Vätternrundan 2006
Nach der ziemlich verregneten VR 2004 (Bericht siehe hier:
http://www.rennrad-news.de/forum/showpost.php?p=36179&postcount=2 ) und einem schweißtreibenden Dreiländergiro in Nauders 2005 stellte sich die Frage, was man denn 2006 so anstellen könnte. Da musste ich wieder an die Tandems denken, die ich 2004 bei der VR gesehen hatte. Nach Rücksprache mit meiner Stokerin

meldete ich uns dann im November an, und auch meine Freunde die 2004 mit von der Partie gewesen waren wollten wieder mitkommen. Leider klappte es dann aus verschiedenen Gründen nicht mit den Tandemtrainingseinheiten und meine Stokerin mochte es nicht mehr wagen. Auch sonst fand sich im Familien- und Freundeskreis leider kein Tandemwilliger und so musste ich wieder aufs Rennrad umdisponieren. Schon eine Woche vor dem Rennen brachen wir nach Schweden auf und verbrachten einen netten Kurzurlaub in der Region um Motala. Ausgehend von einem netten Campingplatz bei Borensberg durfte das Tandem nun doch noch einige Touren, z.B. längs des Götakanals erleben.

Auf dem Campingplatz Borensberg traf ich auch eine Gruppe von Rennradlern aus Neuhaus, die hier ihr Basislager für die VR aufgeschlagen hatten. Es war wohl nicht ihre erste VR, denn auf die Erwähnung meiner Premiere 2004 kam sogleich die Replik: „2004, das war doch diese Regennummer“! Zwei Tage vor dem Rennen zogen wir dann nach Motala um, wo wir wie 2004 wieder einen sehr schönen improvisierten Campingplatz im Folketspark fanden.

Überhaupt kann man den Organisatoren und dem ganzen Städtchen Motala nur Respekt zollen für die perfekte Organisation einer Veranstaltung mit über 15000 aktiven Teilnehmern.
Für unseren freien Startplatz fand sich dann auch noch ein Däne als Abnehmer und der Starttermin rückte langsam näher. Das Wetter war super, fast ein wenig zu warm- aber was war das? : ein Kratzen im Hals! Hatte ich jetzt doch den Schnief von meiner Frau übernommen und würde ich starten können? Schnell warf ich ein Paar Vitamine zusätzlich ein und wartete das die Zeit verging. Jetzt, doch etwas angespannt, klappte es natürlich wieder nicht richtig mit dem Vorschlafen (geplante Startzeit 18.06., 03:16 Uhr). Als der Wecker dann um 2°° Uhr ging war ich gleich munter und stellte erleichtert fest, dass es nur bei Halsbeschwerden geblieben war. Jetzt rasch in die Radklamotten: „Zwiebelschalen“ mit Trikot + Armlingen, Windshield und Regen/Windjacke; Radhose mit Beinlingen sowie Handschuhe,
Helm und Brille und dann zum Start. Zur Sicherheit nahm ich auch noch Anstecklichter mit, aber die Beleuchtungskontrolle wurde tatsächlich um 3°° Uhr beendet, da es dann schon fast ganz hell war.
03:16 Uhr: endlich ging es los. Wie 2004 startete die Gruppe von 70 Fahrern geführt von einem Motorrad, das uns bis an den Stadtrand brachte. Auf der Landstrasse, mit ca. 30 km/h unterwegs, wurden wir schon bald von Leuten aus der nächsten Startgruppe eingeholt, und ich klinkte mich in diese Gruppe ein, um so zügig zur ersten Pausenstation Hästholmen (KM43) zu gelangen. Diese Gruppe fuhr hier zwar durch, ich hatte mir aber vorgenommen, mich zu schonen und alle Pausenstationen wahrzunehmen und bog daher ins Depot ab. Nach kurzer Stärkung mit Kaffee und Brötchen ging’s weiter und schon bald ergab sich wieder die Möglichkeit einem flotten Zug beizutreten und so bis zum nächsten Depot in Gränna (KM80) zu düsen. Kurz danach sah ich dann ein schwedisches Paar auf einem Koga- Tandem wie unserem. Das gab einen kleinen Stich ins Doppelherz! Ich war allerdings in dem Moment auch nicht wirklich unglücklich, die gerade anliegende Steigung erheblich leichter und schneller hochzukurbeln und so flott nach Jönköping (KM109; 06:32) zu gelangen, wo das erste warme Essen gereicht wurde: Kartoffelbrei mit Würstchen sowie Blåbärssoppa und noch viele andere leckere Sachen. Hier traf ich auch meine Bremer Freunde wieder, die eine dreiviertel Stunde vor mir gestartet waren. Guter Dinge ging es nach der Pause dann ins zweite Drittel. Windjacke, Arm- +Beinlinge waren jetzt nicht mehr nötig. Ein leichter Wind von der Seite und die moderaten Anstiege (verglichen mit dem Stilfser Joch 2005

) machten keine Probleme. Durch die ständig wechselnden Ausblicke über die Felder, Wälder und den See war es sehr kurzweilig und schon bald die 150 km-Marke erreicht.

