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RRN Triathleten - Trainingsgruppe(n)

  • Ersteller Ersteller Le Baron
  • Erstellt am Erstellt am
Transalp-Bericht 2015 - Etape 3-6
Nachdem wir Kai aufgrund seiner Knieschmerzen in der Pizzeria an der zweiten Etappe zurückgelassen hatten, stand uns
allen die Sorge ins Gesicht geschrieben, was am dritten Tag passieren würde. Christian und ich redeten auf ihn ein, damit
er wenigstens einen Ruhetag einlegt, und sein Knie schont. War nicht ganz leicht, aber wir haben es geschafft.

Etape 3: https://www.strava.com/activities/390593792
Somit wurde aus der dritten Etape ein "Ruhetag", knapp 100km mit ca. 3000hm. Startort war diesmal Rocca Pietore, und von
dort aus ging es zunächst 20km bergauf über den Falzarego nach Hayden, und von dort aus um die Cristallo-Gruppe mit dem
Tres Crocci Pass. Zurück ging es über den Giau. Da nur Christian und ich unterwegs waren, haben wir es recht locker
angehen lassen. Insgesamt eine traumhafte Kulisse rund um den Kristallberg, mit einem kleinen Bergsee, dem "Musurinasee". Empfehlenswerte Tour!

Etape 4: https://www.strava.com/activities/390593748
Die vierte Etape bot ca. 80km mit 2500hm und hatte nur zwei Pässe im Programm: Passo Duran und Passo Staulanza. Kai
wollte nach seinem Ruhetag vorsichtig wieder einsteigen. Startpunkt war der Ort Agordo, und diesmal ging es im
Uhrzeigersinn zunächst nach Caprile und von dort über den Staulanza nach Dont und von dort zum Passo Duran. Kai fuhr
sehr vorsichtig in den ersten Pass rein, hatte aber gottseidank keine Schmerzen und konnte den Tag komplett bewältigen.
Das war für Christian und mich, und ich glaube auch für ihn, das größte Geschenk an diesem Tag. Der Duran hatte es
allerdings in sich, trotz 8km und nur 680hm zeigte das Quäldich.de Profil sehr viele rote Abschnitte. Das entsprach dann
leider auch der Realität, aber der Pass ist mit einer der schönsten, die ich jemals gefahren bin. Ist eine echte
Empfehlung und ein "Geheimtipp", da er ja nicht unbedingt zu den bekanntesten Pässen in den Dolomiten gehört. Anders als
die großen französischen Alpenpässe war die Straße sehr sehr schmal, und schlängelte sich durch kleine Dörfer in die
Höhe. Direkt am Berghang durch grüne Wälder fühlte man sich eher an heimische Anstiege erinnert als an die Dolomiten.

Etape 5: https://www.strava.com/activities/390593875
Für den fünften Tag standen 124km mit ca. 3800hm auf dem Plan, also nicht unbedingt eine leichte Tour, gerade in den Dolomiten.
Wieder startend von Agordo ging es über den berühmten San Pellegrino Pass über Falcone runter nach Moena und von dort über die zwei weniger bekannten Pässe Rollepass und Ceredapass in einer Schleife zurück nach Agordo. Der Mineralwasser-Pass war sehr angenehm
zu fahren, lediglich kurz vor Ende gab es nochmal zwei steilere Abschnitte, mit über 10%. Der Rollepass war mit ca. 8%
ebenfalls gut zu fahren, lediglich der letzte Pass hatte ein Schmankerl mit >15% zu bieten, war mit seinen 8.5km und 620hm aber gut
zu bewältigen. Leider war das Wetter inzwischen weiter abgekühlt, so dass man zwar mit 15° im Tal startete, aber auch
bei 3°C oben auf den Gipfeln ordentlich fror. Insbesondere die Abfahrten mit den nassgeschwitzten Klamotten waren trotz
Windweste -sehr- frisch. Ich hab mir jedenfalls mehrmals am Tag auf jeder Etape den Arsch abgefroren, obwohl Lang/Lang
mit Beinlingen und Windweste sowie zwei Schichten uns gefühlt wie Michelinmännchen aussehen ließen.

