Auch 2025: Das Zauberwort heißt Aero
Neben den packenden Rennen selbst steht bei Paris Roubaix vor allem das Material im Fokus. Die 19 Pavé-Sektoren, die die Frauen am Samstag bezwingen müssen, beziehungsweise die 30 knallharten Abschnitte, die im Männer-Rennen auf dem Speiseplan stehen, sind der ultimative Härtetest für Menschen und Maschinen. Dazu handelt es sich bei Paris Roubaix um ein ziemlich flaches Rennen. Essenziell ist es also, ein möglichst schnelles und aerodynamisches Rennrad zu fahren, das gleichzeitig robust ist und so viel Komfort bietet, wie es eben nur geht – solang der Speed dadurch nicht beeinträchtigt wird.

Wie schon im Vorjahr war das Erfolgsrezept auch in diesem Jahr: Speed is King. Pauline Ferrand-Prevot und Mathieu van der Poel waren beide auf Arbeitsgeräten unterwegs, die man eher in die Aero- als in die Komfort-Ecke schieben würde. Die beiden Rennräder der Paris Roubaix 2025-Gewinner haben wir uns bereits ausführlich angeschaut.
Allerdings hat man im Fahrerlager nicht durchgehend die Aero-Renner des jeweiligen Sponsors gesehen. So war das Männer-Team von Visma Lease a bike beispielsweise auf dem Cervélo Soloist unterwegs – inklusive Gravaa-System, um den Luftdruck in den Reifen während der Fahrt anpassen zu können. Stichwort Reifen: Je dicker, desto besser, jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. 32 mm und Reifendrücke von knapp über 3 bar scheinen in diesem Jahr der Schlüssel zum Erfolg gewesen zu sein (3 bar am Rennrad, das hätte mal jemand vor 10 Jahren sagen sollen, der Setzer).
Speed, 1x und dicke Reifen
Bei den Antrieben waren die Meinungen wohl gespalten, denn 1x-Kettenblätter waren ungefähr genauso häufig vertreten wie 2x-Schaltungen. Das hängt wohl in erster Linie mit den Antriebs-Sponsoren zusammen: Während von SRAM unterstützte Profis praktisch durchgehend mit 1x-Kettenblatt und Kettenführung gefahren sind, waren Shimano-Fahrer fast ausschließlich auf 2x-Setups mit Umwerfer unterwegs. Der Umwerfer dürfte aber viel eher als Schutz für die Kette gedient haben; auf dem kleinen Blatt dürfte man wohl nur in absoluten Ausnahmefällen unterwegs gewesen sein.

Davon abgesehen spielt der Komfort bei Paris Roubaix eine entscheidende Rolle. Dick gewickelte Lenkerbänder, die oft bis nach ganz weit innen zum Vorbau gereicht haben, waren keine Seltenheit – dazu hat man den ein oder anderen Lenker mit speziellem Flare erspähen können. Und nicht wenige Profis haben zusätzliche Schalt-Taster auf der Innenseite des Oberlenkers befestigt, um in eben jenem auf den Pavé-Sektoren im Notfall noch schalten zu können.
Über den Sinn und Unsinn von Reifen-Inserts konnte man sich hingegen vortrefflich streiten. Quintessenz: Durchaus praktisch im Worst Case, um es noch zum Laufrad-Wechsel zu schaffen, aber eigentlich auch überflüssig, weil man dann ohnehin abgehängt keine Chance mehr hat. Wir wünschen viel Spaß beim Rundgang durch die Boxengasse von Paris Roubaix 2025!
19 Tech-Highlights der Männer von Paris Roubaix 2025
Colnago V4Rs – UAE Team Emirates
Den Auftakt macht eines der absoluten Highlights: Mit Tadej Pogačar ist erstmals seit rund 30 Jahren wieder der amtierende Tour de France-Sieger bei Paris Roubaix an den Start gegangen. Sein Arbeitsgerät: Ein Colnago V4Rs in der unverkennbaren Weltmeister-Lackierung. Interessant ist, dass der Slowene nicht zum Aero-optimierten Y1Rs gegriffen hat. Unklar ist, was hier den Ausschlag für das wohl etwas komfortablere V4Rs gegeben hat. Am Material hat es jedenfalls nicht vorrangig gelegen, dass Pogi bei seiner Paris Roubaix Elite-Premiere nicht zum Sieg gerast ist: Im Duell mit Mathieu van der Poel wurde er letztlich von einem eigenen Fahrfehler mitsamt Sturz ausgebremst. Dabei hat er allerdings auch die Kette verloren – möglicherweise wäre ein 1x-Antrieb mit Kettenführung in diesem Fall die klügere Wahl gewesen. Aber: Wäre, wäre, Fahrradkette …






