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Zentrierständer selber bauen - Einfach und billig Edition

Procyon Iotor

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Moin,

da bei mir der nächste Laufradbau ansteht, habe ich mal alle Themen zu Zentrierständern hier durchwühlt. Der Tenor ist: Alles unter 200 Euro ist Mist, alles Weitere unter 1000 Euro ist brauchbar, aber nicht gut. Da mir 200 Euro zu viel sind für alle paar Jahre mal Laufräder Bauen und bisschen Zentrieren, und mir das Arbeiten im Rahmen nicht sonderlich viel Spaß macht, habe ich überlegt, wie ich einen Zentrierständer selber bauen kann.

Meine Ansprüche sind:
  • Universell (20" ... 28"; 100 mm ... 140 mm)
  • Billig (sonst müsste ich nicht selber bauen)
  • Nicht wackelig (sonst könnte ich mir gleich ein 60-Euro-Modell holen)
  • Einfach zu fertigen (Stadtmensch ohne Werkstatt, Werkbank und Standbohrmaschine, von Schweißgerät braucht man erst gar nicht erst reden)
  • Verwendung auch mit Reifen möglich (um mal schnell mit wenig Aufwand nachzentrieren zu können)

Ich bin, mit etwas Inspiration durch diesen Beitrag, auf abgebildete Lösung gekommen:
zentrierstaender2.jpg
Die Grundplatte (1000x300 mm) sollte in sich steif sein. 20 mm starkes Multiplex oder Ähnliches sollte dem genügen. Es wird eine Aussparung passend für das größterwartete Laufrad ausgeschnitten (28" mit 60 mm breiten MTB-Reifen).
Als Radaufnahme dient rechtsseitig ein fest verschraubtes kurzes Stück Winkeleisen oder Aluprofil mit (Lang)Löchern für die Achse. Für jede Radgröße ein separates Loch, so dass die Felge vorn immer an der gleichen Position sitzt.
Linksseitig ist ebenfalls ein Profil mit den gleichen (Lang)Löchern befestigt, dieses ist jedoch länger und im hinteren Teil der Grundplatte drehbar befestigt. Die Arretierung erfolgt mittels Flügelmuttern. Dass es sich je nach Achsbreite nicht mehr völlig parallel zum rechten Profil befindet ist mMn zu verkraften, aber weiteres Langloch hinten wäre auch denkbar.
Als "Fühler" können einfach mit Langlöchern versehene Sperrholzreste verschiebbar auf der Grundplatte montiert werden. Beispielhaft ist der für Höhenschläge in rot eingefügt, der für Seitenschläge würde demnach seitlich angebracht werden. Nachrüstung von Messuhren ist ohne viel Aufwand möglich, können mit einer einfachen Halterung auf der Grundplatte verschraubt werden.

Im Einsatz wird die Grundplatte seitlich mit Schraubzwingen an einem Tisch befestigt, damit spart man sich ein Gestell.


Erwartete Kosten:
Multiplexplatte: ca. 5-10 € (oder was aus der Restekiste)
Winkelprofil: ca. 5-10 € (Je nach Material und Dicke)
Schrauben, Muttern, Krimskrams: ca. 5€
===
Macht summasummarum 20€.

Benötigtes Werkzeug: Stichsäge, Bohrmaschine, Schraubzwingen, Schraubendreher, ev. Dremel.

Und nun zu meinem Anliegen:
Hat jemand Ideen, was noch besser ausgeführt werden könnte, was sich noch sinnvoll ergänzen lässt, und wo es Probleme geben könnte?

Sollte ich das Teil bauen, könnte es einen Baubericht und technische Zeichnungen geben.

Gruß,
PI
EDIT:
Mittlerweile ist der Zentrierständer einsatzbereit. Ich habe den Fortschritt hier dokumentiert, und technische Zeichnungen reingestellt. Bauzeit etwa 2 1/2 Stunden, Kosten etwa 25 Euro.
Teil 1-3
Teil 4
Teil 5-7
Teil 8
Technische Zeichnungen
18_lackiert_3.JPG
 
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Hilfreichster Beitrag geschrieben von drsweety

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Reicht auch voellig aus, man braucht ja nur eine stabile Unterlage wo man die Achsaufnahme(Winkel) dran befestigen kann. Kraefte entstehen ja nicht beim zentrieren, man prueft ja lediglich nur den Rundlauf.