Etape 6: https://www.strava.com/activities/390593865
Geplant war eigentlich, den Stelvio von Prad aus hochzufahren und dann über den Umbrailpass und das Müstairtal eine
kleine Runde zu drehen. Da wir die Tage zuvor aber fast immer gefroren hatten, und für unseren Tag Schnee auf dem Stelvio
angesagt war, haben wir uns spontan dazu entschieden, die Route zu ändern. Das ist halt der Vorteil einer kleinen,
familären Transalp. Statt Prad fuhren wir Bozen an und genoßen die Wärme mit knapp 20°C. Dankbar für die Abwechslung, und
inzwischen alle recht leer gefahren entschieden wir uns für eine kurze Tour, und für einen würdigen Abschied. Es sollte
über den Mendelpass zum Kalterer See gehen.
Traditionell ist der letzte Tag etwas besonderes, da man weiß, dass man sich nichts mehr aufsparen muss, und "eh bald
alles vorbei ist". Somit ist in den Köpfen trotz der Abgeschlagenheit der langen, letzten Tage auch immer ein bisschen
Aufregung und Wagemut. Schnell kamen die ersten Bekundungen, "es heute doch ruhig angehen zu lassen". Natürlich. Das
kennt der choco schon.
:D
Vor der ersten Auffahrt wurden noch Witze gemacht und während einer kleinen Pause zückten die Jungs schon komischerweise
ein Gel raus. Da wurde ich misstrauisch, kaute aber stoisch auf meinem Müsliriegel und dachte im Kopf nur "..ohoh, nicht
schon wieder". Der Mendelpass artete dann in ein Bergrennen erster Güte aus.

Die erste Kehre wurde noch gemeinsam und recht gemütlich genommen, dann zog aber Kai plötzlich an. Der ach so kranke Kai mit seiner Sehne.. jaja.. na gut, hinterher! Das lasse ich mir nicht bieten. Christian zog lautlos hinterher und blieb in der plötzlichen Einerreihe. Da ich die Mentalität von Kai gut kenne, und weiß, dass er sehr stark wird, wenn er vorne fährt, und es für mich mental schwieriger ist, am Hinterrad zu hängen, als von vorne die Geschwindigkeit und damit die Leiden vorzugeben, fuhr ich im Wiegetritt an ihm vorbei.

Das Ganze geschah ca. bei km 3 des Mendelpasses, der insgesamt 13km hat. Christian eierte immer noch an letzter Stelle rum, Kai schnaubte, aber fuhr erstmal hinter mir. Aufgrund meines Gewichtes weiß ich auch, dass ich Tempowechsel besser wegstecke als die Beiden, so dass ich probierte, mit zwei Antritten die Jungs abzuhängen. Erstaunlicherweise klappte es nur für ca. 20 Sekunden, dann hatten die beiden
die Lücke wieder geschlossen. Ich konnte aber auch nicht voll reinhalten, weil es ja noch 10 km waren, und ich das Profil
nicht gut genug kannte. Die Erholungsfähigkeit bei Antritten über der Schwelle war nach den 5 Tagen und fast 600km auch
eher in der Kategorie "polnischer Viehtransport". Und Vorsicht ist ja die Mutter der Carbonkiste.

Wieder zwei Antritte, wieder nix. Ordentlich Kraft vergeudet, Mist. Zwischendurch war Christian mal 30m weg, aber Kai hing wie eine Klette an meinem Hinterrad. Ihm hat der Ruhetag anscheinend gut getan. Inzwischen war ich bei 4,2W/kg angekommen, und das war mein absolutes Limit. Gefrustet und etwas verzweifelt wechselte ich am Garmin auf die Seite ohne Herzfrequenzanzeige. Nach 20 Minuten hirnloser Ballerei, in der wir wie die Irren den Pass hochknallten, und uns die Autofahrer und Spaziergänger wie geflohene Häftlinge begutachteten, wurden die Rollgeräusche hinter mir plötzlich leiser.

Christian musste komplett abreißen lassen, was ich erwartet hatte. Er war eher der Rolleur und mit der stabilste und schwerste Fahrer aus unserer Truppe. Kai hing aber kraftvoll hinter mir, zeigte kein Anzeichen von Schwäche, während ich mich langsam matt fühlte und erste Ansätze von Salzrändern an den Mundwinkeln hatte. Schnell ein Gel reingedrückt, versucht zu atmen und dabei den letzten Rest Isoplörre verdrückt. 4 km zum Gipfel.