Cannondale SuperSix Evo – EF Education EasyPost
Schon aus 10 Kilometern gegen den Wind zu erkennen sind die Räder und Profis vom Team EF Education EasyPost. Das Cannondale SuperSix Evo Lab71 des Teams ist in knalligem Pink lackiert und optisch ein echter Leckerbissen. Auf den Vision 45 SL-Laufrädern waren allen Bikes Vittoria Corsa Pro-Reifen in 32 mm Breite aufgezogen – eine sehr populäre Wahl an diesem Wochenende.




Pinarello Dogma – Ineos Grenadiers
Als Mitfavorit ins Rennen gegangen, ist Paris Roubaix 2025 für Filippo Ganna nicht gerade nach Plan verlaufen. Ein Defekt zu Beginn des Rennens hat den Italiener früh zurückgeworfen. Zwar konnte er sich zurück ins Hauptfeld kämpfen, doch auch aufgrund dieses Kraftakts waren Mathieu van der Poel und Co. zu stark an diesem Wochenende. Während sein Team-Kollege Josh Tarling ein absurd großes 62 Zähne-Kettenblatt gefahren ist, war der Drittplatzierte von Mailand Sanremo auf einem relativ normalen Dogma-Aufbau unterwegs.


Specialized Tarmac SL8 – Red Bull Bora – Hansgrohe
Das Bike der Wahl von Red Bull Bora Hansgrohe war erwartungsgemäß das Specialized Tarmac SL8 in Team-Lackierung. Unterschiede gab’s hinsichtlich der Cockpit-Wahl – teilweise waren die Teamfahrer auf zweiteiligen Cockpits unterwegs, teilweise aber auch integrierten Lösungen. Einigkeit herrschte hingegen beim Antrieb: 1x mit Kettenführung hat man an allen Bikes des Rennstalls gesehen.
Interessant ist, dass das Specialized S-Works Roubaix – einst als Competition-Rennrad speziell für den Kopfsteinklassiker gestartet – von diesem WorldTeam nicht eingesetzt wird.





Ridley Noah – Uno-X Mobility
Ziemlich interessant ging es beim Team Uno-X Mobility zur Sache. Das Ridley Noah ist eines der aggressivsten Aero-Bikes und entsprechend wohl nicht unbedingt ein Komfort-Wunder. Auch deshalb war das Team auf DT Swiss GRC 1100-Laufrädern unterwegs. Die Felgen bauen flach und sind eigentlich für den schnellen Gravel-Einsatz optimiert, scheinen für Paris Roubaix aber auch keine schlechte Wahl zu sein: Der Norweger Markus Hoelgaard war auf dem Ridley Noah früh in der Ausreißer-Gruppe vertreten und konnte am Ende einen starken 8. Platz belegen.



Scott Foil – Q36.5
Nicht auf dem kürzlich vorgestellten Addict, sonderm auf dem Aero-optimierten Scott Foil ist das Team Q36.5 an den Start gegangen. Ein besonders interessanter Aspekt am Aero-Renner sind die Laufräder aus dem Hause Zipp, bei denen es sich offenbar um Prototypen handelt. Dafür sprechen die abgeklebten Decals. Die Carbon-Felgen scheinen über eine neue Version von SRAMs hauseigenem TyreWiz-System zur Überwachung des Luftdrucks zu verfügen – Details wollte man verständlicherweise keine preisgeben.






Cube Litening Aero – Intermarché Wanty
Das Team Intermarché Wanty ist bei Paris Roubaix auf dem Cube Litening Aero über Stock und Stein geknattert. Teilweise waren die Team-Fahrer auf extrem breiten Reifen und sogar Shimano GRX Gravel-Schaltungen unterwegs – etwas gemäßigter ging es beim gezeigten Arbeitsgerät des Sprint-Stars Binyam Girmay zur Sache.





