AW: Der "Doping in anderen Sportarten" Thread
"Austauschbares Verbrauchsgut" ist die Sicht aus dem System der Gelddruckmaschine Profisport heraus und das ist auf den ersten Blick vielleicht zynisch, aber die bittere Wahrheit. Denkt mal drüber nach, wie mit Sportlern umgegangen wird.
Beispiel Turnerinnen. Die müssen ihre Karriere lang Mädchen bleiben, bekommen allen möglichen Kram um die Fraulichkeit noch etwas hinauszuzögern, und wenn die ersten Rundungen kommen ist es vorbei mit dem Spitzensport. -> Austauschbares Verbrauchsgut.
Nehmt euch irgendeinen Sportler der ständig verletzt ist (warum auch immer). Wie lange wird der von Medien/Fans getragen? Wie lange vom Verein durchgefüttert? -> Austauschbares Verbrauchsgut.
Wie lange erinnert man sich an einen zu verlieren beginnenden Champion? Was ist mit dem alternden Champion, der nur noch hinterherfährt? -> Austauschbares Verbrauchsgut.
Wie viel Presse (und welche) bekommt solche Sportler noch? Wie sieht es dann noch mit einem Mitverdienen der "Vampire" aus? Der Profisport ist ein Wirtschaftsfaktor, der nicht zu knapp Geld macht, und der Großteil der Sportler kommt dabei erst ziemlich zum Schluss. Eine Riesenrolle spielen die Medien, die ständig Nachrichten brauchen. Der Sport liefert sie. Der Sport füllt günstig Sendplätze im TV aus, für die man sonst etwas produzieren müßte, Sportnachrichten und Ergebnisse füllen Tageszeitungen und Magazine. Welchen Interessen haben also die Medien am Profisport? da braucht man also nicht mehrzu staunen, dass Dopingberichte über "andere Sportarten" irgendwie so Montagsabends zwischen 23 und 0 Uhr gezeigt werden.
In den bestehenden Strukturen zählt der einzelne Sportler nur solange etwas, wie er Leistung bringt. Ist er verbraucht, wird er ausgetauscht. Jeder Sportler ist früher oder später ersetzbar durch einen mehr oder weniger erfolgreichen Nachfolger. Und mit diesem Wissen muss er, in der Zeit die ihm bleibt, so viel wie möglich erreichen. Sein Umfeld wird dies fördern, um ebenfalls ordentlich zu partizipieren (= hauptsächlich mitzuverdienen). Auf gut deutsch: es wird alles getan, um den Goldesel möglichst lange am Dukaten scheißen zu erhalten. Dabei kommen auf hohen Niveau sehr früh bereits Substanzen ins Spiel. Und das ergibt ein Denken wie im Drogenmilieu, durch die jahrelange Heranführung, Rechtfertigung ("der macht es ja auch") und evtl. noch herbeipostulierten Notwendigkeiten z.B. um körperliche Nachteile "auszugleichen", herrscht kein Unrechtsbewußtsein mehr beim Athleten, genau wie bei einem Drogenabhängigen. Der spricht völlig überzeugt davon in die Mikrophone, das er nicht dopt.
Im Business zählt nur der Erfolg. Die Zeiten, des olympischen Gedankens, wo einem Poulidor als ewigem Zweiten zugejubelt hat, sind lange vorbei. Ganz im Gegenteil könnte heutzutage Sportler wie Eddie the Eagle und Moussambani nicht mehr an internationalen Wettkämpfen teilnehmen.
Als Zweiter ist man heute der erste Verlierer. Und solange dieses Denken im System Profisport vorherrscht, und mit System meine ich die Gesamtheit _aller_ Beteiligten (Politik, Verbände, Vereine, Funktionäre, Trainer, Manager, Sportler, Zuschauer, Sponsoren und Medien(!)), solange wird sich an Doping und Korruption nichts ändern. Der Impuls muss aus der Gesellschaft (Fernbleiben, Desinteresse -> Geldentzug) oder der Politik kommen. Der Sportler hat da fast nichts dazu zu sagen, weil der nächste Ricco schon in den Startlöchern steht, um seinen Traum zu verwirklichen.