Nun war ich recht sicher, dass es auch weiter gut laufen würde und fuhr auch in schnelleren kleinen Gruppen mit. Um 9.12 Uhr gab’s in Hjo (KM179) dann erst mal „Mittagessen“: Lasagne und Salat, ein Käffchen und eine Ladung Sportdryk in die Radflasche. Witzigerweise hatte man bei dem guten Wetter und nach nunmehr 6 Stunden Aktivität tatsächlich ein „Mittagsgefühl“. Die nächste Zeit sollte es zum Verdauen erstmal etwas ruhiger weitergehen. Da war mir eine größere schwedische Vereinsgruppe gerade recht, die in Zweierreihe am Feld vorbeizog und schon einige andere Fahrer zusätzlich beherbergte. Diese Gruppe fuhr am nächsten Depot aber wieder durch und ich entschied mich trotz des angenehmen Reisetempos wegen fast leerer Trinkflasche zur Einkehr in Karlsborg (KM 210). Hier traf ich dann auch die Radler aus Neuhaus wieder, die gegen 24°°Uhr gestartet waren und auch guter Dinge schienen.

Kurz nach dem Depot stieß ich zu einer Gruppe von ca. 10 Leuten, in der zunächst etwas unruhig gefahren wurde. Nach einigen Kilometern waren es dann aber nur noch 2 Finnen, 1 Schwede und ich, die zügig aber gleichmäßig und mit regelmäßigen Wechseln nahe der Mittellinie dahin glitten. Das lief so gut, dass ich meinen Vorsatz, jede Pausenstation anzufahren, aufgab und wir bis zur übernächsten Station in Hammarsundet (KM 259) zusammen fuhren. Gerade wollte ich erfrischt wieder Aufbrechen, als 2 meiner Bremer Freunde das Depot erreichten. Einer war kurz zuvor wegen einer Flasche auf der Strasse gestürzt, glücklicherweise aber bis auf kleine Abschürfungen unverletzt. Ich dehnte also meine Pause noch ein wenig aus und nutzte die Zeit, um eine Schicht Sunblocker gegen die jetzt doch recht stechende Sonne aufzulegen.. Von nun an ging es im „Team“ weiter, denn wir hatten zufälligerweise alle drei unser grünes Dreiländergiro-Trikot an. In dieser Dreierformation waren wir auch deutlich schneller unterwegs als die Masse der Mitradler. Strecke und Wärme forderten zunehmend ihren Tribut und man sah an Steigungen immer mehr Leute schieben oder einfach im Schatten pausieren. Erst auf diesem Streckenstück war auch teilweise etwas Autoverkehr vorhanden, insgesamt waren aber die Bedingungen super und die Sicherung der Strecke (mit Personal an allen Abzweigungen/Kreuzungen über 300Km!) vorbildlich.
Letztlich mussten auch wir das Tempo rausnehmen, da einer meiner Freunde an einem Knie zunehmende Probleme, vermutlich durch eine schlecht montierte Fußplatte, bekam (hat mich natürlich wieder bestätigt auch auf dem RR mit (MTB-)SPD zu fahren

). So „rollten“ wir nach einer letzten Pause in Medevi (KM 279) mit ca. 30 km/h nach Motala und glücklich um 14:17 Uhr über die Ziellinie (Nettofahrzeit 9:00:06 Stunden; 303 Km; 1230 Hm; Durchschnitt 33,7 km/h; max 59,6 km/h). Da gab’s dann nach Zielfoto und Medaille noch Freibier, Pökelfleisch und Kartoffelsalat, trotz des allgemeinen Salzhungers für meinen Magen nicht so ganz das Richtige.

Nach etwas Abhängen im Stadtpark (bei manch einem sah es allerdings schon ziemlich nach Koma aus) fuhren wir auf unseren Campingplatz zurück. Anders als 2004 stand mir diesmal aber nicht der Sinn nach Sauna, sondern einfach nur nach einer erfrischenden Dusche und ein wenig die Beine hochlegen. Auch der Rest der Bremer Freunde kam wohlbehalten ins Ziel. Einer hatte allerdings seit Jönköping wegen einer defekten Schaltung nur 4 Ritzel seiner 9er Kassette nutzen können. Von sonstigen Defekten, insbesondere Platten, sind wir dieses Jahr verschont geblieben. Unterwegs hat man aber zahlreiche Defekte, bis hin zum abgerissenen Steuerrohr gesehen. Von schweren Unfällen wurde nichts berichtet. Die Veranstalter resümierten: “Perhaps the best (VR) ever…. Out of the 15259 who came to start, 14832 finished.”
Wir ließen den Abend mit einem gemeinsamen Essen auf dem Campingplatz ausklingen und gingen alle recht zeitig zu Bett, diesmal ohne Schwierigkeiten beim Einschlafen! Allerdings wurden wir auch am nächsten Morgen wieder zeitig geweckt, da die finnischen Radsportfreunde die neben uns campierten ihre Abreise bereits um 3°° begannen. Da sie aus dem Norden Finnlands kamen waren sie wohl an die Mitternachtssonne gewöhnt und hielten nichts von „Nachtruhe“. Also packten auch wir unsere Sachen und fuhren in einen herrlichen Morgen hinein nach Hause.
Ich glaube, es war nicht meine letzte Vätternrundan. Und vielleicht ja doch mal auf zwei Sätteln?
Ciao
dino
Fotos 3-5 Vätternrundan