Das Gehirn nimmt kaum noch Impulse von außen wahr, nur die Atmung rasselt und das Blut hämmerte in den Schläfen. Dieser Tunnelblick.. 3km. Ich bin beeindruckt von Kai und klatsche mich mit ihm ab. Großartig, was er da leistet, immerhin ist der 20 Jahre älter und hatte mit seiner Scheidung im letzten Jahr keine leichte Zeit. Darüber hatten wir viel gesprochen bei unseren gemeinsamen Trainingsausfahrten, das schweißt auch zusammen.
2km zum Gipfel. Kai fährt inzwischen neben mir, sieht leidend, aber immer noch kraftvoll aus. Ich fühlte mich eher wie ein sterbender Schwan.

1km. Er tritt an, ich versuche zu folgen, aber keine Chance, und rufe ihm noch viel Glück zu - denn inzwischen kommt Christian wieder von hinten. Das motiviert mich dann auch nochmal, tief zu graben und ich setze mit über 300W auf die Verfolgung, komme aber nicht mehr ran. Oben angekommen, komplett leer, komplett platt, freuen Kai & ich uns wie die Schneekönige, lassen uns auf eine Bank fallen und genießen keuchend unseren "Erfolg". 2 Minuten später rollt ein scheinbar leicht gefrusteter Christian an, und klatscht sich aber auch fair mit uns ab. Es ist geschafft, 670km, über 16.000hm und ca. 20 Snickers, 15 Gels, 5 Bananen sowie ca. 18 Trinkflaschen später :D. Ein würdiger Abschluss dieser Tour.. nach der Abfahrt ging es noch zum Kalterer See, wo ein großer Eiskaffee in der Sonne Lohn für unsere harte Arbeit war.
Wie 2009 auch war ich nach den 6 Tage froh, dass wir alle heile und gesund die Touren absolvieren konnten, ich war dankbar, das Kai nach dem Ruhetag wieder zu uns stoßen konnte, und ich war aber auch froh, morgen nicht fahren zu müssen. Trotz oder gerade wegen des Wetters aber ein echtes Highlight in der "Sportkarriere", mit hohen Wiederholungsfaktor. Ich war froh, dass meine Vorbereitung so gut geklappt hat, alle Mühe mit Mexiko, den Trainingslagern und die Entbehrungen hatten sich absolut gelohnt!
2017 steht die nächste Transalp an, aber diesmal in den französischen Alpen, wieder mit den beiden Jungs, einem weiteren und sogar einem Autofahrer, so dass man sich frische Sache auf der Passhöhe anziehen kann.
Ich freu mich!
cooler Bericht ... wobei die Menschen sind einfach unterschiedlich gepolt... bei mir ist Rennmodus einfach nur zuschaltbar, wenn da ne offizielle Startnummer am Lenker montiert ist :-) ansonsten kann ich mich einfach nicht 100% ausbelasten...physisch wie mental :-)

JOE
 
cooler Bericht ... wobei die Menschen sind einfach unterschiedlich gepolt... bei mir ist Rennmodus einfach nur zuschaltbar, wenn da ne offizielle Startnummer am Lenker montiert ist :) ansonsten kann ich mich einfach nicht 100% ausbelasten...physisch wie mental :)

JOE

Versteh ich nur zu gut, da geht bei mir auch immer am meisten. Wobei, kennst du nicht diese "lockeren Trainingsfahrten" mit Kollegen?
Wo plötzlich einer anzieht, und alle hinter her? Wo der Ehrgeiz durchkommt, man provokant nach hinten schaut, und sich auf einen ehrlichen Sprint einlässt? ;)
 
Da komm ich sehr gerne drauf zurück Clara! Grundsätzlich hat einer der Jungs Geburtstag, wird 50, und hat sich deshalb dieses Event gewünscht. Er wird wohl auch schon ein paar Ideen haben, da die beiden letztes Jahr in Frankfreich gefahren sind, wo ich aufgrund meines Jobwechsels leider nicht teilnehmen konnte o_O Aber mehr Erfahrungen sind immer willkommen!!
Meld dich dann einfach ... Fotos hast du gesehen, oder? https://goo.gl/photos/DaNWVggkwyD6UXES7

