Sehr geehrter Herr XXX,
vielen Dank für Ihre Nachfrage. Ich habe die Mail von dem Busfahrer erhalten, und habe ihm auch
schon zurückgeschrieben, daß sich das selbstverständlich erledigt hat. Ich habe ihm auch
noch einmal meine Gründe dargelegt, warum ich nicht den Radweg benutzt hatte und habe ihn
gebeten, doch beim nächsten Mal einfach die Polizei zu verständigen, wenn er meint daß ich
eine Verkehrswidrigkeit begehe, anstatt mich persönlich zu belehren.
Ich finde es übrigens sehr positiv, daß Sie sich tatsächlich auch mit meiner Mail auseinandersetzen!
Dafür möchte ich Ihnen, auch für die Zeit, die Sie aufbringen, danken.
Deswegen will ich auch gern die Gelegenheit nutzen und mich ein wenig mehr mit dem Thema Radwege
auseinandersetzen.
Ich kenne den Aggertal-Radweg seit Jahren wie meine Westentasche. Deswegen erlaube ich mir auch
einige Kommentare abzugeben. Das soll auf gar keinen Fall als Belehrung aufgefasst werden, sondern
einfach als Denkanstoß, da Sie mir auch schreiben, an einer Neugestaltung des Radwegs zu arbeiten.
Generell ist zum Thema Radwege zu sagen, daß sie eigentlich der Sicherheit der Radfahrer dienen sollen.
Das scheitert jedoch schon im Keim daran, daß Radfahrer auf dem Radweg aus dem Blickfeld der
Autofahrer verschwinden. Der größte Teil der Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern findet an Überwegen,
Einmündungen und Ausfahrten statt.
Eine wichtige Vorschrift, die leider immer wieder in Vergessenheit gerät ist die Verwaltungsvorschrift
zur StVO
http://bernd.sluka.de/Recht/StVO-VwV/StVO-VwV.txt , die schon im ersten Satz Zu Absatz 4
Satz 2 den Grundsatz: "Der Radverkehr muß in der Regel ebenso wie der Kraftfahrzeugverkehr die Fahrbahn benutzen." legt.
Wichtigster Grundsatz in der Anlage und dem Betrieb von Radwegen ist, daß:"er unter Berücksichtigung der
erwünschten Verkehrsbedürfnisse ausreichend breit, befestigt und einschließlich eines Sicherheitsraums frei von Hindernissen beschaffen ist."
Leider ist das gerade im Herbst nicht der Fall. Nasses Laub, Äste, Glassplitter, o.Ä. werden nicht
regelmäßig geräumt, so daß eine Benutzung für den Radfahrer ZUSÄTZLICH zu der oben genannten Gefahr,
übersehen zu werden, eine Gefährdung darstellt.
Grade für linksseitige Radwege sieht der Gesetzgeber besondere Voraussetzungen zur Errichtung und
Betrieb vor, da hier zusätzlich hier auch noch das Risiko besteht, daß der Autoverkehr überhaupt nicht damit
rechnet, daß von der "falschen Seite" ein Radfahrer vor ihm auftaucht. Das ist insbesondere innerhalb
der Gemeinden im Aggertal problematisch (insbesondere Loope) (Vgl. Abschnitt 35-38).
Die VwV sieht für den Fall der Freigabe auf der linken Seite insbesondere NUR die Beschilderung mit
Zeichen "Radweg", nicht jedoch einen "gemischten Rad/Fußweg" vor.
Jetzt stellt sich insbesondere im Bereich Vilkerath bis Engelskirchen das Problem: Wie komme ich auf die
linke Seite ohne mich und den übrigen Verkehr sinnlos zu gefährden oder zu behindern?
Was mache ich am Bahnübergang vor Loope?
Vielleicht ein kleiner Vorschlag, wie Sie die wunderschöne Region der "bergischen Schweiz" für den
Tourismus und Radfahrer attraktiver machen könnten, ohne dabei teure Radwege zu bauen:
Richten Sie Radfahrschutzstreifen auf der Fahrbahn ein!
Der Verkehr wird dadurch nicht im geringsten behindert (die Strasse ist ausreichend breit),
und man könnte im Gegenteil ein "Miteinander" der verschiedenen Verkehrsmittel erzielen,
der sogar noch einen positiven Effekt hätte: Man darf sich wieder trauen im Aggertal auf das Rad zu steigen.
Das grundsätzliche Problem im Moment ist einfach, daß einige Autofahrer, sobald sie einen halbwegs
asphaltierten Streifen links oder rechts der Fahrbahn sehen, nicht davor zurückschrecken, ihr Auto
und die dazugehörige Hupe als "Belehrungsmittel" einzusetzen. Gerne auch, indem man recht knapp
und mit hoher Geschwindigkeit überholt, um darauf "hinzuweisen", daß da ein Radweg ist. Dabei spielt
es generell aus eigener langer Erfahrung keine Rolle, ob der Autofahrer 10 Sekunden warten mußte, bis
er überholen konnte, oder die Strasse völlig frei war.
Zuletzt möchte ich natürlich sagen, daß ich weder notorischer Radwegsvermeider bin - ich fahre gerne gute
angemessene Radwege, allerdings einzig aus dem Grund, damit ich o.g. Konflikten entgehe (sicherer
ist es allemal auf der Fahrbahn zu fahren, Stichwort Übersehen...) - noch notorischer Autohasser - ich fahre
selbst Auto, seit 15 Jahren punktefrei und defensiv.
Vielleicht spielt da auch die Tatsache mit, daß ich beide "Seiten" kenne.
Deswegen möchte ich Ihnen zum Schluß nochmals für Ihre Zeit danken, auch das hier durchgelesen zu haben,
vielleicht einen guten Vorschlag (Schutzstreifen AUF der Fahrbahn) gegeben zu haben, und möchte Sie,
wie auch zuvor den Busfahrer gerne einladen, mal eine Runde mit mir zu drehen, um auch einmal
die "andere Seite" kennenzulernen. Würde mich freuen!
Mit freundlichen Grüßen,