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Warum sind insbesondere Rennräder und Zubehör so wahnsinnig teuer?

DerAndereBiker

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Hey ihr Lieben,

Gleich vorab: dieser Beitrag ist ernstgemeint! Ich habe mit Rennrädern absolut nichts zu tun und kann mir höchstwahrscheinlich deswegen auch nicht erklären, warum Rennrad fahren so teuer ist.

Kurz zur Einordnung: Ich bin leidenschaftlicher Motorradfahrer und kenne die Preise in der Motorrad-Branche. Ein sehr guter Freund ist leidenschaftlicher Triathlet und hat mir neulich erzählt, was seine Ausrüstung so kostet. Da bin ich glatt vom Höckerle gefallen…
Ich habe ihn dann gefragt, warum Rennrad fahren so teuer ist…er konnte mir leider keine wirkliche Antwort liefern.

Klar, die Stückzahlen sind geringer als in anderen Branchen, das hebt die Fertigungskosten sicherlich.
Auch kann ich mir gut vorstellen, dass die Materialien, die inzwischen zum Einsatz kommen (Carbon), nicht billig sind.

Und trotzdem! Wie kann es sein, dass ich ein neues Mittelklasse-Motorrad (z.B. die Suzuki SV650) in etwa für dasselbe Geld wie ein Mittelklasse-Rennrad bekomme (Ca. 6-7000€).
Mmn. Ist ja allein der Unterschied beim Material enorm (200kg vs <10kg).
Dazu kommt die Entwicklung eines Motors und des dazugehörigen Fahrwerks, die Zulassungsgutachten, etc.
Zumal man Bedenken muss, dass die meisten Teile am Motorrad für das jeweilige Modell individuell gefertigt werden, und beim Rennrad quasi nur der Rahmen wirklich Modell-definierend ist (soweit ich mitbekommen habe, werden abseits des Rahmens eigentlich immer Markenkomponenten verbaut, die man auch an anderen Rädern finden kann (Shimano etc).

Noch wilder wird’s aber bei Zubehör wie zb Trikots oder irgendwelche Aero-Wasserflaschenhalter. WAHNSINN was das kostet! Für ein bisschen Stoff/Plastik…(Natürlich steckt da auch mehr dahinter, da bin ich mir sicher).

Also, wie kann das sein? Nutzen die Hersteller den Trend und fahren krasse Gewinne ein? Sind Rennräder viel technischer und komplizierter als gedacht? Bitte klärt mich auf, ich bin sehr gespannt!

Und nochmal: Die Frage ist ernst gemeint, bitte nehmt es mir nicht übel, wenn ich euch damit vor den Kopf stoße…das ist nicht meine Absicht.

Genießt die Sonne,
DerAndereBiker
 

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Re: Warum sind insbesondere Rennräder und Zubehör so wahnsinnig teuer?
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Teutone

Hilfreich
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Ja logisch nutzen die Hersteller und Händler den Trend resp. die Nachfrage aus. Und wenn dann noch Bike xy in der Pro Tour regelmässig vorne dabei ist, steigt der Preis nochmals, weil es genug Freaks gibt, die dieses Rad oder zumindest ein Rad dieser Marke haben müssen. Und ja, die Margen sind sehr hoch, aber es gilt halt Angebot und Nachfrage, das nennt sich Marktwirtschaft.

Aber es gibt zum Glück auch noch ein paar Marken, die ein recht gutes P/L-Verhältnis haben wie z.B. Canyon, Cube, Rose oder Decathlon. Klar haben diese Hersteller auch Räder für über 5'000 Euro, aber auch wesentlich günstigere.

Auch das Zubehör kann man günstig kaufen. Wem es egal ist, dass der Flaschenhalter 40g statt nur 10g wiegt, der kann einen für wenige Euros kaufen.

Und bei den Klamotten kann man statt angesagte Kultmarken, auch ganz normales Zeugs und NoName zu einem normalen Preis kaufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch ich hatte hier, nicht als Erster, gerade erst einen Mopped-Vergleich gebracht. Wie Du sehen kannst, nehmen einige das mit mehr, andere mit weniger Humor.

https://www.rennrad-news.de/forum/t...r-langsam-wird-es-grotesk.181349/post-6085977

Aber zur Sache, trotz der vermeintlich hohen Preise gehen Radhersteller gern mal Pleite, denn dieses obere Preissegment ist nicht das, womit die Geld verdienen. Siehe VW mit seinem Bugatti, das ist eher eine Prestige-Sache, bzw. PR, Marketing.

Die Besonderheit ist, was Du hier als "ist doch nur 10 Kg" bezeichnest, das ist die hohe Kunst. Hier geht es dann eher um den Bereich um 7 Kilo, und die so stabil zu bauen, dass es hält, auch beim Bremsen, Kopfsteinpflaster, Sprinten. Rahmen, Gabel, aber auch die Anbauteile. Wir fahren auch mal bis zu 100 Sachen einen Alpenpass runter, und haben dann 2 Bremsscheiben a 100 Gramm, die das wegstecken müssen. Die haben dann teils auch mal eben schon Sandwich-Bauweise, um die Wärme besser abzuführen.