Ich habe mir den Staender noch erweitert und ein einfaches Tensiometer dazu gegoennt.
medium_zentrierstaeder_IMG_4415.jpg

Ich baue im Jahr gerade mal 1 Laufradsatz, dafuer muss man nicht viel Geld rauswerfen.
 
Bei Deiner Lösung gefiel mir sehr gut, das sie ohne potenziell wackelige Arme und zudem mit wenigen Teilen auskommt. Ich frage mich, warum das nicht die Standardbauform ist.
Eine Messuhr fliegt schon bei mir rum, eine zweite hoffentlich auch bald.
 
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So, um mal denjenigen, die über keine gut ausgestattete Werkstatt verfügen und nicht viel Geld ausgeben wollen, etwas Motivation zu geben, sich trotzdem ans Bauen zu trauen, werde ich hier eine Art Bautagebuch erstellen. Technische Zeichnungen und Stückliste reiche ich eventuell nach, wenn die endgültige Version steht.

1) Einkauf / Kosten

Material:
  • Multiplexplatte 1000x300x15 mm (6,75€, Restekiste)
  • Alu-Winkelprofil 50x30x1000 mm, ca. 3 mm stark (13,95€)
  • Kleinteile folgen später
01_material.JPG

2) Holzzuschnitt

Werkzeug:
  • Lineal/Geodreieck
  • Bleistift
  • Zirkel
  • Stichsäge mit Holzsägeblatt
  • Bohrmaschine / 10 mm Bohrer für das Startloch für die Stichsäge. Alternativ Axt.
  • Schleifpapier (z.B. 120er Korn) oder mittelfeine Feile zum Entgraten

Zeichnung auf das Holz übertragen. Protipp: Spiegelverkehrt auf die Rückseite, damit die Stichsäge das Holz nicht auf der schönen Seite ausreißt.
Pilotloch für die Stichsäge bohren,
02_holz.JPG
Innenteil aussägen.Kanten mit Feile und/oder Schleifpapier entgraten (Bild 3).
03_holz_fertig.JPG

3) Winkelprofil, Episode I - Die dunkle Bebohrung

Das Winkelprofil wird in 2 Abschnitte zersägt, der kürzere rechte wird später fest verschraubt, der längere linke wird beweglich befestigt, um verschieden breite Achsen aufnehmen zu können.
Beide erhalten je 4 Radaufnahmen für verschiedene Laufradgrößen (20" / 24" / 26" / 28"), damit sich die Felge an der Messstelle stets auf gleicher Position befindet. Zu beachten: Die Reifengrößenangaben beziehen sich auf einen fiktiven Reifenaußendurchmesser, deshalb werden die ETRTO-Laufradgrößen verwendet, sie dem tatsächlichen Felgenschulterdurchmesser entsprechen. Also nicht über die verschiedenen Abstände zwischen den Aufnahmen wundern!
Code:
Zoll           | 28" | 26" | 24" | 20"
ETRTO          | 622 | 559 | 507 | 406
Abstand zu 622 |   0 | 31,5| 57,5| 108 (jeweils die halben Werte, also Radiusunterschied)
Werkzeug:
  • Lineal/Geodreieck + Bleistift
  • Hammer und Körner oder Nagel
  • Bohrmaschine mit 10 mm Bohrer und keinerem Bohrer zum Vorbohren
  • Metallsäge oder Stichsäge mit Metallsägeblatt
  • Feile zum Entgraten

