• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

Eigenbau: Ein Rahmen für meinen Vater

Die Lackierung hält ein bitterböses Ärgernis in Form eines neuen Klarlacks bereit, der absolut garnichts mehr taugt und stillschweigend eine sehr gute Rezeptur des selben Herstellers ersetzt hat. Ein widerliches Material ohne jede Härte und ohne ordentliche Vernetzung mit dem Untergrund; das habe ich so noch nie erlebt ...
...und ich kann mir absolut nicht erklären, warum ein Hersteller ein sehr gutes Material zugunsten eines ganz wesentlich schlechteren aufgibt.
Verzweifelter Versuch den Preis zu halten, obwohl die Grundstoffe teurer geworden sind?

Achja, klasse geworden :daumen: Ich hab ja auch ein Faible für gelbe Räder. Und wenn ich das mit den Bremsen lese, sollte ich vielleicht doch meine Abneigung gegenüber neumodischem Kram überdenken...
 

Anzeige

Re: Eigenbau: Ein Rahmen für meinen Vater
Ich habe hier ja einiges aufzuholen und mache jetzt einfach dort weiter, wo ich aufgehört hatte: Details löten.

Schutzblechösen: Extra rostfrei bestellt, extra in einer separaten Tüte neben anderen Teilen geliefert bekommen - und natürlich nicht rostfrei. Nun ja.







Trägerösen hinten, mit etwas Abstand und auf den ovalen Max-Streben wunderbar zu plazieren:



Weil diese Teile arg wenig Kontaktfläche mitbringen und ich vorher (!) wusste, dass sie nicht rostfrei sind, haben sie rostfreie Unterlegscheiben bekommen...



... wie das Anlötteil für den Velogical.



Zwischendurch gab es eine Menge nachzuarbeiten und ich war froh über einen ganzen Satz solcher Feilen:



Wieso sich in Silberlot kleine Hohlräume mit Flussmittelkristallen bilden können, verstehe ich allerdings nicht. Eine ähnliche Stelle gab es noch bei der Auftragslötung am Tretlagergehäuse.

Die Aussparung am Gabelkopf hat mir nicht gefallen und ich habe sie einfach mit Weichlot gefüllt. Natürlich nicht mit Profimaterial, deshalb können die Karosserieprofis hier auch gern laut schimpfen.
Gut saubermachen...



Flussmittel/Verzinnerpaste auftragen...





... und mit simplem Elektroniklot zulaufen lassen, das ganz passabel verlaufen ist und bislang hält. Auch an den Ausfallenden.







 
Anschließend gab es einiges zu polieren. Mit den üblichen drei Scheiben grob, mittel, fein und den üblichen zwei Sorten Polierwachs...



... und sorgfältig abgeklebten Bereichen mit dünnen Röhrchen, die Schaden nehmen könnten...





... wurde das schließlich mit geringem Aufwand ganz passabel.









Nur den Schriftzug hatte ich sehr sorgfältig von Hand vorgeschliffen, um mit der Maschine nicht so lang draufhalten zu müssen und dabei die Kanten womöglich zu stark abzurunden. Sie sind aber doch runder geworden, als erhofft.





Immer wieder lustig: Weil das Polierwachs warm wird, bekommt man garnicht mit, wie sich das eigene Gesicht nach und nach mit Wachs und Metallabrieb überzieht, bis es irgendwann ziemlich außerirdisch aussieht. Bzw. nach dem Waschen immernoch ein wenig gruftimäßig um die Augen.

 
Vor dem Grundieren habe ich den Rahmen nochmal zwei Tage lang in einem großen Wassertank mit einem Hauch Fertan versenkt, um eine gleichmäßige Oberfläche auf den "rostenden" Bereichen zu bekommen und auch wirklich alles Flussmittel aus den Hohlräumen zu entfernen. Der Hinterbau hatte von innen vorher noch gar kein Wasser gesehen, und das wurde langsam mal Zeit.
Mit gerade mal knappen 2 L Fertan auf ca. 110 L Wasser bekommt man altmodische Stahlsorten wie 25CrMo4 dauerhaft wunderbar schwarz, während sich die dunkle Schicht von modernen Legierungen wie "Spirit" wieder fast vollständig abwaschen lässt.







Nach dem sorgfältigen Abkleben der polierten Bereiche...



... folgt die übliche Epoxygrundierung. Weil ich die sehr lange Aushärtzeit meines bewährten Materials vermeiden und mal was neues ausprobieren wollte, habe ich eine Grundierung aus dem Bootsbereich verwendet, die preislich außerst fair ist, tatsächlich schneller hart wird und sich einfacher schleifen lässt - beinahe, wie normaler Acrylfüller. Ob sie auch so gut haftet wie die andere, kann ich nocht nicht abschließend sagen; es sieht aber ganz danach aus.
Das Material ist laut Beschreibung hellgrau, jedenfalls konnte man das als Bestelloption vermerken:



... ähm...



