AW: Tour de France 2011
Was war denn das gestern für eine Etappe? Ich habe geglaubt ich sehe nicht richtig, als Vöckler die Attacken der Schlecks sofort kontern konnte, während Basso und S. Sanchez einige Zeit brauchten um wieder ranzufahren. An Etappensiegen scheinen sie auch kein Interesse zu haben, sonst hätten sie Vanendert nicht einfach ziehen lassen. Vanendert hat fast eine Minute auf Evans, Basso, F. Schleck und co rausgefahren, das zeigt, dass das Tempo hinten nicht allzu hoch gewesen sein kann. Die Behauptung, dass das Plateau de Beille nicht steil genug ist, ist kompletter Schwachsinn, in den Alpen kommen auch keine steileren Schlussanstiege.
Analysieren wir das ganze mal genauer:
S. Sanchez hatte zwischendurch immer wieder Probleme bei den Attacken den Anschluss zu halten, traute sich aber dennoch selbst anzugreifen, was auch belohnt wurde. Was ich einfach nicht verstehe ist, warum alle den Olympiasieger unterschätzen. Nicht nur viele Radsportfans, sondern auch die Konkurrenten im Kampf um den Tour Sieg scheinen den Basken nicht richtig Ernst zu nehmen und ließen ihn einfach davon fahren.
A. Schleck ist einfach dumm gefahren. Vielleicht war wirklich der Grund, dass er seinen Bruder nicht kaputt fahren wollte? Auf jeden Fall hätte A. Schleck anstatt zwischendurch ein paar Mal kurz zu attackieren und dann wieder rauszunehmen und anstatt seines Sprints am Ende, einmal fünf Kilometer vor dem Ziel attackieren sollen und dann voll durchziehen. Es kann mir keiner erzählen, dass er das nicht drauf gehabt hätte, aber wenn er sein Pulver lieber mit halbherzigen Attacken verschießen will, dann soll er das halt machen...
Evans ist wie erwartet eher defensiv gefahren. Würde ich an seiner Stelle auch machen. Macht wirklich einen starken Eindruck der Australier.
Contador sah für mich minimal besser aus als am Donnerstag. Damit können wir ausschließen, dass er hinauf nach Luz Ardiden einfach einen schlechten Tag hatte. Er hat gestern wohl schnell gemerkt, dass es wieder nicht nach Wunsch läuft und war dann darauf bedacht keine Zeit zu verlieren, was ja auch gut geklappt hat. Die Formkurve könnte allerdings schon leicht nach oben zeigen, bin mir da nicht so sicher.
Vöckler mit einer unglaublichen Leistung. Der hat mit seinen 32 Jahren wirklich einen Quantensprung vorwärts gemacht, was sich im Frühjahr schon andeutete, aber dass er hier im Hochgebirge so mithalten kann, war dann doch nicht zu erwarten.
F. Schleck war bei weitem nicht so stark wie am Donnerstag. Bei der Attacke von Evans rund 2 km vor dem Ziel hatte er echt Probleme wieder ranzukommen.
Basso darf man nicht kritisieren. Man hat gemerkt, er wollte die anderen abhängen, konnte aber einfach nicht. Er hat versucht mit einem gleichmäßig hohen Tempo die anderen abzuschütteln, was aber nicht funktioniert hat. Für richtige Antritte fehlt ihm einfach die Spritzigkeit. Deshalb hatte er bei den Antritten der Konkurrenz auch immer wieder mal Probleme, erschwerend dazu kam noch, dass Szmyd schon recht früh zurückfiel.
Positiv aufgefallen sind Uran, Peraud und Rolland, die das Tempo der Favoriten mitgehen konnten. Negativ dagegen Velits, der sich auch ohne Defekt wieder einen großen Rückstand eingehandelt hat und Fuglsang, der trotz guter Form bei der TdS, wie schon bei der 1. BA früh zurückfiel, anstatt als letzter Leopard Tempo für die beiden Schlecks zu machen.