Zunächst werden die Bohrpositionen innen am kurzen Profilstück angezeichnet (drauf achten, von welcher Seite die techn. Zeichnung abbildet!) und mit dem Körner oder Nagel anschlagen, damit der Bohrer Halt findet. Dann werden die beiden Profile Rücken an Rücken aneinandergeklemmt, damit sie die Löcher an gleicher Stelle erhalten und man nur halb so oft bohren muss. Wer nicht so blöd ist wie ich, macht das gleich auf der richtigen Seite des langen Profilstücks.
04_winkel_01.JPG
Nun werden die Löcher zunächst mit dem kleineren Bohrer vorgebohrt und dann auf 10 mm aufgebohrt. Geht bei Alu aber auch in einem Zug. Dann werden die Löcher mit der Metallsäge geöffnet und alles mit der Feile chic gemacht.
05_winkel_02.JPG
Erst danach werden die beiden Teile getrennt und entgratet.
Probesitzen mit 622er Laufrad / 100 mm Nabe. Zur Veranschaulichung der Position des langen Profils noch mal eine 130er Nabe. Die falschseitige Belochung des langen Profils wurde inzwischen korrigiert.
06_probesitzen.JPG
 
Das alles unter 200 € Müll ist kann man so nicht stehen lassen. Ich habe ein sehr massives Modell von Rose, ein Quasi-Nachbau des Parktool und der kostet um die 100 €. Die sind gut angelegt. Der lässt sich auch an einer Arbeitsplatte fest schrauben und da wackelt gar nix.

Die gesparte Zeit gegenüber dem Eigenbau-Ständer widme ich lieber dem Laufradbau an sich.
 
Das alles unter 200 € Müll ist kann man so nicht stehen lassen. Ich habe ein sehr massives Modell von Rose, ein Quasi-Nachbau des Parktool und der kostet um die 100 €. Die sind gut angelegt. Der lässt sich auch an einer Arbeitsplatte fest schrauben und da wackelt gar nix.

Die gesparte Zeit gegenüber dem Eigenbau-Ständer widme ich lieber dem Laufradbau an sich.

Noch mehr Zeit kann man sparen, wenn man die Laufräder bauen lässt.

Aber offensichtlich macht es dir Freude Laufräder selber zu bauen, genauso gerne stellen sich Leute in den Keller und bauen Vorrichtungen oder was auch immer, obwohl es das Zeugs fertig zu kaufen gibt.
 
Das alles unter 200 € Müll ist kann man so nicht stehen lassen. Ich habe ein sehr massives Modell von Rose, ein Quasi-Nachbau des Parktool und der kostet um die 100 €. Die sind gut angelegt. Der lässt sich auch an einer Arbeitsplatte fest schrauben und da wackelt gar nix.

Die gesparte Zeit gegenüber dem Eigenbau-Ständer widme ich lieber dem Laufradbau an sich.
Dann warst Du in den anderen 5000 Zentrierständer-Threads nicht präsent genug.
Zur gesparten Zeit: Reine Bauzeit ist relativ kurz, ich denke in 2 Stunden kann man das einsatzfertig hinbekommen.
könnte man auch so machen, gute Idee
Die Einfachheit der Konstruktion ist faszinierend. Einseitige Einspannung finde ich aber immer etwas gruselig.
 
Die gesparte Zeit gegenüber dem Eigenbau-Ständer widme ich lieber dem Laufradbau an sich.
Das ist ja auch richtig, ich hasse es eigentlich ein Laufrad zu bauen, bloss son ollen Rohrrahmen baue ich in der Haelfte der Zeit wie ich fuer ein Laufrad brauche, wobei ich solche Arbeiten ja auch beruflich mache und mir ein voller Werkzeugpark und Material kostenlos zur Verfuegung steht, deshalb brauche ich ja nichts zu kaufen.

Ich finde es immer gut, wenn jemand seine Bastelloesung fuer Andere anschaulich zur Verfuegung stellt, jeder hat ja nicht die Mittel und eventuell die Idee so etwas aus dem Kopf heraus zu bauen.
 
jaja, macht mal. Ich sehe das auch überhaupt nicht negativ – ich wollte nur darstellen dass es auch Zentrierständer unter 200 € gibt die nicht wackeln wie ein Lämmerschwanz.
 
Und weiter geht's.