Einige Autohersteller sind (länger her) daran gescheitert, "mal eben" ein Rennrad zu produzieren. Mittlerweile geben sie nur noch ihr Logo dafür her, das Herstellen überlassen sie den anderen.

Im Vergleich zum Mopped- oder Autobau ist der Anteil an manuellen Arbeitsschritten, der Lohnanteil, unglaublich hoch. Die Hersteller überlegen sich, wie sie beim Carbon welche Fasermatten in welcher Ausrichtung verlegen.

Am Mopped oder Auto wird Carbon gern aus maschinell gewickelten "Endlos-Stücken", oder mit viel zu viel Materialüberschuss, oder nur für nicht konstruktiv tragende Teile verwendet, also Spiegel, Verkleidungen.

Wenn Du was "Konstruktives", Wichtiges, am Mopped aus Carbon haben willst, passiert nämlich auf einmal sowas, schon relativiert sich alles:

1712325685804.png
 
Noch wilder wird’s aber bei Zubehör wie zb Trikots oder irgendwelche Aero-Wasserflaschenhalter. WAHNSINN was das kostet! Für ein bisschen Stoff/Plastik…(Natürlich steckt da auch mehr dahinter, da bin ich mir sicher).
Na ja, hier gilt auch oft die Maxime: Je bisschen, desto teuer.

Will heißen, man bezahlt ja gerade dafür, dass alles leicht ist und trotzdem was aushält.
 
Fairerweise muss man sagen dass man leichte RR immer noch „günstig“ bekommen kann. Man muss nur auf Scheibenbremse, Aero-Integration und E-Schaltung verzichten. Das macht die Räder nicht schlechter.

Es ist der allgemeine Anspruch den neuesten ScheiXX zu fahren die die Räder verteuert.
 
Und trotzdem! Wie kann es sein, dass ich ein neues Mittelklasse-Motorrad (z.B. die Suzuki SV650) in etwa für dasselbe Geld wie ein Mittelklasse-Rennrad bekomme (Ca. 6-7000€).
Mmn. Ist ja allein der Unterschied beim Material enorm (200kg vs <10kg).
Wenn man dann noch die Suzuki mit einem PKW aus China vergleicht, dann frage ich mich, warum das Moped so wahnsinnig teuer ist. Sorry, war nicht ganz ernst gemeint.

Denke, dass hier v.a. industrielle Fertigung und hohe Stückzahlen den Unterschied machen. Dann kommt sicher dazu, dass es für viele bei Rennrädern um Lifestyle geht und nicht um ein Fahrzeug, um unkompliziert von A nach B zu gelangen.
 
Produktionskosten usw ist doch BS, der nur von Ingenieuren und Marxisten geglaubt wird.
Ein beliebiger Gegenstand hat den Preis auf dem Markt, bei dem sich der Verkäufer den höchsten Gewinn verspricht. Normalerweise gilt ja: höherer Preis = weniger Stückzahl und umgekehrt -> typische Preis-Absatz-Funktion (PAF). Da muss der Verkäufer eben für sich das Optimum herausfinden. Solange genug Leute gefunden werden, die bereit auch scheinbar absurd hohe Preise zu zahlen, hat der alles richtig gemacht.
Gibt aber auch atypische PAF: nicht wenige Menschen kaufen Güter gerade weil sie so teuer sind, dass sie annehmen, dass sich andere das gerade nicht leisten können, also steigender Preis = steigende Menge, wird auch schon mal 'Snob Effekt' genannt. Dazu muss aber auch die Marketing Abteilung ihren Job gut machen.
Speziell in diesem Markt: glaubt doch nicht, dass die Rennräder für fünfstellige Beträge für den europäischen Markt gedacht wären. Der interessiert doch schon lange keinen Luxus Hersteller mehr. In Dubai & Co sitzen die Leute mit dem Geld.
 
Ich fahre die große Vespa, die gute 7000€ kostet. Wenn ich dieses Fahrzeug mit einem 7000€ Rennrad vergleiche (also wirklich daneben stehe), sind das erhebliche Unterschiede, die ich da sehe. Bei allem.

Das 7000€ Fahrrad würde ich eher mit einer BMW vergleichen und da sind wir schnell in Richtung 30'000€.

Zubehör? Ein sicherer Motorradhelm fängt bei 300€ an. Einen sicheren Fahrradhelm gibt es für 20€ beim Discounter.

Das zieht sich komplett durch alle Bereiche.
 
Das ist ja nicht so, dass wir das alles schon mal ellenlang durchgekaut haben.
 
