Etappe 3 (KO - K 100km)
Nach einer feuchtfröhlichen Nacht ohne Alkohol ging es kurz vor 9 wieder auf die Reise. Die Straßen aus Koblenz raus waren wie vom Reiseführer angekündigt genauso mieserabel wie die in der anderen Richtung. Der Vorteil daran ist, dass man sich vor lauter Wurzeln und Schlaglöchern nicht auf das Industriegebiet konzentrieren muss, das man durchfährt.
Hat man die Industrie endlich hinter sich, geht es durch saftig grüne Wiesen vorbei an der Eisenbahnbrücke Urmitz und dem nie in Betrieb genommen Atommeiler Weissenthurm nach Andernach. Auf dem Weg begleitet mich ein Stück weit ein Engländer, der vor ein paar Tagen in München aufgebrochen ist und wir unterhalten uns über die britische Radsportszene.
In Andernach wollte ich mir eigentlich den Geysir anschauen, aber da man nicht einfach nur gucken darf, sondern zusätzlich eine Museumstour und eine Schifffahrt mitbuchen muss und ich keine Lust hatte, diese mit den grade angekommenen beiden Grundschulklassen zu tun, habe ich meine Siebensachen gepackt und bin unverrichteter Dinge weiter gezogen.
Nach Andernach wartet in Namedy etwas versteckt hinter dem verträumten Städtchen eine wirklich putzige Burg auf Besucher.
Es folgt das Dörflein Brohl, dass sich allein dadurch auszeichnet, das ich dort den zweiten Platten der Tour hatte.
Es folgen weitere sehr holprige Kilometer, zu denen sich, je näher man an den mittlerweile beachtlich breiten Rhein kommt, auch noch ein kräftiger Gegenwind gesellt.
An der Brücke von Remagen (Wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hat weiß, das hier die Alliierten Truppen im 2. WK erstmals den Rhein überquert konnten, nachdem die Nazis die Sprengung verkackt hatten) habe ich dann die Fähre ans andere Ufer genommen und erstmal am sonnigen Rheinstrand mit fantastischen Blick auf Remagen Brotzeit gemacht.
Von da ging es weiter über sehr holprige Wege (mein Hintern hat mittlerweile die Gewerkschaft eingeschaltet) am Rand des Siebengebirges über Bad Honnef Richtung Bonn.
Zur Verteidigung von Bonn muss man sagen, dass ab Königswinter die Radwege für alles bisherige entschädigen konnten. Traumhafte Parkanlagen mit separaten, deutlich beschilderten GETRENNTEN Wegen für Fußgänger und Radfahrer und alles mit glattem Asphalt... Wer jetzt noch nicht kurz vorm Höhepunkt ist fährt entweder nie in der Stadt oder ausschließlich Fully.
In Bonn dann kurzes Kaffeepäuschen vor dem letzten Teilabschnitt nach Köln. Die Wolken (vermutlich entstanden durch Michaels schlechte Laune) hatten grade wieder die Oberhand gewonnen und sowohl Beine als auch Hintern hätten auf die letzten 30km dankend verzichten können.
Nach den himmelsgleichen Bonner Radwegen traf die nun folgende Realität, die alles bisher dagewesene noch unterbot, wie ein Tritt in den Magen (oder Hintern...).
In Mondorf fand sich endlich ein Fahrradladen an der Strecke, der dazu führte, dass ich wieder eine sinnvolle Luftmenge in beiden
Reifen hatte. Spannend, wie schnell das Rad so rollen kann. Auf einige bauliche Meisterleistungen (Metallschikane mitten auf dem Radweg bei >10% Steigung nach Kurve) die mich fast meine Zeugungsfähigkeit gekostet hätten, folgten einige schnelle Kilometer auf dem Deich.
Ich war sehr erleichtert, als sich nach der gefühlt zwanzigsten Windung endlich der Campingplatz ankündigte und ich meine Zelte für die Nacht aufschlagen konnte.
Da ich noch nie in Köln war und mein Hintern nach den heutigen Strapazen einen Ruhetag verlangt, werde ich morgen einen Sight-Seeing-Tag einlegen bevor es am Donnerstag weiter geht nach Duisburg.
P.S. Ich habe Sonnenbrand auf der Nase.