die abgegebene Durchschnittsleistung und damit auch der Verbrauch in der Regel nicht viel höher, als bei einer Grundlagen-Trainingsausfahrt. Bei solchen Rennen kann man auch Gels konsumieren, man stirbt aber zumindest über Distanzen bis 80 oder sogar 100 km auch nicht ohne sie ... wenn eine Basalversorgung z.B. über das Getränk sichergestelt ist. Praktisches Beispiel: mein Rennen mit vergessenem Gel erforderte eine Durchschnittsleistung von 211 Watt bei einem Durchschnittstempo von 44 km/h. Die letzten beiden Runden lagen dann mit 268 W avgP zwar höher, waren aber weniger ein metabolisches als ein fahrtechnisches Problem, denn mein Vorderrad war platt.
Zweiter Fall - hohe Dauerlast:
Bei kontinuierlich zu erbringender hoher Last (mehrere Passfahrten, sweet-spot-Training über mehr als 90 min, kleine Fluchtgruppe im Rennen, ...) zieht man den Blutzucker massiver in den Keller und kommt in aller Regel alleine mit verdünntem Fruchtsaft nicht über die Runde. Hier musst Du zusätzlich Riegel, Gels oder anderweitig KH zuführen, um in der Leistung nicht nach spätestens 2-2,5 Stunden einzubrechen. Wer viel Grundlage trainiert, verliert an Schwellenleistung und mag dadurch scheinbar metabolisch resistenter werden - tatsächlich aber wird er/sie einfach auch langsamer und verbraucht entsprechend weniger. Wer die Schwellenleistung im Training steigert, der wird danach bei gleichem Tempo mehr Fettanteile verstoffwechseln können, da sich die aerobe Versorgungssituaton des Muskels verbessert hat. Das Muskel-Glycogen wie auch der Blutzucker werden dadurch geschont. An selektiven Kursanteilen (z.B. am Berg) wird er/sie aber einfach schneller fahren, so dass der KH-Bedarf wieder hoch ist, das Ganze aber auf einem höheren Leistungsniveau passiert. Die "Grundlagen-Kollegen" kotzen dann neben einem ab, werden in ihre muskuläre Erschöpfung oder in ihren Hungerast gefahren und meinen, sie müssten deswegen noch mehr Grundlage schrubben ... sollen sie meinen!
BTW: auch die Rundfahr-Profis futtern vor und nach langen Anstiegen kräftig zu. Die sollten ja genug Grundlage haben. Dennoch benötigen sie für die Schwellen-nahe Last den Zucker und müssen danach auch so schnell als möglich wieder regenerieren.
Fazit: Du kannst gerne wieder vermehrt "klassisch trainieren", nur erhoffe Dir davon nicht die falschen Dinge.