Trek Madone – Lidl Trek
Seit geraumer Zeit ist das Trek Madone das Arbeitsgerät der Wahl für Lidl Trek. Schon bei den vergangenen Klassikern sind einige Fahrer wie etwa Mads Pedersen mit 1x-Antrieben gefahren. Bei Paris Roubaix hat der US-amerikanische Rennstall grundsätzlich an dieser Idee festgehalten, aber ein SRAM Red XPLR 13fach-Schaltwerk mit einer eng gestuften 12fach-Kassette kombiniert. Dazu wurde das Schaltwerk kurzerhand aufgebohrt, um eine besonders lange Begrenzungsschraube durchsetzen zu können. So wollte das Team von einem deutlich stabileren Schaltwerk profitieren. Am Ende wurden die durchaus vorhandenen Siegchancen von Mads Pedersen jedoch durch einen Reifen-Defekt im Moment der Attacke von Pogacar zerstört.








Cannondale SuperSix Evo – Unibet Tietema Rockets
Ähnlich wie EF Education EasyPost sind die Unibet Tietema Rockets auf ziemlich auffälligen Cannondale SuperSix Evos unterwegs. Etwas aus der Reihe getanzt ist das Arbeitsgerät von Lukas Kubis – der amtierende slowakische Meister hat eine spezielle Lackierung für sein SuperSix bekommen, die durchaus zu gefallen weiß. Griptape auf der Innenseite des Flaschenhalters soll dafür sorgen, dass die Flasche an Ort und Stelle bleibt – eine Modifikation, die auch an anderen Rädern zu sehen war.



Canyon Aeroad CFR – Movistar
Ein Wochenende zum Vergessen war Paris Roubaix 2025 für das Movistar-Team: Keiner (!) der insgesamt acht Fahrer hat es am Sonntag ins Ziel in Roubaix geschafft. Am Arbeitsgerät, dem Canyon Aeroad CFR, dürfte es allerdings nicht gelegen haben, schließlich war Mathieu van der Poel auf diesem Rahmen der schnellste Fahrer des Tages. Auch hier waren die noch unbekannten Zipp-Laufräder mit integriertem Reifendruck-Sensor zu erspähen.



Giant Propel – Jayco AlUla
Eines der auffälligsten Teams ist mit Sicherheit Jayco AlUla, was neben den Outfits auch am extrem schicken Giant Propel liegt. Wir lassen die Bilder für sich sprechen …




Canyon Aeroad CFR – Alpecin Deceuninck
Das Sieger-Bike der Männer kam wie schon in den Vorjahren aus dem Hause Canyon: Mathieu van der Poel hat zum dritten Mal in Folge auf einem Canyon Aeroad CFR am Ende den größten Kopfsteinpflasterstein in den Himmel stemmen können. Sein Arbeitsgerät haben wir uns hier bereits ausführlich angeschaut – eine Replika-Version gibt es aktuell im Canyon-Webshop zu kaufen. 32 mm-Reifen und doppelt gewickeltes Lenkerband haben den Aero-Renner etwas komfortabler gemacht, doch irgendwie vermuten wir, dass der Niederländer selbst auf einem Einrad bei Paris Roubaix wohl unschlagbar wäre …







BMC Teammachine R – Tudor Pro Cycling Team
Ein starkes Rennen konnte Marco Haller am Ende auf dem 12. Platz beenden. Wie seine Teamkollegen war der Österreicher vom Tudor Pro Cycling Team auf der BMC Teammachine R unterwegs. Interessant ist die Wahl der Laufräder: Die DT Swiss GRC 1100 sind eigentlich für den Gravel Race-Einsatz konzipiert, eignen sich dank Aero-Optimierung ganz offensichtlich aber auch für Rennen wie Paris Roubaix.



Wilier Triestina – Groupama FJD
Das französische Team Groupama FDJ hat das Arbeitsgerät aus dem Hause Wilier mit den wohl aggressivsten Laufrädern kombiniert: An allen Wilier Triestina waren Miche Kleos 62 RD-Laufräder verbaut. Die Felgen des italienischen Herstellers haben eine Höhe von 62 mm und legen den Fokus damit eigentlich voll und ganz auf Aerodynamik – kein anderes Team war auf so hohen Felgen unterwegs. Glück im Unglück hatte dabei Stefan Küng auf seinem speziell lackierten Arbeitsgerät: Im Rennen ging der Schweizer heftig zu Boden, konnte das Rennen mit stark blutverschmiertem Gesicht aber zum Glück beenden.





