Hi,
ich bin ebenfalls Anfänger und stehe/stand vor der gleichen Frage. Bin 43 J., habe nie irgendeinen Sport gemacht, hab vor 18 Monaten mit dem Rauchen aufgehört nach über 25 Jahren und hab mir zu der Zeit zusammen mit meiner LG bei einem Fahrradverleih ein Pedelec ausgeliehen. Einfach um mal ein bischen durch die Gegend zu gondeln. Da ich dabei ziemlichen Spaß hatte, hab ich mir auch ein Pedelec gekauft als Trecking-Rad. Damit bin ich dann soweit, sooft und solange gefahren, wie der Körper mitmachte ohne vom Rad zu fallen, wobei ich einige male tatsächlich nicht weit davon entfernt war. Übelkeit, Schwindel, die totale körperliche Erschöpfung. Ca 10 000km in 14 Monaten, mit unseren beiden Pedelecs und dem MTB von unserem Kuzren. Laut Brustgurt befand ich mich praktisch immer im roten Bereich und hatte laut App über Stunden einen Durchschnittspuls von um 170, was für mein Alter und der Vorgeschiche recht viel ist.
Nachdem ich dann auch 2 mal Schmerzen in der Herzgegend hatte, bin ich erstmal zum Hausarzt und dann direkt zum Kardiologen. Die
Pumpe ist aber OK. Irgendwie hat es aber genervt, dass ich mit dem Treckingrad zwar ne ganze Zeit 30 halten konnte, aber am Ende der Schnitt je nach Verausgabung bei 18-23 km/h lag.
Dann fängt man an im Internet zu lesen, und stellt fest, dass es viele widersprüchliche Empfehlungen gibt. Im Kern sind sie gleich, werden aber scheinbar gerne mal aufgeweicht und variiert, damit die ganzen Fitnessapostel auch morgen noch Inhalte haben, mit denen sie ihre Webseiten und Zeitschriften füllen.
Sehr interessant ist der Thread hier, zu der steigenden Wattleistung bei sinkender TF, denn genau die Erfahrung hab ich selbst ohne
Powermeter machen können. Meine persönliche Leistungsgrenze erreichte ich früher recht schnell, weil mir der Atem ausging. Ich hatte mir nämlich aufgrund der Empfehlungen eine hohe TF zu fahren, eine solche angewöhnt. Schon auf dem Pedelec. Für mich war halt naheliegend, dass es am Rauchen lag, ich vermutlich auch kein Talent zum Ausdauersportler habe und natürlich auch das jahrelange Training fehlt. Ich musste dann auch feststellen, dass ich zwar stundenlang an meinem Limit Rad fahren konnte, aber keine 10 min mit 10 km/h laufen. Immer war es die Atmung, die die Grenze setzte. Dann kam ich drauf langsamer aber kräftiger zu treten, weil bei mir dann der Puls sank, und ich auch weniger Probleme mit dem Atmen hatte. Den Nachteil merkt man allerdings nach 30,40,50 Minuten, denn die Beinmuskulatur ermüdet dabei viel stärker. Man hat zwar anfangs das Gefühl nicht am Limit japsend durch die Gegend zu fahren, aber irgendwann will der Muskel dafür nicht mehr, was bei schneller TF erst sehr sehr viel später der Fall ist. Ich persönlich kann mit einer hohen TF viel länger eine hohe Leistung bringen, auch wenn es sich subjektiv viel anstrengender anfühlt, weil Puls und Atmung mehr "rattert".
Seit Dezember fahre ich nun Rennrad und bin heute das erste mal einen 29,5 Schnitt auf ca. 50 km im Flachen gefahren. Überhaupt fahre ich fast nur in der Ebene...Die Geschwindigkeit beim fahren liegt zwar immer zwischen 30-35, sehr kurzzeitig auch mal über 40, aber dank Ampeln, Kreuzungen, Kreisverkehren und anderen Hindernissen sinkt der Schnitt halt auch recht schnell ab.
Ich bin 6 Tage hintereinander je 70 km ambitioniert gefahren, wobei am 6 Tag schon eine deutliche Müdigkeit zu spüren war, und bin dann heute nach einem Tag Pause meinen bisher schnellsten Schnitt gefahren.
Den Sprung nach vorne macht man nach meiner Erfahrung tatsächlich nach Pausen, wenn man ausgeruht ist und förmlich explodiert. Ebenfalls wichtig für einen guten Schnitt, ist das gleichmässige Fahren. Schnelle Intervalle oder Zeiträume in denen du hohe Leistung abrufst ermüden dich mehr, als sie auf die Gesamtzeit bringen. Der optimale Punkt ist da, wo du die Strecke mit konstanter Leistung gerade noch bis ins Ziel schaffst. Und da kommt es dann darauf an, deinen persönlichen optimalen Arbeitspunkt aus TF, Kraft, Geschwindigkeit und Zeitdauer zu finden.
Und noch eine Sache zum Leistungssprung im Sommer, der hier ja auch erwähnt wurde: Ich bekomme deutlich schlechter Luft, wenn es kalt ist. Selbst wenn die Lunge nicht brennt, spührt man einfach den Unterschied in der Sauerstoffversorgung bei 22 Grad und 3 Grad. Zumindest ist es bei mir ganz eindeutig so.