:D

Beim Schleifen wird durch den schwarzen Farbnebel wieder wunderbar deutlich, wie viel es eigentlich zu schleifen gibt:

 
Nach einer weiteren, dünnen Schicht mit weißem Füller stand die Farbwahl auf dem Plan.

Gesetzt war ja "ADAC-Gelb", RAL 1021, mit viel Silber und etwas Schwarz an den Anbauteilen. An sich nicht übel.

ADAC-Pannenhelfer.jpg


Aber andererseits... *grübel*

Mercedes-AMG-GT-S-in-gelb.jpg


So ganz ohne Effekt war mir die Sache etwas zu "billig", und ich denke, dass die Rechnung aufgegangen ist.











Hier sieht man ganz gut, dass bei einer mehrschichtigen Lackierung aus Vorlack (gelb), Metalliceffekt und Klarlack beim Abziehen des Klebebands schnell winzige Partikel aus den Rändern brechen können und die Kante nicht richtig glatt wird. Meistens lässt sich sowas aber mit feinem Schleifpapier, Spucke und Politur wieder richten.



Der Schriftzug muss nach dem Abschaben des Lacks (mit einer Messerklinge, wie schon nach dem Grundieren) auch nochmal poliert werden, das reicht aber von Hand und ist viel einfacher und ungefährlicher, als jetzt erst sämtliche Lack- und Grundierungsschichten abzuschleifen und das Metall dabei auch erstmals zu bearbeiten:



Natürlich hat auch der superleichte HED-Aufsatz auf seine weißen Dekore etwas Gelb bekommen:



Und die Schutzbleche konnten unmöglich poliert bleiben. Aber komplett lackieren? Nö, irgendwie auch wieder nicht.





Zielgenaues Abkleben und Anrauhen ist auf derart gleichmäßig gewölbten, konturlosen Oberflächen übrigens eine Sache für sich, und mit einem mehrschichtigen Lackaufbau aus Grundierung, Weiß, Gelb, Metallic und Klarlack lassen sich an solchen Stellen Kanten an den Übergängen nicht vermeiden - egal, wie hauchdünn man die Farbe aufzutragen versucht und wie schnell man das Klebeband nach dem Klarlack wieder entfernt.

Als kleinen Gag gibt es hinten etwas Reflexfolie am unteren Ende, die natürlich NICHT die angegebenen 20 mm breit ist, sondern 20,8. Das mache ich nochmal passend.

 
Zuletzt bearbeitet:
Wahnsinn! Man kommt aus dem Staunen nicht heraus!

Fast zu schade zum Fahren - habe mir gerade vorgestellt, wie´s mir ginge, wenn ich mir in diese Preziose die ersten Macke reingehaut habe...
 
Echt Klasse Arbeit...Hut ab...bin erst jetzt auf das Topic hier gestoßen..Sehr schöne Doku!!
 
Alter, du bist so ein krasser Freak!
Hut ab vor deinem Können und deinem Perfektionismus!
Ich brenne darauf das Endergebnis zu sehen.
 
Wahnsinn! Man kommt aus dem Staunen nicht heraus!

Fast zu schade zum Fahren - habe mir gerade vorgestellt, wie´s mir ginge, wenn ich mir in diese Preziose die ersten Macke reingehaut habe...

Nun ja: Als es nach der Anprobe bei meinen Eltern im Wohnzimmer stand, ist es ohne Fremdeinwirkung einfach umgefallen und hat sich eine Schramme an der Gabel geholt. Die sieht man aber nur, wenn man weiß, wo man suchen muss. Ansonsten ist das ein Fahrrad, also zum Fahren gedacht - es wird und darf also Macken bekommen.
 
Nun ja: Als es nach der Anprobe bei meinen Eltern im Wohnzimmer stand, ist es ohne Fremdeinwirkung einfach umgefallen und hat sich eine Schramme an der Gabel geholt. Die sieht man aber nur, wenn man weiß, wo man suchen muss. Ansonsten ist das ein Fahrrad, also zum Fahren gedacht - es wird und darf also Macken bekommen.

Wow, dann darf man das bestimmt auch mal anfassen! :rolleyes:
 
@Knobi
Was mich als altgedienten Chaosschrauber verblüfft ist das Rätsel woher Du Deine Kenntnisse und Fähigkeiten hast??? Meines Wissens hast Du beruflich mit Grafik und Druck zu tun . Im Werkuntericht an der Grundschule bekommt man, zumindest in Bayern, so was nicht beigebracht.
 
Zurück
Oben Unten