Ansonsten war natürlich alles oberhalb von 2.000 m grandios schön (ohne Worte), gerade die berühmten Pässe der Tour wie Galibier, Iseran und Izoard. Einsam auf einer malerischen Straße und extrem verkehrsam war es am vorletzten Tag auf dem Weg über den Col de La Cayolle. Die Abfahrt vom Col de La Couillole am Morgen (das Licht!) war eine der schönsten, die ich je gefahren bin! Das Tal hinter dem Iseran war wunderhübsch und lohnt eine Pause unten bei den Häusern mit den steinernen Dächern (weiß den Namen gerade nicht).
 
Versteh ich nur zu gut, da geht bei mir auch immer am meisten. Wobei, kennst du nicht diese "lockeren Trainingsfahrten" mit Kollegen?
Wo plötzlich einer anzieht, und alle hinter her? Wo der Ehrgeiz durchkommt, man provokant nach hinten schaut, und sich auf einen ehrlichen Sprint einlässt? ;)
Da braucht's halt auch die richtigen Leute dafür.
 
Meld dich dann einfach ... Fotos hast du gesehen, oder? https://goo.gl/photos/DaNWVggkwyD6UXES7

Ansonsten war natürlich alles oberhalb von 2.000 m grandios schön (ohne Worte), gerade die berühmten Pässe der Tour wie Galibier, Iseran und Izoard. Einsam auf einer malerischen Straße und extrem verkehrsam war es am vorletzten Tag auf dem Weg über den Col de La Cayolle. Die Abfahrt vom Col de La Couillole am Morgen (das Licht!) war eine der schönsten, die ich je gefahren bin! Das Tal hinter dem Iseran war wunderhübsch und lohnt eine Pause unten bei den Häusern mit den steinernen Dächern (weiß den Namen gerade nicht).

Mach ich, danke! Traumhafte Bilder.. *seufz*..

Ich geh heute dann eher mal laufen! Nieselregen und die Marathonvorbereitung winken :confused:
 
Da komm ich sehr gerne drauf zurück Clara! Grundsätzlich hat einer der Jungs Geburtstag, wird 50, und hat sich deshalb dieses Event gewünscht. Er wird wohl auch schon ein paar Ideen haben, da die beiden letztes Jahr in Frankfreich gefahren sind, wo ich aufgrund meines Jobwechsels leider nicht teilnehmen konnte o_O Aber mehr Erfahrungen sind immer willkommen!!
Du und die "alten Männer" ;):D
Wieso passt das?:rolleyes:
Und wieso hast Du hier so einen Schlag bei den Frauen???:D:rolleyes::D
 
Versteh ich nur zu gut, da geht bei mir auch immer am meisten. Wobei, kennst du nicht diese "lockeren Trainingsfahrten" mit Kollegen?
Wo plötzlich einer anzieht, und alle hinter her? Wo der Ehrgeiz durchkommt, man provokant nach hinten schaut, und sich auf einen ehrlichen Sprint einlässt? ;)
das ist wohl auch eher so eine Rennradfahrergeschichte :-) bei mir ist es hier einfach so, dass ich entweder meist alleine fahre (weil andere zu den Zeiten arbeiten) oder es mir an Kollegen mangelt,mit denen man solche Spielchen machen könnte...ich trainiere meist mit langsameren,bzw. sind das eigentlich eher die Guidings ...und weil das (trainingstechnisch) nichts bringt , eben doch (mangels schnellerer Kollegen hier) wieder meist alleine :-)

JOE
 
bisschen Regen na und!!

Sag ich mir auch!!!!!!
Obwohl es hier seit 12:00 regnet geht es heute Abend ins Stadion, und dass unsere Ostkurve
nicht überdacht ist stört mich überhaupt nicht.
Aktiv wie passiv habe ich mir Outdoor-Sportarten ausgesucht und muss nun mit den jeweiligen
Wetterverhältnissen leben.
 
Mhm, bin ich jetzt auch´n Mädchen? Ich mag Chocos Berichte auch.
Herrlich erfrischend immer mit nem Schmunzeln.

He Nina,
schmeiß mir mal´n paar Puschel zu -- kann ich ich dann für Choco Puscheln!! :D
 
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