Cervélo Soloist – Team Visma | Lease a bike
Soloist oder S5? Wout van Aert hatte beide Optionen zur Wahl und auch auf dem Support-Wagen. Am Ende war er aber trotz einiger Trainings-Experimente auf dem komfortableren Soloist unterwegs – wie auch der Rest des Teams. Das interessanteste Detail dürfte wohl das Gravaa-System sein, das von nahezu allen Visma Lease a bike-Fahrern genutzt worden ist. Per Knopfdruck am Lenker lässt sich der Druck in den 32 mm breiten Vittoria Corsa Pro-Reifen absenken oder erhöhen. Für eine Extraportion Sicherheit sind die Reifen tubeless aufgebaut und werden anschließend mit der Felge verklebt. Und auch sonst gibt es am Arbeitsgerät des Teams zahlreiche interessante Details – dazu in Kürze mehr in einem dedizierten Bike Check!






Van Rysel RCR-F – Decathlon AG2R Mondiale Team
Erst vor kurzem hat Van Rysel den Aero-Renner RCR-F vorgestellt und ein Großteil des Decathlon AG2R-Teams hat direkt zur neuen Version gegriffen – lediglich der Australier Oscar Chamberlain war auf dem RCR unterwegs. Ein Luftdruck von 3,2 bar in den 32 mm breiten Continental GP 5000 S-Reifen sollte dabei der Schlüssel zum Erfolg sein. Je nach Fahrer haben sich außerdem die Cockpit-Setups recht deutlich voneinander unterschieden.




Merida Reacto – Bahrain Victorious
Das Merida Reacto vom Team Bahrain Victorious war bei Paris Roubaix 2025 unter anderem mit 60 mm hohen Vision-Felgen ausgestattet. Damit ist die Auslegung klar. Gleichzeitig waren die Laufräder zumindest teilweise mit der AS-Version der Conti GP5000-Reifen ausgestattet. Die All Season-Ausführung bietet einen höheren Pannenschutz, was sich wiederum positiv auf den Komfort ausgewirkt haben dürfte.





Look 795 RS – Cofidis
Look steht drauf und ein Hingucker ist das 795 RS von Cofidis in der Tat. Im SRAM- und Shimano-dominierten Paris Roubaix-Feld tanzt das mit einer Campagnolo-Schaltgruppe ausstaffierte Arbeitsgerät (einziges Team mit Campa im Feld) von Cofidis aus der Reihe. Auch hier waren breite Vittoria-Reifen an der Tagesordnung.

Specialized Tarmac SL8 – Soudal Quick-Step
Tim Merlier hatte mit der Entscheidung am Sonntag zwar nichts zu tun, ein Hingucker ist sein Specialized Tarmac SL8 aber trotzdem. Der amtierende Europameister, der stark in die Saison gestartet ist, hat zu Ehren seines EM-Titels eine passende Lackierung an seinem Arbeitsgerät. Roval CLX Team-Laufräder und massive Kettenblätter aus Carbon haben in Kombination mit strammen Waden für den nötigen Vortrieb gesorgt. Auch hier: kein S-Works Roubaix zu sehen. On Specialized sein Kopfsteinklassiker-Modell endgültig in die Allroad- und Gravel-Race-Sparte schickt?


Die Arbeitsgeräte nach dem Frauen-Rennen: Zustand neuwertig, keine Gebrauchsspuren …
Unmittelbar nach Ende von Paris Roubaix Femmes avec Zwift hatten wir die Gelegenheit, in der Mixed-Zone einen Schnelldurchlauf durch die Arbeitsgeräte der Frauen zu machen. Details konnte man uns keine nennen – sehenswert sind die Räder der weiblichen Weltelite jedoch allemal!
Specialized Tarmac SL8 – Lotte Kopecky




Liv Langma – Liv AlUla Jayco


Canyon Aeroad CFR – Chloé Dygert & Rosa Klöser








Cervélo S5 – Pauline Ferrand-Prevot & Marianne Vos





Specialized Tarmac SL8 – FDJ Suez

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56 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIrgend was mit Lisa Beik oder so.
[Bild]
Movistar hatte früher oft sehr schöne Lackierungen an ihren Rädern.
Aktuell ist das eher langweilig.
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