4) Winkelprofil, Episode II - Angriff der Klonschrauber

Material:
  • 4 kurze Holzschrauben (< Dicke Grundplatte + Dicke Aluprofil; ca. 15 mm)
  • Schloßschraube M6x25
  • Flügelmutter M6
  • Unterlegscheibe M6

Werkzeug:
  • Bohrmaschine
  • Bohrer: 4,2 mm Metall / 3 mm Holz / 6 mm Metall (/ 6 mm Holz / 20 mm Forstner)
  • Senker
  • Schraubendreher

In das kurze Winkelprofil an die im vorigen Schritt angekörnten Stellen Löcher bohren (ca. 4-5 mm Durchmesser) und ansenken.
Winkelprofil so auf der Grundplatte positionieren, dass sich die Nabenaufnahme für 622 mm/28" in Fahrtrichtung mittig befindet und es an der Kante der Laufradöffnung bündig abschließt. Löcher markieren und mit 3 mm Holzbohrer vorbohren. Winkelprofil verschrauben.
07_winkel_03.JPG

Das lange Winkelprofil an entsprechender Stelle ankörnen und ein 6 mm-Loch bohren. Winkelprofil im Abstand von 120 mm parallel zum kleinen Winkelprofil ausrichten, so dass sich auch die 622 mm-Aussparung, wie auch beim kurzen Winkelprofil, in Fahrtrichtung mittig befindet. Das soeben gebohrte Loch auf die Grundplatte übertragen und auch hier mit 6 mm durchbohren. Von unten mit einem 20 mm Forstner-Bohrer das Loch in der Grundplatte etwa 4 mm ansenken und die Schlossschraube reinstecken. Wer keinen Forstnerbohrer hat lässt es halt bleiben, dann steht der runde Schraubenkopf eben raus. Schlossschrauben haben einen quadratförmigen Querschnitt am Schaft unterhalb des Kopfes. Dieser drückt sich ins Holz und verhindert so ein Verdrehen.
08_drehlager_unten.JPG
Auf der anderen Seite das Winkelprofil aufsetzen, Unterlegscheibe drauf, und mit einer Flügelmutter befestigen.
jaja, ist nicht wirklich eine Flügelmutter.
09_drehlager_oben.JPG
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Damit ist der Zentrierständer schon einmal einsatzbereit. Er ist sehr steif, und das, obwohl das lange Winkelprofil auf der Laufradseite noch keine Verschraubung mit der Grundplatte hat. Mangels festen Fühlern habe ich testweise ein Lineal angeklebt, damit bekäme man ein Laufrad schon mal problemlos gut hin. Die reine Bauzeit betrug bisher schätzungsweise 2 Stunden. Ist also kein großer Aufwand.
10_fast_fertig.JPG

Was jetzt noch ansteht, aber aus grenzenloser Liebe zu den Nachbarn verschoben ist:
  • Langes Winkelprofil links kürzen
  • Befestigungsschraube/Flügelmutter mit Langloch für das lange Winkelprofil anbringen
  • Messfühler und/oder Messuhren anbringen
  • Die Laufradöffnung noch etwas vergrößern, mit Reifen wird es momentan eng
  • Alles chico machen. Noch mal schleifen, eventuell lackieren.
  • CAD-Dateien/techn. Zeichnungen anpassen

Noch etwas: Eine senkrecht aus dem Rucksack ragende große Holzplatte ist ein absoluter Aero-Alptraum, die Rückfahrt vom Baumarkt war grausam.
 
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Dann warst Du in den anderen 5000 Zentrierständer-Threads nicht präsent genug.
Zur gesparten Zeit: Reine Bauzeit ist relativ kurz, ich denke in 2 Stunden kann man das einsatzfertig hinbekommen.

Die Einfachheit der Konstruktion ist faszinierend. Einseitige Einspannung finde ich aber immer etwas gruselig.


vielleicht was für unterwegs :daumen:
s-l1600.jpg
 
vielleicht was für unterwegs
Ist sicherlich auch mit wenig Aufwand günstig nachzubauen.
1 m Flacheisen 4€
Gewindestab M8 2€
3 Bolzen, Unterlegscheiben und Flügelmuttern 2€
1 Trick für die Tischbefestigung 8€

Metallsäge, 2 Bohrer, Gewindeschneider, und man ist dabei. Günstiger dürfte man das kaum hinbekommen.
Und als Höhenfühler hat das Sägeblatt der Metallsäge dann eine Zweitverwendung
 
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