Guten Morgen, nachdem ihr mich hier jetzt mehrfach erwähnt habt, ist es wohl mal wieder Zeit für ein Lebenszeichen. Nach Mallorca war der Fokus erstmal bei der neuen Arbeit, und wir haben meinen Papa beigesetzt

Letzte Woche und gestern habe ich dann aber gleich mehrmals Dinge zum ersten Mal getan, und es waren gute Erfahrungen.
Zunächst zur neuen Arbeit: Der Arbeitsweg beträgt jetzt ca. 35 km, und letzte Woche habe ich es 3x geschafft, dafür das Rad zu nehmen. Solange das Dienstrad noch nicht da ist, fahre ich erstmal mit dem Rennrad (was ja durchaus waldwegtauglich ist), damit kommt man wenigstens vorwärts. Ich habe unterschiedliche Strecken ausprobiert, Favorit ist derzeit eine Route, die zu größten Teilen auf Asphalt auf breiten, vom Autoverkehr getrennten Rad-/Wirtschaftswegen verläuft. In der Morgen- und Abendsonne durch den Wald und über die Felder zu fahren, ist großartig, und mit ein paar Umwegen (geplant + ungeplant) hatte ich nach 3x Mit-dem-Rad-zur-Arbeit 225 km zusammen. Ich glaube, das könnte einen Trainingseffekt haben ... Nachteil des neuen Arbeitsweges ist natürlich der Zeitaufwand, wenn ich gegen 7 Uhr losfahre und gegen 20 Uhr wieder zu Hause bin, bleibt vom Tag nicht viel übrig. Mit dem Auto dauert der Weg aber auch seine Zeit, und mit dem Rad ist der Arbeitsweg Trainingszeit.
Am Sonntag bin ich dann zum ersten Mal beim Radmarathon in Griesheim (bei Darmstadt) mitgefahren, von dessen Existenz ich seit fast 10 Jahren weiß, bei dem ich aber noch nie teilgenommen hatte. In 2 Runden (erst eine etwas längere nach Süden, dann eine etwas kürzer nach Norden) fuhren wir im geschlossenen Verband 205 km in der überaus flachen Rheinebene. Meine Scheu vor einem geschlossenen Verband hatte ich nach den 300 km letztes Jahr etwas verloren, so dass die Initiative von einem Vereinskollegen, da mitzufahren, auf interessierte Ohren stieß, und wir waren zu dritt vom Verein in einer Gruppe von etwa 30 Leuten unterwegs. Morgens beim Start um 7 Uhr schien die Sonne und versprach einen wunderbaren Tag, aber mein Wetterkarma hängte einen Schauer auf unsere Strecke, der uns etwa eine halbe Stunde nach dem Losfahren für eine Stunde tüchtig durchweichte, bei dann 7 Grad war das eher unangenehm. Es dauerte noch einige Stunden, bis die versprochene Sonne auch endlich rauskam, dann waren aber bei über 20 Grad die Sachen bald wieder trocken und die Stimmung verbessert. Nur das arme Rad sah natürlich zum Gotterbarmen aus. Mit gut organisierten Verpflegungspausen und dank Verband höchst entspannt kamen wir gegen 14 Uhr oder so schließlich wieder am Ausgangspunkt an, eine richtig schöne und empfehlenswerte Veranstaltung!
Nach einem Tag Sportpause wartete schon der nächste Sportevent (dass das so nah aufeinander folgt, hatte ich wohl bei der Anmeldung übersehen), ebenfalls zum ersten Mal war ich beim sog. Radklassiker Eschborn-Frankfurt (der in der Vergangenheit viele Namen hatte), und das war eigentlich mein erstes Radrennen überhaupt. Obwohl ich das Rennen schon seit etlichen Jahren kenne, hatte ich mich bisher immer geweigert teilzunehmen, weil ich immer wieder von Stürzen gehört hatte und sowas nicht in einer Triathlonsaison riskieren wollte. Dieses Jahr wollte ich es für den "Frankfurt Hero" (eine Art Sammelwertung aus Halbmarathon, Radrennen und City-Triathlon in Frankfurt) dann doch mal machen. Und es war toll! Man hatte mir einen Startblock zugewiesen, der recht weit vorn war (warum auch immer), und in der ersten Stunde ging es echt hart zur Sache, ein völlig anderes Radfahren als beim Triathlon oder Radmarathons in den Bergen. Ich fuhr immer wieder kurzzeitig am Anschlag, um in einer Gruppe zu bleiben oder an eine heranzukommen. Mein Puls lag höher als ich einen Berg hochfahren würde, dafür lagen der Tacho öfter über 40 und der Schnitt in der ersten Stunde bei 37 km/h (und das in der Frankfurter Innenstadt mit etlichen engen Kurven usw.). Es ist auch unglaublich, wie schnell eine Gruppe wegzieht, wenn man den Anschluss verliert, und wie nervös es darin zugeht. Mit der Anfahrt auf den Feldberg beruhigte es sich dann, denn auf den 11 km bergauf war es natürlich angebracht, einfach sein Tempo zu fahren. Ganz gleichmäßig kurbelte ich mich halt hoch, und 11 km auf reichlich 800 m hoch sind ja im Vergleich zu den Alpen eher übersichtlich. Auf den Aufstieg folgte eine rasende Abfahrt und nochmal ein Gegenanstieg in Ruppertshain, dann weiter rasend bergab, lt.
Garmin mit knapp 77 km/h maximal

. Einige km vor dem Ziel gab es dann nochmal die Option, eine kleine Extraschleife zu drehen, um statt der 90 km die 105 zu fahren ("Velotour Extrem"). Der Name ist nicht ganz unberechtigt, geht es doch nach Mammolshain hoch, wo innerhalb des knapp 3 km langen Anstiegs der berüchtigte Mammolshainer Stich liegt, eine kleine Straße mit angeblich 22 % Steigung. Ganz böse!!, ohne die vielen Zuschauer wäre ich garantiert abgestiegen. Aber man wurde da so hochgejubelt, dass man fast (aber nur fast!) vergessen konnte, dass der Puls auf Tuchfühlung mit der Obergrenze ging. Auf dem verbleibenden Kilometer bergauf hatte es mir dann völlig den Stecker gezogen, ich brauchte einige Zeit, um mich von dem Stich zu erholen. Wenn man sieht, wie die Profis da hochfahren, ahnt man, was die eigentlich draufhaben ... Nach der erneut rasenden Abfahrt gelang es mir, für die restlichen km nochmal Anschluss an ein Grüppchen zu finden (es war natürlich auch längst nicht mehr so nervös wie zu Beginn), und wir ballerten zurück in Richtung Ziel, was dann ganz unerwartet 5 km früher als erwartet bereits bei km 100 kam. Nach netto 3:16 h waren die 100 km und etwa 1.300 hm erledigt, die Beine ziemlich tot, aber die Stimmung phantastisch, das hat wider Erwarten richtig Spaß gemacht. Und mit Platz 18 von 68 bei den Frauen auf der "Extrem"-Strecke und Platz 3 meiner Altersklasse habe ich - ebenfalls ganz unerwartet - auch eine ganz ordentliche Platzierung geschafft.
Herzlichen Glückwunsch von mir an die vielen schönen Ergebnisse von euch in der letzten Zeit! Und weiter gute Besserung für die Geplagten!