Beim Fahrrad wird vieles gehypt, was sich als dann als fehleranfällig oder überkonstruiert darstellt. Da muss man sich eine gewisse Gelassenheit und inneren Widerstand des Haben-Wollens angewöhnen. Beim Motorrad ist irgendwie alles wertiger konstruiert (TüV und Bauartgenehmigung sei Dank) und man fühlt sich als Endkunde nicht erst als Tester und wird nicht durch eher schnelle Modellwechsel in der Lösung allein gelassen.
Beim Motorrad wird es dafür bei Reparaturen und Wartungen mit Originalteilen aber im Verhältnis mal soooo riiiiichtig teuer. Da ist vom Kettensatz, Öl- und Luftfilter, Bremsbelägen, Auspuffanlagen, Bremsscheiben, Federbeinen, Gabelfedern, Bremsschläuchen, Lenkkopflager, Schwingenlagersatz alles aus dem Zubehörhandel eigentlich trotz namenhafter Hersteller günstiger und sogar besser.
 
[Direkte Antwort auf den Startpost]

Es gibt Leute die bereit sind viel zu zahlen. Also versuchen Anbieter denen etwas anzubieten was zumindest einen Hauch besser ist als das was sie denen anbieten die nicht ganz so viel zahlen wollen bzw können. Das kehrt sich dann schleichend um, den niedrigeren Preissegmenten werden Dinge vorenthalten die eigentlich gar nicht oder kaum höhere Kosten hätten. Das Rad für 2500€ ist nicht das beste Rad das man für 2500€ anbieten könnte, sondern das beste Rad das man für 2500€ anbieten kann ohne dem Rad für 3000€ interne Konkurrenz zu machen. Aber um dann in der z.B. 6000€-Klasse gegen die Konkurrenz bestehen zu können wird das Geld nicht einfach eingesammelt sondern doch wieder irgendwie ausgegeben, für mitunter fragwürdiges.

Und dieses Spiel, hier besteht ein echter Unterschied zum Motorrad, wiederholt sich auf mehreren Stufen der Zuliefererkette: nicht nur der Fahrradhersteller macht das sondern auch der Schaltgruppenhersteller, der Laufradhersteller und wahrscheinlich haben es in der Ära der Stahlrahmen sogar die Rohrsatzhersteller gespielt. Das verleiht den Preisen zusätzliche Legitimität: “die Teile sind eben so teuer“. Beim Motorrad gibt's zwar sicherlich auch eine Lieferkette, aber das verläuft alles hinter den Kulissen, das Publikum hat keine Listenpreise der Zulieferer um Kopf.

Ermöglicht wird das dadurch dass die Räder im Leben des Radsportlers eine viel größere Rolle spielen als bei den meisten Motorradfahrern: Motorrad geht auch dann wenn man sich nur die Rosinen pickt, ein paar Wochenendausfahrten in den Sommermonaten. Mehr geht, muss aber nicht. Wer Rennrad fährt (oder Triathlon macht) will kontinuierlich am Ball bleiben weil die Wochenendausfahrten in den Sommermonaten sonst ziemlich kurz ausfallen. Ich kenne einige Rennradfahrer die nebenbei ein bisschen Motorrad fahren, ich glaube nicht dass es viele Motorradfahrer gibt die nebenbei ein bisschen Rennrad fahren.

Als Abschluss noch eine etwas augenzwinkernde alternative Erklärung: früher, da war man es gewohnt von Otto-Normalbürger wie ein außerirdischer angeschaut zu werden dafür dass man sein Hobby so sehr liebt dass man ein 2500€ für ein Rad ausgibt. Dann kam das Ebike und Otto-Normalbürger schwingt sich für den Sonntagstrip ins Naherholungsgebiet plötzlich auf ein Rad für 3500€. Da erscheint es geradezu zwingend dass der Hobbysportler dessen ganzes Leben sich ums Rad dreht grauenhaft tief in die Kasse greifen muss um den gewohnten Abstand zu wahren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und trotzdem! Wie kann es sein, dass ich ein neues Mittelklasse-Motorrad (z.B. die Suzuki SV650) in etwa für dasselbe Geld wie ein Mittelklasse-Rennrad bekomme (Ca. 6-7000€).
Wir sollten mal die Skala kalibrieren. Mittelklasse-Rennrad für 6000+ EUR? Nicht in meiner Welt; da ist das schon die Oberklasse. Natürlich geht es darüber munter weiter in die Region um 15.000 EUR, aber ein 5er-BMW wird auch nicht zum Mittelklasse-Auto, nur weil man für den Lambo deutlich mehr hinlegen muss, wenn man nicht gerade MvdP ist. ;)

Mittelklasse wäre für mich der Bereich von 2.500 bis vielleicht 4.000 EUR. Dafür bekomme ich ein Carbon-Rennrad mit (Teil-)Integration, Scheibenbremsen und Ultegra-Schaltgruppe, sogar DI2. Alles darüber kauft man doch nur noch aus Spaß an der Freude.

Aber die Skala mag bei anderen anders kalibiriert sein. Es gibt ja auch Leute, die ein S-Works für 12.000+ EUR fahren und die Nase rümpfen, dass andere mehr als 100 EUR für ein Trikot ausgeben. Hobbies sind halt nicht rational und die Rennradpreise im oberen Bereich ebenfalls nichts.
 
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